Wirt­schafts­mi­ni­ster Aiwan­ger will Bam­ber­ger Schlacht­hof unterstützen

Am Bamberger Schlachthof besteht zwingender Investitionsbedarf. © Stadt Bamberg, Sonja Seufferth
Am Bamberger Schlachthof besteht zwingender Investitionsbedarf. © Stadt Bamberg, Sonja Seufferth

Bam­ber­ger Ver­ant­wort­li­che haben Hubert Aiwan­ger die Bedeu­tung der Ein­rich­tung für Nord­bay­ern veranschaulicht

Neue Hoff­nung für die Zukunft des Bam­ber­ger Schlacht­hofs: In einer digi­ta­len Gesprächs­run­de am Mitt­woch­nach­mit­tag hat der baye­ri­sche Staats­mi­ni­ster für Wirt­schaft, Lan­des­ent­wick­lung und Ener­gie, Hubert Aiwan­ger, signa­li­siert, dass er die Ein­rich­tung der Daseins­vor­sor­ge unter­stüt­zen und eine Schlach­tung in der Regi­on dau­er­haft sichern möch­te. „Der Schlacht­hof Bam­berg ist der Garant für eine siche­re Ver­sor­gung der gan­zen Regi­on mit regio­na­len Lebens­mit­teln und ein wich­ti­ger Part­ner für die Land­wirt­schaft. Wir wol­len als Staats­re­gie­rung den Wei­ter­be­trieb sichern. Denn es kann nicht sein, dass immer mehr Tie­re man­gels Schlacht­mög­lich­kei­ten quer durchs Land oder gar in ande­re Bun­des­län­der trans­por­tiert wer­den müs­sen. Des­halb unter­stüt­zen wir die­sen Pro­zess, eine gemein­sa­me Lösung zwi­schen der Stadt, den Anwoh­nern, Land­wir­ten und Metz­gern zu fin­den“, erklär­te Aiwan­ger nach dem Gespräch.

Bei einer digitalen Gesprächsrunde erklärten am Mittwochnachmittag Bamberger Verantwortliche dem Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Bildschirm) die Bedeutung des Schlachthofs für die Region. Foto: Stadtarchiv Bamberg, Jürgen Schraudner

Bei einer digi­ta­len Gesprächs­run­de erklär­ten am Mitt­woch­nach­mit­tag Bam­ber­ger Ver­ant­wort­li­che dem Wirt­schafts­mi­ni­ster Hubert Aiwan­ger (Bild­schirm) die Bedeu­tung des Schlacht­hofs für die Regi­on. Foto: Stadt­ar­chiv Bam­berg, Jür­gen Schraudner

Bür­ger­mei­ster Jonas Glü­sen­kamp, der in Ver­tre­tung von Ober­bür­ger­mei­ster Andre­as Star­ke an dem Ter­min teil­nahm, zeig­te sich zufrie­den mit dem Ergeb­nis: „Wir haben klar­ge­macht, dass die Stadt und die GmbH grund­sätz­lich den wirt­schaft­li­chen Betrieb des Schlacht­hofs stem­men kön­nen, wenn für die not­wen­di­gen Inve­sti­tio­nen, gera­de auch für den Emis­si­ons­schutz, eine struk­tu­rel­le För­de­rung erfolgt. Dafür hat sich der Mini­ster offen gezeigt.“ Auch Wirt­schafts­re­fe­rent Dr. Ste­fan Gol­ler war es wich­tig zu ver­mit­teln, dass es um kei­ne Defi­zit-Deckung durch den Frei­staat geht, son­dern dass „der Betrieb grund­sätz­lich in der Lage ist, ope­ra­tiv kosten­deckend zu arbei­ten“. Die wesent­li­che Her­aus­for­de­rung läge viel­mehr in der Finan­zie­rung nach­hal­ti­ger Inve­sti­tio­nen in die Infra­struk­tur. Bei­de dank­ten dem stell­ver­tre­ten­den baye­ri­schen Mini­ster­prä­si­den­ten für sein Enga­ge­ment in die­ser Ange­le­gen­heit. Das unter­strei­che den Stel­len­wert der Ein­rich­tung für Bam­berg und die gan­ze Region.

Das Gespräch, an dem auch ein Ver­tre­ter des Bau­ern­ver­ban­des und der Initia­ti­ve „Bür­ger­ein­bin­dung Schlacht­hof“ (BEB) betei­ligt waren, ent­wickel­te sich auf Grund­la­ge einer Prä­sen­ta­ti­on von Geschäfts­füh­rer Juli­an Schulz. Dar­in schlug die­ser anfangs den Bogen von der Geschich­te des am 4. Janu­ar 1904 eröff­ne­ten Schlacht­hofs in mitt­ler­wei­le größ­ten­teils denk­mal­ge­schütz­ten Gebäu­den hin zur aktu­el­len wirt­schaft­li­chen Situa­ti­on. Er ver­an­schau­lich­te die „extrem schwie­ri­ge Situa­ti­on der Coro­na-Jah­re 2020 und 2021“, nach denen es im Jahr 2022 gelun­gen sei, eine Sta­bi­li­sie­rung durch „das Aus­han­deln von neu­en und trag­fä­hi­gen Schlacht­prei­sen“ her­bei­zu­füh­ren. Für den Bam­ber­ger Schlacht­hof sprä­chen vie­le Vor­tei­le wie die geo­gra­fi­sche Lage, die Hand­lungs­fä­hig­keit, die Akzep­tanz in der Bevöl­ke­rung, die Syn­er­gien mit Groß­kun­den und vor allem die Regio­na­li­tät. Schulz ver­wies in die­sem Zusam­men­hang auf die Pro­ble­me ande­rer Schlacht­hö­fe in Nord­bay­ern, die teil­wei­se schon geschlos­sen (Kro­nach) oder nicht mehr kon­kur­renz­fä­hig sind (Kulm­bach, Fürth). „Dadurch kommt unse­rem Betrieb eine wich­ti­ge Rol­le in gesamt Nord­bay­ern zu“, fass­te Schulz die Lage zusammen.

Land­wir­te aus der Regi­on brau­chen den Schlachthof

Die­ter Heber­lein, Refe­rent vom Baye­ri­schen Bau­ern­ver­band, Bezirk Ober­fran­ken, bekräf­tig­te die­se Aus­sa­ge und mach­te klar: „Die bäu­er­li­chen Erzeu­ger­struk­tu­ren sind immer mehr gefähr­det. Wir brau­chen den Schlacht­hof in Bam­berg für die Land­wir­te in der Regi­on.“ Er prä­sen­tier­te Zah­len, wel­che die Ent­wick­lung in der baye­ri­schen Tier­hal­tung dra­stisch vor Augen führ­ten. So gibt es jetzt bei der Schwei­ne­hal­tung 20 Pro­zent weni­ger Betrie­be und Tie­re als noch vor zwei Jah­ren. Und die Sau­en­hal­tung hät­ten in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren fast 60 Pro­zent der Betrie­be auf­ge­ge­ben. Die­ser Trend wür­de sich durch eine Schlie­ßung des Schlacht­hofs ver­schär­fen. „Die Land­wir­te in Ober­fran­ken mit Böden von mitt­le­rer Boni­tät brau­chen drin­gend die Tier­hal­tung, um genü­gend Ein­kom­men für ihre Betrie­be zu schaf­fen. Ent­fällt der Bam­ber­ger Schlacht­hof, wird das zu einer mas­si­ven Auf­ga­be von Tier­hal­tun­gen in Nord­bay­ern füh­ren“, warn­te Heberlein.

Die Sicht­wei­se der Anwohner:innen brach­te Ste­phan Spren­ger ein. Der Ver­tre­ter der Initia­ti­ve „Bür­ger­ein­bin­dung Schlacht­hof“ (BEB) erklär­te, dass „der Sta­tus Quo auf Grund der Emis­si­ons­si­tua­ti­on nicht trag­bar“ sei und zeig­te sich dank­bar, dass die Stadt Bam­berg die Bürger:innen bei der Ent­wick­lung des „Zukunfts­kon­zepts Schlacht­hof“ aktiv ein­bin­de. Für Spren­ger und sei­ne Mitstreiter:innen steht fest: „Ein Emis­si­ons­schutz nur nach Gesetz wird nicht aus­rei­chen – wir brau­chen hier drin­gend wei­ter­füh­ren­de Maß­nah­men, um auch die Belan­ge der Anwohner:innen adäquat zu berück­sich­ti­gen.“ Zudem dürf­ten das wirt­schaft­li­che Risi­ko für den Schlacht­hof nicht allein die Bam­ber­ger Steuerzahler:innen tragen.

Inve­sti­tio­nen sind zwin­gend notwendig

Geschäfts­füh­rer Schulz und Wirt­schafts­re­fe­rent Dr. Gol­ler haben die­se For­de­run­gen in ihren Inve­sti­ti­ons­plan für den Schlacht­hof bereits berück­sich­tigt und ent­spre­chen­de Maß­nah­men für die Opti­mie­rung des Emis­si­ons­schut­zes vor­ge­se­hen. Die kurz- bis mit­tel­fri­stig zwin­gend not­wen­di­gen Inve­sti­ti­ons­maß­nah­men für den Schlacht­hof sum­mie­ren sich auf rund 4,1 Mil­lio­nen Euro. Dar­un­ter fal­len die Inve­sti­tio­nen in Ener­gie­trä­ger und Was­ser (ca. 220.000 Euro), in Ani­mal Wel­fa­re (ca. 550.000 Euro), in inner­be­trieb­li­che Pro­zes­se (ca. 560.000 Euro), in Abwas­ser und Ent­sor­gung (ca. 2,6 Mil­lio­nen Euro) und in son­sti­ge Infra­struk­tur (ca. 150.000 Euro). Bis zu acht Mil­lio­nen Euro wären nötig für wei­te­re optio­na­le Inve­sti­tio­nen, z.B. in einen Neu­bau der Stäl­le und der Anlie­fe­rung (bis zu 1,8 Mil­lio­nen Euro), in einen Neu­bau der Sozi­al­ge­bäu­de (bis zu 2,15 Mil­lio­nen Euro), in den Wasch­platz für die Vieh­trans­por­ter (bis zu 2,5 Mil­lio­nen Euro), in die Abwas­ser­ent­sor­gung (bis zu 470.000 Euro) sowie in den wei­ter­ge­hen­den Emis­si­ons­schutz (1 Mil­li­on Euro). „Die akut not­wen­di­gen Maß­nah­men sind nicht im vol­len Umfang aus eige­ner Kraft finan­zier­bar. Dafür brau­chen wir eine För­de­rung bzw. einen Zuschuss durch Drit­te. Erhal­ten wir die­se nicht, ist die Zukunft des Schlach­tens in Bam­berg enorm gefähr­det“, mach­te Dr. Gol­ler den Ernst der Lage deutlich.