Brand­schutz­wo­che in Bay­reuth: Besu­cher konn­ten bei den Übun­gen live dabei sein

In Bindlach wurde bei einem landwirtschaftlichen Anwesen ein Brand mit insgesamt sechs vermissten Personen inszeniert. © Kreisbrandinspektion Bayreuth
In Bindlach wurde bei einem landwirtschaftlichen Anwesen ein Brand mit insgesamt sechs vermissten Personen inszeniert. © Kreisbrandinspektion Bayreuth

Die Brand­schutz­wo­che der baye­ri­schen Feu­er­weh­ren wur­de am 23. Sep­tem­ber vie­ler­orts mit Auf­takt­übun­gen oder einen „Lan­gen Nacht der Feu­er­weh­ren“ ein­ge­läu­tet. Das dies­jäh­ri­ge Mot­to lau­tet „Machen, was wirk­lich zählt? Unbe­zahl­bar!“ Die Feu­er­wehr­ak­ti­ons­wo­che endet am 01. Okto­ber 2023.

Die­ses Jahr möch­te man mit dem Mot­to dar­auf auf­merk­sam machen aber auch das Bewusst­sein dafür schaf­fen, dass der Brand­schutz, die tech­ni­sche Hil­fe­lei­stung sowie Sicher­heits­wa­chen zu den Pflicht­auf­ga­ben einer jeden Kom­mu­ne und Stadt gehö­ren wel­che durch die Feu­er­weh­ren aus­ge­führt wer­den. Obwohl es sich um eine Pflicht­auf­ga­be han­delt wird die­se größ­ten­teils ehren­amt­lich erfüllt. Bay­ern­weit gibt es 7 Berufs­feu­er­weh­ren. In Ober­fran­ken jedoch lei­sten rund 37.000 Kame­ra­din­nen und Kame­ra­den ehren­amt­lich ihren Dienst zum Schutz der Bevöl­ke­rung. Ober­fran­ken ver­fügt über zwei „Stän­dig besetz­te Wachen“ wel­che aber kei­ne Berufs­feu­er­wehr dar­stel­len. Rund 370 Feu­er­wehr­dienst­lei­sten­de orga­ni­sie­ren sich in Werk­feu­er­weh­ren und cir­ca 35 in Betriebs­feu­er­weh­ren. Rund 4.730 Kame­ra­din­nen sind bei den Feu­er­weh­ren in Ober­fran­ken aktiv.

In Bindlach wurde bei einem landwirtschaftlichen Anwesen ein Brand mit insgesamt sechs vermissten Personen inszeniert. © Kreisbrandinspektion Bayreuth

In Bind­lach wur­de bei einem land­wirt­schaft­li­chen Anwe­sen ein Brand mit ins­ge­samt sechs ver­miss­ten Per­so­nen insze­niert. © Kreis­brand­in­spek­ti­on Bayreuth

Am Frei­tag den 22. Sep­tem­ber hat­te die Bevöl­ke­rung die Mög­lich­keit im Gemein­de­be­reich Bind­lach die Auf­takt­übung der Feu­er­weh­ren des Land­krei­ses Bay­reuth zu besu­chen. In der Aller­sor­fer Stra­ße wur­de bei einem land­wirt­schaft­li­chen Anwe­sen ein Brand mit ins­ge­samt sechs ver­miss­ten Per­so­nen ange­nom­men. Hier konn­te sich die Bevöl­ke­rung vor Ort selbst ein Bild davon machen wie es aus näch­ster Nähe aus­sieht, wenn die Feu­er­wehr ihren Fokus auf die Men­schen­ret­tung mit­tels ein­ge­setz­ter Atem­schutz­ge­rä­te­trä­ger im Innen­an­griff setzt aber auch aus obe­ren Stock­wer­ken Per­so­nen mit einer Dreh­lei­ter ret­tet. Gleich­zei­tig wur­de eine Was­ser­ver­sor­gung für den Lösch­an­griff zum Gebäu­de auf­ge­baut. Hier befan­den sich alle Feu­er­weh­ren der Gemein­de Bind­lach mit Benk, Bind­lach, Crot­ten­dorf, Deps, Euben und Ram­s­en­thal und einer Gesamt­zahl von 94 Kräf­ten im Einsatz.

Ein Gebäudebrand der Firma Markgraf imStadtgebiet Bayreuth wurde angenommen. © Kreisbrandinspektion Bayreuth

Ein Gebäu­de­brand der Fir­ma Mark­graf im
Stadt­ge­biet Bay­reuth wur­de ange­nom­men. © Kreis­brand­in­spek­ti­on Bayreuth

Am Fol­ge­tag war die Feu­er­wehr Bind­lach bei der Auf­takt­übung der Feu­er­weh­ren Stadt Bay­reuth mit betei­ligt. Bei die­ser wur­de ein Gebäu­de­brand der Fir­ma Mark­graf im Stadt­ge­biet Bay­reuth ange­nom­men. Meh­re­re Per­so­nen wur­den noch im Gebäu­de ver­misst bzw. hat­ten sich vor dem Rauch auf das Dach geflüch­tet und saßen dort fest. Für die alar­mier­ten Ein­hei­ten der Abtei­lun­gen St. Geor­gen, Inne­re Stadt und Feu­er­wehr-Ein­satz­lei­tung sowie die Feu­er­weh­ren Lain­eck und Bind­lach galt es ent­spre­chend schnell die Per­so­nen­ret­tung ein­zu­lei­ten. Dafür wur­den meh­re­re Trupps unter Atem­schutz im Innen­an­griff und par­al­lel von außen zwei Dreh­lei­tern ein­ge­setzt. Zur Ver­sor­gung der Geret­te­ten errich­te­te das BRK Bay­reuth einen Ver­letz­ten­sam­mel­platz. Die Brand­be­kämp­fung wur­de über meh­re­re Roh­re, dar­un­ter auch das Wen­de­rohr einer Dreh­lei­ter, im Außen­an­griff durch­ge­führt. Die hier­für not­wen­di­ge lei­stungs­star­ke Was­ser­ver­sor­gung wur­de über Schlauch­lei­tun­gen zu ver­schie­de­ne Was­ser­ent­nah­me­stel­len sicher­ge­stellt. Rund eine drei­vier­tel Stun­de lang konn­te die erfreu­lich hohe Anzahl an inter­es­sier­ten Zuschau­ern das Trei­ben der ins­ge­samt 91 Ein­satz­kräf­te ver­fol­gen, ehe es „Übungs­en­de!“ hieß.

 Übungsalarm mit dem Szenario "Bahndammbrand droht auf Gebäude überzugreifen“ © Kreisbrandinspektion Bayreuth

Übungs­alarm mit dem Sze­na­rio „Bahn­damm­brand droht auf Gebäu­de über­zu­grei­fen“ © Kreis­brand­in­spek­ti­on Bayreuth

Eben­falls am Sams­tag zeig­ten im süd­li­chen Land­kreis Feu­er­weh­ren im Zuge der Feu­er­wehr­ak­ti­ons­wo­che bei einem Übungs­alarm das Sze­na­rio „Bahn­damm­brand droht auf Gebäu­de über­zu­grei­fen“. Durch die nahe Bebau­ung neben den Bahn­glei­sen sowie der Böschung die über­wie­gend bewal­det ist wur­de bei der Übung davon aus­ge­gan­gen, dass aus einem Böschungs­brand an den Bahn­glei­sen ein Boden Feu­er bis zum Kro­nen­feu­er im obe­ren Teil der Böschung fort­schrei­tet. Der Fun­ken­flug brei­te­te sich über den Häu­sern am Kap­pel­berg aus. Dort wur­de schluss­end­lich noch ein Gebäu­de­brand am angren­zen­den Kin­der­gar­ten angenommen.

 Übungsalarm mit dem Szenario "Bahndammbrand droht auf Gebäude überzugreifen“ © Kreisbrandinspektion Bayreuth.

Übungs­alarm mit dem Sze­na­rio „Bahn­damm­brand droht auf Gebäu­de über­zu­grei­fen“ © Kreis­brand­in­spek­ti­on Bayreuth

Durch den „Fun­ken­flug“ wur­de sei­tens der Feu­er­wehr und mit Hil­fe des BRK eine simu­lier­te Eva­ku­ie­rung erprobt um die Belan­ge der jewei­li­gen Blau­licht­or­ga­ni­sa­ti­on noch tief­grün­di­ger ken­nen zu ler­nen. Von den Unter­stüt­zungs­grup­pen (UG)-Feuerwehr und UG-BRK war eine inten­si­ve, orga­ni­sa­ti­ons­über­grei­fen­de Zusam­men­ar­beit gefor­dert um alle sich im Übungs­ein­satz befin­den­den Ein­satz­kräf­te der Blau­licht­or­ga­ni­sa­tio­nen zu koor­di­nie­ren. Rund 15 Per­so­nen muss­ten eva­ku­iert wer­den davon jeweils zwei sit­zend und lie­gend, bevor sie zur wei­te­ren medi­zi­ni­schen Behand­lung an das BRK über­ge­ben wer­den konn­ten. Die Mimen wur­den vor Übungs­be­ginn durch das Jugend­rot­kreuz aus Peg­nitz für eine mög­lichst rea­li­sti­sche Dar­stel­lung geschminkt.

Die Was­ser­ver­sor­gung wur­de von der nahe gele­ge­nen Fich­ten­o­he sowie aus dem Hydran­ten­netz ent­nom­men. Im Ein­satz befan­den sich die Feu­er­weh­ren Buch­au, Kal­ten­thal, Büchen­bach, Leups, Lan­gen­reuth, Stem­men­reuth, Zips, Tro­schen­reuth, Hain­bronn, Peg­nitz und Kir­chen­bir­kig sowie die UG SAN BRK Bay­reuth, Bereit­schaft Peg­nitz, Bereit­schaft Creu­ßen, Bereit­schaft Bay­reuth aber auch der Fach­be­ra­ter des THW. Bei die­ser Übung waren ins­ge­samt 140 Kräf­te von Feu­er­wehr, BRK und THW eingesetzt.

Erstmals wurde der Gefahrgutzug der Feuerwehren Bad Berneck, Escherlich,Goldkronach und Nemmersdorf, bei der Dekontamination der eingesetzten Kräfte durch die Feuerwehr Creußen unterstützt. © Kreisbrandinspektion Bayreuth

Erst­mals wur­de der Gefahr­gut­zug der Feu­er­weh­ren Bad Ber­neck, Escher­lich, Gold­kro­nach und Nem­mers­dorf, bei der Dekon­ta­mi­na­ti­on der ein­ge­setz­ten Kräf­te durch die Feu­er­wehr Creu­ßen unter­stützt. © Kreis­brand­in­spek­ti­on Bayreuth

Bereits am Sams­tag den 19. Sep­tem­ber übten Feu­er­weh­ren einen Gefahr­gut­ein­satz. Die­se war in der Brand­schutz­wo­che geplant, muss­te aus ter­min­li­chen Grün­den aber weit vor­ver­legt wer­den. Erst­mals wur­de der Gefahr­gut­zug der Feu­er­weh­ren Bad Ber­neck, Escher­lich, Gold­kro­nach und Nem­mers­dorf, bei der Dekon­ta­mi­na­ti­on der ein­ge­setz­ten Kräf­te durch die Feu­er­wehr Creu­ßen unter­stützt. An der Übung nah­men ca. 70 akti­ve Feu­er­wehr­frau­en und ‑män­ner teil – eine Grö­ßen­ord­nung, wel­che bei einem der­ar­ti­gen Ernst­fall bei Wei­tem nicht aus­rei­chen wür­de. Die Übung begann unter dem Ein­satz­stich­wort „Aus­tritt eines gif­ti­gen Stof­fes, kei­ne Per­so­nen mehr im Gebäu­de“. Vor Ort bei der Fir­ma Frenz­elit GmbH in Bad Ber­neck wur­de der betrof­fe­ne Bereich im Innern eines Pro­duk­ti­ons­ge­bäu­des anhand des Feu­er­wehr­ein­satz­pla­nes loka­li­siert und die ersten Maß­nah­men ein­ge­lei­tet: Unter Atem­schutz wur­de ein erster Erkun­dungs­trupp ins Gebäu­de geschickt, um den Angriffs­weg für die nach­fol­gen­den Trupps im Che­mi­ka­li­en­schutz­an­zug (CSA) zu mar­kie­ren und Infor­ma­tio­nen über den aus­ge­tre­te­nen Gefahr­stoff zu sammeln.

Die Erkun­dung ergab, dass ein ca. ¾ gefüll­ter IBC mit Tri­me­thyl­ac­tyl-Chlo­rid (UN2438) beschä­digt ist und in einem Lager­raum für Che­mi­ka­li­en aus­läuft. Die­ser Gefahr­stoff birgt meh­re­re Gefah­ren: er ist brenn­bar, gif­tig, ätzend und bil­det unsicht­ba­re Dämp­fe, wel­che schwe­rer sind als Luft und in tie­fer­ge­le­ge­ne Berei­che (wie Kel­ler oder Kana­li­sa­ti­on) ein­drin­gen könn­ten. Maß­nah­men wie Auf­fan­gen, Abdich­ten und Umpum­pen der Che­mi­ka­lie durch die CSA-Trupps muss­ten ergrif­fen wer­den. Die Arbei­ten im CSA Anzug sind zeit­lich stark begrenzt, da sowohl der Angriffs­weg wie auch der Rück­zugs­weg und die anschlie­ßen­de Dekon­ta­mi­na­ti­on in den Luft­vor­rat aus den Atem­luft­fla­schen mit ein­kal­ku­liert wer­den müs­sen – hier­für wer­den die ein­ge­setz­ten Kräf­te stets von der Atem­schutz­über­wa­chung über Funk beglei­tet und bzgl. der wei­te­ren Schrit­te angewiesen.

Nach­dem die Trupps das Gefahr­gut soweit abge­pumpt bzw. umge­füllt hat­ten, dass kein wei­te­rer Stoff mehr aus­tre­ten konn­te, wur­den die­se von den Kame­ra­den der Feu­er­wehr Creu­ßen gesäu­bert. Abschlie­ßend hät­te das Gebäu­de noch ent­lüf­tet wer­den müs­sen – dar­auf wur­de aber auf­grund der fort­ge­schrit­te­nen Zeit ver­zich­tet und die­se Maß­nah­me nur theo­re­tisch besprochen.

Ein Gebäudebrand der Firma Markgraf imStadtgebiet Bayreuth wurde angenommen. © Kreisbrandinspektion Bayreuth

Ein Gebäu­de­brand der Fir­ma Mark­graf im
Stadt­ge­biet Bay­reuth wur­de ange­nom­men. © Kreis­brand­in­spek­ti­on Bayreuth

Die all­jähr­li­che Brand­schutz­wo­che gewährt den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern einen tie­fen Ein­blick in die hoch­spe­zia­li­sier­te, breit­ge­fä­cher­te Aus­bil­dung und Auf­ga­ben­be­rei­che der Feu­er­weh­ren. Sie zeigt wie wich­tig die­ses Ehren­amt für den Schutz und die Sicher­heit jedes ein­zel­nen ist. Bei den bis­her gezeig­ten Übun­gen im Land­kreis und der Stadt Bay­reuth konn­te man sich selbst von der guten orga­ni­sa­ti­onüber­grei­fen­den Zusam­men­ar­beit aller ein­ge­setz­ten Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen über­zeu­gen. Ohne den tag­täg­li­chen selbst­lo­sen, ehren­amt­li­chen Ein­satz könn­te kein Brand mehr gelöscht, kei­ne tech­ni­sche Hil­fe­lei­stung mehr durch­ge­führt wer­den oder eine grö­ße­re Ver­an­stal­tung ohne Sicher­heits­wa­che abge­hal­ten wer­den. Herz­li­cher Dank geht an die Bevöl­ke­rung für ihr Ver­ständ­nis und die Unter­stüt­zung der Blau­licht­fa­mi­lie aber auch das ent­ge­gen­ge­brach­te Inter­es­se für die jewei­li­gen Tätigkeitsbereiche.

Kreis­brand­in­spek­ti­on Bay­reuth und Feu­er­wehr Stadt Bayreuth