Wie geht es den Karp­fen? – Hai­der Teich­ge­sprä­che im Aischgrund

Umweltminister Thorsten Glauber, Dr. Thomas Speierl, Fachberater für Fischerei des Bezirks Oberfranken, Michael Hofmann, MdL, Bezirkstagspräsident Henry Schramm, Thomas Silberhorn, MdB, die stellvertretende Landrätin des LK Forchheim, Rosi Kraus. (Foto: Simon Moritz)
Umweltminister Thorsten Glauber, Dr. Thomas Speierl, Fachberater für Fischerei des Bezirks Oberfranken, Michael Hofmann, MdL, Bezirkstagspräsident Henry Schramm, Thomas Silberhorn, MdB, die stellvertretende Landrätin des LK Forchheim, Rosi Kraus. (Foto: Simon Moritz)

Nach coro­nabe­ding­ter Pau­se konn­te Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm in die­sem Jahr wie­der vie­le Teich­wir­te und zahl­rei­che Ver­tre­ter aus Poli­tik und Ver­wal­tung an den Hai­der Tei­chen begrü­ßen, dar­un­ter auch den baye­ri­schen Umwelt­mi­ni­ster Thor­sten Glau­ber. „Ich schät­ze unse­re tra­di­tio­nel­len Hai­der Teich­ge­sprä­che sehr, denn sie sind eine gute Gele­gen­heit, zusam­men mit unse­ren Fisch­bau­ern direkt an den Tei­chen aktu­el­le Pro­ble­me und Ent­wick­lun­gen zu bespre­chen,“ so Bezirks­tags­prä­si­dent Schramm.

Die Karp­fen­teich­wirt­schaft im Aisch­grund ist von bay­ern­wei­ter Bedeu­tung, einer­seits für die tra­di­tio­nel­le Pro­duk­ti­on von nach­hal­ti­gen und hoch­wer­ti­gen Lebens­mit­teln, and­rer­seits als regio­na­ler Was­ser­spei­cher. Seit dem Trocken­jahr 2015 ist das Was­ser­an­ge­bot rück­läu­fig, es wird immer schwie­ri­ger die Tei­che zu fül­len und ohne Not­ab­fi­schun­gen über den Som­mer zu kom­men, erläu­ter­ten die anwe­sen­den Fisch­bau­ern. Auch in die­sem Jahr trock­ne­te der Aisch­gra­ben, der die Hai­der Teich­ket­te speist, bereits im Früh­som­mer aus. Was­ser­nut­zung und Abfi­schung müs­sen dann geziel­ter abge­spro­chen und geplant wer­den, was die Bewirt­schaf­tung auf­wän­di­ger macht.

Eine Erschwer­nis für die Bewirt­schaf­tung stel­len auch Kor­mo­ran und Biber dar. Die Kor­mor­an­be­ja­gung konn­te in die­sem Jahr für das Hai­der Teich­ge­biet, das zugleich auch Natur­schutz­ge­biet und FFH-Gebiet ist, wie­der ver­län­gert wer­den. Bezirks­tags­prä­si­dent Schramm bedank­te sich bei den Teich­wir­ten, die sich dafür ein­ge­setzt hat­ten, sowie bei der Regie­rung von Ober­fran­ken für die Geneh­mi­gung. Den­noch kom­me es teil­wei­se zu star­ken Ver­lu­sten, berich­ten die anwe­sen­den Teich­wir­te: direkt durch den Kor­mo­ran, indi­rekt durch den Biber, wenn die­ser die Win­ter­ru­he der Fische stört. Auch die Rei­her wer­den ein zuneh­men­des Pro­blem, las­sen sich doch bei nied­ri­gen Was­ser­stän­den vor allem die klei­nen Karp­fen leich­ter erbeuten.

Mit dem Fisch­ot­ter nähert sich ein wei­te­res Raub­tier mit gro­ßem Appe­tit auf Fisch. Aktu­el­le Nach­wei­se gibt es bereits aus dem nahe­lie­gen­den Reg­nitz­tal und der Nach­bar­ort­schaft Pretz­feld, so der zustän­di­ge Fisch­ot­ter­be­ra­ter Alex­an­der Krapp­mann. Bereits im April hat der Mini­ster­rat für die Pro­ble­me in der Teich­wirt­schaft eine Ände­rung der Arten­schutz­recht­li­chen Aus­nah­me­ver­ord­nung und der jagd­recht­li­chen Vor­schrif­ten beschlos­sen: Um ern­ste fisch­wirt­schaft­li­che Schä­den zu ver­hin­dern, sol­len Fisch­ot­ter dem­nach ganz­jäh­rig ent­nom­men wer­den kön­nen. Der Fisch­ot­ter­be­stand soll dadurch nicht gefähr­det wer­den. Die durch ihn ver­ur­sach­ten Schä­den, ins­be­son­de­re im öst­li­chen Ober­fran­ken, sind für die Betrof­fe­nen mitt­ler­wei­le aber exi­stenz­be­dro­hend. Vie­le Teich­wir­te ste­hen aktu­ell vor der Ent­schei­dung, ob sie auf­ge­ben. Die jahr­hun­der­te­al­te Teich­wirt­schaft, die Bay­ern land­schaft­lich und kul­tu­rell prägt und einen ganz wesent­li­chen Bei­trag zur Bio­di­ver­si­tät lei­stet, droht ver­lo­ren zu gehen. Tei­che und deren tra­di­tio­nel­le Bewirt­schaf­tung, wie in Haid, stel­len vie­ler­orts die Grund­la­ge für Schutz­ge­bie­te dar.

„Die Fisch- und Teich­wirt­schaft hat einen festen Platz in der baye­ri­schen Kul­tur und Tra­di­ti­on“, so Umwelt­mi­ni­ster Thor­sten Glau­ber in Haid. „Die Tei­che prä­gen das Bild unse­rer ober­frän­ki­schen Hei­mat. Wir wol­len die baye­ri­sche Kul­tur­land­schaft umfas­send erhal­ten, ins­be­son­de­re auch die Teich­wirt­schaft in Ober­fran­ken und der Ober­pfalz. Die Teich­wir­te haben die vol­le Unter­stüt­zung der Staats­re­gie­rung und wir han­deln ent­schlos­sen zum Erhalt der Teich­wirt­schaft. Dazu braucht es auch kla­re Regeln für den Fisch­ot­ter“, so Glau­ber. Die Her­aus­for­de­run­gen neh­men in allen Berei­chen zu, so Bezirks­tags­prä­si­dent Schramm. „Umso wich­ti­ger ist es, dass Rah­men­be­din­gun­gen geschaf­fen wer­den, die ein Fort­be­stehen der Teich­wirt­schaft sichern. Dazu braucht es nicht nur das Enga­ge­ment der Teich­wir­te und Fisch­bau­ern, son­dern auch das Ver­ständ­nis und die Koope­ra­ti­ons­be­reit­schaft der Fach­be­hör­den und Ver­wal­tung. Nur gemein­sam kann dies gelingen.“

Wie es den Karp­fen in den Tei­chen dann über die Sai­son ergan­gen ist, wur­de anschlie­ßend bei den Pro­be­fän­gen begut­ach­tet. Dabei betrach­te­ten die Exper­ten den Wachs­tums­zu­stand, mög­li­che Krank­hei­ten oder Ver­let­zun­gen, Para­si­ten und son­sti­ge Auffälligkeiten.

Hin­ter­grund:

Die Hai­der Teich­ge­sprä­che sind eine fische­rei­li­che Ver­an­stal­tung mit lan­ger Tra­di­ti­on in Ober­fran­ken. Die Jagd­ge­nos­sen­schaft Willersdorf/​Haid (1. Vor­sit­zen­de M. Schm­auß und Ana­to­lij Nagel), in der vie­le Teich­wir­te ver­tre­ten sind, ist für die Orga­ni­sa­ti­on und Aus­rich­tung zustän­dig, unter­stützt durch die Teich­ge­nos­sen­schaft Oberfranken.

Die Hai­der Tei­che umfas­sen die Haar­weiher­ket­te und den Lan­gen­bach­grund und gehö­ren zum ober­frän­ki­schen Aisch­grund. Es wer­den vor­ran­gig Karp­fen und Bei­fi­sche (Zan­der, Hecht) pro­du­ziert und regio­nal in die ange­stamm­te Gastro­no­mie abge­ge­ben. Die Teich­ket­ten sind seit den 1990er Jah­ren Natur­schutz­ge­biet und gehö­ren zum FFH-Gebiet „Lan­gen­bach­grund und Haar­weiher­ket­te – 6230–371“ (Struk­tur­rei­che Teich- und Feucht­ge­biets­land­schaft mit zahl­rei­chen Wei­hern, Schwimm­blatt- und Ver­lan­dungs­ge­sell­schaf­ten, Feucht­wie­sen, Bruch- und Auwald­re­sten, klein­flä­chig Binnendünen-Lebensräume).

Vie­le Schutz­auf­la­gen erschwe­ren die Bewirt­schaf­tung. Um akzep­ta­ble Rege­lun­gen zu Kor­mo­ran und Biber wur­de in der Ver­gan­gen­heit stark gerun­gen. In die­sen Zusam­men­hang besuch­ten auch die vor­ma­li­gen Umwelt­mi­ni­ster Dr. Mar­kus Söder und Dr. Mar­cel Huber bereits die Hai­der Teiche.
Die Was­ser­pro­ble­ma­tik hat sich seit 2015 nicht ent­zerrt. Das west­li­che Ober­fran­ken ist mit Unter­fran­ken in punc­to Nie­der­schlä­ge und Grund­was­ser­neu­bil­dung aktu­ell Schluss­licht in Bayern.

Allen Her­aus­for­de­run­gen und Pro­ble­men zum Trotz konn­ten die Fisch­bau­ern vor Ort bis­her ihre tra­di­tio­nel­le Teich­wirt­schaft am Lau­fen halten.

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