Stel­lung­nah­me der Forch­hei­mer CSU-Stadt­rats­frak­ti­on zum Inte­grier­ten Kli­ma­schutz­kon­zept der Stadt

An die
Stadt Forch­heim, Kli­ma­schutz­ma­nage­ment
Frau Eli­sa Rittmeier

Am 14.11.2022 wur­den dem Stadt­rat in einem Work­shop eini­ge sta­ti­sti­sche Wer­te zur Kli­ma­si­tua­ti­on in Forch­heim vor­ge­stellt. Dar­aus erga­ben sich dann in der Dis­kus­si­on mög­li­che Handlungsfelder.

Dar­auf­hin haben wir dann mit Datum vom 30.01.2023 eine Stel­lung­nah­me abgegeben.

Dem nun vor­lie­gen­den Abschluss­be­richt (mit sei­nen vie­len unzwei­fel­haf­ten Zah­len und Sta­ti­sti­ken) kön­nen wir grund­sätz­lich zustim­men. In der Umset­zung und Akzen­tu­ie­rung ver­wei­sen wir aber erneut auf unse­re Stel­lung­nah­me vom 30.01.2023, jetzt ergänzt durch wei­te­re Anmerkungen:

1. Ener­gie­ver­brauch

Unstrit­tig ist, dass beim künf­ti­gen Ener­gie­ver­brauch der Anteil der fos­si­len Ener­gie­trä­ger erheb­lich sin­ken muss, wäh­rend der Strom­ver­brauch aus rege­ne­ra­ti­ven Quel­len einen enor­men Bedeu­tungs­zu­wachs erfah­ren wird. Der Ener­gie­ver­brauchs­an­teil in FO im Gewer­be­be­reich beträgt der­zeit 42%, im Haus­halts­be­reich 30% und im Ver­kehr 28%. Natür­lich ist in einer wirt­schaft­lich pro­spe­rie­ren­den Stadt mit vie­len Arbeits­plät­zen der Ener­gie­hun­ger groß.

Aber auch hier gehen vie­le Unter­neh­men bei der ein­ge­setz­ten Ener­gie­tech­nik inno­va­tiv vor­an, schon allein aus Kosten­grün­den. Bei Neu­bau­ten und Erwei­te­run­gen ist auf res­sour­cen­scho­nen­de Pro­zes­se und Gebäu­de­tech­nik zu ach­ten. Das Bau­amt kann hier zumin­dest teil­wei­se bera­ten und steuern.

Anmer­kung (sie­he S. 40 des Klimaschutzkonzepts):

In den letz­ten gut 30 Jah­ren wur­den in Forch­heim die THG-Emis­sio­nen trotz eines Wachs­tums der Stadt bereits redu­ziert. Die­ser ein­ge­schla­ge­ne Weg muss jetzt natür­lich noch beschleu­nigt werden.

2. Abwä­gung der Maßnahmen

Ziel muss es sein, mög­lichst zügig beacht­li­che CO2-Redu­zie­run­gen zu errei­chen. Dabei ist jedoch klar, dass die für Kli­ma­schutz­maß­nah­men zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­tel wie bei ande­ren Poli­tik­fel­dern auch immer begrenzt sein wer­den. Somit ist bei Maß­nah­men strikt dar­auf zu ach­ten, dass mit jedem ein­ge­setz­ten Euro eine kla­re und nach­hal­ti­ge Wir­kung erzielt wird.

Dies bedingt, dass bei jeder Maß­nah­me der kli­ma­po­li­ti­sche Out­put (CO2-Redu­zie­rung in t) in Rela­ti­on zum Kosten- / Inve­sti­ti­ons­auf­wand gesetzt wird. Die Stadt­wer­ke Forch­heim wer­den hier eine wich­ti­ge Bera­ter­rol­le ein­neh­men können.

Die­se For­de­rung nach einer Effi­zi­enz­kon­trol­le (Abwä­gung der Maß­nah­men schon aus finan­zi­el­len und öko­lo­gi­schen Grün­den) kommt im Kli­ma­schutz­kon­zept zu wenig zum Ausdruck.

3. Maß­nah­men im Einzelnen

Die Ener­gie­wen­de wird nur mit einem sinn­vol­len Mix an Ein­zel­maß­nah­men gelin­gen. Als Bau­stei­ne sind natür­lich immer gesetzt die Pho­to­vol­ta­ik (auch auf unse­ren kom­mu­na­len Dächern in Forch­heim, sofern sinn­voll und tech­nisch umsetz­bar), die regio­na­le Was­ser­kraft, die moder­ne Hei­zungs­tech­nik mit inno­va­ti­ver Steue­rung und die schritt­wei­se Gebäu­de­sa­nie­rung, beson­ders bei unse­ren kom­mu­na­len Gebäu­den. All die­se Maß­nah­men ste­hen aber immer unter den Prüf­vor­be­halt der Zif­fer 2 (Opti­mie­rung der Inve­sti­tio­nen bei den knap­pen Investitionsmitteln).

Der Aus­bau der Wind­ener­gie wird in den näch­sten Jah­ren auch in unse­rer Regi­on erfol­gen. Die Stadt­wer­ke Forch­heim als unse­re kom­mu­na­le Toch­ter wer­den hier eine füh­ren­de Rol­le über­neh­men. Dies begrü­ßen wir sehr.

Im vor­lie­gen­den Kli­ma­schutz­kon­zept wird auf die unver­zicht­ba­re und signi­fi­kant not­wen­di­ge Rol­le der Stadt­wer­ke Forch­heim (Wär­me­markt, Strom­ver­sor­gung mit Netz­sta­bi­li­tät, Pho­to­vol­ta­ik, Wind­ener­gie, Was­ser­stoff­wirt­schaft) nicht ein­ge­gan­gen. Dies ist zu korrigieren.

Die Stadt­wer­ke Forch­heim ver­fü­gen über einen beacht­li­chen Fun­dus an ener­gie­po­li­ti­schen Daten. Hier ist eine Ver­zah­nung mit den Bedürf­nis­sen der Stadt Forch­heim zwin­gend erforderlich.

Moder­ne Wind­kraft­an­la­gen (im Land­kreis Forch­heim) kön­nen hier (sie­he auch Pres­se­ar­ti­kel der letz­ten Mona­te) Groß­ar­ti­ges lei­sten (z. B. Strom für vie­le tau­send Haus­hal­te). Damit wer­den die erfor­der­li­chen „gro­ßen Räder“ gedreht.

Auch grö­ße­re Frei­flä­chen-PV-Anla­gen ste­hen, v.a. im Forch­hei­mer Umland, im Fokus und kön­nen schnel­le Erfol­ge bei der CO2-Reduk­ti­on bewir­ken. Flä­chen außer­halb der Gemar­kung Forch­heim (die­se umfasst nur 44,95 km²) sind für die Instal­la­ti­on von Wind­kraft­an­la­gen und grö­ße­ren PV-Anla­gen unverzichtbar.

Eine Koope­ra­ti­on mit den Umland­ge­mein­den ist für uns zwin­gend, um schnell und effi­zi­ent gro­ße Erfol­ge bei der Erzeu­gung von Wind- und Solar­strom zu erzielen.

Die­se For­de­rung nach einer Koope­ra­ti­on mit dem Umland wird im Kli­ma­schutz­kon­zept nicht her­aus­ge­ar­bei­tet. Kli­ma­schutz kann nicht an der Gemar­kungs­gren­ze aufhören.

Forch­heim ist als kreis­an­ge­hö­ri­ge Stadt zudem Teil des Land­krei­ses. Dop­pel­struk­tu­ren im Kli­ma­ma­nage­ment müs­sen ver­mie­den wer­den. Der Land­kreis Forch­heim hat eine Klimaschutzabteilung.

4. Strom­ver­brauch

Der stei­gen­de Strom­ver­brauch (Wär­me­pum­pen­ein­satz, E‑Mobilität mit Lade­säu­len, Gebäu­de­tech­nik, Digi­ta­li­sie­rung) benö­tigt eine moder­ne Lei­tungs­in­fra­struk­tur, bela­stungs­fä­hi­ge Ver­teil­net­ze und eine tech­ni­sche Netzstabilität.

Dabei wird auch bedeu­tend sein, dass der Strom­ver­brauch mit sei­nen Spit­zen bes­ser gesteu­ert wird. An Smart Meter­ing wird, auch nach Ein­schät­zung der Fach­mi­ni­ste­ri­en, kein Weg vor­bei­füh­ren. Hier sind die Stadt­wer­ke Forch­heim eben­falls ein enorm wich­ti­ger Akteur.

Die Was­ser­stoff­tech­no­lo­gie nimmt all­mäh­lich an Fahrt auf und bie­tet die Mög­lich­keit, über­schüs­si­gen Strom zu spei­chern. Unser Erd­gas­netz in Forch­heim stellt mit­tel- bis lang­fri­stig auch für Was­ser­stoff­bei­mi­schun­gen eine gute Ver­teil­grund­la­ge dar.

Die Her­aus­ar­bei­tung die­ser wich­ti­gen Aspek­te kön­nen wir im Kli­ma­schutz­kon­zept nicht erkennen.

5. För­der­pro­gram­me

För­der­pro­gram­me der BAFA / KfW für ener­gie­ef­fi­zi­en­te Gebäu­de und der LfA für Ener­gie­ef­fi­zi­enz in Unter­neh­men – um nur eini­ge Bei­spie­le zu nen­nen – sind hilf­reich, ändern sich aber von den Bedin­gun­gen her rela­tiv häu­fig. Neue För­der­pro­gram­me kom­men auch immer wie­der hin­zu (z. B. Bun­des­för­de­rung effi­zi­en­te Wär­me­net­ze [BEW] seit 15.09.2022).

Es ist unver­zicht­bar, dass die kom­mu­na­le Ver­wal­tung (auch in Koope­ra­ti­on mit dem Land­rats­amt, der Ener­gie­agen­tur Ober­fran­ken und evtl. den Stadt­wer­ken) die För­der­pro­gram­me kennt und Bür­ger sowie Unter­neh­men bera­ten oder zumin­dest erste Hin­wei­se geben kann. Eine Infor­ma­ti­ons­bro­schü­re (auch digi­tal) für Stadt und Land­kreis wäre hilf­reich. Auch der Hebel über die Unter­neh­men ist inter­es­sant, da ja das Gewer­be einen bedeu­ten­den Ener­gie­ver­brauch aufweist.

Kom­mu­na­le För­der­maß­nah­men sind teu­er, sehr schnell über­holt (auch oft ähn­li­che För­de­run­gen von Bund und Land) und brin­gen häu­fig Mit­nah­me­ef­fek­te, viel Büro­kra­tie und einen enor­men Kontrollaufwand.

Für die Gebäu­de von Ver­ei­nen wäre eine För­de­rung bei Maß­nah­men zur Stei­ge­rung der Ener­gie­ef­fi­zi­enz denkbar.

6. Mobi­li­tät

Der Land­kreis Forch­heim ist ein Flä­chen­land­kreis, auch die Stadt Forch­heim weist eine mode­ra­te Sied­lungs­dich­te auf. Der ÖPNV wird somit – das zei­gen die Erfah­run­gen – nur eine begrenz­te Akzep­tanz erfah­ren (Aus­nah­me Bahn­ver­kehr Reg­nitz­tal). Gleich­wohl ist er natür­lich ein poten­zi­el­ler Mosa­ik­stein für gerin­ge­re Verkehrsemissionen.

Der Fahr­rad­ver­kehr in der Stadt Forch­heim ist noch aus­bau­fä­hig und fin­det auch eine brei­te Akzeptanz.

Die E‑Mobilität bedarf eines schnel­le­ren Aus­baus der Ladeinfrastruktur.

7. Maß­nah­men zur Klimaanpassung

Es ist fach­li­ches All­ge­mein­gut, dass der CO2-beding­te Tem­pe­ra­tur­an­stieg höch­stens begrenzt, aber in den näch­sten Jahr­zehn­ten nicht zurück­ge­dreht wer­den kann. Die welt­wei­ten und immer noch wesent­lich zu hohen Emis­sio­nen spre­chen eine deut­li­che Spra­che. Dies bedeu­tet, dass in den Städ­ten die Bedeu­tung von Grün­flä­chen und unbe­bau­ten Flä­chen zur Tem­pe­ra­tur­be­gren­zung noch wei­ter zunimmt.

8. Bür­ger­ver­ant­wor­tung

Die Ener­gie­wen­de und der Kli­ma­schutz bedin­gen zwin­gend neben den öffent­lich finan­zier­ten Maß­nah­men die Mit­wir­kung der Bür­ger­schaft (sie­he auch Flan­kie­rung durch P. 5). Dies betrifft z. B. die Errich­tung / Sanie­rung von pri­va­ten Gebäu­den mit moder­ner Ener­gie- und Hei­zungs­tech­nik, Begrü­nung von Grund­stücken, Maß­nah­men zur Redu­zie­rung des Strom­ver­brauchs im Haus­halt und das Mobi­li­täts­ver­hal­ten bei Kurz- und (natio­na­ler wie inter­na­tio­na­ler) Langstreckenmobilität.

9. Per­so­nal­aus­stat­tung

Eine Anhe­bung der vor­han­de­nen Per­so­nal­aus­stat­tung beim Kli­ma­schutz­ma­nage­ment ist aus finanz­po­li­ti­schen Grün­den schwer umzu­set­zen. Prio­ri­tät haben für uns kli­ma­ef­fi­zi­en­te Inve­sti­tio­nen (geplant von exter­nen Büros und von den Stadt­wer­ken). Auch der Land­kreis Forch­heim unter­hält eine eige­ne Kli­ma­schutz­ab­tei­lung, die von uns über die Kreis­um­la­ge mit­fi­nan­ziert wird.

Zudem ist es nicht aus­zu­schlie­ßen, dass die Finanz­la­ge der Stadt Forch­heim künf­tig mehr haus­häl­te­ri­sche Vor­sicht erfor­dert (sie­he auch wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung mit Risi­ken). Der Stadt­rat muss die künf­ti­gen Bedar­fe auf ande­ren Poli­tik­fel­dern (z. B. Kitas, Schu­len) eben­falls im Blick haben.

Josua Flierl, Fraktionsvorsitzender
Rein­hold Otzel­ber­ger, Stadtrat