Mess­ba­rer Erfolg am Girl­s’­Day am AELF Bamberg

Vermessung auf dem Domplatz: Blick durch das Tachymeter. Foto: Stefanie Krapp
Vermessung auf dem Domplatz: Blick durch das Tachymeter. Foto: Stefanie Krapp

Mäd­chen ler­nen Beru­fe der Länd­li­che Ent­wick­lung kennen

Don­ners­tag, 8.30 Uhr in Bam­berg: Nor­ma­ler­wei­se lauscht Salo­me zu die­sem Zeit­punkt im Klas­sen­zim­mer der 8b im Eichen­dorff-Gym­na­si­um mehr oder weni­ger auf­merk­sam den Erklä­run­gen des Phy­sik­leh­rers. Heu­te aber, am bun­des­wei­ten Girls´Day, ist sie zum Ein­gangs­por­tal des Amts für Länd­li­che Ent­wick­lung Ober­fran­ken an der Non­nen­brücke gekom­men. „Ich woll­te den Girls‚ Day nut­zen, um zu erfah­ren, was das Amt eigent­lich genau macht und wel­che Beru­fe es rund um die Länd­li­che Ent­wick­lung gibt“, erzählt die 14jährige. Nach einer kur­zen Begrü­ßung durch Amts­lei­ter Lothar Wink­ler im Haus geht es für Salo­me und sechs ande­re Acht- und Neunt­kläss­le­rin­nen ver­schie­de­ner Bam­ber­ger Schu­len schon wie­der nach drau­ßen, denn: „In den Beru­fen rund um die Länd­li­che Ent­wick­lung gibt es jede Men­ge Abwechs­lung. Die Frau­en und Män­ner arbei­ten bei uns nicht nur im Büro, son­dern auch an der fri­schen Luft“, wie Wink­ler betont.

In zwei VW-Bus­sen, auf denen groß „Amt für Länd­li­che Ent­wick­lung Ober­fran­ken“ zu lesen ist, machen sich die Schü­le­rin­nen gemein­sam mit Diplom- Ver­mes­sungs­in­ge­nieu­rin Gud­run Kraus, der Orga­ni­sa­to­rin des Girls‚ Days in der Behör­de, auf den Weg nach Deus­dorf. Hier erklärt Kraus vor Ort, was „Flur­neu­ord­nung“ – eine der Auf­ga­ben des Amtes – kon­kret bedeu­tet. Sie erläu­tert, war­um es sinn­voll ist, Flur­stücke zusam­men­zu­le­gen, war­um die Behör­de sich um den Bau von Wegen küm­mert und was es mit Aus­gleichs­flä­chen auf sich hat. „Wich­tig ist es, die Grund­stücke ganz genau zu ver­mes­sen, denn dabei geht es um Eigen­tum und da soll es ja gerecht zuge­hen“, macht Kraus deut­lich. Bei der Flur­neu­ord­nung spielt auch der Natur­schutz eine gro­ße Rol­le, weiß Ingrid Saal vom Sach­ge­biet Lan­des­pfle­ge am Amt für Länd­li­che Ent­wick­lung. Sie nennt ein Bei­spiel: „Nicht jeder Baum, der bei der Bewirt­schaf­tung der neu­en Flur­stücke stört, darf ein­fach gefällt wer­den, selbst wenn er schon alt ist und kei­ne Früch­te mehr trägt. Viel­leicht brü­ten dort sel­te­ne Vögel oder eine Baum­höh­le dient als Quar­tier für Fledermäuse“.

Unter Anlei­tung von Flo­ri­an Ernst, der erst vor drei Jah­ren sei­ne Aus­bil­dung zum Tech­ni­ker der Länd­li­chen Ent­wick­lung been­det hat, dür­fen die 13 bis 15jährigen Mäd­chen sich anschlie­ßend in der Pra­xis aus­pro­bie­ren. Sie stecken Grenz­punk­te ab und mes­sen Wege aus. „Ich hät­te nie gedacht, dass so viel Arbeit hin­ter einer Ver­mes­sung steckt“, gibt Schü­le­rin Sel­ma zu und Flo­ri­an Ernst ergänzt: „Man muss sehr genau sein, denn die Mes­sun­gen dür­fen nur weni­ge Mil­li­me­ter abwei­chen – und das auf Flä­chen, die oft meh­re­re Hekt­ar groß sind“. Beim Umgang mit Ver­mes­sungs­ge­rä­ten wie GPS und Tachy­me­ter ver­lie­ren die Schü­le­rin­nen schnell die Scheu vor der Tech­nik: „Das macht rich­tig Spaß“, bekennt eine Gymnasiastin.

Nach der Mit­tags­pau­se geht es für die Teil­neh­me­rin­nen des Girls‚ Day noch auf den Dom­berg. Hier zei­gen Gerald Rie­del und Kima­na Kühn­lein vom Amt für Länd­li­che Ent­wick­lung, wie eine soge­nann­te Drei­ecks­mes­sung, ein klas­si­sches Ver­fah­ren einer Lan­des­ver­mes­sung, durch­ge­führt wird. „Da merkt man, wofür der Mathe­un­ter­richt in der Schu­le gut ist“, freut sich Schü­le­rin Lui­se. Rie­del, der zugleich Aus­bil­dungs­lei­ter der Behör­de ist, infor­miert die inter­es­sier­ten Mäd­chen anschlie­ßend über die Aus­bil­dungs­mög­lich­kei­ten zur Tech­ni­ke­rin der Länd­li­chen Ent­wick­lung und den Stu­di­en­gän­gen rund um die Geo­dä­sie. „Auch wenn sich die Anzahl der Frau­en in den tech­ni­schen und natur­wis­sen­schaft­li­chen Beru­fen und Stu­di­en­gän­gen in den letz­ten Jah­ren erhöht hat, freue ich mich, wenn sich noch mehr Mäd­chen dafür begei­stern“, betont Riedel.

Seit 2011 betei­ligt sich das ober­frän­ki­sche Amt am Girls‚Day, ledig­lich unter­bro­chen durch die coro­nabe­ding­te Zwangs­pau­se 2020 bis 2022. Die bun­des­wei­te Akti­on „Girls‚Day – Mäd­chen Zukunfts­tag“ in Deutsch­land initi­ier­ten im Jahr 2001 das Bun­des­mi­ni­ste­ri­um für Bil­dung und For­schung, der Deut­sche Gewerk­schafts­bund und die Initia­ti­ve D21 in Zusam­men­ar­beit mit dem Kom­pe­tenz­zen­trum Tech­nik-Diver­si­ty-Chan­cen­gleich­heit e.V.. 2010 wur­de die Akti­on um den Jun­gen-Zukunfts­tag Boys‚Day erweitert.

Ste­fa­nie Krapp