Was­ser­stoff-Offen­si­ve für Bayreuth

(von links) Jürgen Bayer (Stadtwerke-Geschäftsführer), Hubert Aiwanger (Wirtschaftsminister), Thorsten Glauber (Umweltminister), Thomas Ebersberger (Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke), Michael Steinmetz (Leiter Verkehr bei den Stadtwerken) © Stadtwerke Bayreuth
(von links) Jürgen Bayer (Stadtwerke-Geschäftsführer), Hubert Aiwanger (Wirtschaftsminister), Thorsten Glauber (Umweltminister), Thomas Ebersberger (Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke), Michael Steinmetz (Leiter Verkehr bei den Stadtwerken) © Stadtwerke Bayreuth

Die Bus­se der Stadt­wer­ke Bay­reuth wer­den in Zukunft mit Was­ser­stoff betrie­ben und damit kli­ma­neu­tral. Das ist das Ergeb­nis der Mach­bar­keits­stu­die, die die Stadt­wer­ke Bay­reuth gemein­sam mit Bay­erns Wirt­schafts­mi­ni­ster Hubert Aiwan­ger und Umwelt­mi­ni­ster Thor­sten Glau­ber am Frei­tag vor­ge­stellt haben. Den Was­ser­stoff wol­len die Stadt­wer­ke auf ihrem Gelän­de in der Edu­ard-Bay­er­lein-Stra­ße selbst her­stel­len. Die Stadt­wer­ke Bay­reuth pla­nen, bis 2038 vor­raus­sicht­lich einen mitt­le­ren zwei­stel­li­gen Mil­lio­nen­be­trag für ihre Was­ser­stoff-Offen­si­ve zu inve­stie­ren – bereits 2026 soll der erste Was­ser­stoff­bus durch Bay­reuth rollen.

„Das war ein dickes Brett“, gibt Jür­gen Bay­er, Geschäfts­füh­rer der Stadt­wer­ke Bay­reuth, unum­wun­den zu. Er meint damit die Wei­chen­stel­lung für den Bay­reu­ther Stadt­bus­ver­kehrs der Zukunft. Denn klar ist: Die Bus­se sol­len in Zukunft vor Ort kei­ne Treib­haus­ga­se mehr aus­sto­ßen. Damit wür­den gegen­über heu­te jedes Jahr rund 2.000 Ton­nen CO2 ver­mie­den. Mög­lich machen das E‑Busse und Was­ser­stoff­bus­se. „Wel­ches von bei­dem aller­dings die für unse­re Fahr­gä­ste und unser Unter­neh­men beste Tech­no­lo­gie ist, haben wir gemein­sam mit renom­mier­ten Exper­ten in den ver­gan­ge­nen Mona­ten im Rah­men einer Mach­bar­keits­stu­die erarbeitet.“

Das Ergeb­nis: Die Stadt­wer­ke Bay­reuth set­zen künf­tig auf eine Was­ser­stoff-Offen­si­ve, weil die Reich­wei­te von E‑Bussen für den Ein­satz in Bay­reuth nicht aus­rei­chend sei und sie wegen des hohen Gewichts der Akkus weni­ger Fahr­gä­ste beför­dern kön­nen als Was­ser­stoff-betrie­be­ne Bus­se. „Die­se Erkennt­nis­se haben sich auch in unse­ren Tests unter Real­be­din­gun­gen bestä­tigt. Ins­ge­samt betrach­tet, müss­ten wir mehr Bus­se kau­fen und mehr Per­so­nal beschäf­ti­gen, wes­we­gen Was­ser­stoff für uns der bes­se­re Weg ist“, erklärt Bayer.

Auch weil das Unter­neh­men grö­ßer denkt und nicht nur die Bus­se selbst in den Fokus nimmt. Viel­mehr möch­ten die Stadt­wer­ke Bay­reuth den Was­ser­stoff auf dem Betriebs­ge­län­de in der Edu­ard-Bay­er­lein-Stra­ße selbst her­stel­len. „Wir pla­nen der­zeit einen Elek­tro­ly­seur mit einer Lei­stung von vor­aus­sicht­lich 5 Mega­watt, der – und das ist uns ganz wich­tig – grü­nen Was­ser­stoff mit­hil­fe von Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gien her­stel­len wird. Unter ande­rem soll er von einer gro­ßen Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge gespeist wer­den, die wir der­zeit pla­nen und die eine Spit­zen­lei­stung von 17 Mega­watt erzielt. Damit fügen wir unse­rem Ener­gie­sy­stem einen Bau­stein hin­zu, das lan­ge gefehlt hat. Näm­lich, dass wir Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gien end­lich spei­chern kön­nen und somit Wind­rä­der und PV-Anla­gen nicht mehr abge­schal­tet wer­den müs­sen, wenn Haus­hal­te und Indu­strie den grü­nen Strom an son­ni­gen und wind­rei­chen Tagen nicht mehr abneh­men können.“

Die durch die Wasserstoffherstellung anfallenden "Nebenprodukte" werden ebenfalls genutzt. ©Stadtwerke Bayreuth

Die durch die Was­ser­stoff­her­stel­lung anfal­len­den „Neben­pro­duk­te“ wer­den eben­falls genutzt. ©Stadt­wer­ke Bayreuth

Da bei der Was­ser­stoff­her­stel­lung viel Wär­me ent­steht, ist es das Ziel der Stadt­wer­ke, auch die­se zu nut­zen. Sie ist daher ein wesent­li­cher Bestand­teil der Pla­nun­gen für den Neu­bau der Fir­men­zen­tra­le, die eben­falls auf dem Gelän­de der Edu­ard-Bay­er­lein-Stra­ße ent­ste­hen wird. „Die Wär­me der Was­ser­stoff­her­stel­lung wer­den wir natür­lich für die Behei­zung unse­rer neu­en Gebäu­de nut­zen, was die Effi­zi­enz des Elek­tro­ly­seurs wei­ter nach oben schraubt.“ Und auch ein wei­te­res Pro­dukt der Was­ser­stoff­her­stel­lung könn­te in der Regi­on genutzt wer­den, sagt Jür­gen Bay­er. „Durch den Pro­zess der Elek­tro­ly­se ent­steht zudem Sau­er­stoff, den wir Klär­an­la­gen in der Regi­on anbie­ten kön­nen, die die­sen in ihrer Abwas­ser­auf­be­rei­tung nut­zen könnten.“

Bay­er spricht daher von „regio­na­ler Kreis­lauf­wirt­schaft“, die das Pro­jekt in die­ser Form ein­zig­ar­tig mache. „Der Strom für den grü­nen Was­ser­stoff stammt von hier und hier nut­zen wir auch sämt­li­che Pro­duk­te der Elek­tro­ly­se – damit bleibt die Wert­schöp­fung kom­plett in Bay­reuth und Umge­bung.“ Zudem betont er, dass es sich um kein Pro­jekt hand­le, das nur auf dem Papier hübsch aus­se­he. „Uns ging es von vorn­her­ein dar­um, ins Machen zu kom­men. Schö­ne Plä­ne, erdacht im Elfen­bein­turm, hel­fen weder uns noch Bay­reuth, wes­we­gen es mög­lichst zügig los­ge­hen soll.“

Per­spek­ti­visch sol­len rund 65 Bus­se der Stadt­wer­ke Bay­reuth und deren Part­ner­un­ter­neh­men auf emis­si­ons­freie Antrie­be umge­stellt wer­den – allein die Stadt­wer­ke Bay­reuth pla­nen, bis 2030 25 neue Was­ser­stoff­bus­se zu kau­fen. Im Jahr 2038 soll die Umstel­lung der Stadt­wer­ke-Flot­te abge­schlos­sen sein. Die not­wen­di­gen Inve­sti­tio­nen für Bus­se der Stadt­wer­ke, Elek­tro­ly­seur, Was­ser­stoff­tank­stel­le sowie die Umrü­stung der Werk­statt auf die neue Tech­no­lo­gie set­zen die Stadt­wer­ke bis zum Jahr 2038 mit einem mitt­le­ren zwei­stel­li­gen Mil­lio­nen­be­trag an. „Das ist viel Geld, vor allem wenn man sieht, dass wir als Stadt­wer­ke gera­de in den Berei­chen Erneu­er­ba­re Ener­gien, Fern­wär­me und Strom­netz in den kom­men­den Jah­ren einen enor­men Inve­sti­ti­ons­be­darf haben“, betont Bay­er. Gelin­gen kön­ne die Was­ser­stoff-Offen­si­ve für Bay­reuth daher nur, wenn sowohl der Bund als auch der Frei­staat Bay­ern den Was­ser­stoff-Hoch­lauf unterstützen.

Bayerns Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger würdigt den Elan der Stadtwerke Bayreuth

Bay­erns Wirt­schafts- und Ener­gie­mi­ni­ster Hubert Aiwan­ger wür­digt den Élan der Stadt­wer­ke Bay­reuth. © Stadt­wer­ke Bayreuth

Bay­erns Wirt­schafts- und Ener­gie­mi­ni­ster Hubert Aiwan­ger wür­digt den Élan der Stadt­wer­ke Bay­reuth: „Was­ser­stoff im ÖPNV lohnt sich. Das zeigt die Stu­die der Stadt­wer­ke Bay­reuth. Und ich freue mich, dass Bay­reuth die­ses Poten­zi­al nun nut­zen will. Von der Erzeu­gung bis zur Betan­kung eige­ner Was­ser­stoff­bus­se ent­steht hier ein Was­ser­stoff­kreis­lauf mit Vorbildcharakter.“

Von den Plä­nen über­zeugt zeigt sich auch Ober­bür­ger­mei­ster Tho­mas Ebers­ber­ger, der auch Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der der Stadt­wer­ke ist: „Wir wol­len in Bay­reuth bis 2040 kli­ma­neu­tral sein. Hier­für haben wir ein inte­grier­tes Kli­ma­schutz­kon­zept erar­bei­tet, in dem natür­lich auch der Bereich Mobi­li­tät eine wich­ti­ge Rol­le spielt. Wenn unser Stadt­bus­ver­kehr 2038 emis­si­ons­frei ist, ist das ein wich­ti­ger Bau­stein für unse­re Kli­ma­schutz­zie­le. 15 Jah­re sind zwar eine lan­ge Zeit, man darf aber nicht ver­ges­sen, dass die Stadt­wer­ke im Rah­men ihrer Was­ser­stoff-Offen­si­ve bereits in den näch­sten sie­ben Jah­ren einen Groß­teil ihrer Flot­te, genau genom­men 25 Bus­se, auf Was­ser­stoff umstel­len wer­den – der erste Bus soll im Jahr 2025 bestellt wer­den. Das heißt: Bereits im Jahr 2030 ver­rin­gern wir die Emis­sio­nen der Stadt­bus­se um die Hälfte.“