Hau­sen: „Unver­ant­wort­lich“ Schmidt kri­ti­siert Glau­ber in Erbschaftssteuer-Debatte

Nicht ohne Grund ist die Erb­schafts­steu­er in der baye­ri­schen Ver­fas­sung ver­an­kert. Sie ist nicht nur ein Instru­ment zur Finan­zie­rung wich­ti­ger staat­li­cher Auf­ga­ben, sie sorgt auch für einen gewis­sen Aus­gleich zwi­schen den Gene­ra­tio­nen und ver­hin­dert die unkon­trol­lier­te Anhäu­fung von Ver­mö­gen in den Hän­den weni­ger Fami­li­en. Ihre Abschaf­fung wür­de die finan­zi­el­le Last unver­hält­nis­mä­ßig auf die Schul­tern der arbei­ten­den Bevöl­ke­rung ver­la­gern und den sozia­len Frie­den in unse­rem Land gefährden.

For­de­rung Glau­bers spielt vor allem Rei­chen in die Tasche

Richard Schmidt ©Richard Schmidt

Richard Schmidt ©Richard Schmidt

Die jüng­ste For­de­rung von Thor­sten Glau­ber und den Frei­en Wäh­lern nach einer ersatz­lo­sen Abschaf­fung der Erb­schafts­steu­er ist eine Kampf­an­sa­ge an den sozia­len Zusam­men­halt und die Chan­cen­gleich­heit in unse­rer Gesellschaft.

Mit ihrem Vor­stoß bedie­nen sich die Frei­en Wäh­ler der geschei­ter­ten soge­nann­ten Trick­le-Down-Wirt­schafts­theo­rie, die Reich­tum bei den Wohl­ha­ben­den kon­zen­triert in der Hoff­nung, dass er letzt­lich zu den weni­ger Bemit­tel­ten „durch­sickert“. Die­se Ansicht hat sich jedoch als Illu­si­on her­aus­ge­stellt, die oft die Rei­chen bevor­zugt und die Armen benach­tei­ligt. Doch wird seit Jah­ren die Kluft zwi­schen Arm und Reich in unse­rem Land grö­ßer. Je wei­ter die sozia­len und wirt­schaft­li­chen Pole aus­ein­an­der­drif­ten, desto insta­bi­ler und gefähr­de­ter wird die der Zusam­men­halt der Gesell­schaft und damit das Fun­da­ment der Demo­kra­tie. Dadurch ist der Vor­schlag der Frei­en Wäh­ler nicht nur undurch­dacht, son­dern auch brandgefährlich.

Schmidt: Nicht von popu­li­sti­schen Paro­len lei­ten lassen

„Die For­de­rung nach einer Abschaf­fung der Erb­schafts­steu­er offen­bart eine Poli­tik, die die Bedürf­nis­se der brei­ten Bevöl­ke­rung igno­riert. Es ist nicht nur fis­ka­lisch unver­ant­wort­lich, son­dern wider­spricht auch den Prin­zi­pi­en von Gerech­tig­keit und Soli­da­ri­tät, für die die SPD steht“, erläu­tert Richard Schmidt, Land­tags­kan­di­dat der SPD. “Wir ste­hen für eine gerech­te und soli­da­ri­sche Gesell­schaft, in der alle Men­schen die glei­chen Chan­cen haben. Daher wer­den wir uns wei­ter­hin dafür ein­set­zen, dass gro­ße Ver­mö­gen ihren fai­ren Bei­trag zur Finan­zie­rung des Gemein­wohls lei­sten. Wir las­sen uns nicht von popu­li­sti­schen Paro­len lei­ten, son­dern haben die tat­säch­li­chen Aus­wir­kun­gen auf alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger in den Blick“, so Schmidt weiter.

Fai­rEr­ben – Wie die SPD die Erb­schafts­steu­er refor­mie­ren will

In Anbe­tracht der aktu­el­len wirt­schaft­li­chen und gesell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen ist eine Reform der Erb­schafts­steu­er unab­ding­bar. Für eine aus­ge­wo­ge­ne Ver­tei­lung des Wohl­stands soll­te eine pro­gres­si­ve­re Erb­schafts­steu­er ein­ge­führt wer­den, bei der höhe­re Erb­schaf­ten stär­ker besteu­ert wer­den als klei­ne­re. Es ist an der Zeit, die Steu­er­pri­vi­le­gi­en und Schlupf­lö­cher, die beson­ders Super­rei­chen zugu­te­kom­men, zu besei­ti­gen. Eine sol­che Neu­aus­rich­tung bedeu­tet kei­nes­wegs das Ende von Unter­neh­men oder den Ver­lust von Arbeits­plät­zen. Durch Maß­nah­men wie län­ge­re Steu­er­stun­dun­gen oder die Umwand­lung von Steu­er­schul­den in öffent­li­che (stil­le) Unter­neh­mens­be­tei­li­gun­gen kön­nen Unter­neh­men geschützt werden.

Par­al­lel dazu soll­te auch die Anhe­bung der Frei­be­trä­ge bei Pri­vat­ver­mö­gen dis­ku­tiert wer­den, um aktu­el­len Markt­ent­wick­lun­gen, ins­be­son­de­re im Immo­bi­li­en­sek­tor, gerecht zu wer­den. So müs­sen bei­spiels­wei­se Lösun­gen für Erb*innen ein­zel­ner Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser gefun­den wer­den, die ihre geerb­ten Immo­bi­li­en wei­ter­hin zu fai­ren Prei­sen ver­mie­ten möch­ten. Das viel zitier­te Ein­fa­mi­li­en­haus der Groß­mutter soll­te eben­falls auch wei­ter­hin unkom­pli­ziert ver­erb­bar bleiben.

Der gesell­schafts­po­li­ti­sche Kon­text die­ser Reform­de­bat­te ist klar. Ange­sichts der aktu­el­len Kri­se, der stei­gen­den Infla­ti­on und des fis­ka­li­schen Drucks wird das Prin­zip „star­ke Schul­tern kön­nen mehr tra­gen“ immer rele­van­ter. Wir ste­hen vor immensen Her­aus­for­de­run­gen – von der Digi­ta­li­sie­rung bis zur sozi­al-öko­lo­gi­schen Trans­for­ma­ti­on –, die ohne ange­mes­se­ne staat­li­che Len­kung und Inve­sti­tio­nen nicht zu bewäl­ti­gen sind. Ein gerech­tes Steu­er­sy­stem ist uner­läss­lich, um die­se Trans­for­ma­tio­nen sozi­al ver­träg­lich zu gestal­ten. Es ist höch­ste Zeit, dass die reich­sten 10% der Bevöl­ke­rung – die­je­ni­gen mit den stärk­sten Schul­tern – mehr zur Lösung unse­rer der­zei­ti­gen Kri­sen und zur Finan­zie­rung der not­wen­di­gen Trans­for­ma­tio­nen beitragen.

4 Antworten

  1. Harald Kernberg sagt:

    Was ist mit Ehe­leu­ten? Man erar­bei­tet ein Leben lang eine eige­ne Immo­bi­lie und etwas Alters­vor­sor­ge, und wenn der Ehe­part­ner ver­stirbt, zahlt der Wit­wer oder die Wit­we sat­te Erb­schafts­steu­er auf den Anteil des Ver­stor­be­nen. All das ist bereits ver­steu­ert durch Ein­kom­mens- oder Grund­er­werb­steu­er. Man ist nur dann befreit von der Erb­schafts­steu­er auf die selbst bewohn­te Immo­bi­lie, wenn der Hin­ter­blie­be­ne 10 Jah­re dort woh­nen bleibt. Das wider­spricht völ­lig dem Bestre­ben der Regie­rung, älte­re Leu­te in klei­ne­re Woh­nun­gen umzu­sie­deln. Wer zieht denn aus sei­nem Haus aus, wenn er dann doch Erb­schafts­steu­er bestraft wird. Die Erhe­bung von Erb­schafts­steu­er für den eige­nen Ehe­part­ner ist ein­fach nur pervers.

  2. Reiner Pracht sagt:

    Der Staat braucht Geld. Aktu­ell mehr denn eh, denn unse­re Bun­des­re­gie­rung gibt es mit vol­len Hän­den aus. Die ein­fach­ste Metho­de ist es Steu­ern und Abga­ben noch wei­ter zu erhö­hen. Das bei der Erb­schafts­steu­er-Debat­te nur die wirk­lich Rei­chen geschröpft wer­den sol­len, kann man glau­ben oder nicht. Wenn man jedoch Berich­te über ein neu­es EU-Ver­mö­gens­re­gi­ster liest, ver­liert man jeg­li­ches Ver­trau­en an die Politik.
    Die Aus­sa­gen von Herrn Schmidt zei­gen aber auch klar, dass das The­ma Erb­schafts­steu­er nur ein klei­ner Teil des­sen ist, was auf uns zukommt. Ange­fan­gen von der Digi­ta­li­sie­rung bis zur sozi­al-öko­lo­gi­schen Trans­for­ma­ti­on und dies alles mit einer ange­mes­se­nen staat­li­chen Len­kung. Dar­auf kann ich ger­ne verzichten.

  3. Ralf sagt:

    Macht nichts Herr Pracht, Sie müs­sen es ohne­hin nicht erle­ben. In ihrem Alter und mit ihrem Glo­bu­lik­on­sum gehen Sie schnel­ler Hops als Ihnen lieb ist 🙂
    Also genie­sen Sie Ihre letz­ten Tage und hören Sie auf wir­re Ver­schwö­rungs­theo­rien abzusondern!

  4. Reiner Pracht sagt:

    Es war nur eine Fra­ge der Zeit, bis ein Juso- oder Anti­fa-Anhän­ger auf mei­nen Kom­men­tar auf­merk­sam wur­de. Klar ist auch, dass kei­ne inhalt­li­che Kri­tik kommt, son­dern das nur mit Dreck gewor­fen wird. Und das man sich hin­ter einem Pseud­onym ver­stecken kann, lässt jeg­li­che Hemm­schwel­le sin­ken. Lei­der muß man damit heut­zu­ta­ge rech­nen, wenn man sei­ne Mei­nung sagt.