Unter­was­ser­welt des Brei­ten­güß­ba­cher Sees soll erkun­det werden

Tau­chen für den Naturschutz

Bestimmung einer am Ufer des Großen Sees entdeckten Pflanze mit Hilfe des von Silke Oldorff geschriebenen Bestimmungsbuches: ein Durchwachsendes Laichkraut. (Quelle: Planungsbüro Obrusnik / Haas)

Bestim­mung einer am Ufer des Gro­ßen Sees ent­deck­ten Pflan­ze mit Hil­fe des von Sil­ke Old­orff geschrie­be­nen Bestim­mungs­bu­ches: ein Durch­wach­sen­des Laich­kraut. (Quel­le: Pla­nungs­bü­ro Obrusnik / Haas)

Für Anne Schmitt vom Fluss­pa­ra­dies Fran­ken ist es ein ech­ter Glücks­fall, dass die Begrün­de­rin des Natur­schutz­tau­chens in Deutsch­land, Sil­ke Old­orff, Mit­te Juli auf dem Weg zu einer Fach­ta­gung nach Öster­reich war. Denn so ergab sich die Gele­gen­heit, dass sie mit ihrem Kol­le­gen Bjar­ne Rieß­beck in Brei­ten­güß­bach einen Stopp ein­leg­te. Die Idee des Fluss­pa­ra­die­ses Fran­ken ist es, den Brei­ten­güß­ba­cher See und viel­leicht auch noch wei­te­re Kies­bag­ger­seen in der Regi­on in das Natur­schutz­tau­chen-Netz­werk des Natur­schutz­bunds Deutsch­land auf­zu­neh­men (NABU). Das Prin­zip dahin­ter: Tau­che­rin­nen und Tau­cher mit einer inten­si­ven Schu­lung dazu befä­hi­gen, die Pflan­zen­welt und ihre Beein­träch­ti­gun­gen unter Was­ser zu kar­tie­ren. Die­se Erkennt­nis­se wür­den hel­fen, Seen bes­ser zu ver­ste­hen und ein bes­se­res Manage­ment der Seen ermöglichen.

Nix­kraut und Tausendblatt

Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder, Anne Schmitt (Flussparadies Franken), Naturschutztaucherin Silke Oldorff und Naturschutztaucher Bjarne Rießbeck, Rebecca Haas (Planungsbüro Obrusnik). (Quelle: Planungsbüro Obrusnik / Haas)

Bür­ger­mei­ste­rin Sig­rid Rein­fel­der, Anne Schmitt (Fluss­pa­ra­dies Fran­ken), Natur­schutz­tau­che­rin Sil­ke Old­orff und Natur­schutz­tau­cher Bjar­ne Rieß­beck, Rebec­ca Haas (Pla­nungs­bü­ro Obrusnik). (Quel­le: Pla­nungs­bü­ro Obrusnik / Haas)

Bür­ger­mei­ste­rin Sig­rid Rein­fel­der war bei dem Vor-Ort-Ter­min am Gro­ßen See Brei­ten­güß­bach selbst­ver­ständ­lich mit dabei und war beein­druckt, wie vie­le ver­schie­de­ne Was­ser­pflan­zen Sil­ke Old­orff bei dem kur­zen Gang ent­lang des Ufers schon ent­decken konn­te. Durch­wach­se­nes Laich­kraut, Gro­ßes Nix­kraut, Ähri­ges Tau­send­blatt – schon die Namen klin­gen unge­wöhn­lich. Tat­säch­lich gibt es bei der Betrach­tung von Seen einen blin­den Fleck, was die Was­ser­pflan­zen betrifft. Ein­fach weil sie nur „unter Was­ser“ erforscht wer­den kön­nen. Dabei ist eine intak­te Unter­was­ser­ve­ge­ta­ti­on eine ent­schei­den­de Vor­aus­set­zung für eine dau­er­haft gute Wasserqualität.

Sil­ke Old­orff erklärt es so: Im Früh­ling star­tet der Wett­lauf zwi­schen den frei schwim­men­den Algen und den Unter­was­ser­pflan­zen. Wenn die Algen und Cya­no­bak­te­ri­en gewin­nen, ist die Gefahr groß, dass der See an hei­ßen Tagen Pro­ble­me bekommt. Kön­nen aber die Unter­was­ser­pflan­zen und Arm­leuch­teral­gen unge­stört wach­sen, gewin­nen sie das Ren­nen um die Nähr­stof­fe und der See bleibt klar.

Bevor es hof­fent­lich bald mit dem Natur­schutz­tau­chen auch am Ober­main los geht, ist noch eini­ges zu lei­sten. Recht­lich baucht es die ent­spre­chen­den Geneh­mi­gun­gen für das Tau­chen. Denn das fällt in Bay­ern nur dann unter den Gemein­ge­brauch, wenn es ohne Gerä­te gemacht wird. Ist es dann so weit, sind Kom­mu­nen, Natur­schutz, Angel­fi­sche­rei, Was­ser­wirt­schaft und Kies­ab­bau­un­ter­neh­men wich­ti­ge Part­ner, denn gesun­de Seen sind für alle Betei­li­gen ein Gewinn.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zum Naturschutztauchen

www​.nabu​-natur​schutz​tau​chen​.de

Seit 2016 ist Natur­schutz­tau­chen als Spe­zi­al­kurs ein offi­zi­el­ler Bestand­teil der Tauch­aus­bil­dung in Zusam­men­ar­beit zwi­schen dem Ver­band Deut­scher Sport­tau­cher und dem NABU. Der NABU-Bun­des­fach­aus­schuss „Leben­di­ge Seen“ hat sich gegrün­det, weil es den Seen in Deutsch­land schlecht geht: 74 Pro­zent der 732 größ­ten Seen in Deutsch­land, wel­che EU-berichts­pflich­tig sind, haben einen ungün­sti­gen Erhal­tungs­zu­stand. Das bun­des­wei­te Netz­werk „Tau­chen für den Natur­schutz“ wird vom BFA betreut.

https://​www​.nabu​.de/​n​a​t​u​r​-​u​n​d​-​l​a​n​d​s​c​h​a​f​t​/​n​a​t​u​r​s​c​h​u​t​z​/​a​k​t​i​v​i​t​a​e​t​e​n​/​d​e​u​t​s​c​h​l​a​n​d​/​2​7​2​3​4​.​h​tml

Arten­li­ste Gro­ßen See Breitengüßbach

All­ge­mei­ne Bewertung

  • Beein­träch­ti­gung: star­ke Algenbildung
  • Die unte­re Makro­phyten­gren­ze liegt bei 2,8 m + x
  • Tauch‑, Schwimmblatt‑, Grundfluren

Was­ser­pflan­zen

  • Schwa­nen­blu­me r
  • Teich­ro­se +
  • Durch­wach­se­nes Laichkraut +
  • Kamm-Laich­kraut +
  • Spi­ru­del­la polyr­hi­za r
  • Viel­wur­ze­li­ge Wasserlinse
  • Klei­ne Was­ser­lin­se r
  • Spar­ga­ni­um erectum +
  • Kno­ten­laich­kraut +
  • Gro­ßes Nix­kraut 3
  • Ähri­ges Tausendblatt +
  • (Nadel­kraut)
  • Nutall‘s Was­ser­pest 2

Was­ser­tie­re

  • Kam­ber­krebs
  • Körb­chen­mu­scheln
  • Schleie
  • Döbel?
  • Schwarz­mund­grun­del
  • Fluss­barsch (groß)
  • Plöt­ze
  • Unio
  • Maler­mu­schel
  • Zebra­mu­schel Polymorpha

Häu­fig­kei­ten geschätzt nach Braun Blanquet

  • r = sel­ten, weni­ger als 3 Exemplare
  • + = spär­lich, weni­ger als 10 Ex.
  • 1 = mehr als 10 Ex.
  • 2 = mehr als 50 Ex.
  • 3 = 25–50 % Flächendeckung
  • 4 = 50–75 % Flächendeckung
  • 5 = 75–100 % Flächendeckung