Sonn­tags­ge­dan­ken: Frü­her war alles besser?

Symbolbild Religion

„Ach frü­her, da war alles ganz anders. Da war alles viel bes­ser und viel schö­ner!“ so, lie­be Freun­de sagen oft älte­re Mit­men­schen und mei­nen, dass die gute alte Zeit wirk­lich viel viel schö­ner war als unse­re heutige.

Aber war es wirk­lich so, war denn frü­her wirk­lich alles so viel besser?

Anders viel­leicht ja, aber war es wirk­lich so viel besser?

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Auch frü­her gab es wie heu­te Men­schen, die ein­fach über­gan­gen wur­den. Ande­re wur­den bevor­zugt, und wie­der ande­re waren ein­fach bes­ser als alle ande­ren. Das war damals so und ist heu­te noch so, und so wird es auch in Zukunft sein.

Und was für die Gesell­schaft gegol­ten hat und heu­te gilt, das traf auch auf die soge­nann­te Urge­mein­de zu, und das trifft auch heu­te noch auf unse­re Gemein­den zu. Schon in den Anfän­gen der Kir­che gab es immer wie­der hier und da etwas, das uns zeigt, dass es damals auch nicht bes­ser war als heu­te; viel­leicht anders, aber nicht besser.

Auch in der Urkir­che gab es Bevor­zu­gun­gen, Aus­gren­zun­gen und die Mei­nung, dass eini­ge weni­ge bes­ser waren als alle ande­ren. Schon damals wur­den z.B. die Wit­wen von Hel­le­ni­sten, also denen, die grie­chisch gespro­chen hat­ten, bei der täg­li­chen Ver­sor­gung übergangen.
Und was tat man damals, wie auch heute?

Wenn etwas nicht funk­tio­nier­te, dann schaff­te man halt ein Gre­mi­um, das dafür ver­ant­wort­lich war, und ent­zog sich somit sel­ber jeder Verantwortung.
Ist es nicht heu­te auch so? Man ent­schul­digt sich: „Dafür bin ich nicht zustän­dig, das sol­len die machen, die dafür bezahlt wer­den.“ So ist doch oft die Parole.

Damit ent­zie­hen wir Chri­sten uns aber auch heu­te unse­rer Verantwortung.

Nicht irgend­ei­ne Insti­tu­ti­on ist ver­ant­wort­lich für den ande­ren, son­dern jede und jeder von uns selber.

Wir reden oft so viel und tun so wenig.

Des­halb wün­sche ich mir ein Kir­che und vie­le Gemein­den nicht der Wor­te, son­dern der Taten.

Es muss gar nichts Gro­ßes sein, die Schrit­ten kön­nen ganz klein sein. Das fängt mit dem respekt­vol­len Umgang an und geht über das Mit­ein­an­der-Reden und nicht das Über­ein­an­der-Reden wei­ter. Dazu gehört auch ein­mal ein ein­fa­ches „Dan­ke“. Und dann kann es wei­ter­ge­hen mit vie­len Schrit­ten hin zur Tat und weg von den Worten.

Doch wer den Dienst am Ande­ren nicht ganz oben­auf, nicht ganz oben auf sei­ner Tätig­kei­ten­li­ste ste­hen hat, wer nicht die Mensch­lich­keit, wer nicht den Mit­men­schen in den Mit­tel­punkt sei­nes Tuns und Den­kens stellt – und zwar sei­nes, sei­nes eige­nen Tuns! – der kann so viel von Jesus reden wie er will: Er hat mit ihm kaum wirk­lich etwas zu tun. Christ ist man für ande­re. Und wenn der Ande­re, der ande­re Mensch, nicht auch an erster Stel­le kommt, dann ist man auch kein ech­ter Christ.

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen