Sonn­tags­ge­dan­ken: Mit­ein­an­der sprechen

Symbolbild Religion

Am Diens­tag geht sie wie­der los, die Schu­le, und da heißt es dann auch bald wie­der: „Du Herr Pfar­rer, in der Pau­se hat der Hans oder hat die Maria, dies und jenes zu mir gesagt oder dies und jenes gemacht.“

Ja, mei­ne lie­ben Freun­de, sol­che Aus­sa­gen ken­nen wir von Kin­dern. Pet­zen nen­nen wir sol­che Aus­sa­gen abfäl­lig. Doch Kin­der tun dies eigent­lich nicht, um gut dazu­ste­hen; frei­lich gibt es bestimmt auch Aus­nah­men, wo Kin­der doch auf Feh­ler ande­rer hin­wei­sen, um sel­ber bes­ser dazu­ste­hen. Aber ich glau­be, der Haupt­grund für die­ses Han­deln ist ein ande­rer. Ein Kind möch­te damit sagen: „Du, bit­te hilf mir, ich kom­me da allei­ne nicht wei­ter; der ande­re soll auf­hö­ren, mir immer wehzutun.“

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Manch­mal brau­chen Kin­der das. Manch­mal brau­chen sie die Mama oder den Papa, die dann als Erwach­se­ne ihnen hilf­reich zur Sei­te ste­hen. Mit fort­schrei­ten­dem Alter wer­den die­se Hil­fe­ru­fe immer weni­ger, denn je älter Men­schen wer­den, desto sel­te­ner holen sie sich die Erwach­se­nen zu Hil­fe – so soll­te man zumin­dest mei­nen. Aber ist das wirk­lich so?

„Hast du schon gehört ….? Hast du gese­hen, was der oder die wie­der anhat?…“ Ist das soviel anders als bei den Kin­dern? Im Gegen­satz zu den Kin­dern aber geht es bei uns Erwach­se­nen nicht dar­um, uns Hil­fe zu holen, son­dern viel­mehr den ande­ren in ein nega­ti­ves Licht zu stel­len, um sel­ber bes­ser dazustehen.

Wir reden viel leich­ter über ande­re, als mit ihnen und in die­sem Ver­hal­ten sind wir wirk­lich noch sehr kindlich.

Wäre es da nicht bes­ser, ein­fach ein­mal mit dem ande­ren zu reden, als über ihn? Frei­lich ist das oft der schwie­ri­ge­re Weg, aber ich bin über­zeugt, es ist der bessere.

Nicht über­ein­an­der, son­dern mit­ein­an­der spre­chen, das ist es, was den rei­fen Men­schen aus­zeich­net, das ist ein Wesens­zug eines wirk­lich rei­fen Men­schen und damit auch der Wesens­zug eines Chri­sten. Aber das ist wohl eine Auf­ga­be, mit der die mei­sten von uns, ich ein­ge­schlos­sen, heu­te wohl nicht zu Ende kom­men wer­den; eine Auf­ga­be, die uns sicher noch eini­ge Zeit beschäf­ti­gen dürfte.

Gott hat uns den Mund zum Reden geben. Wir müs­sen nun nur noch ler­nen, ihn rich­tig zu benut­zen: Und das heißt eben nicht in erster Linie über­ein­an­der zu reden, son­dern vor allem ganz direkt mit dem ande­ren, mit dem, den es betrifft kom­mu­ni­zie­ren. Ja, das heißt ganz ein­fach: mit­ein­an­der reden.

Ich wün­sche Ihnen einen guten Sonn­tag und eine gute Woche mit vie­len guten Gesprä­chen mit­ein­an­der und nicht übereinander.

Ihr Klaus Weigand


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen