Unbe­kann­te töten Habicht mit ille­ga­lem Gift im Land­kreis Coburg

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LBV und GLUS war­nen Spa­zier­gän­ger und Hun­de­hal­ter im Land­kreis Coburg – Natur­schüt­zer stel­len Strafanzeige

Im Land­kreis Coburg ist am Bau­sen­berg ein ver­gif­te­ter Habicht gefun­den wor­den. Der Täter hat dabei das für Kin­der und Hun­de beson­ders gefähr­li­che Gift Ben­dio­carb ver­wen­det. „Zur eige­nen Sicher­heit rufen wir zu erhöh­ter Vor­sicht bei Spa­zier­gän­gern und Hun­de­hal­tern in der Gegend auf“, sagt Dr. Andre­as von Lind­ei­ner, LBV-Lan­des­fach­be­auf­trag­ter für Natur­schutz. Da die Tötung geschütz­ter Vogel­ar­ten eine Straf­tat dar­stellt, haben die Natur­schüt­zer Straf­an­zei­ge gestellt. Mit dem Pro­jekt „Tat­ort Natur“ setz­ten sich der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band LBV (Lan­des­bund für Vogel- und Natur­schutz) und die Gre­gor Loui­so­der Umwelt­stif­tung gegen Natur­schutz­kri­mi­na­li­tät ein.

Bereits im Febru­ar fand ein Wan­de­rer am Bau­sen­berg über dem Cobur­ger Orts­teil Cor­ten­dorf einen toten Habicht und rief den LBV Coburg zur Hil­fe. Um die Todes­ur­sa­che zu klä­ren, wur­de der Habicht dar­auf­hin zur Unter­su­chung in die Tier­kli­nik Wick­lei nach Lau­ter­tal gebracht. Nach Ein­schät­zung der Tier­klink war das Ske­lett des Vogels ein­wand­frei, es wies kei­ner­lei Kno­chen­brü­che oder ähn­li­ches auf. „Den Mit­ar­bei­ten­den in der Kli­nik ist aber ein merk­wür­di­ger, che­mi­scher Geruch am Habicht auf­ge­fal­len, der nicht zur Ver­we­sung pass­te“, berich­tet Juli­an Hau­schild, ehren­amt­li­cher Beauf­trag­ter des LBV Coburg für Natur­schutz­kri­mi­na­li­tät. „Des­we­gen haben wir den Greif­vo­gel zum Lan­des­amt für Gesund­heit und Lebens­mit­tel­si­cher­heit nach Erlan­gen geschickt und anschlie­ßend eine toxi­ko­lo­gi­sche Unter­su­chung in Auf­trag gegeben.“

Im August nun end­lich das Ergeb­nis: Der streng geschütz­te Wild­vo­gel wur­de tat­säch­lich ver­gif­tet. Im Rah­men der toxi­ko­lo­gi­schen Unter­su­chung des Habichts konn­te ein­deu­tig das Pflan­zen­schutz­mit­tel Ben­dio­carb nach­ge­wie­sen wer­den. „Bei dem Wirk­stoff han­delt es sich um ein Insek­ti­zid aus der Grup­pe der Carb­amate. Die­ser darf ledig­lich in Gebäu­den oder Fahr­zeu­gen gegen Amei­sen ein­ge­setzt wer­den. Dar­über hin­aus ist die Ver­wen­dung des Gifts ille­gal, der­zeit ist kein Pflan­zen­schutz­mit­tel mit die­sem Wirk­stoff in der EU zuge­las­sen“, erklärt Andre­as von Lindeiner.

Der LBV und die Gre­gor Loui­so­der Umwelt­stif­tung (GLUS) appel­lie­ren an alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger im Land­kreis Coburg, Kin­der kei­ne her­um­lie­gen­den toten Tie­re oder ande­res Ver­däch­ti­ges anfas­sen zu las­sen und Hun­de an die Lei­ne zu neh­men. „In den ver­gan­ge­nen Jah­ren wur­den bei der­ar­ti­gen Fäl­len immer wie­der Gif­te ein­ge­setzt, die zum Teil bereits bei Haut­kon­takt wir­ken und selbst in gerin­gen Dosen zu Krämp­fen füh­ren. Sowohl der Schutz der Öffent­lich­keit als auch die Auf­klä­rung der Ver­gif­tungs­fäl­le sind uns ein zen­tra­les Anlie­gen“, sagt Claus Ober­mei­er, Vor­stand der GLUS.

In der Näher des Bau­sen­bergs im Land­kreis Coburg fürch­tet die LBV-Kreis­grup­pe der­weil um wei­te­re Ver­gif­tungs­fäl­le. „Die Dörf­le­ser Weiß­stör­che wur­den 2021 mit dem ver­bo­te­nen Gift Pro­me­carb getö­tet. Auch heu­er fehl­te am Ende der Brut­sai­son ein Storch aus uner­klär­li­chen Grün­den. Nun haben wir natür­lich Sor­ge, dass auch er ver­gif­tet wor­den sein könn­te“, berich­tet Frank Rei­ßen­we­ber, Vor­sit­zen­der des LBV Coburg.

Die Auf­klä­rung sol­cher ille­ga­ler Wild­tier­tö­tun­gen ist schwie­rig, des­halb hof­fen der baye­ri­sche Natur­schutz­ver­band LBV und die GLUS auf Hin­wei­se aus der Bevöl­ke­rung. „Spa­zier­gän­ger, die in der betrof­fe­nen Gegend einen toten Wild­vo­gel oder Köder fin­den, soll­ten dies der Cobur­ger Poli­zei unter 09561/6450 und LBV und GLUS unter www​.tat​ort​-natur​.de mel­den“, erklärt Andre­as von Lind­ei­ner vom LBV.

Gemein­sa­mes Pro­jekt: „Natur­schutz­kri­mi­na­li­tät doku­men­tie­ren und stoppen!“

Ein Groß­teil der Fäl­le von Natur­schutz­kri­mi­na­li­tät bleibt unge­klärt und für die Täter fol­gen­los, was sich drin­gend ändern muss. LBV und GLUS star­ten des­halb 2019 das gemein­sa­me Pro­jekt „Natur­schutz­kri­mi­na­li­tät doku­men­tie­ren und stop­pen!“. In einer bay­ern­wei­ten Daten­bank sol­len alle (Verdachts-)Fälle von Natur­schutz­kri­mi­na­li­tät gespei­chert wer­den. Als erste Anlauf­stel­le für betrof­fe­ne Behör­den und die Öffent­lich­keit soll die Daten­bank fach­li­che Unter­stüt­zung bie­ten und als Mel­de- und Infor­ma­ti­ons­platt­form die­nen. Mit ihrer Hil­fe soll außer­dem die lang­fri­sti­ge Wei­ter­ver­fol­gung ein­zel­ner Fäl­le sicher­ge­stellt wer­den. Mit dem Pro­jekt soll auch die Öffent­lich­keits­ar­beit ver­stärkt und Fort­bil­dungs­an­ge­bo­te bereit­ge­stellt wer­den. Pro­jekt­lei­ter und Ansprech­part­ner sind die Bio­lo­gen Fran­zis­ka Baur (GLUS) und Dr. Andre­as von Lind­ei­ner (LBV).
Fäl­le ille­ga­ler Ver­fol­gung von Vögeln doku­men­tiert der LBV seit die­sem Jahr im Auf­trag des LfU/​staatliche Vogelschutzwarte.

Wei­te­re Informationen:

Mehr Infos zum The­ma „Natur­schutz­kri­mi­na­li­tät“ und eine Check­li­ste zum rich­ti­gen Ver­hal­ten bei einem Tot­fund mit Ver­dacht auf ille­ga­le Tötung kön­nen auf der Sei­te www​.tat​ort​-natur​.de her­un­ter­ge­la­den wer­den. Dort kön­nen auch Fäl­le oder Ver­dachts­fäl­le von Natur­schutz­kri­mi­na­li­tät gemel­det werden.