Bay­reuth: Ach­ter Wer­tungs­tag der Deut­schen Segelflug-Meisterschaften

Bayreuth: Achter Wertungstag der Deutschen Segelflug-Meisterschaften Juni 2023
Die Landung des Tagessiegers Holger Karow. Foto: Daniel Große Verspohl

Come­back von Hol­ger Karow

Achter Wertungstag der Deutschen Segelflug-Meisterschaften Juni 2023

Hol­ger Karow. Foto: Robert Niemetz

Segel­flie­gen. Gewit­ter­war­nun­gen für Ost­bay­ern bestimm­ten den Wet­ter­be­richt vom Mon­tag. Das mach­te die Strecken­aus­wahl für die Segel­flug-DM nicht ganz ein­fach. Sport­lei­ter Hei­ko Her­trich ent­schied sich für varia­ble Auf­ga­ben Rich­tung Westen mit kur­zer Wer­tungs­zeit, um die Pilo­ten vor den ange­kün­dig­ten Gewit­tern wie­der zu Hau­se zu haben. Hol­ger Karow, Welt­mei­ster von 1999 und 2003, brach­te den Tages­sieg der Offe­nen Klas­se mit nach Hau­se. Das bringt ihn wie­der in die Nähe der Nationalmannschaftsränge.

Mei­ster­schafts-Meteo­ro­lo­ge Bernd Fischer hat­te den Gewit­ter­war­nun­gen sei­ner Kol­le­gen zumin­dest für den Bereich des Flug­plat­zes kei­nen rech­ten Glau­ben geschenkt. Den­noch benann­te er sehr deut­lich das Risi­ko, dass die Pilo­ten in ein Gewit­ter hin­ein den Ziel­kreis über­flie­gen müs­sen, wenn die Modell­rech­nun­gen der gro­ßen Wet­ter­dien­ste so ein­tref­fen. Klar war somit, dass die Strecken nach Westen gelegt wer­den muss­ten, weg von den Mit­tel­ge­bir­gen, für die gewarnt wur­de. Klar war auch, dass varia­ble Auf­ga­ben bei sol­chen Wet­ter­la­gen das Mit­tel der Wahl sind.

Für die Situa­ti­on am Ziel­kreis ent­wickel­te Sport­lei­ter Hei­ko Her­trich schließ­lich gemein­sam mit Fischer drei Sze­na­ri­en: Eines wonach die Flug­zeu­ge zwi­schen 16 und 17 Uhr vor den Gewit­tern wie­der da sein wür­den, eines mit einer um eine hal­be Stun­de ver­kürz­ten Wer­tungs­zeit, um die Flie­ger bei einer frü­he­ren Wet­ter­ent­wick­lung ent­spre­chend eher wie­der daheim zu haben und eines mit einem auf 20 statt 6 km ver­grö­ßer­ten Ziel­kreis, der voll wert­ba­re Lan­dun­gen in Kulm­bach oder Lich­ten­fels ermög­licht hät­te. Bis zum Öff­nen der Abflug­li­ni­en ließ sich das Gespann die­se Fle­xi­bi­li­tät offen. Wäh­rend Her­trich die Starts über­wach­te, saß Fischer im Hin­ter­grund mit auf dem Turm und behielt die aktu­ell­sten Satel­li­ten­bil­der im Auge.

Doch sie blie­ben gelas­sen: Wie von Fischer eigent­lich auch erwar­tet, gab es zwar ver­ein­zel­te Schau­er in Ost­bay­ern, aber für rich­ti­ge Gewit­ter waren zumin­dest im Groß­raum Bay­reuth kei­ne kon­kre­ten Anzei­chen erkenn­bar. Somit blieb es bei der A‑Variante der Aufgaben.

Für die 18-m-Klas­se als zuerst Star­ten­de bedeu­te­te dies eine drei­stün­di­ge Auf­ga­be mit theo­re­tisch 239 bis 428 km Län­ge über Hof­heim in Unter­fran­ken, Schmal­kal­den am Thü­rin­ger Wald und Vol­kach am Main, um die her­um jeweils ein Kreis mit 20 km Radi­us zu berüh­ren war. Gewer­tet wer­den bei die­sen Auf­ga­ben geflo­ge­ne Strecke und Geschwindigkeit.

Ste­fan Lan­ger von der SFG Donau­wörth-Mon­heim, bis­her drit­ter der Gesamt­wer­tung, gelang dies mit 131,82 km/​h und 410,30 km am besten. Sei­ne erreich­te Strecken­län­ge ist nur 18 km kür­zer als die theo­re­tisch in die­ser Auf­ga­be mög­li­che Maxi­mal­strecke und trotz­dem schaff­te er als einer von nur drei Pilo­ten einen Schnitt von über 130 km/​h. Das zeigt, wie gut die Ver­hält­nis­se trotz der Gewit­ter­war­nun­gen waren. Auf den Plät­zen fol­gen Mario Kieß­ling (FG Wolf Hirth) und Chri­sti­an Mäx (LSC Burg Feu­er­stein), letz­te­rer sogar mit einer noch grö­ße­ren Strecken­län­ge (415,81 km). Der Gesamt­füh­ren­de Simon Schrö­der (SFV Bad Wöris­ho­fen) wur­de nur Sech­ster, kann aber sei­nen ersten Gesamt­platz locker ver­tei­di­gen, zumal sein direk­ter Ver­fol­ger Mat­thi­as Sturm (LSV Schwarz­wald) nur auf Tages­platz 23 kam.

Als zwei­tes gin­gen die Dop­pel­sit­zer an den Start. Ihnen gestand der Sport­lei­ter eine Wer­tungs­zeit von 2,5 Stun­den für eine 207 bis 363 km lan­ge Auf­ga­be mit den Wen­de­punk­ten Hof­heim (Unter­fran­ken), Ost­heim vor der Rhön und Gerolz­ho­fen (zwi­schen Kit­zin­gen und Schwein­furt) zu. Mar­tin Thei­sin­ger (DJK Land­au) hol­te sich mit 337,42 km und 130,07 km/​h sei­nen zwei­ten Tages­sieg. Sein Nef­fe Lau­renz war nur 0,07 km/​h lang­sa­mer, flog dafür 540 m wei­ter, wur­de mit einem Punkt weni­ger Tages­zwei­ter und kann die Füh­rung in der Gesamt­wer­tung somit ver­tei­di­gen. Auch hier zeig­te sich, dass die Pilo­ten die Krei­se um die Wen­de­punk­te fast maxi­mal aus­ge­flo­gen haben.

Die Offe­ne Klas­se ging zuletzt in die Luft, dafür brauch­te sie durch die vie­len eigen­start­fä­hi­gen Flug­zeu­ge nur 12 Minu­ten für den gesam­ten Start­lauf. Auch hier hat­te Her­trich einen Sprung von einer hal­ben Stun­de für die maxi­ma­le Wer­tungs­zeit vor­ge­se­hen, was sich als zu viel erwies. Zwei Stun­den hat­ten die Pilo­ten somit Zeit für eine 166 bis 279 km lan­ge Auf­ga­be um Marolds­wei­sach und Vol­kach, mit eben­falls jeweils 20 km gro­ßen Wendekreisen.

Die bei­den Gesamt­füh­ren­den Micha­el Som­mer (LSV Regens­burg) und Feli­pe Levin (LSV Hom­berg / Ohm) kamen der theo­re­ti­schen Maxi­mal­strecke mit 275,55 und 275,60 km schon sehr nahe. Mit 131,12 und 131,16 km/​h waren sie aber etwas lang­sa­mer als die bei­den besten und kamen somit nur auf die Tages­plät­ze 4 und 3 mit einem Punkt Unterschied.

Es war vor allem der Tag des Hol­ger Karow (FG Wolf Hirth & LSV Lands­hut). 1999 in Bay­reuth zum ersten Mal Welt­mei­ster gewor­den, vor der DM aus der 18-Meter in die Offe­ne Klas­se zurück gekehrt, aber nach einem Pat­zer am zwei­ten Tag in der Gesamt­wer­tung deut­lich zurück gewor­fen, kam er am Mon­tag auf 136,20 km/​h bei 272,39 km Strecken­län­ge – Tages­sieg. Das bedeu­tet für ihn ein Auf­rücken von Platz acht auf Rang sechs der Gesamt­wer­tung. Füh­rend bleibt wei­ter­hin Micha­el Som­mer vor Feli­pe Levin.

Uwe För­ster von der LSG Bay­reuth bleibt trotz eines zehn­ten Tages­plat­zes (123,20 km/​h / 275,42 km) fünf­ter der Gesamt­wer­tung mit 49 Punk­ten Vor­sprung auf Karow.

Sport­lei­ter Hei­ko Her­trich kam noch ein­mal ins Schwit­zen, als die ersten Flug­da­tei­en im Wer­tungs­sy­stem auf­leuch­te­ten: Das Regel­werk für die varia­blen Auf­ga­ben kennt bestimm­te Min­dest­an­for­de­run­gen an die tat­säch­lich geflo­ge­nen Strecken. Die Offe­ne Klas­se war so schnell, dass es zeit­wei­se so aus­sah, als wür­den die­se Mini­ma unter­schrit­ten. Die Wer­tung der Offe­nen Klas­se hät­te dann neu­tra­li­siert, also aus der Wer­tung genom­men wer­den müs­sen – in Umkeh­rung aller son­sti­gen Prin­zi­pi­en weil die Pilo­ten zu gut waren. Nach Vor­lie­gen aller Flü­ge war klar: Rund eine hal­be Minu­te lagen die Flü­ge am Ende über dem Min­dest­wert, die Wer­tung hat­te also Bestand.

Nach acht anstren­gen­den Wer­tungs­ta­gen hat Sport­lei­ter Hei­ko Her­trich die Wet­ter­pro­gno­sen für Diens­tag zum Anlass genom­men, einen Ruhe­tag ein­zu­schie­ben. Die Wer­tung für Diens­tag wur­de bereits beim Mon­tags-Brie­fing neu­tra­li­siert, was die Pilo­ten ein­ver­nehm­lich mit Applaus quit­tiert haben.

Die Wer­tungs­li­sten gibt es im Wer­tungs­por­tal unter https://​www​.soarings​pot​.com/​e​n​_​g​b​/​d​m​2​0​2​3​b​a​y​r​e​u​t​h​/​r​e​s​u​lts.

Mehr auch im Inter­net unter www​.dm​-segel​flug​.de.