AG 60plus der Ober­fran­ken­SPD mit kla­rem Bekennt­nis zur Demokratie

Oberfrankentag der AG 60plus in Schney
Oberfrankentag der AG 60plus in Schney

Rund 70 Mit­glie­der der Arbeits­ge­mein­schaft 60plus der Ober­fran­ken­SPD haben sich in der Fran­ken-Aka­de­mie Schloß Schney in Lich­ten­fels zum dies­jäh­ri­gen Ober­fran­ken­tag getrof­fen. Im Mit­tel­punkt der Ver­an­stal­tung stan­den die Her­aus­for­de­run­gen für unse­re Demo­kra­tie durch einen immer stär­ker aus­ufern­den Popu­lis­mus und rechts­ge­rich­te­ten Extre­mis­mus. Der zuletzt gewach­se­ne Zuspruch in den Wahl­um­fra­gen für die AfD ist eben­falls The­ma gewesen.

SPD-Euro­pa­kan­di­dat Mar­tin Lücke, Kon­zern­be­triebs­rats­vor­sit­zen­der eines baye­risch-thü­rin­gi­schen kom­mu­na­len Kran­ken­haus­kon­zerns, mach­te in sei­nem Gruß­wort deut­lich, wie sehr das Stärk­erwer­den der AfD bei vie­len aus­län­di­schen Mit­ar­bei­tern Äng­ste und Sor­gen her­vor­ruft. Die­se Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen lei­sten wert­vol­le Arbeit, gleich­zei­tig sei­en sie selbst oder ihre Fami­li­en im All­tag immer häu­fi­ger Feind­se­lig­kei­ten aus­ge­setzt. Betrie­be, aber auch Ver­ei­ne und Orga­ni­sa­tio­nen sei­en auf­ge­ru­fen, hier bes­se­ren Schutz zu schaf­fen. Das sich ent­wickeln­de Kli­ma der Frem­den­feind­lich­keit erschwe­re inzwi­schen auch die Suche nach benö­tig­ten Fach­kräf­ten in Ober­fran­ken erkenn­bar und wer­de damit zu einem Standortnachteil.

In sei­nem Refe­rat stell­te Bezirks­ge­schäfts­füh­rer Oli­ver Jau­er­nig dar, was unter Popu­lis­mus zu ver­ste­hen ist. Dabei mach­te er deut­lich, dass die­ser häu­fig von einem rei­nen Dage­gen­sein geprägt ist, jedoch kei­ner­lei Lösungs­an­sät­ze anbie­te. Alter­na­tiv wür­den den Men­schen ver­meint­lich ein­fa­che Lösun­gen prä­sen­tiert, wel­che sich bei objek­ti­ver Betrach­tung gar nicht umset­zen las­sen. Ziel sei es immer, Stim­mung gegen „die da oben“ zu machen. Am Bei­spiel der AfD mach­te er deut­lich, dass die­se selbst vor der Instru­men­ta­li­sie­rung von Gewalt­op­fern nicht zurück­schrecke, wenn sie damit nega­ti­ve Emo­tio­nen schü­ren kann. Dies fol­ge einer bewuss­ten Stra­te­gie. „Wut ist für die AfD kein Selbst­zweck,“ zitier­te Jau­er­nig in die­sem Zusam­men­hang einen AfD-Politiker.

Der Bezirks­vor­sit­zen­de der AG 60plus, Rudolf Peter­hän­sel, Jahr­gang 1934, erin­ner­te dar­an, dass es in Deutsch­land vor rund 90 Jah­ren schon ein­mal eine Zeit gege­ben habe, in wel­cher die Men­schen aus Ent­täu­schung her­aus, Dem­ago­gen auf den Leim gegan­gen sind. Das ver­hee­ren­de Ende sei bekannt. Die aktu­el­le Regie­rung ste­he vor vie­len Auf­ga­ben und sei mit Kri­sen in einer Bri­sanz kon­fron­tiert, wie kaum eine zuvor. Bei allem Ver­ständ­nis für eine mög­li­che Ver­dros­sen­heit, gel­te es unse­re Demo­kra­tie vor ihren Geg­ner zu schützen.

In einer ein­stim­mig beschlos­se­nen Reso­lu­ti­on ver­ur­teil­ten die Anwe­sen­den Popu­lis­mus und den Ver­such, Hass zu schü­ren und die Gesell­schaft zu spal­ten. Zudem spre­chen sich die Mit­glie­der der AG 60plus für eine Stär­kung der poli­ti­schen Bil­dung aus und ermu­ti­gen die Zivil­ge­sell­schaft, sich bes­ser zu orga­ni­sie­ren um gemein­sam gegen popu­li­sti­sche und extre­mi­sti­sche Ten­den­zen vor­zu­ge­hen. Die gesam­te Reso­lu­ti­on ist auf der Home­page der Ober­fran­ken­SPD nachzulesen.


Reso­lu­ti­on der AG 60plus Ober­fran­ken gegen Popu­lis­mus und rechts­ge­rich­te­ten Extremismus

Auf­ruf zur Ver­tei­di­gung der Demokratie

beschlos­sen im Rah­men des Ober­fran­ken­ta­ges der AG 60plus Ober­fran­ken am 26. Juli 2023 in der Fran­ken-Aka­de­mie Schloß Schney

Ange­sichts der zuletzt stei­gen­den Umfra­ge­wer­te AfD, der wach­sen­den Ver­ro­hung in der Gesell­schaft im All­ge­mei­nen, sowie im poli­ti­schen Dis­kurs im Beson­de­ren, und der stei­gen­den Zahl an Über­grif­fen und Ein­schüch­te­rungs­ver­su­chen gegen­über enga­gier­ten Demo­kra­tin­nen und Demo­kra­ten, erken­nen wir als Vertreter:innen der Arbeits­ge­mein­schaft 60plus im SPD-Bezirks­ver­band Ober­fran­ken eine zuneh­men­de Bedro­hung unse­rer frei­heit­lich-demo­kra­ti­schen Grund­ord­nung durch Popu­lis­mus und rech­ten Extremismus.

  1. Wir ver­ur­tei­len Popu­lis­mus und rech­ten Extre­mis­mus. Die­se Ideo­lo­gien bedro­hen die Grund­prin­zi­pi­en unse­rer Demo­kra­tie. Die Ach­tung der Men­schen­rech­te, die Rechts­staat­lich­keit, die Mei­nungs­frei­heit und die Wah­rung wei­te­rer per­sön­li­cher Frei­hei­ten, wie sie in unse­rem Grund­ge­setz ver­an­kert sind, sind tra­gen­de Säu­len unse­rer Gesell­schaft. Popu­li­sti­sche und rechts­extre­mi­sti­sche Strö­mun­gen gefähr­den die­se Prin­zi­pi­en, in dem sie die Gesell­schaft gezielt zu spal­ten ver­su­chen und bestimm­te Bevöl­ke­rungs­grup­pen dis­kri­mi­nie­ren und ausgrenzen.
  2. Wir ver­pflich­ten uns dazu, den Wert der Viel­falt zu för­dern und den Aus­tausch zwi­schen ver­schie­de­nen poli­ti­schen, reli­giö­sen und sozia­len Grup­pen zu stär­ken. Dem liegt unse­re Über­zeu­gung zugrun­de, dass eine viel­fäl­ti­ge Gesell­schaft von ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven und Mei­nun­gen pro­fi­tiert. Durch einen respekt­vol­len Aus­tausch wol­len wir Miss­ver­ständ­nis­se abbau­en und Vor­ur­tei­le über­win­den. Dabei darf es jedoch kei­ne fal­sche Tole­ranz gegen­über den Fein­den der Demo­kra­tie geben: Wir leh­nen die Spal­tung der Gesell­schaft und das Schü­ren von Hass und Feind­se­lig­keit klar ab.
  3. Wir for­dern die Vor­sit­zen­den und Vor­stän­de aller demo­kra­ti­schen Par­tei­en im Land auf, Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men und popu­li­sti­schen und extre­mi­sti­schen Strö­mun­gen aktiv ent­ge­gen­zu­tre­ten – auch in den eige­nen Rei­hen. Ins­be­son­de­re Abge­ord­ne­te der Par­la­men­te haben als demo­kra­tisch gewähl­te Volksvertreter:innen die Pflicht, unse­re Demo­kra­tie und ihre Insti­tu­tio­nen zu schüt­zen und zu stär­ken. Wir for­dern alle Akteu­re auf, Fehl­in­for­ma­tio­nen zu bekämp­fen und sach­li­che Debat­ten zu för­dern. Ein ver­meint­li­cher kurz­fri­sti­ger Gewinn in den Umfra­gen durch popu­li­sti­sche Stim­mungs­ma­che kann und darf den dadurch ent­ste­hen­den Scha­den an unse­rer Demo­kra­tie nicht rechtfertigen.
  4. Wir for­dern eine Stär­kung der poli­ti­schen Bil­dung. Bil­dung und Auf­klä­rung sind von gro­ßer Bedeu­tung, um die Bevöl­ke­rung gegen popu­li­sti­sche und extre­mi­sti­sche Pro­pa­gan­da immun zu machen und gleich­zei­tig den Wert der akti­ven poli­ti­schen Teil­ha­be zu ver­mit­teln. Wir for­dern daher alle Ver­ant­wort­li­chen auf, Bil­dungs­pro­gram­me zu för­dern und aus­zu­bau­en, wel­che kri­ti­sches Den­ken, Medi­en­kom­pe­tenz, inter­kul­tu­rel­les Ver­ständ­nis und das Wis­sen um die Abläu­fe in der par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie för­dern. Das Ver­mit­teln staats­bür­ger­li­cher Kennt­nis­se soll dabei auf alle Berei­che der Jugend- und Erwach­se­nen­bil­dung aus­ge­wei­tet wer­den. Wei­ter­hin for­dern wir die Trä­ger der poli­ti­schen Bil­dung, wie die Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung (bpb) und die Zen­tra­len der Län­der auf, ihre finan­zi­el­le För­de­rung so zu erhö­hen, dass alle Zugang zu dies­be­züg­li­chen Ange­bo­ten haben – unab­hän­gig vom Alter oder der wirt­schaft­li­chen Lei­stungs­fä­hig­keit der ein­zel­nen Per­son. Ziel muss es sein, ein Bewusst­sein für die Fol­gen popu­li­sti­scher Agi­ta­ti­on zu schaf­fen und die Bürger:innen bes­ser zu befä­hi­gen, Ent­schei­dun­gen auf Basis ver­läss­li­cher Infor­ma­tio­nen tref­fen zu können.
  5. Wir for­dern von den Medi­en die Ver­pflich­tung zur ver­ant­wor­tungs­vol­len Bericht­erstat­tung und den Schutz vor Mani­pu­la­ti­on und Des­in­for­ma­ti­on. Die Medi­en spie­len eine ent­schei­den­de Rol­le bei der Mei­nungs­bil­dung und Infor­ma­ti­on der Öffent­lich­keit. Der bestehen­de wirt­schaft­li­che Druck darf nicht zu einer aus­ge­wei­te­ten Skan­dal­be­richt­erstat­tung in den Medi­en füh­ren. Auf­ga­be ver­ant­wor­tungs­vol­ler Medi­en ist das Suchen der Wahr­heit, das Lie­fern fun­dier­ter Ana­ly­sen und das Respek­tie­ren der Viel­falt bestehen­der Mei­nun­gen. Dabei darf Hass und Extre­mis­mus kei­ne Platt­form gebo­ten wer­den. Die Bericht­erstat­tung muss demo­kra­tie­feind­li­che Paro­len klar und unmiss­ver­ständ­lich als sol­che darstellen.
  6. Wir ermu­ti­gen die Zivil­ge­sell­schaft, sich zu orga­ni­sie­ren und gemein­sam gegen popu­li­sti­sche und extre­mi­sti­sche Ten­den­zen vor­zu­ge­hen. Hier­zu wol­len wir unse­ren Bei­trag lei­sten. Indem wir uns fried­lich enga­gie­ren und uns für sozia­le Gerech­tig­keit ein­set­zen, kön­nen und wol­len wir gemein­sam mit ande­ren den Wer­ten unse­rer Demo­kra­tie eine star­ke Stim­me ver­lei­hen. Hier­zu wol­len wir bereits exi­stie­ren­de Kon­tak­te im vor­po­li­ti­schen Raum und in der eige­nen Par­tei nut­zen, bestehen­de Netz­wer­ke aus­bau­en und den Aus­tausch und die Zusam­men­ar­beit mit allen Demo­kra­tin­nen und Demo­kra­ten inten­si­vie­ren. Dafür rei­chen wir allen Demo­kra­tin­nen und Demo­kra­ten die Hand.

Mit die­ser Reso­lu­ti­on wol­len wir als Arbeits­ge­mein­schaft 60plus in der ober­frän­ki­schen Sozi­al­de­mo­kra­tie ein Zei­chen set­zen. Wir wol­len unse­re Sor­ge um unse­re Demo­kra­tie zum Aus­druck brin­gen und zugleich ver­deut­li­chen, dass wir ent­schlos­sen sind, die Grund­prin­zi­pi­en unse­rer Gesell­schaft gemein­sam mit ande­ren zu ver­tei­di­gen. Die Leh­ren aus der Geschich­te mah­nen uns, die Sor­ge um die Zukunft unse­rer Kin­der, Enkel- und Uren­kel­kin­der ver­pflich­ten uns, den Her­aus­for­de­run­gen durch Popu­lis­mus und rech­ten Extre­mis­mus zu begeg­nen und eine leben­di­ge Demo­kra­tie zu bewah­ren. Eine Demo­kra­tie, wel­che ein gerech­tes, fried­li­ches und inklu­si­ves Zusam­men­le­ben aller Men­schen in unse­rem Land ermöglicht.