Inter­na­tio­na­le Aus­stel­lung „1 EARTH – Tel­lu­ri­an Abstrac­tion“ in Mürsbach

He-Jian, Landscape17, 2022, mixed media on canvas
He-Jian, Landscape17, 2022, mixed media on canvas © THEgallery

THE­gal­lery lädt Sie herz­lich ein zu einer Aus­stel­lung zum The­ma Erde. Erde als Sub­stanz, Mate­ri­al, Ener­gie­quel­le, in allen vie­len erdenk­li­chen phy­si­schen und auch meta­phy­si­schen Hin­sich­ten anhand der Wer­ke von Künstler*innen aus drei Kontinenten.

Tel­lus, eine Göt­tin, die Mut­ter Erde der Römer, war auch als „Ter­ra Mater“ bekannt. Ihre Domä­ne war die der „Alma“, und in ihrer näh­ren­den Eigen­schaft war sie für die Früch­te der Fel­der sowie für die Nutz­tie­re zustän­dig. Dies ist ihre schüt­zen­de Sei­te. Sie war auch mit der Unter­welt ver­bun­den, da die Toten in ihrem „Schoß“ begra­ben wurden.

Inter­es­san­ter­wei­se gab es in den ersten Jahr­hun­der­ten ihres Kul­tes in Rom kein Bild­nis von ihr. Anders als bei ande­ren Göt­tern gab es in der Früh­zeit kei­ne ver­mensch­lich­te Figur, die ihre Kräf­te reprä­sen­tier­te, und sie blieb bis in die frü­he Kai­ser­zeit eine abstrak­te Kraft.

Da es sich hier­bei natür­lich um eine west­li­che Tro­pe han­delt, steht Tel­lus in die­ser Aus­stel­lung stell­ver­tre­tend für ähn­li­che müt­ter­li­che Gott­hei­ten, die auch anders­wo in der mensch­li­chen Vor­stel­lung geschaf­fen wur­den, um die sehr rea­len und sehr über­wäl­ti­gen­den Natur­kräf­te zu sym­bo­li­sie­ren, die bis heu­te das (mensch­li­che) Leben auf unse­rem Pla­ne­ten bestim­men. Umai, die Göt­tin der Erde in den noma­di­schen Kul­tu­ren Zen­tral­asi­ens, wäre ihr Gegen­stück. Und es ist über­deut­lich gewor­den, dass sie uns trotz aller mensch­li­chen Bemü­hun­gen, die Natur zu beherr­schen, in Form des Kli­ma­wan­dels mit all sei­nen Aus­wir­kun­gen unse­re deut­lich Gren­zen aufzeigt.

Ein Dut­zend Künst­le­rin­nen und Künst­ler aus drei Kon­ti­nen­ten und Gene­ra­tio­nen neh­men an die­ser Aus­stel­lung teil, die sich mit den Kräf­ten der Natur befas­sen, genau­er gesagt mit den „tel­luri­schen“ Eigen­schaf­ten der Natur, denen der Erde. Aus dem Blick­win­kel der ein­zel­nen Künstler*innen erfah­ren wir etwas über deren Vor­stel­lun­gen von Erde vor dem Hin­ter­grund ihre jewei­li­gen kul­tu­rel­len Hintergründe.

Die Gegen­über­stel­lung von Kul­tu­ren und Gene­ra­tio­nen eröff­net auch neue Per­spek­ti­ven auf die Abstrak­ti­on in der Kunst als künst­le­ri­sches Mit­tel, um die Ener­gien der Natur visu­ell erfahr­bar zu machen. Es scheint, als gäbe es trotz der unter­schied­li­chen kul­tu­rel­len Her­künf­te Gemein­sam­kei­ten in den künst­le­ri­schen Werken.

Das Wich­tig­ste ist jedoch die Tat­sa­che, dass die Kunst­wer­ke uns auf unge­ahn­te Wei­se Zugang zu den schöp­fe­ri­schen und zer­stö­re­ri­schen Kräf­ten der Erde verschaffen.

THE­gal­lery zeigt 13 ver­schie­de­ne Künst­le­rin­nen und Künst­ler­po­si­tio­nen, u.a. die Kunst­wer­ke von Bea­triz Mora­les, Luis Car­rera-Maul, Gulnur Mukazha­no­va, He Jian, Liu Shan­gy­ing und Wer­ner Knaupp spie­geln auf viel­fäl­ti­ge Wei­se kunst­hi­sto­ri­sche Strö­mun­gen und kul­tu­rel­le Ein­flüs­se wider. Jeder die­ser Künst­ler bringt ein ein­zig­ar­ti­ges künst­le­ri­sches Erbe und eine per­sön­li­che Per­spek­ti­ve mit in die zeit­ge­nös­si­sche Kunst­sze­ne ein.

Bea­triz Mora­les‘ Arbei­ten zei­gen eine fas­zi­nie­ren­de Ver­bin­dung zwi­schen abstrakt-expres­sio­ni­sti­scher Kunst und Tex­til- sowie Faser­kunst. In ihrer Instal­la­ti­on „Tsúl (Bau­haus)“ von 2022 wer­den Aga­ven­fa­sern mit natür­li­chen Pig­men­ten zu einer ein­drucks­vol­len, decken­ho­hen Instal­la­ti­on gefloch­ten. Die­se Arbeit betont die Bedeu­tung der Erde und ihrer Res­sour­cen und hebt die Wich­tig­keit des Arbei­tens mit loka­len Mate­ria­li­en her­vor. Die Ver­wen­dung loka­ler Mate­ria­li­en, ins­be­son­de­re Aga­ven­fa­sern, ist für Bea­triz Mora­les von gro­ßer Bedeu­tung. Die­se Mate­ria­li­en sind nicht nur histo­risch rele­vant für die Regi­on, son­dern spie­geln auch eine Wert­schät­zung für die natür­li­chen Res­sour­cen und Tra­di­tio­nen ihres Hei­mat­lan­des wider. Die Ver­wen­dung indi­ge­ner Farb­pro­zes­se in ihrer Arbeit stellt in ihren Wer­ken eine Ver­bin­dung zur Geschich­te und Kul­tur Mexi­kos her. Die Aga­ve, auch als „wei­ßes Gold“ bezeich­net, sym­bo­li­siert eine wich­ti­ge Res­sour­ce, die einst in der Indu­strie für Sei­le und Säcke ver­wen­det wur­de, bevor sie von Pla­stik ver­drängt wurde.

Luis Car­rera-Maul hin­ge­gen nutzt Por­zel­lan­pa­ste, um fra­gil wir­ken­de Kunst­wer­ke zu schaf­fen, die die Fra­gi­li­tät und Wer­tig­keit unse­rer Erde und ihrer Res­sour­cen ver­deut­li­chen. Sei­ne Wer­ke erin­nern an ver­trock­ne­te, was­ser­lo­se Land­schaf­ten und füh­ren uns vor Augen, wie kost­bar und zer­brech­lich unse­re Umwelt ist.

Gulnur Mukazha­no­va aus Kasach­stan setzt tra­di­tio­nel­le zen­tral­asia­ti­sche Mate­ria­li­en wie Filz und Bro­kat auf unkon­ven­tio­nel­le Wei­se ein. Statt sie für häus­li­che Zwecke zu ver­wen­den, schafft sie kom­ple­xe Instal­la­tio­nen und Requi­si­ten für ihre Foto- und Video­pro­jek­te. Dabei betont sie nicht nur das Mate­ri­al selbst, son­dern auch sei­ne per­for­ma­ti­ven Qua­li­tä­ten und Über­gangs­zu­stän­de. Mukazha­no­vas Kunst reflek­tiert Ver­än­de­run­gen in ihrem Hei­mat­land und befasst sich mit Fra­gen der Glo­ba­li­sie­rung und Identitätspolitik.

He Jian, ein chi­ne­si­scher Maler, der zwi­schen Deutsch­land und Chi­na pen­delt, inte­griert in sei­ne Kunst anti­ke chi­ne­si­sche Tech­ni­ken und zeit­ge­nös­si­sche The­men. Inspi­riert von den Fres­ken des Yon­gle-Tem­pels, schafft er eine fas­zi­nie­ren­de Ver­bin­dung zwi­schen Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart. Sei­ne Wer­ke zeu­gen von einem rei­chen Erfah­rungs­schatz, den er als Rei­sen­der und kul­tu­rel­ler Ver­mitt­ler gewon­nen hat.

Liu Shan­gy­ing, Pro­fes­sor an der Cen­tral Aca­de­my of Fine Arts in Chi­na, erforscht die Bezie­hung zwi­schen Male­rei und Natur, indem er groß­for­ma­ti­ge Gemäl­de in Natur­räu­men wie dem Tibet und der Inne­ren Mon­go­lei schafft. Sei­ne Kunst ist untrenn­bar mit sei­nen Erleb­nis­sen in der ursprüng­li­chen Natur verbunden.

Wer­ner Knaupp, ein deut­scher Maler und Bild­hau­er, schöpft aus mehr als 55 Jah­ren künst­le­ri­scher Schaf­fens­kraft. Sei­ne Wer­ke reflek­tie­ren exi­sten­zi­el­le Erfah­run­gen, dar­un­ter Rei­sen in von Natur­ge­wal­ten gepräg­te Land­schaf­ten und Aus­ein­an­der­set­zung mit mensch­li­chen Grenz-Situa­tio­nen wie Krank­heit und Tod.

1 EARTH – Tel­lu­ri­an Abstrac­tion | Tel­luri­sche Abstraktion

  • Ope­ning / Eröff­nung: 12 NOVEM­BER 2023, 15:00
  • Dura­ti­on / Dau­er: 12 Novem­ber – 31 Dezem­ber 2023
  • THE­gal­lery, Mühl­stra­ße 8, 96179 Mürsbach

Künst­ler

  • Chow Chung-Cheng,*1908 – †1996, China-Deutschland
  • K.F. Dah­men, *1917 – †1981, Deutschland
  • Luis Car­rera-Maul, *1972, Mexico
  • Karl Har­tung, *1908 – †1967, Deutschland
  • He Jian, *1980, China
  • Wer­ner Knaupp, *1936, Deutschland
  • Liu Shan­gy­ing, *1974, China
  • Bea­triz Mora­les, *1981, Mexico
  • Gulnur Muk­hazha­no­va, * 1984, Kasachstan
  • Ursu­la Schult­ze-Bluhm, *1921 – †1999, Deutschland
  • Fred Thie­ler, *1916 – †1999, Deutschland
  • Hann Trier, *1915 – †1999, Deutschland
  • Her­bert Zangs, *1924 – †2003, Deutschland