VGN bringt „Stra­te­gie 2030“ auf den Weg

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Ver­bund­gre­mi­en arbei­ten an der VGN-Stra­te­gie 2030

Mit der Sit­zung des Grund­ver­trags-Aus­schus­ses des VGN am Don­ners­tag, 11. Mai 2023 star­te­te der Ver­kehrs­ver­bund Groß­raum Nürn­berg die Dis­kus­si­on über die künf­ti­ge Aus­rich­tung und Gestal­tung des Ver­kehrs­ver­bun­des sowie sei­ner Ver­kehrs­an­ge­bo­te. Dazu hat­te bereits am 19. April 2023 ein Exper­ten­kreis mit Ver­tre­tern aus Poli­tik, Ver­wal­tung, Ver­kehrs­un­ter­neh­men und Ver­bund­ge­sell­schaft einen Stra­te­gie­ent­wurf zur Wei­ter­ent­wick­lung des öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehrs im VGN auf den Weg gebracht. In den Som­mer­sit­zun­gen der Ver­bund­gre­mi­en im Juli sol­len die wei­te­ren Schrit­te für die gemein­sa­me Stra­te­gie 2030 beschlos­sen werden.

Gruppenbild vom Workshop am 19. April 2023. Im mittleren Teil des Bildes. VGN-Geschäftsführerin Anja Steidl, Regierungspräsidentin Dr. Kerstin Engelhardt-Blum, OB Dr. Florian Janik, Landrat Dr. Jürgen Ludwig, OB Marcus König, Landrat Matthias Dießl, VGN-Geschäftsführer Andreas Mäder. Am linken Bildrand der Amberger OB Michael Cerny. Bild: VGN/Wegener

Grup­pen­bild vom Work­shop am 19. April 2023. Im mitt­le­ren Teil des Bil­des. VGN-Geschäfts­füh­re­rin Anja Steidl, Regie­rungs­prä­si­den­tin Dr. Ker­stin Engel­hardt-Blum, OB Dr. Flo­ri­an Janik, Land­rat Dr. Jür­gen Lud­wig, OB Mar­cus König, Land­rat Mat­thi­as Dießl, VGN-Geschäfts­füh­rer Andre­as Mäder. Am lin­ken Bild­rand der Amber­ger OB Micha­el Cer­ny. Bild: VGN/​Wegener

Ziel ist eine Wei­ter­ent­wick­lung des VGN zu einem Mobi­li­täts- und Umwelt­ver­bund, in dem ein­fach nutz­ba­re, attrak­ti­ve Mobi­li­täts­an­ge­bo­te zu einer Erhö­hung der Fahr­gast­zah­len um 40 Pro­zent bis 2030 füh­ren, um eine spür­ba­re Redu­zie­rung des CO2-Aus­sto­ßes des Ver­kehrs­sek­tors im Gebiet der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg zu errei­chen. Die Part­ner im VGN wol­len damit auch ihren Bei­trag zu der vom Frei­staat Bay­ern for­mu­lier­ten Ziel­set­zung einer deut­li­chen Erhö­hung der Fahr­gast­zah­len in ganz Bay­ern bis zum Jahr 2030 leisten.

Wesent­li­che Grund­la­ge für die Stra­te­gie­dis­kus­si­on, die extern von civi­ty Manage­ment Con­sul­tants und boy Stra­te­gie und Kom­mu­ni­ka­ti­on beglei­tet wur­de, ist eine vom VGN beauf­trag­te Stu­die, deren Ergeb­nis­se civi­ty im März 2023 vor­ge­legt hat. Die­se ana­ly­siert die Qua­li­tät des Ver­kehrs­an­ge­bots inner­halb des VGN und stellt einen Ver­gleich mit neun wei­te­ren Ver­kehrs­ver­bün­den und Regio­nen in Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz an. In den Blick genom­men wer­den ins­be­son­de­re die Ange­bots­qua­li­tät, der Zugang zum ÖPNV inner­halb des Ver­kehrs­net­zes und die Rei­se­zei­ten im Ver­gleich mit dem Pkw.

Gene­rell haben die betrach­te­ten Ver­kehrs­räu­me in Öster­reich und der Schweiz bei der Ange­bots­dich­te sowie der Netz­dich­te die besten Wer­te, was vor allem auf die Finan­zie­rungs­struk­tu­ren des ÖPNV in den bei­den Nach­bar­län­dern zurück­zu­füh­ren ist. Bei der Dich­te des Ver­kehrs­net­zes und der Erreich­bar­keit von Hal­te­stel­len liegt der VGN auf den vor­de­ren Plät­zen. Die Bevöl­ke­rung hier ist ins­ge­samt sehr gut an das Ver­kehrs­netz ange­bun­den. Hand­lungs­be­darf zeigt sich bei der Dich­te des Ver­kehrs­an­ge­bo­tes, ins­be­son­de­re an den Wochen­en­den. Vor allem im länd­li­chen Raum weist der ÖPNV oft ein ungün­sti­ges Rei­se­zeit­ver­hält­nis im Ver­gleich zum Pkw auf.

Die in der Ange­bots­ana­ly­se fest­ge­stell­ten Schwach­stel­len zei­gen den Hand­lungs­be­darf für die näch­sten Jah­re auf und sind in die VGN-Stra­te­gie 2030 ein­ge­flos­sen. Der Ver­gleich mit den ande­ren unter­such­ten Ver­bün­den und Nah­ver­kehrs­re­gio­nen bestä­tigt, dass der ÖPNV vor allem durch Ange­bots­ver­bes­se­run­gen eine deut­lich höhe­re Nach­fra­ge gene­rie­ren kann.

Aus­ge­hend von die­ser Ana­ly­se sind zen­tra­le Bau­stei­ne der VGN-Stra­te­gie 2030 die Erhö­hung von Qua­li­tät und Quan­ti­tät des Ange­bots sowie der Aus­bau der Ver­kehrs­in­fra­struk­tur im all­ge­mei­nen ÖPNV und im SPNV. Im Rah­men meh­re­rer Work­shops wur­den zahl­rei­che Maß­nah­men aus ver­schie­de­nen Hand­lungs­fel­dern – prio­ri­siert nach Dring­lich­keit und Zeit­raum – her­aus­ge­ar­bei­tet. Die ver­schie­de­nen Hand­lungs­fel­der betref­fen die Ent­wick­lung über­grei­fen­der Stan­dards, zum Bei­spiel für die Bedie­nungs­qua­li­tät, Ver­tak­tung und Erreich­bar­keit von Hal­te­stel­len in den ver­schie­de­nen Raum­ka­te­go­rien, eine bes­se­re Ver­knüp­fung des ÖPNV mit ande­ren Ver­kehrs­mit­teln sowie die Wei­ter­ent­wick­lung der digi­ta­len Ver­triebs­stra­te­gie. Im Hin­blick auf den Aus­bau der Mobi­li­täts­an­ge­bo­te spielt die Gewin­nung von Fach­kräf­ten eine gewich­ti­ge Rolle.

Dar­über hin­aus hat die VGN-Stra­te­gie wei­te­re Rah­men­be­din­gun­gen im Blick, wie z.B. die Beschleu­ni­gung des Bus­ver­kehrs, die Auf­ent­halts­qua­li­tät an Hal­te­stel­len und Bahn­hö­fen. Not­wen­dig sind auch eine Beschleu­ni­gung und Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rung der Planungsprozesse.

Hohe Anfor­de­run­gen an Poli­tik und an Ver­bund­part­ner Der hohe Finan­zie­rungs­be­darf zur Umset­zung der VGN-Stra­te­gie 2030 zeigt, dass neben gewal­ti­gen Anstren­gun­gen der Ver­bund­part­ner zwin­gend auch eine stär­ke­re und dau­er­haf­te finan­zi­el­le Unter­stüt­zung von Bund und Land erfor­der­lich ist, um einen attrak­ti­ven und lei­stungs­fä­hi­gen ÖPNV zu errei­chen. Die Städ­te und Land­krei­se müs­sen in die Lage ver­setzt wer­den, ihre Pla­nun­gen zur Ver­bes­se­rung des öffent­li­chen Per­so­nen­nah­ver­kehrs umset­zen zu kön­nen. Allein die Ein­füh­rung eines Deutsch­land­tickets für monat­lich 49 Euro wird nach Ansicht der Exper­ten nicht genü­gen, um die für den Kli­ma­schutz not­wen­di­gen Ver­än­de­run­gen im Ver­kehrs­sek­tor zu erreichen.

Die Emp­feh­lun­gen des Exper­ten­krei­ses wer­den nun in die Ver­bund­gre­mi­en zur wei­te­ren Bera­tung und Abstim­mung ein­ge­bracht. Ziel ist es, gemein­sa­me Schwer­punk­te und Umset­zungs­sze­na­ri­en zu ver­ein­ba­ren, früh­zei­tig die Finan­zie­rung vor allem auch mit Bund und Land zu klä­ren, um bis 2030 die Zie­le der Fahr­gast­stei­ge­rung und der Redu­zie­rung des CO2-Aus­sto­ßes errei­chen zu können.

Zita­te aus dem Grundvertrags-Ausschuss:

Dr. Ker­stin Engel­hardt-Blum, Regie­rungs­prä­si­den­tin Mit­tel­fran­ken, Vor­sit­zen­de des Grund­ver­trags-Aus­schus­ses des VGN:

„Preis und Ange­bot sind zwei Sei­ten einer Medail­le. Nach­dem der ÖPNV mit dem 9‑Eu­ro- und dem 49-Euro-Ticket für den Kun­den preis­lich deut­lich attrak­ti­ver gewor­den ist, legt die VGN-Stra­te­gie 2030 den Schwer­punkt auf den Aus­bau eines lei­stungs­fä­hi­gen und ver­netz­ten Mobi­li­täts­an­ge­bots. So gelingt es, den Umstieg auf öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel zu för­dern und eine spür­ba­re Redu­zie­rung der CO2-Emis­sio­nen im Ver­bund­ge­biet zu erreichen.“

Mat­thi­as Dießl, Land­rat Fürth:

„Wir haben im VGN gemein­sam schon heu­te viel erreicht. Nun gilt es, ihn fit für die Zukunft zu machen. Mit der VGN-Stra­te­gie 2030 soll das ÖPNV-Ange­bot kon­zep­tio­nell wei­ter­ent­wickelt wer­den, um die Attrak­ti­vi­tät gemein­sam wei­ter zu stei­gern.“ Dr. Flo­ri­an Janik, Ober­bür­ger­mei­ster Stadt Erlan­gen: „Den ÖPNV zu stär­ken und 40 Pro­zent mehr Fahr­gä­ste bis 2030 zu gewin­nen, ist ein wesent­li­cher Bei­trag zum Kli­ma­schutz in unse­rer Regi­on – und ein ambi­tio­nier­tes Ziel. Dafür braucht es einen noch lei­stungs­fä­hi­ge­ren VGN mit noch bes­se­rem Ange­bot und Infra­struk­tur, mit einer klu­gen Ver­net­zung aller Ver­kehrs­mit­tel und mit zeit­ge­mä­ßen digi­ta­len Ver­triebs­mög­lich­kei­ten. Es geht um einen ganz­heit­li­chen Mobi­li­täts­dienst­lei­ster. Es ist gut, dass wir die­sen Pro­zess nun ange­sto­ßen haben.“

Tor­sten Hei­der, Lei­ter Erlös­ma­nage­ment DB Regio Bay­ern, Vor­sit­zen­der der VGN-Gesellschafterversammlung:

„Mit dem lau­fen­den VGN-Inno­va­ti­ons­pa­ket haben wir in den letz­ten Jah­ren vor allem in den Berei­chen Tarif und Ver­trieb zahl­rei­che Neue­run­gen auf den Weg gebracht. Für eine wei­te­re Stär­kung des ÖPNV ist es wich­tig, die­se Pro­jek­te gemein­sam fort­zu­füh­ren und dar­über hin­aus auch den Aus­bau auf der Sei­te des Ver­kehrs­an­ge­bo­tes voranzutreiben.“

Tim Dah­l­mann-Res­ing, VAG Ver­kehrs-Akti­en­ge­sell­schaft, Vor­stand Tech­nik und Markt:

„Die VGN-Stra­te­gie 2030 ist rich­tig und wich­tig, um den öffent­li­chen Ver­kehr im gesam­ten VGN noch attrak­ti­ver zu machen. Mit deren kon­se­quen­ter Umset­zung könn­ten noch mehr Men­schen für den Umstieg auf kli­ma­freund­li­che Bus­se und Bah­nen gewon­nen und damit ein akti­ver Bei­trag zur Errei­chung der ambi­tio­nier­ten Kli­ma­zie­le gelei­stet werden.“

1 Antwort

  1. Ferenc sagt:

    Bereits in den 90er Jah­ren des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts erbrach­te die ver­kehrs­wis­sen­schaft­li­che Arbeit die nicht uner­war­te­te Erkennt­nis: Alle Anstren­gun­gen zur Stär­kung des öffent­li­chen Ver­kehrs blei­ben weit­ge­hend wir­kungs­los, wenn par­al­lel auch die Infra­struk­tur für den moto­ri­sier­ten Indi­vi­du­al­ver­kehr aus­ge­baut wird. Denn dann bleibt es bei des­sen Attrak­ti­vi­täts­vor­sprung hin­sicht­lich der Bequem­lich­keit. Zudem kann jeder Euro nur ein­mal aus­ge­ge­ben werden.

    Der Frei­staat Bay­ern aber ist füh­rend bei dem Bemü­hen, noch mehr Flä­chen durch Stra­ßen­bau und abge­le­ge­ne Gewer­be- und Ein­kaufs­ge­bie­te zu ver­sie­geln. Auch kom­mu­nal wer­den bestehen­de Grün­flä­chen in Park­plät­ze umge­wan­delt, neue Bau­ge­bie­te abseits des kom­mu­na­len Bahn- bzw. Bus­net­zes aus­ge­wie­sen, will nahe­zu jede/​r Bürgermeister/​in die eige­ne „Renn­strecke“ einweihen.

    Auch Ver­net­zung ist ein gutes Stich­wort. Am Bam­ber­ger ZOB fin­det sich im Bereich der Stadt­bus­hal­te­stel­len kei­ner­lei Hin­weis, wo wel­cher Regio­nal­bus in wel­che Rich­tung fährt – Ver­kehrs­ver­bund hin oder her. Auch dies­be­züg­li­che münd­li­che Aus­künf­te im dor­ti­gen Ser­vice­zen­trum der Stadt­wer­ke zu erhal­ten, ist prak­tisch unmög­lich. Nicht bes­ser sieht es am Bahn­hof aus – und zeit­na­he Ver­bes­se­run­gen schei­nen jetzt am Inve­stor des Atri­um­um­baus zu schei­tern, der dem Ver­neh­men nach im direk­ten Umfeld kei­ne Bus­hal­te­stel­le sehen will, aber wei­ter­hin ein gro­ßes Park­haus anzu­bie­ten gedenkt.

    Zukunfts­fä­hi­ge Ver­kehrs­po­li­tik aus einem Guß ist bis­lang nicht zu erkennen.