Bam­ber­ger Kir­chen vir­tu­ell erleben

Ange­hen­de Reli­gi­ons­lehr­kräf­te erstel­len in Päd­ago­gik­se­mi­nar 3D-Model­le, die für alle zugäng­lich sind

Vom Holz­markt in Bam­berg aus geht es drei Stu­fen nach oben bis Lehr­amts­stu­den­tin Lil­ly Mei­er über die Schwel­le in die Insti­tuts­kir­che ein­tritt. Rechts und links sieht sie die Weih­was­ser­becken und meh­re­re Exem­pla­re des Got­tes­lob. Zwi­schen den Kir­chen­bän­ken ent­lang geht es vor zum Altar des Barock­baus, an den Wän­den sind Jesus am Kreuz, die Kan­zel und eine Mari­en­sta­tue zu sehen. Sowohl der Hoch­al­tar als auch die Sei­ten­al­tä­re sind prunk­voll aus­ge­stat­tet mit Gemäl­den, Sta­tu­en, Mar­mor – wie man es von Barock­kir­chen kennt. Das Beson­de­re: Lil­ly Mei­er ist gar nicht wirk­lich vor Ort. Sie erkun­det die Insti­tuts­kir­che vir­tu­ell. Das ist für alle Inter­es­sier­ten mög­lich, denn acht der zahl­rei­chen Bam­ber­ger Kir­chen sind jetzt vir­tu­ell erleb­bar – sowohl über den Com­pu­ter als auch über eine VR-Bril­le. Im Rah­men des Semi­nars „VR-Kir­chen­päd­ago­gik – Vir­tu­el­le Kir­chen­räu­me erschlie­ßen, kon­zi­pie­ren und erfahr­bar machen“ haben Lehr­amts­stu­die­ren­de der katho­li­schen Theo­lo­gie 3D-Model­le von Bam­ber­ger Kir­chen erstellt und didak­tisch auf­be­rei­tet. Ein­ge­bet­tet ist das Semi­nar im Pro­jekt „Digi­ta­le Kul­tu­ren in der Leh­re ent­wickeln“ (DiKu­Le).

Kir­chen­päd­ago­gik virtuell

„Bei der Kir­chen­päd­ago­gik geht es dar­um, einen Kir­chen­raum mit allen Sin­nen zu erfah­ren – oft heißt es: mit Kopf, Herz und Hand“, erläu­tert The­re­sia Witt, die seit 2021 zum The­ma „VR-Kir­chen­päd­ago­gik“ an der Uni­ver­si­tät Bam­berg pro­mo­viert. Sie lei­tet das Semi­nar, in dem in den Som­mer­se­me­stern 2022 und 2023 die vir­tu­el­len Kir­chen­räu­me ent­stan­den sind. Zudem beglei­tet Witt das Semi­nar auch wis­sen­schaft­lich. Sie fragt sich, inwie­fern sich Kir­chen­päd­ago­gik vor Ort ins Digi­ta­le über­tra­gen lässt. „Ich möch­te wis­sen, wel­che Poten­tia­le und Her­aus­for­de­run­gen Vir­tu­el­le Rea­li­tät mit sich bringt – und zwar für kir­chen­päd­ago­gi­sche Bil­dungs­pro­zes­se, aber auch für die Pro­fes­sio­na­li­sie­rung ange­hen­der Reli­gi­ons­lehr­kräf­te“, erläu­tert sie. Erste Ergeb­nis­se ihrer Unter­su­chun­gen zei­gen, dass durch das Erstel­len und Didak­ti­sie­ren der 3D-Kir­chen­mo­del­le im Stu­di­um vor allem die Pro­blem­lö­se- und Digi­ta­li­täts­kom­pe­ten­zen der Stu­die­ren­den gestärkt wer­den kön­nen. „Für den Schul­un­ter­richt eig­net sich VR-Kir­chen­päd­ago­gik vor allem als Ergän­zung zur Erschlie­ßung des Kir­chen­rau­mes vor Ort“, meint Witt.

Stu­die­ren­de kön­nen VR-Kir­chen­päd­ago­gik spä­ter als Lehr­kräf­te selbst anwenden

Das Semi­nar war in drei Etap­pen auf­ge­baut: Zunächst teste­ten die Stu­die­ren­den selbst ein vir­tu­el­les Modell, das The­re­sia Witt zuvor erstellt hat­te. Danach waren sie selbst gefragt. In Grup­pen erstell­ten sie ein eige­nes 3D-Modell einer Bam­ber­ger Kir­che und berei­te­ten es didak­tisch auf. Anschlie­ßend ging es an Koope­ra­ti­ons­schu­len, wo die Stu­die­ren­den ihre Kir­chen­mo­del­le mit Schüler*innen aus­pro­bier­ten. Eine Stu­den­tin, die 2022 mit dabei war und 2023 das Semi­nar als stu­den­ti­sche Hilfs­kraft unter­stützt hat, ist Lil­ly Mei­er. Die 21-Jäh­ri­ge stu­diert inzwi­schen im 7. Seme­ster Grund­schul­lehr­amt mit dem Haupt­fach Katho­li­sche Reli­gi­ons­leh­re. Ihr hat das Semi­nar sehr viel Spaß gemacht, wie sie berich­tet. Vor allem die Erpro­bung des eige­nen Modells in der Grund­schu­le: „Die Schüler*innen haben sich fast um die VR-Bril­le gestrit­ten, weil sie das Erleb­nis so toll fan­den.“ Sie selbst hat mit Kommiliton*innen ein Modell der Kir­che St. Mar­tin erstellt. „An unge­fähr 100 Stand­punk­ten haben wir Bil­der gemacht, die dann mit dem Pro­gramm Mat­ter­port zusam­men­ge­fügt wur­den.“ Lil­ly Mei­er sieht die Erkun­dung mit Hil­fe der VR-Bril­le eben­falls als Ergän­zung zum Besuch der Kir­che vor Ort. Sie kann sich aber gut vor­stel­len, VR-Kir­chen­päd­ago­gik spä­ter selbst in ihrem Beruf als Leh­re­rin anzu­wen­den. Das Semi­nar habe sie gut dar­auf vorbereitet.


Über DiKu­Le:

Das Semi­nar steht in Zusam­men­hang mit dem Pro­jekt „Digi­ta­le Kul­tu­ren in der Leh­re ent­wickeln“, das durch die Stif­tung Inno­va­ti­on in der Hoch­schul­leh­re noch bis Mit­te 2024 mit rund 4 Mil­lio­nen Euro geför­dert wird. Ziel ist es, digi­ta­le Lehr­in­no­va­tio­nen für die Uni­ver­si­tät Bam­berg und dar­über hin­aus zu schaf­fen durch die Ver­knüp­fung des geistes‑, sozi­al- und bil­dungs­wis­sen­schaft­li­chen Pro­fils der Uni­ver­si­tät mit den Kom­pe­ten­zen der Fakul­tät für Wirt­schafts­in­for­ma­tik und Ange­wand­te Infor­ma­tik (WIAI). Dafür ent­wickeln über 40 Forscher*innen aus allen vier Fakul­tä­ten in fächer­über­grei­fen­der Zusam­men­ar­beit neue Soft­ware-Lösun­gen, didak­ti­sche For­ma­te sowie Video-Infra­struk­tu­ren und set­zen die­se in die Pra­xis um.

Die 3D-Model­le aus dem Semi­nar „VR-Kir­chen­päd­ago­gik“ sind zu fin­den unter: https://​www​.uni​-bam​berg​.de/​r​e​l​p​a​e​d​/​t​h​e​o​w​e​r​k​/​d​i​g​i​t​a​l​e​r​-​c​o​n​t​e​n​t​/​v​r​-​k​i​r​c​h​e​n​p​a​e​d​a​g​o​g​ik/

Zusätz­lich sind alle Inter­es­sier­ten dazu ein­ge­la­den, die Kir­chen­mo­del­le mit der VR-Bril­le zu erkun­den. Das ist im Theo­Werk, An der Uni­ver­si­tät 2, in Bam­berg mög­lich. Die aktu­el­len Öff­nungs­zei­ten des Theo­Werks gibt es unter: www​.uni​-bam​berg​.de/​r​e​l​p​a​e​d​/​t​h​e​o​w​erk

Um eine vor­he­ri­ge Anmel­dung, damit die VR-Bril­le vor­be­rei­tet wer­den kann, wird gebe­ten unter: theresia.​witt@​uni-​bamberg.​de

Mehr zu DiKu­Le: www​.uni​-bam​berg​.de/​d​i​k​ule