Bäcker­hand­werk und Kri­sen­dien­ste Bay­ern enga­gie­ren sich für Sofort­hil­fe in see­li­scher Not

Bäckertüten-Aktion auch in Oberfranken
Bäckertüten-Aktion auch in Oberfranken. © Martin Augsburger

Auch 31 ober­frän­ki­sche Bäcke­rei­en machen mit

Es ist eine außer­ge­wöhn­li­che Koope­ra­ti­on: Mit den baye­ri­schen Innungs­bäckern und den Kri­sen­dien­sten Bay­ern wer­ben zur­zeit auch im Bezirk Ober­fran­ken zwei star­ke Part­ner für see­li­sche Gesund­heit. Unter dem Mot­to #Mut­Zur­Hil­fe gehen der­zeit bay­ern­weit rund 350.000 Bäcker­tü­ten mit Infor­ma­tio­nen zu den Hil­fe­an­ge­bo­ten der Kri­sen­dien­ste Bay­ern über die Laden­the­ken. Mit dabei sind knapp 650 Bäcker­fi­lia­len – davon 31 in Oberfranken.

Der Lan­des­in­nungs­ver­band des baye­ri­schen Bäcker­hand­werks setzt mit die­ser Akti­on ein star­kes Zei­chen für die Bedeu­tung von psy­chi­scher Gesund­heit. Laut Lan­des­in­nungs­mei­ster Hein­rich Traub­lin­ger wur­de die Akti­on ein Jahr lang vor­be­rei­tet. „Täg­lich besu­chen in ganz Bay­ern unzäh­li­ge Kun­din­nen und Kun­den die Bäcke­rei­en, um ihre Back­wa­ren zu kau­fen. Dort begeg­nen sie ande­ren Men­schen, ken­nen das Ver­kaufs­per­so­nal, tau­schen sich aus“, sag­te Traub­lin­ger. „Unse­re Ver­kaufs­mit­ar­bei­ter erfah­ren im Gespräch mit den Kun­den oft sehr viel über deren Leben, Sor­gen und Nöte. Des­halb unter­stüt­zen die baye­ri­schen Innungs­bäcker das Pro­jekt. In unse­ren Bäcke­rei­en erreicht die Akti­on #Mut­Zur­Hil­fe die Men­schen unmittelbar.“

Initi­iert haben die Akti­on die Kri­sen­dien­ste Bay­ern, deren Trä­ger die sie­ben baye­ri­schen Bezir­ke sind. Die Akti­on läuft über drei Wochen. Auf den Bäcker­tü­ten selbst heißt es: „See­le erschöpft?“… „Hoff­nungs­los?“… „Wir hel­fen dir!“ Natür­lich fehlt auch das Erken­nungs­zei­chen der Kri­sen­dien­ste Bay­ern nicht – die Wort-Bild-Mar­ke mit der Num­mer 0800 / 655 3000 und dem Hin­weis: „Wir sind für Sie da.“

Norbert Neumüller (links), Sozialplaner des Bezirks Oberfranken und Bezirkstagspräsident Henry Schramm (rechts) mit den bedruckten Bäckertüten. (Foto: Nicole Fleischer)

Nor­bert Neu­mül­ler (links), Sozi­al­pla­ner des Bezirks Ober­fran­ken und Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm (rechts) mit den bedruck­ten Bäcker­tü­ten. (Foto: Nico­le Fleischer)

Die Kri­sen­dien­ste Bay­ern sind täg­lich rund um die Uhr erreich­bar, die Anru­fe sind kosten­frei und gehen zen­tral bei der jewei­li­gen Leit­stel­le ein. Der Sozi­al­pla­ner des Bezirks Ober­fran­ken, Nor­bert Neu­mül­ler, sag­te: „Es wäre wun­der­bar, wenn bei see­li­schen Kri­sen und Not der Anruf beim Kri­sen­dienst so selbst­ver­ständ­lich wäre wie der Bre­zen­kauf! Je frü­her die betrof­fe­nen Men­schen sich bei uns mel­den, desto besser.“

Bei beson­ders schwe­ren Not­la­gen kann die Leit­stel­le mobi­le Ein­sät­ze vor Ort in die Wege lei­ten. Die mobi­len Ein­satz­teams sind rund um die Uhr in Ruf­be­reit­schaft. Mar­tin Schu­ster ist als Gebiets­ko­or­di­na­tor des Kri­sen­dien­stes Ober­fran­ken für die mobi­len Ein­satz­teams zustän­dig. Herr Schu­ster erklär­te: „Unse­re Mit­ar­bei­ten­den ste­hen Men­schen in see­li­schen Not­la­gen zur Sei­te, sie neh­men Sor­gen und Äng­ste ernst und ver­mit­teln in pas­sen­de Hilfs- oder Bera­tungs­an­ge­bo­te. Wir wol­len Halt geben und unter­stüt­zen, gemein­sam gute Wege aus der Kri­se zu fin­den. Es freut uns sehr, dass sich das Bäcker­hand­werk für see­li­sche Gesund­heit enga­giert. Das ist ein wich­ti­ges Signal für Teil­ha­be von Men­schen mit psy­chi­schen Erkran­kun­gen und kann hel­fen, das Gespräch über psy­chi­sche Gesund­heit wei­ter zu normalisieren.“

Ober­fran­kens Bezirks­tags­prä­si­dent Hen­ry Schramm ergänz­te: „Die Koope­ra­ti­on mit dem Bäcker­hand­werk ist für uns von unschätz­ba­rem Wert. Bäcke­rei­en sind auf dem Land wie in der Stadt ein wich­ti­ger sozia­ler Treff­punkt. Wenn wir Men­schen direkt in ihrem sozia­len Umfeld errei­chen, ist das ein wich­ti­ger Schritt hin zu Nor­ma­li­tät. Denn für Men­schen in see­li­schen Not­la­gen muss es selbst­ver­ständ­lich sein, sich bei den Kri­sen­dien­sten Bay­ern bera­ten zu las­sen – genau­so wie für Men­schen mit soma­ti­schen Erkran­kun­gen, die sich an einen Arzt oder eine Ärz­tin wen­den. Für die see­li­sche Gesund­heit ist es enorm wich­tig, dass alle Men­schen die Hil­fe erhal­ten, die sie brauchen.“


Wei­te­re Infor­ma­tio­nen zu den Kri­sen­dien­sten Bayern

Der Kri­sen­dienst Ober­fran­ken ist Teil des Netz­werks Kri­sen­dien­ste Bay­ern. 2022 führ­ten die Kri­sen­dien­ste in ganz Bay­ern 82 473 Tele­fo­na­te mit Men­schen in see­li­scher Not. Die mobi­len Ein­satz­teams führ­ten 2.973 per­sön­li­che Kri­sen­in­ter­ven­tio­nen durch.