Fünf­ter Wer­tungs­tag der Deut­schen Segel­flug-Mei­ster­schaf­ten in Bayreuth

Startablauf in Rekordzeit: 146 Flugbewegungen in 78 Minuten – hier ein Eigenstarter und ein Flugzeugschlepp © Daniel Große Verspohl
Startablauf in Rekordzeit: 146 Flugbewegungen in 78 Minuten – hier ein Eigenstarter und ein Flugzeugschlepp © Daniel Große Verspohl

Zwei­ter Tages­sieg für Jan-Fre­de­ric Müller

Jan-Frederic Müller (links) mit Co-Pilot (Fotografin Lena Große Verspohl)

Jan-Fre­de­ric Mül­ler (links) mit Co-Pilot (Foto­gra­fin Lena Gro­ße Verspohl)

Bei den Deut­schen Segel­flug-Mei­ster­schaf­ten gelang Jan-Fre­de­ric Mül­ler vom LSV Hom­berg / Ohm der zwei­te Tages­sieg am fünf­ten Wer­tungs­tag. In der Dop­pel­sit­zer­klas­se hat­te er bei der varia­blen Auf­ga­be die bete Stra­te­gie. Die ande­ren bei­den Klas­sen hat­ten klas­si­sche Renn­auf­ga­ben. Hier erran­gen Mar­kus Frank (LSR Aalen, Offe­ne Klas­se) und Tho­mas Kuhn (AC Ans­bach, 18-m-Klas­se) den Tages­sieg. Dabei muss­ten Tei­le der 18-Meter-Klas­se bis in den Abend hin­ein flie­gen und um die letz­ten Auf­win­de kämpfen.

Das Wet­ter hat­te gegen­über den vor­he­ri­gen Tagen etwas nach­ge­las­sen, war letzt­lich auch etwas schlech­ter als mor­gens erwar­tet. Vor allem die süd­li­che Ober­pfalz und der Ein­stieg in den Baye­ri­schen Wald erwie­sen sich als nicht so gut wie vorhergesagt.

Markus Frank (Fotograf Oliver Zippe)

Mar­kus Frank (Foto­graf Oli­ver Zippe)

Die Offe­ne Klas­se hat­te die kür­ze­ste Auf­ga­be, da sie in der Start­rei­hen­fol­ge hin­ten stand. Auf 261,6 km ging es über Bad Staf­fel­stein, Wai­schen­feld, Erben­dorf und Ober­viech­tach zurück nach Bay­reuth. Zur Abwechs­lung hat­te ein­mal nicht das Welt­mei­ster-Team Levin / Som­mer die Nase vorn, son­dern der Euro­pa­mei­ster von 2011 Mar­kus Frank (LSR Aalen) mit 93,94 km/​h. Am Vor­tag war er noch Tages­letz­ter, da er nach zwei Drit­teln der Strecke den Hilfs­mo­tor zün­den musste.

Der zwei­te Platz ging an Alt­mei­ster Bru­no Gan­ten­brink (LSV Ruhr-Len­ne Iser­lohn 15-m-Klas­se Welt­mei­ster von 1989) mit 89,22 km/​h. Rang drei ging an Mar­tin Knops (LSG Lan­gen­feld Erbs­löh), Kolum­nist des Luft­fahrt-Por­tals flie​ger​.news. Da ist also noch ein schö­ner eige­ner Bericht über den Podest­flug zu erwarten.

Damit war das Füh­rungs­duo mit Fünf­fach-Welt­mei­ster Micha­el Som­mer (LSV Regens­burg) und dem amtie­ren­den Welt­mei­ster Feli­pe Levin (LSV Hom­berg / Ohm) erst­mals auf die­ser DM nicht auf dem Sie­ger­trepp­chen ver­tre­ten. Sie folg­ten punkt­gleich auf Platz 5 und behiel­ten damit auch ihre punkt­glei­che Führung.

Der LSV Hom­berg / Ohm konn­te den­noch einen Tages­sieg ver­bu­chen, näm­lich in der Dop­pel­sit­zer­klas­se. Die „DoSis“ hat­ten am Frei­tag eine varia­ble Auf­ga­be mit den Wen­de­punk­ten Viech­tach Bahn­hof (Radi­us 20 km) und Flos­sen­bürg Kir­che (Radi­us 20 km) zu flie­gen. Sie konn­ten von Glück sagen, dass sie vor allem den Wen­de­punkt Viech­tach nicht als sol­chen ansteu­ern muss­ten, denn das Chamer Becken ent­wickel­te sich zu einem ech­ten Hin­der­nis, wo vie­le kei­ne Auf­win­de mehr fan­den. Daher haben fast alle Pilo­ten den Viech­ta­cher Kreis nur ange­kratzt und haben dann gewen­det. Jan-Fre­de­ric Mül­ler hat die­se Auf­ga­be mit 91,15 km/​h und 229,12 km am besten gemei­stert und damit den zwei­ten Tages­sieg für sich und den vier­ten für sei­nen Ver­ein erflo­gen. Ihm folg­ten Lars Hage­mann (Air­bus SFG Bre­men) und Kai Lin­den­berg (FCS Aschaf­fen­burg). Lin­den­berg über­nahm damit auch die Gesamt­wer­tung der Dop­pel­sit­zer­klas­se. Die bis­he­ri­gen Füh­ren­den Lau­renz Thei­sin­ger und Mar­tin Thei­sin­ger (bei­de DJK Land­au) lan­de­ten die­ses Mal nur auf den Plät­zen 18 und 19 und ver­lo­ren damit in der Gesamt­wer­tung jeweils einen Platz.

Die 18-m-Klas­se hat­te ganz beson­ders mit dem Wet­ter zu kämp­fen. Meteo­ro­lo­ge Bernd Fischer hat­te schon „Selek­ti­ves Wet­ter“ als Über­schrift für die­sen Text vor­ge­schla­gen. Ihre Auf­ga­be Neu­dros­sen­feld – Ebern – Hei­li­gen­stadt – Win­di­sche­schen­bach – Kon­zell – Bay­reuth (370,2 km) führt aus­ge­rech­net zum Schluss genau in die Gegend. Kon­zell liegt 15 km west­lich von Viech­tach im vor­de­ren Baye­ri­schen Wald – und die 18-Meter muss­ten mit der klas­si­schen Renn­auf­ga­be die­sen Punkt als sol­chen anflie­gen. Damit hat­ten sie zwei Mal das Chamer Becken zu überqueren.

Beson­ders die­je­ni­gen, die spät abge­flo­gen sind, kamen ent­spre­chend spät in Kon­zell an – und hat­ten dann den Rück­weg nach Bay­reuth vor sich. Ins­ge­samt 26 der 38 Teil­neh­men­den haben die Strecke nicht geschafft, haben ent­we­der unter­wegs ihren Motor gestar­tet oder sind auf Flug­plät­zen ent­lang der Strecke gelandet.

Ein Pilot hat eine klas­si­sche Außen­lan­dung auf einer Wie­se gemacht – frü­her bei Strecken­flü­gen ganz nor­mal, heu­te eine Rari­tät, bei der man auf­pas­sen muss, dass kei­ne über­trie­be­nen Schlag­zei­len ent­ste­hen. Denn von der Kon­struk­ti­on her kön­nen Segel­flug­zeu­ge eine Lan­dung auf dem Acker oder einer Wie­se grund­sätz­lich pro­blem­los aus­hal­ten. Die Boden­mann­schaft kommt dann mit einem Anhän­ger und fährt Flug­zeug und Pilot nach Hau­se. Der Flug wird ganz regu­lär mit den geschaff­ten Kilo­me­tern gewertet.

Thomas Kuhn (Fotografin Lena Große Verspohl)

Tho­mas Kuhn (Foto­gra­fin Lena Gro­ße Verspohl)

Zwölf Pilo­ten haben es den­noch geschafft, die Auf­ga­be regu­lär zu umrun­den. Der schnell­ste von ihnen, Tho­mas Kuhn (AC Ans­bach, 93,33 km/​h) ist als Vor­sit­zen­der der Segel­flug­kom­mis­si­on des Luft­sport-Ver­ban­des Bay­ern und Brei­ten­sport­be­auf­trag­ter der Bun­des­kom­mis­si­on als Funk­tio­när aktiv, ist aber auch seit lan­gem ein Stamm­gast der Wett­be­wer­be in Bay­reuth. Kuhn gewinnt mit dem Tages­sieg elf Plät­ze in der Gesamt­wer­tung und liegt nun auf Rang 25. Auf den Plät­zen fol­gen als Tages­zwei­ter Simon Schrö­der (SFV Bad Wöris­ho­fen) mit 92,63 km/​h, der damit sei­ne Gesamt­füh­rung ver­tei­di­gen kann und Mat­thi­as Sturm (LSV Schwarz­wald) mit 90,30 km/​h, der als Gesamt­zwei­ter die Ver­fol­gung von Schrö­der damit fortsetzt.

Den Höhe­punkt des Tages lie­fer­te Dirk Wind­mül­ler vom SFC Schwä­bisch Hall. Im Live­track­ing unter weg​li​de​.org war auf der Kar­te zu ver­fol­gen, wie er am frü­hen Abend immer noch mit den letz­ten Auf­win­den kämpf­te, um ohne Motor­hil­fe wie­der nach Bay­reuth zu kom­men. Um 19:46 Uhr erwisch­te er über dem Wei­de­ner Wald den letz­ten Auf­wind, der ihn noch­mal auf 1.900 m über dem Mee­res­spie­gel brach­te und damit auf die nöti­ge Höhe für den Anflug auf Bay­reuth. Um 20:06 Uhr über­flog er den Ziel­kreis. Nach der Lan­dung um 20:10 Uhr ticker­te die Wett­be­werbs­lei­tung auf der DM-Web­site „Laut Live-Track­ing haben wir den Him­mel jetzt leer geflogen.“

Mehr auch im Inter­net unter www​.dm​-segel​flug​.de