Erneu­ter Pro­test der Letz­ten Gene­ra­ti­on für Kli­ma­schutz in Bayreuth

Menschen mit Bannern und Warnwesten blockieren beide Fahrspuren des Wittelsbacherrings in Bayreuth
Menschen mit Bannern und Warnwesten blockieren beide Fahrspuren des Wittelsbacherrings in Bayreuth

Pres­se­mit­tei­lung der „Letz­ten Gene­ra­ti­on“ Bayreuth:

Bay­reuth, 03.07.2023 16:40 Uhr: Am Mitt­woch­nach­mit­tag ver­sam­mel­ten sich in Bay­reuth auf dem Wit­tels­ba­cher­ring 6 Men­schen, um für das mensch­li­che Über­le­ben auf unse­rem Pla­ne­ten ein­zu­ste­hen. Gemein­sam setz­ten sie sich bei der Ampel in der Nähe eines Super­mark­tes auf die Stra­ße und hiel­ten eine unan­ge­mel­de­te Ver­samm­lung ab. Es wur­den oran­ge Ban­ner getra­gen, die die Wor­te “Die Letz­te Gene­ra­ti­on vor den Kipp­punk­ten” und “Mehr Demo­kra­tie – Gesell­schafts­rat jetzt!” tru­gen. Die Poli­zei war nach ein paar Minu­ten vor Ort und lei­te­te nach etwa 20 Minu­ten den Ver­kehr stadt­ein­wärts durch die frei gelas­se­ne Ret­tungs­gas­se in der Blocka­de ab. Stadt­aus­wärts konn­ten die Autos über die Abbie­ge­spur in die Fried­rich­stra­ße fah­ren und so abflie­ßen. Die Poli­zei for­der­te die Men­schen auf die Stra­ße zu ver­las­sen und wies ihnen einen ande­ren Ver­samm­lungs­ort abseits de Stra­ße zu. Aller­dings erfolg­te die Ver­samm­lungs­auf­lö­sung for­mal nicht kor­rekt, es han­del­te sich also wäh­rend der gesam­ten Zeit um eine vom Ver­samm­lungs­recht geschütz­te Akti­on. Da vier der sechs betei­lig­ten Men­schen sich mit der Hand an die Stra­ße geklebt hat­ten, konn­ten sie erst nach Lösen durch Ein­satz­kräf­te der Feu­er­wehr und Sani­tä­tern von der Stra­ße gebracht wer­den. Die mei­sten Teil­neh­men­den der Ver­samm­lung erklär­ten, dass sie die Stra­ße nicht frei­wil­lig ver­las­sen wer­den. Daher wur­den sie anschlie­ßend von der Poli­zei von der Stra­ße getra­gen und dane­ben wei­te­ren Maß­nah­men unter­zo­gen. Dabei wen­de­te die Poli­zei ohne Not Schmerz­grif­fe an, um sich die Arbeit zu erleichtern.

Ein LKW fährt nah auf die Demonstrant:innen auf.

Ein LKW fährt nah auf die Demonstrant:innen auf.

Ein LKW fährt nah auf die Demonstrant:innen auf. “Es ist dem Ernst der Lage in der Kli­ma­ka­ta­stro­phe nicht ange­mes­sen nur ange­mel­de­te Demon­stra­tio­nen auf Plät­zen abzu­hal­ten, wo sie kei­ne Stö­rung des Sta­tus Quo ver­ur­sa­chen” sagt Simon Lach­ner im Gespräch mit einem der Beam­ten, der ihn auf den Geh­weg ver­wei­sen möch­te. “In New York kann man die Luft nicht mehr atmen, die Zeit drau­ßen sol­le man auf das nötig­ste begren­zen um Gesund­heits­schä­den zu ver­mei­den. Es wäre nicht ange­mes­sen, wenn wir nicht ver­su­chen wür­den, mit größ­ter Laut­stär­ke dar­auf auf­merk­sam zu machen. Mit phy­si­ka­li­schen Geset­zen lässt sich nicht ver­han­deln und ein Wald­brand lässt sich nicht weg­sper­ren.” Die Not­wen­dig­keit der Stö­rung erklärt Ron­ja Kün­k­ler, Spre­che­rin der Letz­ten Gene­ra­ti­on: “Durch die Unter­bre­chun­gen des All­tags wer­den Dis­kus­si­ons­räu­me im gan­zen Land eröff­net. Die­se Dis­kus­si­ons­räu­me müs­sen wir nut­zen um uns als Gesell­schaft gemein­sam auf die not­wen­di­gen Maß­nah­men zu ver­stän­di­gen. Am besten wür­de dies in einem gelo­sten Gesell­schafts­rat funk­tio­nie­ren, der die Fra­ge behan­deln soll, wie wir bis 2030 von den fos­si­len Ener­gien weg­kom­men können.”

Anlass des Pro­te­stes in Bay­reuth ist das Ver­sa­gen der deut­schen Bun­des­re­gie­rung beim Kli­ma­schutz. „Aktu­ell wer­den Kli­ma­schutz­vor­ga­ben wie die Sek­tor­be­trach­tung von Emis­sio­nen auf­ge­ho­ben und wich­ti­ge Geset­ze wie das Gebäu­de­en­er­gie­ge­setz bis zur Unkennt­lich­keit abge­schwächt. Die Bun­des­re­gie­rung hält Kli­ma­schutz­zie­le nicht ein und bricht selbst das Grund­ge­setz.“, sagt Luca Tho­mas zur Begrün­dung des Pro­te­stes und fügt an: „Unse­re bekann­ten demo­kra­ti­schen Pro­zes­se ver­sa­gen im Kampf gegen die Kli­ma­ka­ta­stro­phe. Wir müs­sen als Gesell­schaft wie­der zusam­men­kom­men und die Pro­ble­me gemein­sam ange­hen. Dafür ist der Gesell­schafts­rat ein sinn­vol­les und poli­tisch eta­blier­tes Mit­tel.“ Die Letz­te Gene­ra­ti­on for­dert seit meh­re­ren Mona­ten die Ein­rich­tung eines Gesell­schafts­ra­tes, in wel­chem eine zufäl­lig gelo­ste aber reprä­sen­ta­ti­ve Anzahl von Bürger:innen not­wen­di­ge Kli­ma­schutz­maß­nah­men beschlie­ßen sol­len. Die­se könn­ten dann in den Bun­des­tag ein­ge­bracht und dort beschlos­sen wer­den. Aimée van Baa­len, Spre­che­rin der Letz­ten Gene­ra­ti­on, erläu­tert die For­de­rung nach einem Gesell­schafts­rat: „Es wird immer offen­sicht­li­cher, dass es der Regie­rung unter dem Ein­fluss der reich­sten 1% nicht gelingt, die Inter­es­sen der Bevöl­ke­rung zu schüt­zen. Wir, die 99%, sind aber dar­auf ange­wie­sen, dass end­lich gehan­delt wird! Denn noch haben wir die Chan­ce, aus der Zer­stö­rung aus­zu­stei­gen. Mit einem Plan, der von Bürger:innen ent­wickelt, von der Gesell­schaft getra­gen und von der Poli­tik ver­wirk­licht wird.“

Einer der Demonstranten wird von der Polizei unter Anwendung von Schmerzgriffen von der Straße getragen

Einer der Demon­stran­ten wird von der Poli­zei unter Anwen­dung von Schmerz­grif­fen
von der Stra­ße getragen

Einer der Demon­stran­ten wird von der Poli­zei unter Anwen­dung von Schmerz­grif­fen von der Stra­ße getra­gen. Im Anschluss an das Weg­tra­gen von der Stra­ße wur­den den Demonstrant:innen ein Ver­samm­lungs­ort neben der Stra­ße zuge­wie­sen. Aller­dings beschlag­nahm­te die Poli­zei mit den Ban­nern einen wesent­li­chen Teil der Ver­samm­lungs­mit­tel. Neben der Stra­ße ver­teil­ten die betei­lig­ten Men­schen Fly­er und mach­ten die Men­schen auf den Vor­trag am kom­men­den Diens­tag um 18 Uhr im Ple­c­trum auf­merk­sam. Neben auf­ge­brach­ten und nicht ver­ständ­nis­vol­len Men­schen, soli­da­ri­sier­ten sich auch Men­schen und zeig­ten sich dank­bar für die Aktio­nen der Letz­ten Gene­ra­ti­on. Nach weni­gen Minu­ten ver­lie­ßen die Demonstrant:innen den Bereich neben der Stra­ße ohne Ver­su­che die­se erneut zu besetzen.

Luca Tho­mas hat­te die Akti­on bereits bei einem Gerichts­ver­fah­ren in Bay­reuth in der ver­gan­ge­nen Woche wegen einer Stra­ßen­blocka­de aus dem Febru­ar 2022 ange­kün­digt. In dem Ver­fah­ren wur­den drei der Ange­klag­ten nach Jugend­straf­recht ver­warnt, die älte­ste der Per­so­nen bekam eine Geld­stra­fe von 30 Tages­sät­zen. Das Urteil ist noch nicht rechts­kräf­tig und Rechts­mit­tel wur­den von den Ange­klag­ten teil­wei­se schon ange­kün­digt. „Ich las­se mich von der Ver­ur­tei­lung und auch von der Straf­for­de­rung der Staats­an­walt­schaft nach 4 Mona­ten Gefäng­nis ohne Bewäh­rung nicht abschrecken. Ich bin dazu bereit für den Pro­test ins Gefäng­nis zu gehen, weil ich davon über­zeugt bin das Rich­ti­ge und Not­wen­di­ge zu tun und per­sön­li­che Opfer in der Geschich­te immer für Ver­än­de­run­gen nötig waren“, schätzt Luca Tho­mas die Situa­ti­on ein. Zum Urteil der Rich­te­rin fügt er hin­zu: „Ich habe in der Ver­hand­lung klar gesagt, dass ich wei­ter an Aktio­nen teil­neh­men wer­de und sogar die­se Akti­on heu­te kon­kret ange­kün­digt. Dass sie sich ver­ständ­nis­voll gezeigt und nur eine Ver­war­nung aus­ge­spro­chen hat, zeigt mir das wir rich­ti­ge Punk­te ange­spro­chen haben. Sie woll­te offen­sicht­lich kein Urteil mit hohem Straf­maß aus­spre­chen, wel­ches mich wirk­lich zumin­dest eine Zeit lang von Aktio­nen abhal­ten wür­de.“ Die Wie­der­ho­lung des Pro­te­stes an der sel­ben Stel­le wie im letz­ten Jahr ist dem­nach auch Aus­druck der Über­zeu­gung, dass es sich trotz des erst­in­stanz­li­chen Urteils nicht um Straf­ta­ten han­delt. Die kom­men­den Mona­te wer­den zei­gen, wie die Gerich­te wei­ter mit der Akti­on aus dem Febru­ar 2022 ver­fah­ren werden.

Anste­hen­de Termine:

  • Diens­tag 04.07.2023 um 18 Uhr Vor­trag im Ple­c­trum (Moritz­hö­fen 29)
  • Sams­tag 08.07.2023 Wider­stands­grup­pen­tref­fen im Hof­gar­ten (Treff­punkt Sonnentempel)