All­tags­be­glei­ter Kun­reuth sind mit Élan ins 2. Jahr gestartet

Irmgard Ginzel spricht vor einer Gruppe Alltagsbegleiter. Foto: Horst Franke
Irmgard Ginzel spricht vor einer Gruppe Alltagsbegleiter. Foto: Horst Franke

Bald auch mit Betreu­ungs­grup­pen – Neue Kur­se im Herbst

Das Pro­jekt „All­tags­be­glei­ter“ des Ver­eins „Kun­reuth – Hier lässt sich’s leben e.V.“ ist erfolg­reich in sein zwei­tes Arbeits­jahr gestar­tet. Nach den Schu­lun­gen im ersten Quar­tal 2022 nah­men die All­tags­be­glei­ter am 1. Mai 2022 ihre Tätig­keit auf. Zum 1. Juni wur­de mit Car­men Sör­gel eine Pfle­ge­fach­kraft fest ein­ge­stellt, die als Schnitt­stel­le zwi­schen den Ehren­amt­li­chen, den Auf­trag­ge­bern und dem Ver­ein fun­giert. Inzwi­schen lei­tet sie die Einrichtung.

Als Dan­ke­schön lud der Ver­ein auch in die­sem Jahr die Ehren­amt­li­chen und die Bür­ger­mei­ster der am Pro­jekt betei­lig­ten Gemein­den am Sams­tag, den 24. Juni zu einem Grill­nach­mit­tag ein.

Zu Beginn der Ver­an­stal­tung erläu­ter­te Pro­jekt­lei­te­rin Irm­gard Gin­zel in einem kur­zen Vor­trag, war­um die nie­der­schwel­li­gen Betreu­ungs­an­ge­bo­te in den Gemein­den so wich­tig sind.

Arbeit im nie­der­schwel­li­gen Bereich

Ange­sichts der demo­gra­phi­schen Ent­wick­lung und der zu erwar­ten­den schwie­ri­gen Zukunfts­aus­sich­ten im Bereich der Ver­sor­gungs­sy­ste­me für pfle­ge­be­dürf­ti­ge Men­schen nicht nur im Land­kreis Forch­heim wird die Pfle­ge und Betreu­ung in Zukunft vor einer gan­zen Rei­he neu­er Her­aus­for­de­run­gen ste­hen: kaum Fach­per­so­nal, Kurz­zeit­pfle­ge­plät­ze, Tages­pfle­ge­plät­ze etc.

Nach Anga­ben des Baye­ri­schen Sozi­al­mi­ni­ste­ri­ums wer­den bis zum Jahr 2025 rund 20.000 Fach­kräf­te und 10.000 so genann­te Ergän­zungs­kräf­te fehlen.

Ent­spre­chen­de Ange­bo­te wie Nach­bar­schafts­hil­fen, All­tags­be­glei­ter, Betreu­ungs­grup­pen oder Gesprächs­krei­se für pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge wer­den in den Kom­mu­nen bereits erfolg­reich und mit gro­ßem Enga­ge­ment von Ehren­amt­li­chen gelei­stet. Sie federn die Ver­sor­gung in die­sem so genann­ten nied­rig­schwel­li­gen Bereich ab.

Irm­gard Gin­zel wies dar­auf hin, dass der­zeit über acht­zig Pro­zent der regel­mä­ßig hilfs- und pfle­ge­be­dürf­ti­gen Men­schen über­wie­gend von Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen unter­stützt und gepflegt wer­den – und das vie­le Jah­re lang. Deren finan­zi­el­le Situa­ti­on müs­se unbe­dingt ver­bes­sert wer­den, weil gera­de die­se Per­so­nen es sind, die den Unter­stüt­zungs­be­darf auf­fan­gen. Hier müs­se die Pfle­ge­ver­si­che­rung anset­zen und ein Ver­gü­tungs­sy­stem erar­bei­ten, damit gelei­ste­te Tätig­keit zusätz­lich zu den Lei­stun­gen eines Pfle­ge­dien­stes / All­tags­be­glei­ter oder Nach­bar­schafts­hil­fe ordent­lich bezahlt wür­den, d.h. im ambu­lan­ten Bereich dürf­ten die Lei­stun­gen der Pfle­ge­ver­si­che­rung nicht mehr zweck­ge­bun­den sein.

Zudem müss­ten nicht nur die sich wan­deln­den Wohn­be­dürf­nis­se wie Senio­ren-WGs, Betreu­ungs­grup­pen etc. auf älte­re Men­schen abge­stimmt wer­den, son­dern auch die Pfle­ge müs­se sich anpas­sen, z.B. mehr auf Wün­sche und Bedürf­nis­se und die Lebens­kul­tur ein­ge­hen. Beschüt­zen­de Ein­rich­tun­gen und Betreu­ungs­grup­pen im ambu­lan­ten Bereich könn­ten hier ein Teil der Pro­blem­lö­sung sein.

So oder so müss­ten sich die Gemein­den Gedan­ken machen, wo sie hoch­gra­dig demen­te Senio­ren noch unter­brin­gen kön­nen. Ein Heim­platz kostet zwi­schen 3.500 und 4.000 Euro, des­sen Finan­zie­rung schon heu­te über­wie­gend bei den Regie­rungs­be­zir­ken bean­tragt wird. Gezahlt wird das aus dem regu­lä­ren Sozialhilfebudget.

Um dem ent­ge­gen­zu­wir­ken, ent­stan­den und ent­ste­hen in den Gemein­den nied­rig­schwel­li­ge Betreu­ungs­an­ge­bo­te, die einer­seits die Fami­li­en, aber auch die Pfle­ge­hei­me, Tages­pfle­ge­ein­rich­tun­gen und Sozi­al­sta­tio­nen entlasten.

Die­ses Unter­stüt­zungs­netz­werk mit meist ehren­amt­li­chen Hel­fe­rin­nen und Hel­fern wer­de in Zukunft nicht mehr in aus­rei­chen­dem Maße zur Ver­fü­gung ste­hen, befürch­tet Gin­zel, es sei denn, es gelin­ge, die Hil­fe­netz­wer­ke – die eine Auf­wands­ent­schä­di­gung erhal­ten – wei­ter aus­zu­bau­en und die Ehren­amts­pau­scha­le zu erhö­hen oder eine ande­re Auf­wands­ent­schä­di­gung anzu­stre­ben. Denn All­tags­be­glei­te­rin­nen und All­tags­be­glei­ter sind aus­ge­bil­de­te Fach­kräf­te. In den Gemein­den Kun­reuth, Hetz­les, Effel­trich, Igens­dorf, Grä­fen­berg, Pinz­berg und Wie­sen­t­hau enga­gie­ren sich mitt­ler­wei­le mehr als 30 geschul­te Ehren­amt­li­che in die­sem Projekt.

Auch Pinz­berg und Wie­sen­t­hau sind dabei

Die Ver­eins­vor­sit­zen­den Horst Fran­ke und Ernst Stri­an freu­ten sich über Pinz­berg und Wie­sen­t­hau, die kürz­lich dazu­ge­kom­men sind. Damit sind es bereits sie­ben Gemein­den, in denen All­tags­be­glei­ter älte­ren und hilfs­be­dürf­ti­gen Men­schen das Leben erleich­tern. Dabei geht es nicht um Pfle­ge, son­dern um Unter­stüt­zung und Beglei­tung im All­tag bei all­täg­li­chen Din­gen, die von den Betrof­fe­nen selbst vor­über­ge­hend oder dau­er­haft nicht mehr im gewünsch­ten Umfang gelei­stet wer­den kön­nen. Das reicht von gele­gent­li­chen Besu­chen zum Reden, Spie­len, gemein­sa­men Hob­bys, Spa­zie­ren­ge­hen, Fahr­ten in die Stadt oder zum Arzt bis hin zu eini­gen Stun­den pro Woche, je nach Bedarf. Das Ange­bot ent­la­stet die Ange­hö­ri­gen und eröff­net neue Perspektiven.

Neue Schu­lun­gen für frei­wil­li­ge Hel­fer wer­den ab dem 7. Okto­ber 2023 in Wie­sen­t­hau ange­bo­ten. Die Wei­ter­bil­dung fin­det an 5 Tagen im Rat­haus, Haupt­stra­ße 7, statt (7., 14., 28.10., 11. und 18.11.). Anmel­dung und Infor­ma­tio­nen bei Irm­gard Gin­zel unter der Tele­fon­num­mer 09192 / 994 38 20 oder per E‑Mail an ginzel@​gmx.​net.

Betreu­ungs­grup­pe star­tet nach den Sommerferien

Ab Mit­te Sep­tem­ber 2023 wird es in Kun­reuth eine Betreu­ungs­grup­pe für Senio­ren geben, die Unter­hal­tung und Abwechs­lung möch­ten. Ein­ge­la­den sind alle aus den am Pro­jekt betei­lig­ten Gemein­den Kun­reuth, Igens­dorf, Grä­fen­berg, Hetz­les, Effel­trich, Pinz­berg und Wie­sen­tau. Sie ist als Ergän­zung zur ambu­lan­ten Ver­sor­gung gedacht und soll der Ver­ein­sa­mung allein­le­ben­der Besu­cher vorbeugen.

Die Betreu­ungs­grup­pe ent­la­stet pfle­gen­de Ange­hö­ri­ge, för­dert aber auch die Besu­cher aktiv und gezielt: Gemein­sa­me Akti­vi­tä­ten tra­gen – ohne Lei­stungs­druck – dazu bei, die ver­blie­be­ne Ori­en­tie­rung, das Erin­ne­rungs­ver­mö­gen und die Wahr­neh­mung der Besu­cher zu erhal­ten, schlum­mern­de Fähig­kei­ten wer­den reak­ti­viert, oft sehr zur Über­ra­schung der pfle­gen­den Angehörigen.

Die Grup­pe trifft sich zwei­mal wöchent­lich diens­tags von 9.00 bis 13.00 Uhr und don­ners­tags von 12.00 bis 16.00 Uhr jeweils im Rat­haus in Kunreuth.

Der Diens­tag endet mit einem gemein­sa­men Mit­tag­essen, an dem auch aus­wär­ti­ge Bür­ge­rin­nen und Bür­ger teil­neh­men können.

Der Don­ners­tag beginnt mit einem gemein­sa­men Mit­tag­essen, zu dem auch Bür­ge­rin­nen und Bür­ger von außer­halb kom­men kön­nen. Das Mit­tag­essen muss pri­vat bezahlt wer­den (nach vor­he­ri­ger Anmeldung).

Anmel­dung und Infor­ma­tio­nen unter: 0160 / 60 25 917.

Bei Inter­es­se bit­te zeit­nah anmel­den, da es nur noch weni­ge ver­füg­ba­re Plät­ze gibt.