Schau­ta­feln in Neun­kir­chen am Brand infor­mie­ren über sel­te­ne Wiesenknopfameisenbläulinge

Vertreter von Landschaftspflegeverband, Gemeinden, Landkreis, Naturschutzbehörden, Bund Naturschutz sowie Kartierbüro bei der Vorstellung der neuen Schautafeln in Neunkirchen.  Foto: LPV
Vertreter von Landschaftspflegeverband, Gemeinden, Landkreis, Naturschutzbehörden, Bund Naturschutz sowie Kartierbüro bei der Vorstellung der neuen Schautafeln in Neunkirchen.  Foto: LPV

Der Land­schafts­pfle­ge­ver­band Forch­heim, der Markt Neun­kir­chen, die Natur­schutz­be­hör­den und der Bund Natur­schutz stel­len Schau­ta­feln sowie eine Bro­schü­re über die gefähr­de­ten und streng geschütz­ten Tag­fal­ter vor.

Der Markt Neun­kir­chen beher­bergt eines der indi­vi­du­en­reich­sten Vor­kom­men des Dunk­len Wie­sen­knopf­amei­sen­bläu­lings in Bay­ern sowie ein Vor­kom­men des Hel­len Wie­sen­knopf­amei­sen­bläu­lings. Bei­de Arten sind euro­pa­weit streng geschützt. Der Hel­le Wie­sen­knopf­amei­sen­bläu­ling ist in Bay­ern und Deutsch­land stark gefähr­det. Zur För­de­rung der bei­den Arten wur­de 2021 vom Land­schafts­pfle­ge­ver­band Forch­heim zusam­men mit den Natur­schutz­be­hör­den, dem Bund Natur­schutz sowie den betei­lig­ten Gemein­den ein Pro­jekt gestartet.

Nun wur­den 3 Schau­ta­feln in Neun­kir­chen a. Br. sowie eine Bro­schü­re der Öffent­lich­keit vor­ge­stellt. Der Markt hat ins­be­son­de­re wegen des Vor­kom­mens des Hel­len Wie­sen­knopf­amei­sen­bläu­lings eine beson­de­re Ver­ant­wor­tung, da die Art im Land­kreis Forch­heim nur noch hier vor­kommt und auch in ganz Nord­bay­ern nur von weni­gen Stand­or­ten bekannt ist.

Die bei­den Schmet­ter­lings­ar­ten brau­chen unse­re beson­de­re Unter­stüt­zung. Sie ent­wickeln sich aus­schließ­lich auf feuch­ten und wech­sel­feuch­ten Wie­sen, die um Neun­kir­chen noch vor­han­den sind. Die Eier legen die Fal­ter-Weib­chen in die jun­gen Blü­ten­köp­fe des Gro­ßen Wie­sen­knop­fes, an denen die Lar­ven anfangs fres­sen. Spä­ter ver­las­sen die Rau­pen die Pflan­zen und wer­den von spe­zi­el­len Wirts­amei­sen ins Nest getra­gen, von deren Brut sie sich dann ernäh­ren. Erst im näch­sten Jahr, vor allem im Juli, schlüp­fen dann die fer­ti­gen Fal­ter und der Zyklus beginnt von vorne.

Die kom­pli­zier­te Drei­ecks­be­zie­hung zwi­schen Fal­ter, Wie­sen­knopf und Wirts­amei­sen macht die För­de­rung der Amei­sen­bläu­lin­ge nicht ein­fach, da bei­de Arten vor­kom­men müs­sen und jeweils unter­schied­li­che Ansprü­che zu berück­sich­ti­gen sind.

In den letz­ten Jah­ren ist es den Mitarbeiter*innen der Unte­ren Natur­schutz­be­hör­de am Land­rats­amt aber gelun­gen, auf Grund­la­ge der Kar­tie­rungs­er­geb­nis­se vie­le Land­wir­te und Land­wir­tin­nen zu gewin­nen, die im Rah­men des Ver­trags­na­tur­schutz­pro­gam­mes (VNP) ihre Wie­sen von Mit­te Juni bis Mit­te Sep­tem­ber nicht mähen und damit die Fort­pflan­zung der Amei­sen­bläu­lin­ge ermög­li­chen. Allein im Are­al zwi­schen Neun­kir­chen und Dormitz wer­den so 23 Hekt­ar „bläu­lings­ge­recht“ bewirt­schaf­tet. Alle Maß­nah­men sind frei­wil­lig und sol­len sowohl der Natur als auch den Betrie­ben die­nen. Für den zeit­wei­li­gen Nut­zungs­ver­zicht wer­den die Bewirt­schaf­ter finan­zi­ell entschädigt.

„Amei­sen­bläu­lings-Beauf­trag­ter“ des Land­schafts­pfle­ge­ver­ban­des ist der Bio­lo­ge und Schmet­ter­lings­spe­zia­list Dr. Mir­ko Wölf­ling, der sowohl die Kar­tie­run­gen koor­di­niert als auch für Maß­nah­men­kon­zep­te sowie Bera­tun­gen und Abspra­chen mit Bür­gern, Kom­mu­nen und Land­wir­ten zustän­dig ist. Dr. Wölf­ling konn­te auch eine enge Koope­ra­ti­on mit den Uni­ver­si­tä­ten Würz­burg und Wien erwir­ken. Meh­re­re aka­de­mi­sche Abschluss­ar­bei­ten wur­den und wer­den im Land­kreis durch Stu­die­ren­de nun durchgeführt.

Bei den Kar­tie­run­gen zeich­net sich ab, dass die Fal­ter oft Rand­be­rei­che der Wie­sen mit Kon­takt zu Gehöl­zen bevor­zu­gen. Zur För­de­rung der bei­den Arten sowie den not­wen­di­gen Wirts­amei­sen kann es daher sinn­voll sein, den Struk­tur­reich­tum der Wie­sen zu erhö­hen, in dem z.B. Hecken ein­ge­bracht wer­den. Im Lau­fe des Herb­stes und Win­ters ist es daher geplant, umset­zungs­ori­en­tier­te Kon­zep­te zu erar­bei­ten und kon­kre­te Maß­nah­men in enger Koope­ra­ti­on mit den Eigen­tü­mern und Nut­zern durchzuführen.

Alle Maß­nah­men wer­den geför­dert über staat­li­che Mit­tel des baye­ri­schen Umwelt­mi­ni­ste­ri­ums, frei­ge­ge­ben über die Regie­rung von Ober­fran­ken. Trä­ger ist der LPV Forch­heim, der auch den Eigen­an­teil übernimmt.

Im Bild zu sehen sind: v. li. n. re. Dr. Frie­der Oeh­me (stellv. Vors. LPV), Jonas Kauf­mann (BN-Regio­nal­re­fe­rent Ober­fran­ken), Micha­el Urban­c­zyk (Unte­re Natur­schutz­be­hör­de), Marc Fie­big (Regie­rung v. Ober­fran­ken), Dr. Mir­ko Wölf­ling (Pro­jekt­ma­na­ger), Dr. Brit­ta Uhl (Kar­tie­re­rin), Mar­tin Walz (Bür­ger­mei­ster Markt Neun­kir­chen), Rosi Kraus (stellv. Land­rä­tin), Hol­ger Bezold (Bür­ger­mei­ster Dormitz), Rot­raud Krü­ger (stellv. Vors. BN Forch­heim), Frau Lei­sin­ger (Kar­tie­re­rin), Gün­ther Vowin­kel (BN Neun­kir­chen), Karin Weber (BN Neunkirchen).