Belieb­te Wei­lers­ba­cher Post­bo­tin Caro­la Gath ver­schenkt Bücher

„Es gibt kei­nen schö­ne­ren Beruf“

„Tra­ra, die Post ist da.“ So beginnt das deut­sche Volks- und Kin­der­lied von Rudolf Löwen­stein (1819–1891), dass gemein­hin auch als das Lied der Post bekannt ist. 30 Post­kun­din­nen und Kun­den in Wei­lers­bach und Kirch­eh­ren­bach kön­nen die­ser Tage jubi­lie­ren und die Abwand­lung des Lieds mit „Hur­ra, das Buch ist da“, sin­gen. Denn sie bekom­men von Post­bo­tin Caro­la Gath ein kosten­lo­ses Buch zugestellt.

Anlass für das kosten­lo­se Buch­ge­schenk der Deut­schen Post ist der Welt­tag des Buches der am ver­gan­ge­nen Sonn­tag statt­fand und an dem sich die Post mit der Buch-Akti­on „Ich schenk dir eine Geschich­te“ in Koope­ra­ti­on mit der Stif­tung Lesen betei­ligt. Zahl­rei­che Zustel­le­rin­nen und Zustel­ler – so wie der frü­he­re Post­bo­te heu­te heißt – der Deut­schen Post stel­len die­ser Tage kosten­los Bücher an über­rasch­te und erfreu­te Kun­den ihres Bezir­kes mit dem Ziel zu, Lese­freu­de zu ver­mit­teln und Lese­muf­fel zum Lesen anzu­re­gen. Eine die­ser Zustel­le­rin­nen ist Caro­la Gath aus Wei­lers­bach die sich bereit erklärt hat­te als Stamm­zu­stel­le­rin in Wei­lers­bach und Kirch­eh­ren­bach 30 sol­cher Bücher an von ihr selbst aus­ge­wähl­te Post­kun­den per­sön­lich zu über­rei­chen. Wir haben Caro­la Gath zusam­men mit Post-Pres­se­spre­che­rin Jas­min Der­flin­ger, die dafür extra aus Mün­chen ange­reist kam, dabei beglei­tet. Die 50-jäh­ri­ge Wei­lers­ba­che­rin, die am Zustel­lungs­stütz­punkt Forch­heim der Deut­schen Post beschäf­tigt ist und dort auch früh die Brie­fe und Päck­chen für ihre Kun­den selbst zusam­men­stellt um sie dann in das gel­be Post­au­to – das übri­gens elek­trisch fährt – ein­zu­la­den, hat­te einst den Beruf einer Zahn­arzt­hel­fe­rin erlernt. Ins­ge­samt betreut Gath 660 Haus­hal­te in Kirch­eh­ren­bach und Wei­lers­bach als Zustellerin.

Vor etwa 15 Jah­ren wur­de sie von einem spä­te­ren Kol­le­gen ange­spro­chen der mein­te, das die Post drin­gend Zustel­ler sucht. Es war dann an einem Sams­tag als sie in die­sen Beruf rein­schnup­per­te und die Post mit aus­trug. „Ich war hell­auf begei­stert und möch­te nichts ande­res mehr machen“, sagt Gath mit einem strah­len­dem Lächeln. Manch­mal ist die­ser Beruf schon etwas stres­sig. Wie am letz­ten Sams­tag an dem sehr vie­le Brie­fe und Pake­te zuzu­stel­len waren. Zeit für ein Schwätz­chen mit ihren Kun­den bleibt da kaum. Wenn weni­ger los ist nimmt sie sich aber ger­ne mal die Zeit für einen kur­zen Plausch. Dies schät­zen ihre Kun­din­nen und Kun­den ganz besonders.

Postbotin Carola Gath mit Inga Süssenbach vor dem Postauto. Foto: Thomas Weichert

Post­bo­tin Caro­la Gath mit Inga Süssen­bach vor dem Post­au­to. Foto: Tho­mas Weichert

Eine die­ser Kun­din­nen ist Inga Süssen­bach, eine „neig­schmeck­te“ Wei­lers­ba­che­rin, wie sie selbst sagt. Die belieb­te Post­bo­tin ist übri­gens auch eine „Neig­schmeck­te“, wie man dabei erfährt. Erst­mals so rich­tig ins Gespräch kamen Post­bo­tin und Kun­din als es dar­um ging in Wei­lers­bach pri­va­te Unter­künf­te für Kriegs­flücht­lin­ge aus der Ukrai­ne zu fin­den. Denn Inga Süssen­bach enga­giert sich in der Flücht­lings­hil­fe. Und wer könn­te da bes­ser Bescheid wis­sen wer Flücht­lin­ge auf­neh­men könn­te, wie eine Post­zu­stel­le­rin ? Inga Süssen­bach, die ger­ne ein Buch zur Hand nimmt und liest, kann sich über den neue­sten Roman „Zwi­schen Wel­ten“ von Juli Zeh und Simon Urban freu­en. Eine Art Bezie­hungs­dra­ma und Spie­gel-Best­sel­ler. Die Schrift­stel­le­rin Juli Zeh ist eine der Lieb­lings­au­torin­nen von Inga Süssen­bach. Caro­la Gath, die selbst, seit sie 15 ist ger­ne Psy­cho­thril­ler liest, hat­te bei einem die­ser Plau­sche natür­lich schon mal nach­ge­fragt, was ihre Kun­din denn ger­ne so liest. Umso freu­dig über­rasch­ter war Inga Süssen­bach nun über das kosten­lo­se Buchgeschenk.

Carola Gath mit Ingo Klinger in dessen Wohnzimmer bei der Buchübergabe. Foto: Thomas Weichert

Caro­la Gath mit Ingo Klin­ger in des­sen Wohn­zim­mer bei der Buch­über­ga­be. Foto: Tho­mas Weichert

In ihrem kosten­lo­sem Buch­sor­ti­ment hat Gath aber auch Kin­der­bü­cher. „Wenn ich so ein Buch über­rei­che ist das Strah­len im Gesicht das Schön­ste und Posi­tiv­ste für mich“, sagt Gath. Ein paar Häu­ser wei­ter wohnt der 70-jäh­ri­ge Rent­ner Ingo Klin­ger. Auch für ihn hat Gath für ein Buch­ge­schenk aus­ge­wählt. Klin­ger erwar­tet die Post­bo­tin schon freu­dig an der Haus­tür, weil er ein Päck­chen erwar­tet. Als es dann noch den Kri­mi „Acht­sam mor­den“ von Kar­sten Dus­se oben­drauf gibt bit­tet er die Post­bo­tin, doch ins Wohn­zim­mer zu kom­men. Unzäh­li­ge Bücher sta­peln sich dort in den Rega­len. Ingo Klin­ger ist seit sei­ner Jugend eine wah­re „Lese­rat­te“. Hat­te er als jun­ger Mensch Karl May gele­sen – „das kann ich heu­te nicht mehr lesen“, wie er sagt – so liest er heu­te ger­ne Kri­mi­nal­ro­ma­ne. Gath hat­te natür­lich auch ihn vor­her gefragt, was er ger­ne liest. Daher war die Freu­de natür­lich auch groß einen neu­en Kri­mi geschenkt zu bekom­men. „Wenn man das Lesen för­dern will, dann bin ich eigent­lich der Fal­sche“, sagt Klin­ger lachend. Denn das ist wie Eulen nach Athen tra­gen. Sei­ne Bücher kauft er am lieb­sten zusam­men mit sei­ner Frau in einem Buch­la­den und nicht im Inter­net. Wenn sei­ne Frau dann ewig lan­ge braucht um ein neu­es Kin­der­buch für sei­ne vier Enkel aus­zu­su­chen, kann er in die­ser Zeit in dem ein oder ande­rem Roman etwas Schmö­kern. Ange­tan haben es Klin­ger vor allem auch skan­di­na­vi­sche Kri­mis. Die Alpen- oder Fran­ken­kri­mis hin­ge­gen sind nicht so sein Ding.


Info:

Um die indi­vi­du­el­len Start­chan­cen von Kin­dern und Jugend­li­chen zu ver­bes­sern, sind vie­le Post-Mit­ar­bei­ter bun­des­weit aktiv als Vor­le­se- und Sprach­pa­ten in Kin­der­gär­ten und Grund­schu­len. Das Pro­gramm „Post + Schu­le‘“ unter­stützt Schü­ler aller Alters­grup­pen in ihrer Schreib‑, Lese- und Medi­en­kom­pe­tenz, außer­dem för­dert die Deut­sche Post die Orga­ni­sa­ti­on ‚Teach First‘, die jun­ge Aka­de­mi­ker an Schu­len mit beson­de­rem Bedarf ent­sen­det. Der Welt­tag des Buches wird heu­te in über 100 Län­dern gefei­ert, in Deutsch­land seit 1996. Er ist der Todes­tag von Wil­liam Shake­speare und Miguel de Cer­van­tes. Von Anfang an haben die Stif­tung Lesen und ihre Part­ner den Welt­tag des Buches maß­geb­lich mit­ge­stal­tet. Seit 1997 gibt es die Akti­on „Ich schenk dir eine Geschich­te“ von der Deut­schen Post die die Bücher kauft und nicht geschenkt bekommt.