Weiß­stör­che im Höhen­flug: Mehr als 1.200 Paa­re brü­te­ten in Bayern

Weißstorch (via Pixabay)
Weißstorch

Weiß­stör­che mit GPS-Sen­der online auf ihrem Weg in den Süden beobachten

Mei­ster Ade­bar ist wei­ter auf Erfolgs­kurs: in die­sem Jahr hat der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band LBV (Lan­des­bund für Vogel- und Natur­schutz) mehr als 1.200 brü­ten­de Weiß­stor­chen­paa­re im Frei­staat erfasst. „Im Vor­jahr haben wir bereits den Rekord von über 1.000 Stor­chen­paa­ren geknackt. Doch in die­sem Jahr wur­den so vie­le brü­ten­de Stör­che in Bay­ern gezählt wie noch nie seit Beginn der Auf­zeich­nung der Bestands­zah­len im Jahr 1900“, freut sich Oda Wie­ding, LBV-Weiß­storch­ex­per­tin. In ganz Bay­ern haben sich in die­sem Jahr neue Stor­chen­paa­re nie­der­ge­las­sen. „Die mei­sten Neu­an­sied­lun­gen gab es erneut vor allem in West­bay­ern, und zwar oft in ohne­hin schon dicht besetz­ten Gebie­ten wie Oet­tin­gen im schwä­bi­schen Ries und Uehl­feld im frän­ki­schen Aisch­tal“, erklärt die LBV-Bio­lo­gin. Aber auch aus Ost­bay­ern wur­den dem LBV neue Stor­chen­ne­ster gemel­det, so zum Bei­spiel in den Städ­ten Amberg, Neu­markt in der Ober­pfalz oder Schwandorf.

Nach dem alar­mie­ren­den Tiefst­stand vor gera­de mal 35 Jah­ren, als 1988 nur noch 58 baye­ri­sche Brut­paa­re gezählt wur­den, steigt die Popu­la­ti­on des Weiß­storchs im Frei­staat seit Anfang des Jahr­tau­sends ste­tig an (sie­he Gra­fik). Über 100 Neu­an­sied­lun­gen stam­men erneut vor allem aus Schwa­ben und Fran­ken. „Wir rech­nen sogar mit wei­te­ren neu­an­ge­sie­del­ten Stor­chen­paa­ren, die uns noch gar nicht gemel­det wur­den, weil die Anwoh­nen­den oder Haus­be­sit­zen­den gar nicht wis­sen, dass der Bestand der Weiß­stör­che in Bay­ern vom LBV erfasst wird“, so Oda Wie­ding. Jede und jeder, dem vor Ort ein neu­es Stor­chen­paar auf­fällt, kann dies dem LBV per E‑Mail mel­den an weissstorch@​lbv.​de.

Auch wenn die aktu­el­le Brut­sai­son noch nicht abge­schlos­sen ist, lie­gen dem LBV schon erste Daten zur Anzahl der 2023 flüg­ge gewor­de­nen Jung­stör­che vor. „Im Mai und Juni haben die meist kur­zen Regen­schau­er zwar für ein­zel­ne Ver­lu­ste unter den Jung­stör­chen gesorgt. Es war dann aber zum Glück weni­ger schlimm, als zuvor befürch­tet. Nur im Vor­al­pen­raum star­ben ver­mehrt Jung­vö­gel bei sehr star­ken Gewit­tern im Juni. Die­se Rück­schlä­ge konn­ten aber durch Brut­er­fol­ge, wie zum Bei­spiel in Mit­tel­fran­ken, aus­ge­gli­chen wer­den“, erklärt Oda Wieding.

Grün­de für die Bestandserholung
Mit dem 1984 vom LBV im Auf­trag des Lan­des­amts für Umwelt (LfU) gestar­te­ten Arten­hilfs­pro­gramm Weiß­storch wur­den Nah­rungs­flä­chen und Nist­hil­fen in Bay­ern gesi­chert und neu ange­legt. Im Lau­fe des Pro­jekts stell­te sich her­aus, dass der Bestand und Brut­er­folg der Weiß­stör­che im Frei­staat auch stark von Gefah­ren auf dem Zug und in den Über­win­te­rungs­ge­bie­ten abhän­gig sind. Seit den acht­zi­ger Jah­ren beob­ach­ten die Exper­ten einen Wan­del im Zug­ver­hal­ten der Stör­che. „Ein Groß­teil der baye­ri­schen Stör­che, die über die West­rou­te in den Süden zie­hen, über­win­tert immer häu­fi­ger direkt in Spa­ni­en. Sie spa­ren sich dabei die Über­que­rung des Mit­tel­meers und wei­te­re Gefah­ren, wie Nah­rungs­man­gel oder Beja­gung, die auf dem Weg in die afri­ka­ni­schen Über­win­te­rungs­ge­bie­te dro­hen. Die­ses ver­än­der­te Zug­ver­hal­ten sorgt dafür, dass immer mehr Stör­che wie­der zu uns nach Bay­ern zurück­kom­men“, sagt Wieding.

Bay­ern­kar­te mit Weiß­storch-Nestern und Satelliten-Telemetrie
Eine Weiß­storch-Ver­brei­tungs­kar­te auf der LBV-Web­sei­te gibt eine Über­sicht zu den aktu­ell besetz­ten Nestern unter www​.lbv​.de/​s​t​o​rch. „Dort kann jede und jeder nach­schau­en, ob das jewei­li­ge Nest und die aktu­el­len Infor­ma­tio­nen zur Brut oder dem Nach­wuchs schon gemel­det wur­den und ger­ne auch aktu­el­le Daten schicken“, so die LBV-Bio­lo­gin. „Wir freu­en uns über jeden Weiß­storch­fan, der ein neu­es Nest für uns im Auge behält und das ger­ne auch län­ger­fri­stig, um so durch ein­fa­che Daten­mel­dun­gen an den LBV zur Bestands­über­wa­chung beizutragen.“

Seit 2014 haben im Satel­li­ten-Tele­me­trie-Pro­jekt der Vogel­war­te Radolf­zell auch eini­ge baye­ri­sche Jung­stör­che klei­ne GPS-Sen­der erhal­ten. Die­sen Som­mer wur­den 20 Weiß­stör­che mit neu­en Sen­dern aus­ge­stat­tet. Mit den Sen­dern sol­len wei­te­re Infor­ma­tio­nen über die Nah­rungs­flä­chen­si­tua­ti­on im Brut­ge­biet, die Zug­rou­ten sowie die Gefähr­dungs­fak­to­ren auf dem Zug und im Win­ter­quar­tier gesam­melt wer­den. Auf wel­chem Weg die baye­ri­schen Weiß­stör­che ab etwa Mit­te August in den Süden flie­gen kann jeder live im Inter­net mit­ver­fol­gen unter www​.lbv​.de/​s​e​n​d​e​r​s​t​o​e​r​che.