Bam­ber­ger Radent­scheid im Dornröschenschlaf?

Fünf Jah­re nach weg­wei­sen­dem Stadt­rats­be­schluss sind Grü­ne mit Umset­zung nicht zufrieden

Die Stadt Bam­berg darf sich bis 2029 offi­zi­ell als „Fahr­rad­freund­li­che Kom­mu­ne“ bezeich­nen. Denn sie erfüllt die ent­spre­chen­den Kri­te­ri­en der AGFK Bay­ern (Arbeits­ge­mein­schaft fahr­rad­freund­li­cher Kom­mu­nen e.V.) und wur­de vor kur­zem mit die­sem Titel aus­ge­zeich­net. Das freut Chri­sti­an Hader, mobi­li­täts­po­li­ti­scher Spre­cher von Grü­nes Bam­berg: „Wir sind auf dem rich­ti­gen Weg.“ So sind mit dem Regens­bur­ger Ring, dem Mari­en­platz und dem Kaul­berg­fuß Din­ge rea­li­siert wor­den, für die teils jah­re­lang der poli­ti­sche Wil­le zur Umset­zung fehlte.

Noch mehr freu­en wür­de sich der Grü­nen-Poli­ti­ker, wenn man auf dem Weg schon wei­ter wäre. Das müss­te Bam­berg eigent­lich auch sein, denn vor genau fünf Jah­ren, im Janu­ar 2018, fass­te der dama­li­ge Stadt­rat einen weg­wei­sen­den Beschluss zum Rad­ver­kehr. Zuvor hat­te das Bür­ger­be­geh­ren „Radent­scheid Bam­berg“ eine enor­me Anzahl an Unter­schrif­ten für sei­ne Zie­le gesam­melt – mit rund 9000 wur­de damals ein Rekord ein­ge­fah­ren. Dar­auf­hin über­nahm der Stadt­rat den aller­größ­ten Teil der Radent­scheid-Zie­le als eige­nen Beschluss und mach­te so die Durch­füh­rung eines Bür­ger­ent­scheids überflüssig.

Doch fünf Jah­re spä­ter ist die Bilanz von Chri­sti­an Hader, selbst sei­ner­zeit Mit-Initia­tor des Bam­ber­ger Radent­scheids, „ziem­lich durch­wach­sen“, wie er es for­mu­liert. Laut Hader wur­den aus dem Rad­ver­kehrs­bud­get, das die Stadt jähr­lich für Rad­ver­kehrs­maß­nah­men bereit stellt, im Jahr 2022 kaum Gel­der ver­aus­gabt. Und auch eini­ge Ideen zur Rad­ver­kehrs­för­de­rung, die Bür­ger im Rah­men der Unter­stüt­zungs­fonds bean­tragt hat­ten und die vom Stadt­rat bewil­ligt wur­den, sind bis­her nicht umge­setzt. Als Bei­spie­le nennt er die Pro­jek­te Fahr­rad-Repair­sta­tio­nen und Ampeltrittbretter.

In einem Antrag erin­nert Hader des­halb nicht nur an den Radent­scheid-Beschluss, son­dern auch an das gesetz­te Ziel, den Rad­ver­kehrs­an­teil in der Stadt Bam­berg bis 2025 auf 35% anzu­he­ben. „Wir dür­fen Maß­nah­men nicht nur auf dem Papier beschlie­ßen, son­dern müs­sen sie umset­zen, bzw. wir müs­sen die Ver­wal­tung per­so­nell in die Lage ver­set­zen, dass dies geschieht. Der Radent­scheid-Beschluss darf nicht im Dorn­rös­chen­schlaf ver­har­ren, wäh­rend man sich mit AGFK-Aus­zeich­nun­gen schmückt.“ Hader bedau­ert, dass sei­ne Frak­ti­on als ein­zi­ge im Stadt­rat über­haupt Vor­schlä­ge und Impul­se zur Rad­ver­kehrs­för­de­rung ein­brin­ge. „Die Ver­pflich­tung, die mit dem AGFK-Titel ver­bun­den ist, ist noch lan­ge nicht in den Köp­fen der mei­sten Stadt­rats­mit­glie­der angekommen.“