Fest­vor­trag und Ehrung im Alten E‑Werk Bamberg

Vollbesetzt war der Große Saalzur Semestereröffnung der vhs Bamberg Stadt; Fotonachweis: Stadtarchiv Bamberg / Gumbert, Knobloch
Vollbesetzt war der Große Saalzur Semestereröffnung der vhs Bamberg Stadt; Fotonachweis: Stadtarchiv Bamberg / Gumbert, Knobloch

Im voll­be­setz­ten Gro­ßen Saal der Volks­hoch­schu­le Bam­berg Stadt haben rund 200 Inter­es­sier­te den Auf­takt ins Jubi­lä­ums-Seme­ster „35 Jah­re vhs im Alten E‑Werk“ gefei­ert. Lan­ger Applaus beglei­te­te Prof. Dr. Wolf­gang Bras­sats Vor­trag. Wis­sen­schaft­lich fun­diert und bar jeder Stim­mungs­ma­che ana­ly­sier­te er „Leben und Werk des Land­schafts­ma­lers Fritz Bay­er­lein“. Anhand ver­schie­de­ner Doku­men­te sei die poli­ti­sche Über­zeu­gung des gebür­ti­gen Bam­ber­gers, der sei­ne pri­va­te Post mit „Heil Hit­ler“ signier­te, ein­deu­tig beleg­bar, so der Fest­red­ner. Die poli­ti­sche Hal­tung des Malers habe sich aber nicht eins zu eins in allen sei­nen Bil­dern mani­fe­stiert, so Prof. Dr. Bras­sats Fazit. Anhand von Mal­stil und Moti­ven der dama­li­gen Zeit betrach­te­te er die Bil­der Bay­er­leins, die die Hal­tung der dama­li­gen Zeit wider­spie­gel­ten und auf eine eige­ne künst­le­ri­sche Bot­schaft weit­ge­hend ver­zich­te­ten. Sach­lich zeig­te der Lehr­stuhl­in­ha­ber der Neue­ren Kunst­ge­schich­te an der Uni­ver­si­tät Bam­berg auf, wie lan­ge es gedau­ert hat­te, bevor Stadt­ge­sell­schaft und Ver­wal­tung bereit waren, sich mit Bay­er­leins poli­ti­scher Über­zeu­gung zu beschäf­ti­gen. Wich­tig war ihm die Bot­schaft: „Ich möch­te die Dis­kus­si­on ver­sach­li­chen und nicht anheizen.“

Dass der heu­ti­ge Blick ein ganz ande­rer sein kann, beton­te auch Bür­ger­mei­ster Jonas Glü­sen­kamp. In sei­nem Gruß­wort spann­te er einen Bogen von der Zeit
Anfang der 1980er Jah­re, als Stu­die­ren­de aus Pro­test gegen den geplan­ten Abriss das städ­ti­sche Elek­tri­zi­täts­werks besetzt hat­ten, bis hin zur Ent­schei­dung, das Gebäu­de zu erhal­ten und für die Volk­hoch­schu­le umzu­bau­en. „Unser Blick auf die­se Zeit hat sich geän­dert“, so Glü­sen­kamp. Er erin­ner­te dar­an, dass letzt­lich zivil­ge­sell­schaft­li­cher Unge­hor­sam ein­zel­ner dazu bei­getra­gen habe, das Gebäu­de zu ret­ten und einer gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Nut­zung zuzu­füh­ren. „Ich dan­ke allen, die dar­an betei­ligt waren und wir heu­te die­ses Jubi­lä­um 35 Jah­re vhs im Alten E‑Werk fei­ern kön­nen“, so der Bürgermeister.

Mit Blick auf den Fest­vor­trag beton­te er, dass bei strit­ti­gen The­men wis­sen­schaft­li­che Ein­ord­nun­gen wich­tig und hilf­reich sei­en. „Und es braucht öffent­li­che Räu­me, um gesell­schaft­li­che Fra­gen immer wie­der unter­ein­an­der demo­kra­tisch aus­han­deln zu kön­nen. Glü­sen­kamp dank­te vhs-Lei­te­rin Dr. Anna Scher­baum und ihrem Team sowie den Dozen­tin­nen und Dozen­ten für das über­aus viel­fäl­ti­ge Semesterprogramm.

Die­ses stell­te Dr. Scher­baum in sei­nen vie­len Facet­ten vor. Ein­gangs erin­ner­te sie an den „über­wäl­ti­gen­den Zuspruch und die Begei­ste­rung unzäh­li­ger Gäste“, die eine Woche zuvor unter dem Mot­to „Her­ein­spa­ziert“ den 35. Geburts­tag der VHS im alten E‑Werk mit­ge­fei­ert haben. Die Volks­hoch­schu­le sei eine der ersten Ein­rich­tun­gen gewe­sen, die ein Indu­strie­denk­mal als neu­en Bil­dungs­ort bezo­gen habe. „Wir alle lie­ben unse­ren Grün­dungs­my­thos“, so die vhs-Lei­te­rin. „Ohne die Beset­zer und ihre Kri­tik wür­de es uns heu­te nicht geben.“

Alt­bür­ger­mei­ster Graf­ber­ger gewürdigt

Eine beson­de­re Wür­di­gung erfuhr Alt­bür­ger­mei­ster Rudolf Graf­ber­ger, den Dr. Scher­baum als „Grün­dungs­di­rek­tor“ bezeich­ne­te: Von 1986 bis 1988 habe er mit viel Geschick und Weit­blick die Idee des Umzugs in das Alte E‑Werk vor­an­ge­trie­ben und als Lei­ter der Volks­hoch­schu­le den umfang­rei­chen Umbau­ar­bei­ten vor­ge­stan­den. Für sei­ne umfang­rei­chen Ver­dien­ste ver­lieh sie Graf­ber­ger die Gol­de­ne Nadel des Volks­hoch­schul­ver­ban­des und dank­te sei­ner Frau Han­ne. „Sie kann­te den vhs-Betrieb bestens aus der Teil­neh­mer­per­spek­ti­ve und habe Ihren Mann als Insi­de­rin tat­kräf­tig unter­stützt.“ Dank sag­te die vhs-Lei­te­rin auch der dama­li­gen lang­jäh­ri­gen Kura­to­ri­ums­vor­sit­zen­den Rose­ma­ry Neber­le, die sich im Rat­haus sowie über vie­le Jahr­zehn­te als Dozen­tin im Alten E ‑Werk über die Maße enga­giert habe. Viel Applaus gab es für die Musik. Sti­pen­dia­tin Nana­ko Tamai und Hei­ko Trie­be­ner von den Bam­ber­ger Sym­pho­ni­kern (bei­de Tuba) prä­sen­tier­ten unter ande­rem eine Welt­pre­mie­re: Das Stück „Zwei Köni­gin­nen der Nacht“ von Mozart, der 40 Jah­re vor Erfin­dung der Tuba gestor­ben ist.