Cobur­ger Kreis- und Stadt-GRÜ­NE zur Dis­kus­si­on bzgl. Fa. Bro­se und B4-Ausbau

Stel­lung­nah­me von grü­ner Stadt­rats­frak­ti­on und Kreis­ver­band Coburg Stadt zu erneu­ter Dis­kus­si­on um Ver­kehrs­füh­rung der Fa. Bro­se und vier­spu­ri­gen Aus­bau der B 4 in Weichengereuth

Am 24. Okto­ber über­rasch­te die Geschäfts­lei­tung der Fa. Bro­se Fahr­zeug­tei­le zunächst mit der Mit­tei­lung, die im Master­plan 2030 auf­ge­führ­te Inve­sti­ti­on im Stand­ort Coburg nur teil­wei­se umzu­set­zen. Schuld an die­ser Ent­schei­dung sei u.a. der Cobur­ger Stadt­rat, der sich in sei­ner Sit­zung im Mai 2020 gegen den vier­spu­ri­gen Aus­bau der B 4 im Wei­chen­ge­reuth gestellt habe und die andau­ern­de man­geln­de Unter­stüt­zung von Sei­ten der Stadt. Coburgs Ober­bür­ger­mei­ster Domi­nik Sau­er­teig und der Bau­re­fe­rent der Stadt, Peter Cosack, bemüh­ten sich gleich um „Scha­dens­be­gren­zung“: In der am sel­ben Tag ver­öf­fent­lich­ten Pres­se­mit­tei­lung der Stadt wird die unein­ge­schränk­te Unter­stüt­zung her­aus­ge­stellt, was unter ande­rem bedeu­tet: Man hat die von Bro­se geplan­te Ver­kehrs­füh­rung des von Süden kom­men­den und abge­hen­den LKW-Ver­kehrs über Wei­chen­ge­reuth, Fran­ken­brücke und Ufer­stra­ße ohne Ein­wän­de akzep­tiert, anstatt auf die viel kür­ze­re Abwick­lung die­ses Ver­kehrs über den Süd­krei­sel und die Die­sel­stra­ße zu drän­gen. Am 30. Okto­ber ver­öf­fent­lich­te die Fa. Bro­se Fahr­zeug­tei­le nach Dis­kus­sio­nen um die Ein­hal­tung von Abma­chun­gen des Bro­se-Pakts zwi­schen Fir­men­lei­tung und Beschäf­tig­ten eine „Klar­stel­lung“, in der es heißt, dass die geplan­te Inve­sti­ti­ons­hö­he im Stand­ort Coburg über­schrit­ten und der Umfang der Per­so­nal­ein­spa­run­gen redu­ziert wird. Die Cobur­ger CSU und die Mit­tel­stands­uni­on leg­ten nach: Man müs­se die Wich­tig­keit der „letz­ten gro­ßen Infra­struk­tur­maß­nah­me – vier­spu­ri­ger B4-Aus­bau“ erken­nen, die Infra­struk­tur sei „zukunfts­fä­hig“ auszubauen.

Da tun sich für uns Cobur­ger Grü­ne Fra­gen auf: Wie ver­läss­lich ist das, was die Geschäfts­füh­rung der Fa. Bro­se ver­öf­fent­licht? Und was sind die Kli­ma­schutz­an­stren­gun­gen der Stadt Coburg wert, wenn eine Fir­ma eine Ver­kehrs­füh­rung pro­blem­los durch­set­zen kann, die deut­lich län­ger als eine bereits vor­han­de­ne Anbin­dung aus­fällt? Mehr und unnö­tig gefah­re­ne LKW-Kilo­me­ter in der Stadt bedeu­ten neben höhe­ren CO2-Emis­sio­nen auch mehr Lärm, mehr Stick­oxi­de und mehr Fein­staub. Bei zusätz­li­chen 6,5 Kilo­me­tern, die bei der von der Fir­ma Bro­se favo­ri­sier­ten Strecke gefah­ren wer­den, sum­miert sich das bei 60 LKW pro Tag, die von Süden kom­men oder weg­fah­ren, jähr­lich auf den drei­fa­chen Erd­um­fang zusätz­li­cher bzw. ver­meid­ba­rer gefah­re­ner Kilo­me­ter. Es ist die Pflicht der Stadt Coburg, mög­lichst vie­le Inter­es­sen zu berück­sich­ti­gen und nicht aus­schließ­lich die eines ein­zel­nen Unter­neh­mens. Man hät­te zusam­men mit der Fir­ma auf eine klü­ge­re Zufahrts­lö­sung zum Gelän­de hin­ar­bei­ten können.

In der fir­men­in­ter­nen Mit­tei­lung vom 24. Okto­ber wird auf die Gefähr­dung der „Mit­ar­bei­ter“ durch den LKW-Ver­kehr am Werks­ein­gang hin­ge­wie­sen, wenn die­ser über den Süd­krei­sel und die Bam­ber­ger Stra­ße abge­wickelt wer­den soll. Das blen­det kom­plett die Gefähr­dung von Ver­kehrs­teil­neh­men­den durch den zusätz­li­chen LKW-Ver­kehr auf der Fran­ken­brücke aus! Für alle, die zu Fuß oder mit dem Rad unter­wegs sind, ist bereits jetzt die Ein­mün­dung der Ufer­stra­ße auf den Bereich Fran­ken­brücke / Schil­ler­platz ein Gefah­ren­be­reich. Jeder LKW, der dort nicht abfah­ren oder abbie­gen muss, redu­ziert das Risi­ko eines schwe­ren Verkehrsunfalls.

Nach wie vor ver­ste­hen wir nicht, wel­che Vor­tei­le ein vier­spu­ri­ger Aus­bau der B 4 in Wei­chen­ge­reuth brin­gen soll! Die­ser kann nach Aus­füh­run­gen des Staat­li­chen Bau­am­tes Bam­berg nur mit der Instal­la­ti­on von drei Ampel­an­la­gen erfol­gen. Wenn man ger­ne vier­spu­rig mit drei Ampel­an­la­gen auf die Fran­ken­brücke will, kann man das heu­te schon über die Bam­ber­ger Stra­ße tun – es ist sogar gleich weit. Die Anwohner*innen in Wei­chen­ge­reuth haben Kom­pro­mis­se genug machen müs­sen und leben durch die B 4 jetzt schon auf Grund­stücken und in Häu­sern, die nie­mand ernst­haft mit dem Stich­wort „Lebens­qua­li­tät“ bele­gen würde.

CSU und Wirt­schafts­uni­on haben durch­aus Recht, wenn sie einen zukunfts­fä­hi­gen Aus­bau der Ver­kehrs­in­fra­struk­tur for­dern. Doch die­ser fin­det nicht auf der Stra­ße, son­dern v.a. auf der Schie­ne statt. Anders wer­den die drin­gend not­wen­di­gen Reduk­tio­nen von Treib­haus­gas­emis­sio­nen im Ver­kehrs­be­reich nicht zu schaf­fen sein. Immer wie­der einen im Stadt­rat mehr­heit­lich abge­lehn­ten vier­spu­ri­gen Aus­bau der B 4 in Wei­chen­ge­reuth zu for­dern ist rück­wärts­ge­wandt und kein kon­struk­ti­ver Weg zur Lösung der Klimakrise.

Bünd­nis 90/​Die Grü­nen, Kreis­ver­band Coburg-Stadt
Petra Wöh­ner, Vorstandssprecherin

Frak­ti­on Bünd­nis 90/​Die Grü­nen im Stadt­rat zu Coburg
Wolf­gang Weiß , Fraktionsvorsitzender