Inter­view mit Bam­bergs Ver­kehrs­er­zie­her Klaus Fuß

Polizist Klaus Fuß auf dem Gelände der Jugendverkehrsschule in Bamberg Ost, seinem Haupt-Arbeitsplatz neben den Schulen Fotonachweis: Pressestelle Stadt Bamberg/Lienhardt
Polizist Klaus Fuß auf dem Gelände der Jugendverkehrsschule in Bamberg Ost, seinem Haupt-Arbeitsplatz neben den SchulenFotonachweis: Pressestelle Stadt Bamberg/Lienhardt

Klaus Fuß erklärt seit 25 Jah­ren das rich­ti­ge Ver­hal­ten im Straßenverkehr

Alle Bam­ber­ger Schul­kin­der wis­sen: Wenn sie Klaus Fuß oder sei­nen Kol­le­gen Franz Wer­ner ohne Helm auf dem Fahr­rad erwi­schen, gibt’s ein Eis. Pas­sie­ren wird das wohl nicht. Was Klaus Fuß in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten erlebt hat, ver­rät er im Interview.

Herr Fuß, Sie fei­ern die­ses Jahr Ihr 25-jäh­ri­ges Dienst­ju­bi­lä­um als Ver­kehrs­er­zie­her der Poli­zei­in­spek­ti­on Bam­berg-Stadt. Was macht für Sie die­sen Job aus?

Klaus Fuß: Er ist unheim­lich abwechs­lungs­reif und wir kön­nen sehr krea­tiv sein, was die Unter­richts­in­hal­te angeht. Natür­lich gibt es inhalt­lich gesetz­te The­men, aber in der Gestal­tung haben wir Frei­hei­ten. Mei­ne Gitar­re ist z.B. von Anfang an dabei.

Was sind Ihre Hauptarbeitsinhalte?

Es geht vor allem um siche­res Ver­hal­ten im Stra­ßen­ver­kehr durch die ver­schie­de­nen Alters­klas­sen hin­durch. Zum ersten Mal sehen uns die Vor­schul­kin­der im Kin­der­gar­ten, wenn wir sie auf den Schul­weg vor­be­rei­ten. In der Grund­schu­le war­tet die Fahr­rad­prü­fung, spä­ter wer­den z.B. die Vor­fahrts­re­geln wie­der­holt oder Grün­pfeil-Regeln auf­ge­frischt. In der 10. Klas­se geht es dann schon ans The­ma Füh­rer­schein­vor­be­rei­tung oder Fah­ren mit E‑Scootern.

Was ist Ihnen beson­ders wichtig?

Dass die Kin­der einen unver­krampf­ten Umgang mit der Poli­zei ent­wickeln. Wir sind natür­lich Respekts­per­so­nen, möch­ten die Kin­der und Jugend­li­chen aber auch ver­trau­ens­voll begleiten.

Das tun Sie auch bei älte­ren Gene­ra­tio­nen, richtig?

Ja. Einen festen Platz nimmt mitt­ler­wei­le das Senio­ren­trai­ning ein. Es gibt bei­spiels­wei­se ein sehr gefrag­tes Rol­la­tor­trai­ning, bei dem wir das Ein- und Aus­stei­gen in die Bus­se üben. Aber auch der Umgang mit E‑Bikes will gelernt sein. Es ist groß­ar­tig, wenn wir erle­ben, dass unse­re älte­ren Mit­men­schen sich danach wie­der mehr zutrauen.

Wie sind Sie über­haupt Ver­kehrs­er­zie­her geworden?

Ich war zuvor im Schicht­dienst. Als vor 25 Jah­ren die Stel­le als Ver­kehrs­er­zie­her frei wur­de, war ich sofort sehr neu­gie­rig. Mein dama­li­ger Chef sag­te scherz­haft über mich: „Der hat vier Kin­der, der kann das.“

Was hat sich seit­dem in Ihrem Job geändert?

Die Schwer­punk­te sind ande­re. Damals waren die soge­nann­ten Dis­co-Unfäl­le wegen Über­mü­dung, Alko­hol und lau­ter Musik ein rie­sen The­ma. Die sind Gott sei Dank zurück­ge­gan­gen. Heu­te klä­ren wir ver­mehrt hin­sicht­lich über­höh­ter Geschwin­dig­keit und Unfall­ver­mei­dung auf. Außer­dem gehen wir mit glo­ba­len und gesell­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen mit. Wäh­rend der Flücht­lings­wel­le 2015 haben wir z.B. zusam­men mit der Kreis­ver­kehrs­wacht und dem Fahr­leh­rer­ver­band die Aus­bil­dung von Ver­kehrs­mul­ti­pli­ka­to­ren auf die Bei­ne gestellt. Da erklä­ren Lands­leu­te in der jewei­li­gen Spra­che die deut­schen Verkehrsregeln.

Was mich außer­dem beson­ders freut: Als ich vor 25 Jah­ren ange­fan­gen habe, gab es gera­de mal fünf Schul­weg­hel­fe­rin­nen und –hel­fer in der Stadt Bam­berg. Heu­te sind es 150. Es hat sich aus­ge­zahlt, dass wir Wer­bung gemacht und pro­ak­tiv auf Eltern­aben­den gespro­chen haben.

Wann gehen Sie in den Ruhe­stand und was sind Ihre Pläne?

Ich gehe Ende Febru­ar und habe gro­ße Lust auf eine län­ge­re Fahr­rad­tour mit mei­ner Frau. Anson­sten las­se ich den Ein­stieg in den Ruhe­stand erst mal auf mich zukommen.

Klaus Fuß und das Fahr­rad gehö­ren fest zusam­men, und selbst­ver­ständ­lich immer mit Helm.

Ja, die Vor­bild­funk­ti­on war mir schon immer wich­tig. Alle Bam­ber­ger Kin­der wis­sen: Wenn sie uns Ver­kehrs­er­zie­her ohne Helm erwi­schen, gibt’s ein Eis. Das wird aber nicht pas­sie­ren (lacht).

Gibt es ein Erleb­nis, das Ihnen beson­ders im Gedächt­nis geblie­ben ist?

Manch­mal wer­de ich erkannt, wenn ich gar nicht damit rech­ne. Es gab eine sehr net­te Begeg­nung, als ich – noch in Zivil­klei­dung – auf die Arbeit gera­delt bin. An der Ampel hielt ein jun­ger Mann mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, den ich aus der Ver­kehrs­er­zie­hung kann­te. Er sprach mich ganz selbst­ver­ständ­lich an: „Herr Fuß, ich möch­te zum Kli­ni­kum, wie kom­me ich am besten hin?“