Bezahl­ba­rer Strom als Stand­ort­fak­tor für Oberfranken

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IHK-Prä­si­dent Dr. Waas­ner: „Brau­chen nied­ri­ge Strom­prei­se für alle Unternehmen“

Zu den hohen Strom­ko­sten für die Wirt­schaft mel­det sich die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth zu Wort. Dr. Micha­el Waas­ner, Prä­si­dent der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth, for­dert nied­ri­ge Strom­ko­sten für alle statt Sub­ven­tio­nen für eini­ge wenige.

Die ober­frän­ki­schen Unter­neh­men ste­hen bei den Strom­prei­sen wei­ter­hin enorm unter Druck. „Unter­neh­men, die jetzt ihren Strom für 2024 ein­kau­fen, bezah­len mehr als dop­pelt so viel wie in den Vor­kri­sen­jah­ren. Damit bezah­len unse­re Unter­neh­men in Deutsch­land zwei bis drei­mal so viel für den Strom, wie unse­re aus­län­di­sche Kon­kur­renz“ kri­ti­siert Dr. Waas­ner. „Eine Stär­kung des Stand­or­tes Deutsch­land schaut anders aus. Pas­sen wir nicht auf, droht uns letzt­end­li­che eine Deindu­stria­li­sie­rung.“ Das wür­de Ober­fran­ken mit sei­ner weit über­durch­schnitt­li­chen Indu­strie­dich­te beson­ders hart treffen.

Absa­ge an Indu­strie­strom­preis für eini­ge weni­ge Unternehmen

Dr. Waas­ner erteilt den Über­le­gun­gen, Ent­la­stun­gen nur für eini­ge weni­ge Unter­neh­men ein­zu­füh­ren, eine kla­re Absa­ge. Die­ser soge­nann­te Indu­strie­strom­preis adres­sie­re deutsch­land­weit gera­de ein­mal 1.000 bis maxi­mal 2.000 Unter­neh­men, vor allem im Bereich Che­mie und Stahl. Finan­ziert wer­de er letzt­end­lich durch alle Strom­ver­brau­cher, auch vie­le Unter­neh­men, die im inter­na­tio­na­len Wett­be­werb ste­hen. „Hin­zu kommt, dass eine auf fünf Jah­re begrenz­te Sub­ven­tio­nie­rung des Indu­strie­strom­prei­ses nicht wirk­lich hilft. Denn was pas­siert danach?“ Wolf­ram Brehm, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth ergänzt: „Unse­re Unter­neh­men brau­chen lang­fri­stig zuver­läs­si­ge Rah­men­be­din­gun­gen für vie­le und kei­ne zeit­lich limi­tier­ten Sub­ven­tio­nen für weni­ge.“ Die IHK setzt sich statt­des­sen für drei Bau­stei­ne ein, von denen mög­lichst vie­le Unter­neh­men profitieren.

Dr. Waas­ner: „Strom­steu­er senken!“

Ein ent­schei­den­der Bau­stein neben dem schnel­len Aus­bau der Erneu­er­ba­ren sei die Strom­steu­er. „In den USA bekommt man Indu­strie­strom für 2,5 Cent und in Frank­reich für 4,2 Cent pro Kilo­watt­stun­de. In Deutsch­land bezah­len wir aktu­ell aber bereits 2,05 Cent je Kilo­watt­stun­de allei­ne für die Strom­steu­er“, macht der IHK-Prä­si­dent deut­lich. „Von einer Redu­zie­rung der Strom­steu­er auf den euro­päi­schen Min­dest­satz von 0,05 Cent hät­ten alle Unter­neh­men etwas, nicht nur eini­ge weni­ge. Eine sol­che Sen­kung wür­de auch die inter­na­tio­na­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit Deutsch­lands deut­lich verbessern.“

Strom­steu­er-Spit­zen­aus­gleich beibehalten

Beun­ru­higt zei­gen sich IHK-Prä­si­dent und ‑Haupt­ge­schäfts­füh­rer dar­über, dass der aktu­ell vor­ge­leg­te Haus­halts­ent­wurf nicht vor­sieht, die hohen Bela­stun­gen für beson­ders ener­gie­in­ten­si­ve Unter­neh­men über den 1999 ein­ge­führ­ten Spit­zen­aus­gleich bei der Strom- und Ener­gie­steu­er sowie beim Gas abzu­mil­dern. Aktu­ell pro­fi­tie­ren von die­sem Aus­gleich etwa 8.800 ener­gie­in­ten­si­ve Unter­neh­men im gesam­ten Bun­des­ge­biet. Brehm: „Ein Ende des Spit­zen­aus­gleichs wür­de zu noch­mals höhe­ren Ener­gie­ko­sten füh­ren, Abwan­de­rungs­ten­den­zen wich­ti­ger Indu­strie­zwei­ge wei­ter Vor­schub lei­sten und not­wen­di­ge Inve­sti­tio­nen erschwe­ren.“ Dr. Waas­ner ergänzt: „Die Wirt­schaft braucht aber kei­ne neu­en Bela­stun­gen, son­dern Ent­la­stun­gen, mehr Hand­lungs­spiel­räu­me und vor allem mehr Pla­nungs­si­cher­heit. Die Poli­tik muss nach­bes­sern, will sie einer Abwan­de­rung kei­nen Vor­schub leisten.“

Strom­part­ner­schaf­ten voranbringen

Dar­über hin­aus muss die Poli­tik bereit sein, Din­ge ein­fa­cher und schnel­ler mög­lich zu machen. Ein gutes Bei­spiel dafür sind Strom­part­ner­schaf­ten, also eine direk­te Zusam­men­ar­beit von Strom­lie­fe­ran­ten und Strom­ver­brau­chern der Wirt­schaft. „In ande­ren Län­dern har sich die­ses Anreiz­mo­dell zur Stär­kung des direk­ten Aus­baus erneu­er­ba­rer Ener­gien längst eta­bliert“, macht der IHK-Prä­si­dent deut­lich. Über Direkt­strom­lie­fer­ver­trä­ge, soge­nann­te PPAs, pro­fi­tie­ren die Anbie­ter von garan­tier­ten Abnah­men und Abneh­mer von gün­sti­ge­ren Prei­sen. Kom­me dann noch ein ein­ma­li­ger Inve­sti­ti­ons­zu­schuss der Bun­des­re­gie­rung beim Auf­bau dazu, könn­ten davon auch dank der damit ein­her­ge­hen­den Redu­zie­rung der Netz­ent­gel­te alle Unter­neh­men pro­fi­tie­ren. Brehm: „Es wäre rela­tiv ein­fach, hier die Brem­se zu lösen, den Unter­neh­men eine Plan­bar­keit zu erleich­tern und gleich­zei­tig den Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gien spür­bar voranzubringen.“

Dass mög­lichst vie­le Unter­neh­men von einer Kosten­re­du­zie­rung bei der Ener­gie pro­fi­tie­ren, sei für die IHK ele­men­tar, wie Dr. Waas­ner ver­deut­licht. „Gesprä­che mit vie­len Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mern in den ver­gan­ge­nen Wochen zei­gen mir deut­lich, wie sehr die hohen Ener­gie­prei­se unse­re Wirt­schaft unter Druck set­zen.“ Bezahl­ba­re Ener­gie bei gleich­zei­ti­ger Pla­nungs­si­cher­heit wür­den den Stand­ort Deutsch­land und damit auch die Zukunft Ober­fran­kens spür­bar stärken.