Sonn­tags­ge­dan­ken: Eine ganz neue Chance

Symbolbild Religion

Nun ist sie wie­der da – die Fasten­zeit. Was soll die denn? Ist es nicht jedes Jahr das glei­che? Aber haben Sie schon ein­mal dar­an gedacht, die Fasten­zeit viel­leicht als eine ganz neue Chan­ce zu sehen?

Sicher kann uns die Geschich­te von der Bären­rau­pe ein wenig dabei hel­fen: Sie erzählt von einer Bären­rau­pe, die sich auf den Weg macht und eine brei­te Stra­ße über­que­ren muss, um an das Grün auf der ande­ren Sei­te zu kom­men, denn Grün bedeu­tet Nah­rung. Und die Bären­rau­pe geht los, obwohl sie eigent­lich kaum eine Chan­ce hat, heil auf die ande­re Stra­ßen­sei­te zu gelan­gen. Sie geht los, trotz ihrer Chan­cen­lo­sig­keit, zwi­schen den vie­len LKWs und PKWs sicher hin­durch zu kom­men! Sie geht los, trotz ihrer Chan­cen­lo­sig­keit wegen der Motor­rä­der, Fahr­rä­der und Fuß­gän­ger! Sie geht ein­fach los … und kommt an.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfar­rer Klaus Weig­and (rechts) mit Urmel …

Könn­te uns die Bären­rau­pe, in ihrem Los­lau­fen trotz aller Chan­cen­lo­sig­keit nicht ein Vor­bild für die Fasten­zeit sein?

Die Fasten­zeit ist für uns eine Chan­ce inmit­ten all unse­rer Chan­cen­lo­sig­keit. Und jeder von uns hat die Chan­ce, sich neu auf den Weg zu machen und Ostern ent­ge­gen­zu­ge­hen; wie die Bären­rau­pe. Die Bären­rau­pe wackelt auf ihren klei­nen Stum­mel­füß­chen ein­fach los – geht und kommt an. Vie­le von uns neh­men sich ganz gro­ße Schrit­te vor – gehen los, aber kom­men nicht an. War­um gehen wir nicht klei­ne Schrit­te, Schrit­te, die wir gehen kön­nen. Dann kom­men wir auch an.

Viel­leicht wäre so ein Schritt in der Fasten­zeit, den Sonn­tag als arbeits­frei­en Tag zu sehen und ihn nicht mit zusätz­li­cher Arbeit zu ver­pla­nen. Viel­leicht kann ich ihn als Tag für die gan­ze Fami­lie ange­hen und viel­leicht sogar als einen Tag, den ich bewusst auch in Ver­bin­dung mit Gott sehe. – Das wäre doch eine ganz neue Chan­ce! Oder ich neh­me mir vor, etwas, was mich an mir sel­ber stört, also nur eine ein­zi­ge Sache bewusst anzu­schau­en und zu ver­su­chen, die­se zu ver­mei­den oder dar­auf zu ver­zich­ten; z.B. dass ich oft ger­ne gleich dar­auf los schimp­fe oder mei­ne Unge­duld nicht zäh­men kann oder so eine ande­re klei­ne Marot­te habe. Jeder hat doch genü­gen­de. Aber nur eine davon will ich mal ver­mei­den – eine ganz neue Chance!

Könn­te es mir viel­leicht gelin­gen, mit dem Nach­barn oder dem Arbeits­kol­le­gen, mit dem ich aus irgend­ei­nem Grund, an den sich kei­ner mehr so recht erin­nern kann, im Streit lie­ge, wie­der ins Gespräch zu kom­men? – Eine ganz neue Chance!

Machen wir es doch wie die Bären­rau­pe: Auch wenn wir mei­nen, wir haben kei­ne Chan­ce, gehen wir in klei­nen Schrit­ten los, gehen wir los, gehen wir auf Ostern zu und kom­men wir an. Und wir wer­den sehen, was für Chan­ce wir haben – denn Ostern ist die Fei­er unse­res Lebens.

Ich wün­sche Ihnen für die Fasten­zeit den Mut, mit einem ganz klei­nen Schritt anzu­fan­gen und auf Ostern zuzu­ge­hen und die Kraft anzukommen.

Klaus Weig­and


Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Infos zu Pfar­rer Klaus Weigand

  • Gebo­ren 1966 in Erlen­bach am Main (Unter­fran­ken)
  • Abitur am The­re­sia­num in Bam­berg 1989
  • Stu­di­um der Kath. Theo­lo­gie in Bam­berg und Wien
  • Prie­ster­wei­he 1998
  • Tätig­kei­ten:
  • Fürth, Christ­kö­nig von 1997 – 2010
  • Bucken­ho­fen als Pfarr­ad­mi­ni­stra­tor 2010 – 2015
  • seit 2015 in Herolds­bach und Hausen