Offe­ner Brief an den Bay­reu­ther Ober­bür­ger­mei­ster zum Gast­spiel des Cir­cus Krone

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Sehr geehr­ter Herr Ebersberger,

vom 29.09. bis zum 08.10.2023 gastiert Cir­cus Kro­ne, der größ­te Cir­cus der Welt, in Bay­reuth. Wir bedan­ken uns aus­drück­lich dafür, dass Sie es dem Cir­cus Kro­ne ermög­licht haben, sei­ne Zel­te in Bay­reuth auf­zu­bau­en. Den Bür­gern Ihrer Stadt haben Sie dadurch die Gele­gen­heit gege­ben, in den näch­sten Wochen einen der bedeu­tend­sten und vor­bild­lich­sten Tier­cir­cus­se Euro­pas zu erle­ben. Da wir wis­sen, dass fana­ti­sche Tier­recht­ler das bevor­ste­hen­de Gast­spiel nut­zen wer­den, um den Cir­cus Kro­ne mit halt­lo­sen Vor­wür­fen zu über­zie­hen und des­sen Tier­hal­tung in einem fal­schen Licht erschei­nen zu las­sen, möch­ten wir uns als Akti­ons­bünd­nis „Tie­re gehö­ren zum Cir­cus“ mit dem vor­lie­gen­den Brief an Sie wenden.
Zunächst möch­ten wir uns kurz vor­stel­len. Wir sind eine Grup­pe bio­lo­gisch inter­es­sier­ter Cir­cus­lieb­ha­ber, die mit viel Herz­blut und selbst­ver­ständ­lich ohne finan­zi­el­le Unter­stüt­zung durch die Cir­cus­un­ter­neh­men ver­su­chen, einen Bei­trag zur Erhal­tung des tra­di­tio­nel­len Cir­cus mit Tie­ren zu lei­sten. Das Akti­ons­bünd­nis gehört zur „Gesell­schaft der Cir­cus­freun­de e.V.“, die mitt­ler­wei­le mehr als 2000 Mit­glie­der in ganz Deutsch­land hat und jeden Monat eine welt­weit aner­kann­te Fach­zeit­schrift her­aus­gibt. Zudem pfle­gen wir einen guten Kon­takt zu renom­mier­ten Wis­sen­schaft­lern, die sich mit dem The­ma „Tie­re im Cir­cus“ aus­führ­lich beschäf­tigt haben. Im Fol­gen­den wol­len wir auf die drei wich­tig­sten Fra­gen, die sich aus der Kri­tik der Cir­cus­geg­ner erge­ben, aus­führ­lich eingehen.
I.) Wie leben die Tie­re des Cir­cus Krone?
Cir­cus Kro­ne betreibt heu­te für das Wohl­erge­hen sei­ner Tie­re einen enor­men per­so­nel­len, mate­ri­el­len, logi­sti­schen und finan­zi­el­len Auf­wand. Im Ein­zel­nen möch­ten wir Sie auf die fol­gen­den Punk­te hinweisen:
• Allen Kro­ne-Tie­ren ste­hen in jeder Gast­spiel­stadt groß­zü­gi­ge Frei­ge­he­ge zur Ver­fü­gung. Hin­zu kommt, dass den Tie­ren viel­fäl­ti­ge Beschäf­ti­gungs­mög­lich­kei­ten ange­bo­ten wer­den, z.B. Kratz­bäu­me, erhöh­te Lie­ge­flä­chen, Bade­becken und Spiel­ma­te­ri­al für die Raub­kat­zen. Immer wie­der wer­den neue For­men des „beha­vi­oral enrich­ment“ gete­stet. Beson­ders bemer­kens­wert ist der geräu­mi­ge Pfer­de­stall, der jedem Tier einen Innen- und einen Außen­be­reich bie­tet. Vor ein paar Jah­ren hat Kro­ne für sei­ne Pfer­de sogar eine mobi­le Führ-Anla­ge ange­schafft. Mit der Hal­tung sei­ner Tie­re über­trifft Cir­cus Kro­ne die gesetz­li­chen Vor­ga­ben bei weitem.
• In Städ­ten mit klei­nen Mes­se-/Fest­plät­zen mie­tet Cir­cus Kro­ne einen wei­te­ren Platz (oder meh­re­re wei­te­re Plät­ze) an, um dort sein tech­ni­sches Mate­ri­al abzu­stel­len. Das gibt dem Cir­cus die Mög­lich­keit, auch in Städ­ten mit ungün­sti­gen Platz­ver­hält­nis­sen alle Frei­ge­he­ge in vol­ler Grö­ße aufzubauen.
• Cir­cus Kro­ne besitzt seit ein paar Jah­ren alle Stall­zel­te in dop­pel­ter Aus­füh­rung. Am letz­ten Tag jedes Gast­spiels wer­den die Zweit­zel­te am näch­sten Gast­spiel­ort auf­ge­baut. Wenn die Tie­re dann (nach kur­zem Trans­port, sie­he unten) in der neu­en Stadt ankom­men, kön­nen sie die bereits auf­ge­bau­ten Stal­lun­gen sofort, also ohne War­te­zei­ten, bezie­hen. Der Ein­satz der zusätz­li­chen Stall­zel­te macht also das Rei­sen von Stadt zu Stadt noch tierfreundlicher.
• Alle Tie­re des Cir­cus Kro­ne befin­den sich in einem opti­ma­len Pfle­ge- und Ernährungszustand.
• Der gute Zustand der Kro­ne-Tie­re ist nicht zuletzt auf die tier­me­di­zi­ni­sche Betreu­ung durch die renom­mier­te Wild­tier­ex­per­tin Dr. Chri­sti­ne Lendl und den Pfer­de­ex­per­ten Dr. Clau­di­us Krieg zurück­zu­füh­ren. Für das Wohl der Kro­ne-Pfer­de ist außer­dem der ortho­pä­di­sche Huf­schmied Micha­el Bau­er zuständig.
• Auch für die Tie­re, die aus Alters­grün­den nicht mehr auf­tre­ten kön­nen, wird im Cir­cus Kro­ne bestens gesorgt. Betag­te Pfer­de und ande­re tie­ri­sche Senio­ren ver­brin­gen ihren Lebens­abend im betriebs­ei­ge­nen Gestüt Weß­ling in der Nähe von Mün­chen. Die Ele­fan­ten haben eine neue Hei­mat in einem spa­ni­schen Tier­park gefun­den, wo sie in einer rie­si­gen Frei­an­la­ge mit Schwimm­becken leben und von ver­trau­tem Kro­ne-Per­so­nal betreut wer­den. In Anbe­tracht die­ser vor­bild­li­chen Ver­hält­nis­se ist es nicht ver­wun­der­lich, dass Cir­cus Kro­ne in den letz­ten Jah­ren unzäh­li­ge posi­ti­ve Beur­tei­lun­gen von den kon­trol­lie­ren­den Amts­tier­ärz­ten bekom­men hat. Die (Wild)-Tierhaltung des Cir­cus Kro­ne bewegt sich heu­te auf dem Niveau eines gut geführ­ten zoo­lo­gi­schen Gar­tens. Es ist ein Gebot der Fair­ness, dass die Poli­ti­ker und die Medi­en dies end­lich zur Kennt­nis neh­men und ent­spre­chend würdigen.

II.) Sind Cir­cus und Tier­schutz mit­ein­an­der zu vereinbaren?
Nach unse­rer Über­zeu­gung kön­nen Tie­re, auch sog. Wild­tie­re, im Cir­cus so gehal­ten wer­den, dass ihr Wohl­be­fin­den sicher­ge­stellt ist. Die fol­gen­den Argu­men­te spre­chen für die Rich­tig­keit die­ser These:
• Der Cir­cus hält die Tie­re fit. Wild­tie­re, die in Men­schenob­hut leben, sind von dem Stress der Feind­ver­mei­dung und der Fut­ter- bzw. Beu­te­su­che befreit. Dadurch wer­den beim Tier gro­ße psy­chi­sche Kräf­te frei­ge­setzt. Einer­seits genie­ßen die Tie­re die­sen Zustand, and­rer­seits kann es dadurch auch zu Pro­ble­men kom­men, z. B. zu Ver­hal­tens­stö­run­gen infol­ge von Lan­ge­wei­le. Die wir­kungs­voll­ste Metho­de, die­sen Pro­ble­men zu begeg­nen, besteht in einem engen, har­mo­ni­schen Tier-Mensch-Ver­hält­nis und in einer tier­ge­rech­ten Dres­sur. Die Pro­ben und Auf­trit­te in der Manè­ge erset­zen den Tie­ren die posi­ti­ven Aspek­te des stän­di­gen Über­le­bens­kamp­fes in der Wild­nis. Die Dres­sur för­dert so die kör­per­li­che und gei­sti­ge Fit­ness der Cir­cus­tie­re und erhöht ihr Wohlbefinden.
• Die Dres­sur der Cir­cus­tie­re beruht auf einem engen wech­sel­sei­ti­gen Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen Mensch und Tier (und nicht etwa auf bru­ta­lem Zwang, wie von den Tier­recht­lern ger­ne behaup­tet wird). Wäre dies anders, könn­ten die Tier­leh­rer nie­mals haut­nah mit ihren Tie­ren zusam­men­ar­bei­ten. Man den­ke nur an die fol­gen­den Dar­bie­tun­gen: Ein Ele­fant trägt sei­nen Tier­leh­rer im Maul, meh­re­re Tiger legen sich über ihren Tier­leh­rer, ein Leo­pard springt von einem Posta­ment auf den Rücken sei­nes Tier­leh­rers und von dort wei­ter auf das näch­ste Posta­ment. Wer ein­mal zuge­schaut hat, wie z. B. der berühm­te Raub­tier­leh­rer Mar­tin Lacey (Cir­cus Kro­ne) sei­ne Löwen aus­bil­det, der wird an der Rich­tig­keit die­ser The­se nicht mehr zweifeln.
• Cir­cus­tie­re neh­men den Trans­port von Stadt zu Stadt ohne jedes Anzei­chen von Unbe­ha­gen auf. Häu­fig schla­fen sie sogar wäh­rend des Trans­ports. Dies ist dar­auf zurück­zu­füh­ren, dass sie von klein auf an die Trans­por­te gewöhnt sind. Eine vor weni­gen Jah­ren durch­ge­führ­te Stu­die des Frei­bur­ger Ver­hal­tens­for­schers Dr. Imma­nu­el Bir­melin bestä­tigt ein­drucks­voll die­se Beob­ach­tung. Bir­melin unter­such­te die Kon­zen­tra­ti­on des Stress­hor­mons Cor­ti­sol im Spei­chel von Cir­cus­tie­ren und fand dabei her­aus, dass Löwen und Ele­fan­ten durch die Trans­por­te offen­sicht­lich nicht gestresst wer­den. (Quel­len und wei­te­re Infor­ma­tio­nen: sie­he die Sei­te „For­schung“ auf unse­rer Home­page ( http://​www​.tie​re​-gehoe​ren​-zum​-cir​cus​.de/​f​o​r​s​c​h​u​n​g​.​htm ) und die Bro­schü­re „Theo­re­ti­sche Grund­la­gen der Cir­cus­tier­hal­tung“ eben­dort ( http://​www​.tie​re​-gehoe​ren​-zum​-cir​cus​.de/​T​g​z​C​.​pdf ).
• Cir­cus­tie­re wer­den bei guter Pfle­ge sehr alt. So errei­chen z. B. die Löwen des Cir­cus Kro­ne fast regel­mä­ßig ein Alter von mehr als 20 Jah­ren. Frei­le­ben­de Löwen ster­ben im Durch­schnitt deut­lich frü­her (mit ca. 13 Jah­ren). Bei Asia­ti­schen Ele­fan­ten lie­gen ähn­li­che Ver­hält­nis­se vor. Wäh­rend sie im Zir­kus ca. 40,7 Jah­re alt wer­den, liegt ihre Lebens­er­war­tung in der Wild­nis (nach einer von Prof. Fred Kurt durch­ge­führ­ten Unter­su­chung) bei nur 31 bis 35 Jah­ren (Durch­schnitts­wer­te). Es ist immer wie­der erstaun­lich, wie vie­le sehr alte Wild­tie­re man im Cir­cus antrifft bzw. bis vor Kur­zem ange­trof­fen hat. Im Cir­cus Kro­ne kann man z. B. das 60jährige Fluss­pferd Pop­paea bestau­nen, das nicht mehr mit auf Rei­sen geht und sei­nen Ruhe­stand im Münch­ner Win­ter­quar­tier genießt. Das hohe durch­schnitt­li­che Ster­be­al­ter der Cir­cus­tie­re deu­tet dar­auf­hin, dass die Tie­re mit den Lebens­be­din­gun­gen im Cir­cus sehr gut zurecht­kom­men. (Quel­len und wei­te­re Infor­ma­tio­nen: sie­he Bro­schü­re „Theo­re­ti­sche Grund­la­gen der Cir­cus­tier­hal­tung“ ( http://​www​.tie​re​-gehoe​ren​-zum​-cir​cus​.de/​T​g​z​C​.​pdf ).
• Fast alle Wis­sen­schaft­ler, die sich aus­führ­lich mit dem The­ma „Tie­re im Cir­cus“ beschäf­tigt haben, ver­tei­di­gen den tra­di­tio­nel­len Cir­cus mit (Wild)tieren. Eine „ver­hal­tens­ge­rech­te“ bzw. „tier­ge­rech­te“ Hal­tung von (Wild)tieren im Cir­cus sei durch­aus mög­lich (Anm. d. Verf.: Den Begriff „art­ge­recht“ soll­te man lie­ber nicht ver­wen­den, da er mit fal­schen Vor­stel­lun­gen ver­bun­den ist). Die For­schungs­ar­bei­ten und State­ments der Wis­sen­schaft­ler rei­chen von der 60er Jah­ren bis in die Gegen­wart. Eine Zusam­men­stel­lung aller Stu­di­en fin­den Sie auf unse­rer Home­page unter „For­schung“ (sie­he Link http://​www​.tie​re​-gehoe​ren​-zum​-cir​cus​.de/​f​o​r​s​c​h​u​n​g​.​htm ). Aus­ge­hend von die­sen Unter­su­chun­gen, stell­te der Wis­sen­schaft­li­che Dienst des Bun­des­tags im Jah­re 2015 Fol­gen­des fest: „Trotz umfas­sen­der Recher­che konn­ten kei­ne unab­hän­gi­ge Stu­di­en gefun­den wer­den, die bele­gen, dass es sich bei der Hal­tung von „Wild­tie­ren“ im Zir­kus nicht nur in Ein­zel­fäl­len um Tier­quä­le­rei han­delt bzw. das Wohl der Tie­re beein­träch­tigt ist.“ Wis­sen­schaft­li­che Dien­ste des Deut­schen Bun­des­tags (24. 09. 2015): Sach­stand „Wild­tier­hal­tung im Zir­kus“, Akten­zei­chen: WD 5 – 3000 – 123/25. http://www.bundestag.de/blob/405890/280668d0fd13788652c3506a36875b8a/wd‑5–123-15-pdf-data.pdf
Mit ande­ren Wor­ten: Nach Ein­schät­zung des Wis­sen­schaft­li­chen Dien­stes gibt es im Cir­cus kei­ne system­im­ma­nen­te Tier­quä­le­rei von sog. Wildtieren.
Auf der Grund­la­ge die­ser Meta­stu­die hat der Bun­des­tag am 24.10.2019 einen Antrag der Grü­nen für ein bun­des­wei­tes Wild­tier­ver­bot mit den Stim­men von CDU/CSU, SPD und FDP, also mit über­wäl­ti­gen­der Mehr­heit, zurück­ge­wie­sen (nach einer vor­aus­ge­gan­ge­nen Anhö­rung). Bereits mehr­mals wur­den ähn­li­che Anträ­ge von der Bun­des­re­gie­rung bzw. vom Bun­des­tag abge­lehnt, und zwar mit dem Hin­weis, dass sie nicht aus­rei­chend begrün­det sei­en. Am 25. Juni des ver­gan­ge­nen Jah­res schei­ter­te auch die von Land­wirts­schafts­mi­ni­ste­rin Julia Klöck­ner ange­reg­te Ver­ord­nung zu einem Wild­tier­ver­bot im Bundesrat.
Die Argu­men­te machen deut­lich, dass Cir­cus und Tier­schutz sehr wohl mit­ein­an­der zu ver­ein­ba­ren sind. Da die bio­lo­gi­schen Argu­men­te gegen Tie­re im Cir­cus leicht ent­kräf­tet wer­den kön­nen, stüt­zen sich die Cir­cus­geg­ner ver­mehrt auf das Gedan­ken­gut der höchst umstrit­te­nen Tier­rechts­ideo­lo­gie. Die Cir­cus­tie­re sei­en „ein­ge­sperrt“, „ver­sklavt“ und wür­den „aus­ge­beu­tet“ (oder Ähn­li­ches). Sol­che Theo­rien beru­hen auf einer Ver­mensch­li­chung der Tie­re und gehen an der tie­ri­schen Emp­fin­dungs­welt vor­bei. Tie­re stre­ben nach Wohl­be­fin­den, und die­ses stellt sich dann ein, wenn sie ihre Bedürf­nis­se befrie­di­gen kön­nen. Die ideo­lo­gi­schen For­de­run­gen der Tier­recht­ler haben für Tie­re kei­ner­lei Bedeutung.
In die­sem Zusam­men­hang ist auch noch Fol­gen­des zu bedenken:
• Cir­cus­un­ter­neh­men (und zoo­lo­gi­sche Gär­ten) haben u. a. die Auf­ga­be, bei ihren Besu­chern – vor allem bei Kin­dern – Inter­es­se und Sym­pa­thie für Tie­re zu wecken. Damit lei­stet der Cir­cus einen indi­rek­ten Bei­trag zum Natur- und Arten­schutz; denn wer sich für Tie­re inter­es­siert, wird auch eher bereit sein, sich für ihre Erhal­tung in der Wild­nis ein­zu­set­zen. Die Tie­re im Cir­cus fun­gie­ren also als Bot­schaf­ter für ihre wild leben­den Art­ge­nos­sen. Cir­cus Kro­ne geht noch einen Schritt wei­ter, indem er die Arten­schutz-Orga­ni­sa­ti­on „Go for rhi­no“ sowohl ideell als auch finan­zi­ell unter­stützt. „Go for rhi­no“ hat es sich u. a. zur Auf­ga­be gemacht hat, durch Wil­de­rei ver­wai­ste Nas­horn-Babys in Auf­fang­sta­tio­nen auf­zu­zie­hen und so vor dem siche­ren Tod zu bewahren.
• Der klas­si­sche Cir­cus mit (Wild-)tieren zählt zu den belieb­te­sten Unter­hal­tungs­for­men in Deutsch­land. Bun­des­weit besu­chen täg­lich Tau­sen­de von Zuschau­ern Cir­cus­un­ter­neh­men und stim­men damit sozu­sa­gen mit den Füßen ab. Beson­ders erfolg­reich sind die sog. Weih­nachts­cir­cus­se, die Jahr für Jahr wah­re Besu­cher­mas­sen anzie­hen und fast immer vor vol­lem Haus spielen.
III.) Wie sind die For­de­run­gen nach sog. „kom­mu­na­len Wild­tier­ver­bo­ten“ zu beurteilen?
Wie uns bekannt ist, neh­men diver­se Tierrechtler/​‑schüt­zer (dar­un­ter die frag­wür­di­ge Orga­ni­sa­ti­on PETA) sämt­li­che Gast­spie­le des Cir­cus Kro­ne zum Anlass, die Stadt­ver­wal­tun­gen zum Ver­hän­gen eines sog. „rechts­si­che­ren“ kom­mu­na­len Wild­tier­ver­bots auf­zu­for­dern. Des­halb möch­ten wir im letz­ten Abschnitt die­ses Brie­fes die Behaup­tun­gen der Ver­bots­be­für­wor­ter genau­er untersuchen.
1.) Die Ver­bots­be­für­wor­ter behaup­ten, Cir­cus Kro­ne quä­le sei­ne Tie­re. Die­se Behaup­tung ist, wie in den vor­an­ge­hen­den Kapi­teln aus­führ­lich dar­ge­legt, ein­deu­tig falsch. Die Tie­re des Cir­cus Kro­ne wer­den kei­nes­wegs gequält. Folg­lich las­sen sie auch kei­ne Ver­hal­tens­stö­run­gen oder ande­re Sym­pto­me erken­nen, die auf ein Lei­den hin­wei­sen. Die Vide­os, die die Tier­recht­ler zum „Beweis“ für ihre Anschul­di­gun­gen ein­set­zen, sind häu­fig stark bear­bei­tet, umfas­sen immer nur mini­ma­le Zeit­span­nen und zei­gen nichts Besorg­nis­er­re­gen­des. Bei­spiel­haft für den Umgang der Tier­recht­ler mit Video-Mate­ri­al möch­ten wir den fol­gen­den Fall anfüh­ren: Im Fall PETA vs. Erleb­nis-Zoo Han­no­ver schei­ter­te PETA auch in der zwei­ten Instanz, da nach­ge­wie­sen wer­den konn­te, dass das Video, auf das sich die Behaup­tun­gen von PETA stütz­ten, mani­pu­liert wor­den war. Inter­net-Links, die die­sen Skan­dal bele­gen, schicken wir Ihnen auf Wunsch ger­ne zu.
Wer den rol­len­den Zoo des Cir­cus Kro­ne besucht, fin­det ganz ande­re Ver­hält­nis­se vor, als uns die Tier­recht­ler mit ihren Vide­os glau­ben machen wol­len. So kann man bei den Tie­ren des Cir­cus Kro­ne jeder­zeit zahl­rei­che Anzei­chen des Wohl­be­fin­dens beob­ach­ten. Auch das har­mo­ni­sche Mit­ein­an­der zwi­schen Mensch und Tier wird immer wie­der sicht­bar. Dies kann man nicht nur vor Ort nach­voll­zie­hen, son­dern auch in den Vide­os des Lacey-Funds, die die Ver­hält­nis­se im rol­len­den Zoo des Cir­cus Kro­ne rea­li­stisch wie­der­ge­ben: Vide­os auf der Face­book-Sei­te des Lacey-Funds: https://​www​.face​book​.com/​l​a​c​e​y​.​f​u​n​d​/​v​i​d​eos
Vide­os auf der Home­page des Lacey-Funds: https://​www​.lacey​-fund​.com/​d​e​_​D​E​/​v​i​d​e​os/
2.) Die Ver­bots­be­für­wor­ter behaup­ten, die Recht­spre­chung bezüg­lich der Zuläs­sig­keit sol­cher Ver­bo­te sei „unein­heit­lich“, und schla­gen die Gefah­ren­ab­wehr als neu­en Ver­bots­grund vor. Die Hal­tung von Wild­tie­ren im Cir­cus wird durch das Tier­schutz­ge­setz und die Cir­cus-Leit­li­ni­en auf Bun­des­ebe­ne gere­gelt. Kom­mu­na­le Wild­tier­ver­bo­te ste­hen zu den Rege­lun­gen des Bun­des im Wider­spruch und sind des­halb äußerst frag­wür­dig. Die­ser Sach­ver­halt spie­gelt sich sehr deut­lich auch in der Recht­spre­chung wieder.
In erster Instanz haben die Ver­wal­tungs­ge­rich­te Darm­stadt, Chem­nitz, Han­no­ver, Schwe­rin, Ans­bach, Düs­sel­dorf und Sig­ma­rin­gen kom­mu­na­le Wild­tier­ver­bo­te für rechts­wid­rig erklärt, und zwar mit der Begrün­dung, dass die­se Ver­bo­te den Kom­pe­tenz­be­reich der Kom­mu­nen über­stei­gen und einen unzu­läs­si­gen Ein­griff in die Berufs­frei­heit dar­stel­len. Die Ober­ver­wal­tungs­ge­rich­te in Lüne­burg, Greifs­wald und Mann­heim haben die­se Auf­fas­sung kürz­lich in höhe­rer Instanz bestä­tigt. Die Ent­schei­dun­gen sind nicht anfecht­bar, und auf Grund ihrer Ein­zel­fall über­grei­fen­den Begrün­dung ist davon aus­zu­ge­hen, dass sie Prä­ze­denz­fäl­le dar­stel­len wer­den. Dem gegen­über steht ledig­lich ein ein­zi­ges erst­in­stanz­li­ches Urteil, das ein Wild­tier­ver­bot in Erding bestä­tigt hat­te. Die Recht­spre­chung ist also mehr­heit­lich ein­deu­tig gegen kom­mu­na­le Wild­tier­ver­bo­te gerich­tet. Der Voll­stän­dig­keit hal­ber sei noch der Ver­such eini­ger Lokal­po­li­ti­ker aus Coburg erwähnt, ein Gast­spiel des Cir­cus Kro­ne im kom­men­den Herbst zu ver­hin­dern. Die Bemü­hun­gen schei­ter­ten am 19.05.2022 durch eine Abstim­mung im Stadt­rat. Auf Wunsch kön­nen wir Ihnen zu allen genann­ten Fäl­len Inter­net-Links zusenden.
Da die bis­he­ri­ge Stra­te­gie kei­nen Erfolg hat­te, emp­feh­len Tierrechtler/​‑schüt­zer den Kom­mu­nen nun, nicht mit dem Tier­schutz, son­dern mit der Gefah­ren­ab­wehr zu argu­men­tie­ren. Dies ist offen­kun­dig der Ver­such, die oben beschrie­be­ne Rechts­la­ge aus­zu­he­beln. Der­ar­ti­ge Rat­schlä­ge stel­len aus unse­rer Sicht eine uner­träg­li­che Auf­for­de­rung zum Umge­hen gericht­li­cher Beschlüs­se dar. Abge­se­hen davon, dass die Begrün­dung offen­sicht­lich vor­ge­scho­ben ist, hält sie auch einer inhalt­li­chen Prü­fung nicht stand. Von einer Gefähr­dung der öffent­li­chen Sicher­heit durch die Wild­tier­hal­tung im Cir­cus kann kei­ne Rede sein. Groß­wild­tie­re wie Ele­fan­ten, Nas­hör­ner oder Fluss­pfer­de, die von einem Wild­tier­ver­bot im Zir­kus betrof­fen wären, sind man­gels rele­van­ter Vor­komm­nis­se etwa in kei­nem ein­zi­gen deut­schen Bun­des­land auf den Listen gefähr­li­cher Tier­ar­ten geführt. Die Unfall­zah­len durch Wild­tier­hal­tung wer­den bei wei­tem domi­niert durch die Rep­ti­li­en­hal­tung in Pri­vat­haus­hal­ten. Unfäl­le mit Zir­kus­tie­ren spie­len prak­tisch kei­ne Rol­le. Hier wird ver­sucht ein Pro­blem zu kon­stru­ie­ren, das nach­weis­lich kei­nes ist. Garant für eine siche­re Hal­tung, auch von Wild­tie­ren, im Cir­cus, ist neben hohen Sicher­heits­stan­dards beson­ders eine aus­ge­präg­te Mensch-Tier-Bezie­hung. Tier­leh­rer sind Fach­leu­te, die ihre Tie­re von klein auf ken­nen. Ein inten­si­ves Ver­trau­ens­ver­hält­nis zwi­schen Mensch und Tier ist die Grund­la­ge für jede Dres­sur. Des­halb ist es nicht über­ra­schend, dass gefähr­li­che Zwi­schen­fäl­le im Wesent­li­chen bei pri­va­ten Haus­tier­hal­tern auf­tre­ten, nicht aber im pro­fes­sio­nel­len Tier­hal­tungs­be­trieb Circus.
Übri­gens ließ auch das Ver­wal­tungs­ge­richt Düss­sel­dorf die Gefah­ren­ab­wehr als Begrün­dung für ein Ver­bot nicht gel­ten: „Die gegen die Zulas­sung des antrag­stel­len­den Zir­kus wei­ter gel­tend gemach­ten Gefah­ren (nächt­li­cher Lärm, Gefahr durch aus­bre­chen­de Tie­re etc.) sei­en von der Stadt Kre­feld weder plau­si­bel dar­ge­legt noch nach­ge­wie­sen wor­den“, teil­te das Ver­wal­tungs­ge­richt mit.
3.) Die Ver­bots­be­für­wor­ter behaup­ten, bei der Hälf­te aller amts­tier­ärzt­li­chen Kon­trol­len in deut­schen Cir­cus­be­trie­ben kom­me es zu Bean­stan­dun­gen. Die­se Behaup­tung ist falsch. Auf der Grund­la­ge bun­des­ein­heit­li­cher Rege­lun­gen fin­den in jedem Gast­spiel­ort Kon­trol­len durch die Vete­ri­när­äm­ter statt. Als Hilfs­mit­tel die­nen dabei die Tier­be­stands­bü­cher der Tier­hal­ter und das Cir­cus­zen­tral­re­gi­ster, ein Online-Ver­zeich­nis. Als Quel­len sind von den Cir­cus­geg­nern offen­sicht­lich nur die Ein­trä­ge im Cir­cus­zen­tral­re­gi­ster her­an­ge­zo­gen wor­den. Die­ses Regi­ster wird vor allem dafür ver­wen­det, Ände­run­gen im Tier­be­stand und ggf. auf­tre­ten­de Bean­stan­dun­gen zen­tral zu doku­men­tie­ren. Posi­tiv ver­lau­fen­de Kon­trol­len, wie sie bei vor­bild­lich geführ­ten Cir­cus­be­trie­ben die Regel sind, wer­den in den mei­sten Fäl­len nicht ins Regi­ster ein­ge­tra­gen. Das Regi­ster ist also ein effek­ti­ves Über­wa­chungs­in­stru­ment, lässt aber kei­ne Rück­schlüs­se auf die Gesamt­zahl der Kon­trol­len zu. Somit kann auch die pro­zen­tua­le Häu­fig­keit der Bean­stan­dun­gen nicht ermit­telt wer­den. Eine Sta­ti­stik, die allein auf den Regi­ster­ein­trä­gen beruht, wird also immer zu Ungun­sten der Cir­cus­se aus­fal­len. Recher­chen auf der Grund­la­ge der Tier­be­stands­bü­cher – in denen (anders als beim Zen­tral­re­gi­ster) alle Kon­trol­len fest­ge­hal­ten wer­den – erga­ben, dass die Zahl der posi­ti­ven Kon­trol­len die Zahl der Kon­trol­len, die zu Bean­stan­dun­gen füh­ren, um ein Viel­fa­ches übertrifft.
Unse­re Über­le­gun­gen zei­gen, dass die Argu­men­te für „kom­mu­na­le Wild­tier­ver­bo­te“ nicht stich­hal­tig sind. Wir bit­ten Sie des­halb dar­um, Gast­spie­le von tra­di­tio­nel­len Cir­cus­sen mit Wild­tie­ren, auch wei­ter­hin auf den öffent­li­chen Flä­chen Ihrer Stadt zu geneh­mi­gen. Von der Stim­mig­keit unse­rer The­sen kön­nen Sie sich bei einem Besuch des rol­len­den Zoos und der Dres­sur­pro­ben selbst über­zeu­gen. Wenn Sie Fra­gen haben, wen­den Sie sich bit­te an die Tier­leh­rer des Cir­cus Kro­ne, die Ihnen ger­ne Rede und Ant­wort ste­hen. Auch wir ste­hen Ihnen jeder­zeit zur Beant­wor­tung von Fra­gen zur Verfügung.
Mit freund­li­chen Grüßen
Dirk Can­di­dus (Kirch­heim­bol­an­den)
in Zusam­men­ar­beit mit Dr. Dani­el Burow (Ber­lin), Die­ter Cami­lot­to (Mann­heim), Bern­hard Eisel (Lud­wigs­burg), Andre­as Hei­den­reich (Darm­stadt) und Rein­hard Schmidt (Neu-Isen­burg).
Unse­re Home­page: http://​www​.tie​re​-gehoe​ren​-zum​-cir​cus​.de
Unse­re Face­book-Sei­te mit über 45.000 Likes: http://​www​.face​book​.com/​A​k​t​i​o​n​s​b​u​e​n​d​n​i​s​C​i​r​c​u​s​t​i​ere

1 Antwort

  1. Kurt Krieg sagt:

    Sehr geehr­ter Stadtrat/​Oberbürgermeister von Bayreuth,
    auf die­sem Wege möch­te ich mich bedan­ken, dass Sie den Cir­cus Kro­ne in die Stadt holen! Bay­reuth ist sowie­so (als Nürn­ber­ger) immer wie­der eine Rei­se wert, in Kom­bi­na­ti­on mit Cir­cus Kro­ne ein wun­der­ba­res Erleb­nis für einen Tagesausflug!