Blick über den Zaun: Löwen-Nach­wuchs im Nürn­ber­ger Tier­gar­ten – Raub­tier­haus bleibt geschlossen

Löwennachwuchs im Nürnberger Tiergarten / Foto: ralphsimon_ramonasuch
Löwennachwuchs im Nürnberger Tiergarten / Foto: ralphsimon_ramonasuch

Im Tier­gar­ten der Stadt Nürn­berg gibt es Nach­wuchs bei den Asia­ti­schen Löwen (Pathe­ra leo per­si­ca). Löwin Aar­a­ny hat am ver­gan­ge­nen Sams­tag, 16. Sep­tem­ber 2023, zwei Jung­tie­re zur Welt gebracht. Sie nimmt sie gut an und säugt sie. Für Besu­che­rin­nen und Besu­cher wer­den die Löwen­jung­tie­re frü­he­stens in meh­re­ren Wochen zu sehen sein. Da Aar­a­ny nun viel Ruhe braucht, bleibt das Raub­tier­haus bis auf Wei­te­res geschlossen.

Auch die Tier­pfle­ge­rin­nen und Tier­pfle­ger wer­den sich Aar­a­ny und ihrem Nach­wuchs in näch­ster Zeit nicht nähern. „Aar­a­ny soll ihre Jun­gen mög­lichst unge­stört groß­zie­hen. Kon­takt mit den Pfle­ge­rin­nen und Pfle­gern könn­te sie irri­tie­ren“, sagt Zoo­tier­arzt und Kura­tor Dr. Her­mann Will. Löwen­ka­ter Kiron ist aller­dings bei ihr. „Die bei­den haben sich von Anfang an sehr gut ver­stan­den und har­mo­nie­ren mit­ein­an­der. Wir haben auch fest­ge­stellt, dass Aar­a­ny in Kirons Anwe­sen­heit ruhi­ger und ent­spann­ter ist, und uns des­halb bewusst ent­schie­den, die bei­den zusam­men­zu­las­sen.“ Auch jetzt, nach der Geburt, sind die bei­den nicht getrennt. Zu den Klei­nen lässt ihn Aar­a­ny aller­dings noch nicht.

Aar­a­ny hat­te im Mai die­ses Jah­res bereits vier Löwen­wel­pen zur Welt gebracht, die aller­dings nicht über­lebt hat­ten. Drei davon hat­te sie kurz nach der Geburt auf­ge­fres­sen – ein Ver­hal­ten, das bei uner­fah­re­nen Löwin­nen aller­dings nicht unge­wöhn­lich ist. „Es war Aar­a­nys erster Wurf, sie war noch uner­fah­ren und muss­te erst ler­nen, wie man mit Jung­tie­ren umgeht“, sagt Will.

Kiron und Aar­a­ny wur­den bereits weni­ge Tage nach der Geburt im Mai wie­der zusam­men­ge­las­sen und haben sich sofort wie­der verstanden.

Zoo­po­pu­la­ti­on ent­schei­dend für Erhalt der Art

Jeder Nach­wuchs bei den Löwen ist ein wich­ti­ger Bau­stein für den Erhalt der Art. Denn die Unter­art des Asia­ti­schen Löwen gilt laut Welt­na­tur­schutz­uni­on IUCN (Inter­na­tio­nal Uni­on for Con­ser­va­ti­on of Natu­re) als „stark gefähr­det“. Aktu­ell gibt es nur eine ein­zi­ge Popu­la­ti­on im Gir-Natio­nal­park in Indi­en und angren­zen­den Gebie­ten, wo nach einer Schät­zung im Jahr 2017 rund 630 Tie­re leb­ten. Der Bestand ist rela­tiv sta­bil, aller­dings kann er weder wach­sen noch sein Are­al ver­grö­ßern, da die Kapa­zi­täts­gren­ze des Natio­nal­parks erreicht ist. Auf­grund des räum­lich sehr begrenz­ten Ver­brei­tungs­ge­biets kön­nen unvor­her­seh­ba­re Ereig­nis­se wie zum Bei­spiel Krank­hei­ten oder Wald­brän­de die gesam­te Popu­la­ti­on bedrohen.

Reser­ve­po­pu­la­tio­nen in Zoos spie­len in die­sem Zusam­men­hang eine ent­schei­den­de Rol­le. Denn sie kön­nen Tie­re für die Wie­der­an­sied­lung in der Natur bereit­stel­len, sofern es nach den Kri­te­ri­en der IUCN sinn­voll und ver­ant­wort­bar erscheint. Wie bei vie­len ande­ren Tier­ar­ten welt­weit ist das auch beim Asia­ti­schen Löwen aktu­ell aber noch nicht der Fall.

Die Zucht und Hal­tung von momen­tan 113 Asia­ti­schen Löwen in ins­ge­samt 40 euro­päi­schen EAZA-Zoos (Euro­pean Asso­cia­ti­on of Zoos and Aqua­ria) wird auf wis­sen­schaft­li­cher Basis in einem Euro­päi­schen Erhal­tungs­zucht­pro­gramm EEP (EAZA Ex-situ Pro­gram­me) koor­di­niert. Ziel ist es, eine mög­lichst gro­ße gene­ti­sche Viel­falt inner­halb der Popu­la­ti­on zu erhal­ten. Im Rah­men des EEPs kam auch das 2018 in Frank­furt gebo­re­ne Löwen­männ­chen Kiron nach Nürnberg.