Neu­es EU-Pro­jekt an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth nutzt Künst­li­che Intel­li­genz zur Tier­hal­tung in der Landwirtschaft

Kameras und Sensoren liefern Daten über das Stallverhalten von Schweinen, KI-Algorithmen identifizieren Verhaltensmuster. © ILV / Universität Bayreuth.
Kameras und Sensoren liefern Daten über das Stallverhalten von Schweinen, KI-Algorithmen identifizieren Verhaltensmuster. © ILV / Universität Bayreuth.

Eine am Tier­wohl ori­en­tier­te Hal­tung von Schwei­nen zu för­dern und umwelt­schäd­li­che Emis­sio­nen zu sen­ken, ist das Ziel des neu­en Ver­bund­pro­jekts „Pro­cess­Pig“. Prof. Dr. Agnes Koschmi­der, Inha­be­rin des Lehr­stuhls für Wirt­schafts­in­for­ma­tik und Pro­cess Ana­ly­tics an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, koope­riert in die­sem Vor­ha­ben mit zahl­rei­chen For­schungs­ein­rich­tun­gen, Unter­neh­men und land­wirt­schaft­li­chen Betrie­ben. Haupt­ziel ist die Ent­wick­lung eines digi­ta­len Moni­to­rings, das Ver­hal­tens­mu­ster von Schwei­nen in frei­be­lüf­te­ten Stäl­len erfasst und ana­ly­siert. Die EU för­dert das Vor­ha­ben in den näch­sten drei Jah­ren mit mehr als 484.000 Euro im Rah­men der Euro­päi­schen Inno­va­ti­ons­part­ner­schaft Agrar (EIP Agri).

Das For­schungs­pro­jekt „Pro­cess­Pig“ ist ein Bei­spiel für die stei­gen­de Bedeu­tung von Künst­li­cher Intel­li­genz (KI) und daten­ge­trie­be­ner Pro­zess­ana­ly­se in der Land­wirt­schaft. Die enge Zusam­men­ar­beit in einem Netz­werk von Part­nern aus Wis­sen­schaft und Pra­xis lässt dabei wich­ti­ge neue Erkennt­nis­se für die künf­ti­ge Gestal­tung der Tier­hal­tung und ein nach­hal­ti­ges Han­deln in der Agrar­bran­che erwarten.

Das Vor­ha­ben knüpft an aktu­el­le euro­päi­sche Ent­wick­lun­gen in der Tier­hal­tung an. Auf­grund von gesetz­li­chen Anfor­de­run­gen und wach­sen­dem öffent­li­chen Inter­es­se wer­den immer mehr Stäl­le mit frei­er Lüf­tung und ver­grö­ßer­tem Platz­an­ge­bot für die Tie­re gebaut oder unter die­sen Aspek­ten umge­baut. Inno­va­ti­ve Hal­tungs­sy­ste­me sehen vor, dass die Schwei­ne unter­schied­li­che Funk­ti­ons­be­rei­che – wie Ruhe- und Kot­be­rei­che – nut­zen kön­nen. Die Lebens­be­din­gun­gen im Stall sol­len auf die­se Wei­se den natür­li­chen Bedürf­nis­sen der Tie­re stär­ker ange­passt und ihr Ver­hal­ten ent­spre­chend geför­dert wer­den. Zugleich gibt es euro­pa­weit Bestre­bun­gen, schäd­li­che Umwelt­aus­wir­kun­gen der Tier­hal­tung zu ver­rin­gern, ins­be­son­de­re die Frei­set­zung von Ammo­ni­ak, die zur Ver­saue­rung von Böden und zur Eutro­phie­rung von Gewäs­sern bei­trägt. Das neue EU- Pro­jekt will die­se, auf eine För­de­rung des Tier­wohls und des Umwelt­schut­zes aus­ge­rich­te­ten Ent­wick­lun­gen nach­hal­tig unter­stüt­zen und dafür die Mög­lich­kei­ten Künst­li­cher Intel­li­genz (KI) nutzen.

Prof. Dr. Agnes Koschmider, Universität Bayreuth. © Foto: Universität Bayreuth.

Prof. Dr. Agnes Koschmi­der, Uni­ver­si­tät Bay­reuth. © Foto: Uni­ver­si­tät Bayreuth

„Sen­so­ren, Video­da­ten und KI-Algo­rith­men sol­len künf­tig ein Moni­to­ring-System bil­den, das es ermög­licht, das Ver­hal­ten der Schwei­ne in Echt­zeit zu ana­ly­sie­ren. Abwei­chun­gen von erwar­te­ten Ver­hal­tens­mu­stern wer­den erkannt und als Schlüs­sel­in­di­ka­to­ren visua­li­siert. Dadurch erhal­ten die Land­wir­te Hin­wei­se auf poten­zi­el­le Pro­ble­me und kön­nen die Hal­tungs­be­din­gun­gen der Tie­re umge­stal­ten, nicht zuletzt im Hin­blick auf die kli­ma­ti­schen Ver­hält­nis­se im Stall. Durch die Nut­zung von KI-gestütz­ten Algo­rith­men zur Ver­hal­tens­er­ken­nung kön­nen das Wohl­be­fin­den der Tie­re signi­fi­kant ver­bes­sert und der Umwelt­schutz erheb­lich geför­dert wer­den“, sagt Prof. Dr. Agnes Koschmider.

Dr. Andre­as Melf­sen vom Insti­tut für land­wirt­schaft­li­che Ver­fah­rens­tech­nik an der Chri­sti­an-Albrechts-Uni­ver­si­tät zu Kiel betont die grund­sätz­li­che Bedeu­tung die­ses Ansat­zes: „Unser Ziel ist es, die Zusam­men­hän­ge zwi­schen dem Ver­hal­ten der Schwei­ne und den kli­ma­ti­schen Bedin­gun­gen mit Hil­fe von KI-gestütz­ter Ana­ly­se von Video- und Sen­sor­da­ten zu erfas­sen. So kön­nen wir früh­zei­tig erken­nen, wenn Tie­re auf­grund ungün­sti­ger Wit­te­rungs­ver­hält­nis­se von ihren gewohn­ten Ver­hal­tens­mu­stern abwei­chen, und geeig­ne­te Maß­nah­men ergreifen.“

Die Part­ner­ein­rich­tun­gen aus Wis­sen­schaft und Praxis:

Das Pro­jekt Pro­cess­Pig basiert auf einem Netz­werk von For­schungs­ein­rich­tun­gen, Wirt­schafts­un­ter­neh­men und land­wirt­schaft­li­chen Betrie­ben. Hier­zu zäh­len der Lehr­stuhl für Wirt­schafts­in­for­ma­tik und Pro­cess Ana­ly­tics an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, das Insti­tut für Land­wirt­schaft­li­che Ver­fah­rens­tech­nik (ILV) an der Chri­sti­an-Albrechts-Uni­ver­si­tät zu Kiel, die Fir­ma Lock Antriebs­tech­nik GmbH in Ertin­gen, Baden-Würt­tem­berg, sowie fünf land­wirt­schaft­li­che Unter­neh­men aus Schles­wig-Hol­stein und Baden-Würt­tem­berg. Asso­zi­ier­te Part­ner aus den Berei­chen For­schung, Ver­suchs­ein­rich­tun­gen und land­wirt­schaft­li­che Bera­tung ver­stär­ken das Netzwerk.