Bam­berg-Coburg: Arbeits­markt im Agen­tur­be­zirk zeigt sich vola­til – Feri­en­be­ginn macht sich bemerkbar

Der Arbeits­markt im August 2023 End­spurt auf dem Ausbildungsmarkt

Zum Ende des Berufs­aus­bil­dungs­jah­res und Start in die Som­mer­fe­ri­en stieg die Arbeits­lo­sig­keit im August natur­ge­mäß wie­der an. Im ver­gan­ge­nen Monat hat sich die Zahl der Arbeits­lo­sen im Bezirk der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg im Ver­gleich zum Juli 2023 um 1 160 (+10,0 Pro­zent) auf 12 772 erhöht.

Seit dem letz­ten Jahr hat die Arbeits­lo­sig­keit um 979 Men­schen (+8,3 Pro­zent) zuge­nom­men. Die Arbeits­lo­sen­quo­te erhöh­te sich im August um 0,4 Pro­zent­punk­te auf 3,7 Pro­zent. Vor zwölf Mona­ten betrug sie 3,4 Pro­zent. Der Anstieg der Arbeits­lo­sig­keit im Som­mer­mo­nat August ist nichts Unge­wöhn­li­ches. Jun­ge Men­schen mel­den sich vor­über­ge­hend arbeits­los, da sie nach Been­di­gung ihrer Berufs­aus­bil­dung nicht direkt über­nom­men wer­den konn­ten bzw. die Schu­le been­det haben und ab Sep­tem­ber eine Aus­bil­dung begin­nen oder stu­die­ren. Aktu­ell sind 1 434 Jugend­li­che (unter 25 Jah­re) arbeits­los gemel­det. Das sind 342 oder 31,3 Pro­zent mehr als im Juli. Im Vor­jah­res­ver­gleich sind es ledig­lich 3,5 Pro­zent bzw. 48 mehr. Mit dem Sta­tus Arbeits­los waren Ende August im Agen­tur­be­zirk 1 100 Ukrai­ner und zusätz­lich 842 Flücht­lin­ge ande­rer Natio­nen gemel­det, was einen Anstieg der Arbeits­lo­sen­quo­te um 0,6 Pro­zent­punk­te zur Fol­ge hat.

Der Arbeits­markt bie­tet wei­ter­hin gute Chan­cen. Hier­für spricht, dass 888 arbeits­los gemel­de­te Per­so­nen wäh­rend des tra­di­tio­nel­len Urlaubs­mo­nats eine Erwerbs­tä­tig­keit auf­ge­nom­men haben, 68 mehr (+8,3 Pro­zent) als im letz­ten Jahr. Gleich­zei­tig haben 1 408 Men­schen ihre Beschäf­ti­gung ver­lo­ren, 15,1 Pro­zent (+185) mehr als im August 2022.

Arbeits­markt­ent­wick­lung

Ein typi­scher Som­mer­mo­nat, nur etwas gedie­ge­ner mit einer leich­ten Brise

Ste­fan Tre­bes, Vor­sit­zen­der der Geschäfts­füh­rung der Agen­tur für Arbeit Bam­berg-Coburg, sieht ein hete­ro­ge­nes Bild auf dem Arbeits­markt: „Auch wenn die wirt­schaft­li­che Ein­trü­bung mitt­ler­wei­le spür­bar am Arbeits­markt der Regi­on mit eini­gen Insol­ven­zen und Mas­sen­ent­las­sun­gen ihre Spu­ren hin­ter­lässt, zeigt sich unse­re Regi­on für die Ent­las­se­nen wei­ter­hin sehr auf­nah­me­fä­hig und bie­tet viel­fäl­ti­ge Beschäf­ti­gungs­chan­cen. So mel­det sich oft­mals beim Arbeit­ge­ber­ser­vice die Kon­kur­renz, die end­lich auf frei­wer­den­de Fach­kräf­te hofft. Im Bau­be­reich und im Hand­werk gibt es aktu­ell kaum Frei­set­zun­gen. Neu­auf­trä­ge wer­den etwas weni­ger, aber es ste­hen über­wie­gend noch Bestands­auf­trä­ge bereit.

In der Indu­strie sta­bi­li­siert sich die Situa­ti­on peu à peu, Zeit­ver­trä­ge wer­den ver­län­gert und wie­der öfter ent­fri­stet. Neben Fach­kräf­ten bie­ten sich daher auch Per­spek­ti­ven für moti­vier­te Praktiker.

Auf den ersten Blick wirkt ein Anstieg um über 1 000 Arbeits­lo­se im August besorg­nis­er­re­gend. Auf­grund der Über­nah­me der Betreu­ung der Ukrai­ner neben ande­ren Geflüch­te­ten durch die Job­cen­ter im Juni ver­gan­ge­nen Jah­res, ende­ten in den ver­gan­ge­nen Wochen über­pro­por­tio­nal vie­le Deutsch- und Inte­gra­ti­ons­kur­se. Die Absol­ven­ten wer­den daher seit­dem wie­der in der Arbeits­lo­sen­sta­ti­stik mit­er­fasst. Hin­zu kam ein erneut gestie­ge­ner Zuzug von Syrern. Die Zahl der arbeits­lo­sen Aus­län­der stieg daher bin­nen Monats­frist um 511 Per­so­nen bzw. 17,4 Pro­zent auf 3 452.

Betrach­tet man hin­ge­gen den sai­son­üb­li­chen Anstieg der Jugend­ar­beits­lo­sig­keit, so mel­de­ten sich auch in die­sem Jahr nicht son­der­lich mehr vor­über­ge­hend arbeits­los, die nach ihrer Aus­bil­dung kein direk­tes Über­nah­me­an­ge­bot beka­men. Der wei­ter­hin hohe Fach­kräf­te­be­darf der Fir­men bie­tet viel­fäl­ti­ge Chan­cen, dass die­se frisch­ge­backe­nen Fach­kräf­te nach den Som­mer­fe­ri­en ins Berufs­le­ben durch­star­ten kön­nen. Es sind auch vie­le dabei, die sich beruf­lich wei­ter­ent­wickeln möch­ten. Sie besu­chen ab Herbst wei­ter­füh­ren­de Schu­len oder begin­nen ein Studium.“

Unter­be­schäf­ti­gung – Aus­BIL­DUNG wird was

Die Unter­be­schäf­ti­gungs­quo­te liegt mit 4,7 Pro­zent um 0,3 Pro­zent­punk­te über dem Vor­jah­res­ni­veau. Die Unter­be­schäf­ti­gungs­quo­te berück­sich­tigt Per­so­nen, die zwar nach der gesetz­li­chen Defi­ni­ti­on nicht arbeits­los sind, aber den­noch nicht in einem regu­lä­ren Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis ste­hen, wie z. B. Men­schen, die sich beruf­lich wei­ter­bil­den. Die Arbeits­agen­tur und die Job­cen­ter unter­stüt­zen und för­dern bei Be-darf beruf­li­che Wei­ter­bil­dung sowie Umschu­lun­gen. Da zum Groß­teil Fach­kräf­te bzw. Exper­ten auf dem Arbeits­markt gefragt sind, wer­den momen­tan 502 Per­so­nen im Bezirk beruf­lich wei­ter­ge­bil­det, um ihre Berufs­chan­cen zu opti­mie­ren. Das sind 47 oder 10,3 Pro­zent mehr als vor einem Jahr.

Kurz­ar­beit sta­gniert auf nied­ri­gem Niveau

Im April 2023 (Hoch­rech­nung aktu­ell­ster Wert) bezo­gen im Agen­tur­be­zirk ins­ge­samt 89 Betrie­be für 1 720 Arbeit­neh­mer kon­junk­tu­rel­les Kurz­ar­bei­ter­geld. 0,7 Pro­zent aller sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­tig Beschäf­tig­ten waren in Kurz­ar­beit. Die Kurz­ar­bei­ter­quo­te bewegt sich mitt­ler­wei­le seit über einem Jahr kon­ti­nu­ier­lich sta­bil auf einem sehr nied­ri­gen Niveau unter­halb der Ein-Prozentmarke.

Sai­son­an­stieg der Jugend­ar­beits­lo­sig­keit in allen Regionen

Der Arbeits­markt der Agen­tur Bam­berg-Coburg umfasst fol­gen­de Gebiets­kör­per­schaf­ten: Stadt und Land­kreis Bam­berg, Stadt und Land­kreis Coburg sowie die Land­krei­se Forch­heim, Kro­nach und Lichtenfels.

Vie­le Schul­ab­gän­ger und Aus­bil­dungs­ab­sol­ven­ten mel­den sich in den Som­mer­mo­na­ten vor­über­ge­hend arbeits­los. Daher ist es nicht unge­wöhn­lich, dass die Arbeits­lo­sig­keit sai­so­nal bedingt in allen Regio­nen des Agen­tur­be­zirks im August stieg.

Im Land­kreis Lich­ten­fels erhöh­te sie sich in den ver­gan­ge­nen vier Wochen mit einem Plus von 13,6 Pro­zent am mei­sten, im Land­kreis Coburg leg­te sie 13,0 Pro­zent zu, in Kro­nach um 11,0 Pro­zent, im Bam­ber­ger Land um 9,2 Pro­zent, in der Stadt Coburg um 9,0 Pro­zent, in der Stadt Bam­berg um 7,8 Pro­zent und im Land­kreis Forch­heim um 7,5 Prozent.

Im Ver­gleich zum Vor­jahr fällt der Anstieg der Arbeits­lo­sig­keit in der Stadt Bam­berg (+1,1 Pro­zent) und dem Land­kreis Bam­berg (+3,5 Pro­zent) am gering­sten aus. Bei den ande­ren Regio­nen liegt die Zunah­me im pro­zen­tu­al zwei­stel­li­gen Bereich. Das größ­te Plus ver­bu­chen die Land­krei­se Kro­nach (+13,0 Pro­zent) und Coburg (+12,6 Pro­zent), gefolgt von der Stadt Coburg (+11,3 Pro­zent) und den Land­krei­sen Lich­ten­fels (+10,5 Pro­zent) sowie Forch­heim (10,3 Prozent).

Die nied­rig­ste Arbeits­lo­sen­quo­te und Voll­be­schäf­ti­gung hat der Land­kreis Bam­berg (2,6 Pro­zent), wäh­rend sie in der Stadt Coburg mit 6,7 Pro­zent am höch­sten ist.

Stel­len­markt –Zehn­fach bes­se­re Job­chan­cen als in Berlin

Im August bekam der Arbeit­ge­ber­ser­vice 1 863 sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Stel­len­an­ge­bo­te gemel­det. Das waren 4,3 Pro­zent bzw. 83 weni­ger als im letz­ten Jahr. Der Rück­gang ent­fiel kom­plett auf den Bereich der Zeit­ar­beit (-130). Aktu­ell gibt es im Bestand 9 523 Job­an­ge­bo­te, 8,1 Pro­zent (-839) weni­ger als in 2022. Der Stel­len­pool ist jedoch um 883 Beschäf­ti­gungs­an­ge­bo­te bzw. 10,2 Pro­zent grö­ßer als vor zwei Jahren.

Rein sta­ti­stisch kom­men auf 100 gemel­de­te sozi­al­ver­si­che­rungs­pflich­ti­ge Stel­len aktu­ell ledig­lich 134 poten­ti­el­le arbeits­lo­se Bewer­ber. Zum Ver­gleich – in Ber­lin sind es über 1000 arbeits­lo­se Bewer­ber, d.h. die Job­chan­cen auf einen neu­en Arbeits­platz sind im Agen­tur­be­zirk Bam­berg-Coburg um ca. das Zehn­fa­che günstiger.

Trotz der Feri­en- und Urlaubs­zeit beka­men die Ver­mitt­ler im August aus allen Bran­chen Beschäf­ti­gungs­an­ge­bo­te gemel­det, sogar 43,0 Pro­zent bzw. 560 mehr als im Juli. Die Agen­tur für Arbeit ver­fügt über einen hete­ro­ge­nen Stel­len­mix. Der Schwer­punkt des Bedarfs ent­fällt auf Fach­kräf­te. Ledig­lich jede vier­te Offer­te ist für Hel­fer bestimmt, von denen gut zwei Drit­tel aus dem Bereich der Zeit­ar­beit kommen.

Das Gros der vom Arbeit­ge­ber­ser­vice betreu­ten Stel­len­an­ge­bo­te ent­fällt auf fol­gen­de Berufs­seg­men­te: 1 550 Fer­ti­gungs­tech­nik, 1 452 Fer­ti­gungs­be­ru­fe, 1 236 Ver­kehr und Logi­stik, 922 Gesund­heits­be­ru­fe, 813 Han­del, 796 Bau- und Aus­bau­hand­werk sowie 664 Lebens­mit­tel- und Gastgewerbe.

Zuwäch­se seit dem letz­ten Jahr ver­zeich­nen aktu­ell Rei­ni­gungs­be­ru­fe (+10,9 Pro­zent), sozia­le und kul­tu­rel­le Dienst­lei­stungs­be­ru­fe (+5,2 Pro­zent), IT- und natur­wis­sen­schaft­li­che Dienst­lei­stungs­be­ru­fe (+5,1 Pro­zent) sowie Beru­fe der Fer­ti­gungs­tech­nik (+4,2 Prozent).

Weni­ger Per­so­nal­be­darf ver­bu­chen im drei­stel­li­gen Bereich Ver­kehrs- und Logi­stik­be­ru­fe (-368 Stel­len bzw. ‑22,9 Pro­zent) und der Han­del (-114 Stel­len bzw. ‑12,3 Pro­zent). Aber auch Gesund­heits­be­ru­fe (-99 Stel­len bzw. ‑9,7 Pro­zent), Lebens­mit­tel- und Gast­ge­wer­be­be­ru­fe (-93 Stel­len, ‑12,3 Pro­zent) sowie Bau- und Aus­bau­hand­werk (-91 Stel­len, ‑10,3 Pro­zent) bie­ten spür­bar weni­ger Job­an­ge­bo­te als vor einem Jahr.