Hoch­schu­le Hof ent­wickel­te App für Betrof­fe­ne von Clusterkopfschmerz

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Vorstellung des Cluster-Moduls

Seit Kur­zem ist die DMKG Clu­ster-App in den App-Stores erhält­lich. Sie wur­de von der Deut­schen Migrä­ne- und Kopf­schmerz­ge­sell­schaft (DMKG) in Zusam­men­ar­beit mit dem Insti­tut für Infor­ma­ti­ons­sy­ste­me der Hoch­schu­le Hof (iisys) und der smart­ly­tic GmbH spe­zi­ell für Pati­en­ten und Pati­en­tin­nen mit Clu­ster­kopf­schmerz ent­wickelt. Clu­ster­kopf­schmerz ist eine beson­ders schwe­re Kopf­schmerz­form, die sich von ande­ren Kopf­schmerz­ar­ten stark unter­schei­det. Die DMKG Clu­ster-App ist ein spe­zi­ell auf Clu­ster­kopf­schmer­zen abge­stimm­ter digi­ta­ler Kopf­schmerz­ka­len­der. Durch die auto­ma­ti­sier­te Erstel­lung einer über­sicht­li­chen Zusam­men­fas­sung und die Ver­knüp­fung der App mit dem Kopf­schmerz­re­gi­ster der DMKG wird die Ver­laufs­be­ob­ach­tung unter The­ra­pie und die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Betrof­fe­nen und medi­zi­ni­schem Per­so­nal deut­lich vereinfacht.

Clu­ster­kopf­schmerz ist eine sel­te­ne, aber schwe­re Kopf­schmerz­art, die mehr Män­ner als Frau­en betrifft und oft im jün­ge­ren oder mitt­le­ren Lebens­al­ter beginnt. Er ist gekenn­zeich­net durch sich wie­der­ho­len­de Attacken von stärk­sten, ein­sei­ti­gen Kopf­schmer­zen, die meist von Augen­trä­nen, Nasel­au­fen und/​oder Augen­rö­tung auf der betrof­fe­nen Sei­te beglei­tet wer­den. Die Attacken dau­ern 15 Minu­ten bis 3 Stun­den und tre­ten oft auch nachts auf. Bei vie­len Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten ver­läuft die Erkran­kung schub­ar­tig, sodass nach Mona­ten mit meh­re­ren täg­li­chen Attacken ein län­ge­res Attacken-frei­es Inter­vall fol­gen kann. Auch die Behand­lung weicht in vie­len Aspek­ten von ande­ren Kopf­schmerz­for­men wie Migrä­ne oder Kopf­schmerz vom Span­nungs­typ ab. Ein­zel­ne Attacken kön­nen bei­spiels­wei­se mit Sau­er­stoff oder Suma­triptan-Sprit­zen kon­trol­liert wer­den, wäh­rend her­kömm­li­che Schmerz­mit­tel in Tablet­ten­form meist kei­nen Effekt haben. Zudem wer­den spe­zi­el­le vor­beu­gen­de Medi­ka­men­te ein­ge­setzt, die bei ande­ren Kopf­schmerz­for­men kei­ne Anwen­dung finden.

App ergänzt Kopfschmerzregister
Die effek­ti­ve Behand­lung setzt eine gute Doku­men­ta­ti­on der Attacken vor­aus, um die Wirk­sam­keit v.a. der vor­beu­gen­den Medi­ka­ti­on beur­tei­len zu kön­nen. Dafür gab es bis­her kei­ne guten elek­tro­ni­schen Tools. Die Deut­sche Migrä­ne- und Kopf­schmerz­ge­sell­schaft (DMKG) hat daher im Rah­men des deutsch­land­wei­ten Pro­jekts „Kopf­schmerz­re­gi­ster der DMKG“ die DMKG Clu­ster-App spe­zi­ell für Betrof­fe­ne mit Clu­ster­kopf­schmerz ent­wickelt. Sie ergänzt die bis­her bestehen­de DMKG-App, die sich v.a. an Pati­en­ten und Pati­en­tin­nen mit Migrä­ne und Span­nungs­kopf­schmerz rich­tet. „Es war der DMKG ein gro­ßes Anlie­gen, das Hoch­schu­le Hof- Uni­ver­si­ty of Applied Sci­en­ces Kopf­schmerz­re­gi­ster auch für Betrof­fe­ne mit Clu­ster­kopf­schmerz und deren behan­deln­de Ärz­te und Ärz­tin­nen nutz­bar zu machen“, betont PD Dr. Tim Jür­gens, der amtie­ren­de Prä­si­dent der DMKG.

Infor­ma­tio­nen wer­den gebün­delt und vernetzt
Die DMKG Clu­ster-App erlaubt die schnel­le Erfas­sung von Attacken, Schmerz­stär­ke, Dau­er und der ver­wen­de­ten Akut­me­di­ka­ti­on. Ein­ge­nom­me­ne Medi­ka­men­te zur Akut­the­ra­pie und Pro­phy­la­xe kön­nen ein­fach hin­ter­legt wer­den. Die rele­van­ten Infor­ma­tio­nen wer­den auto­ma­ti­siert und über­sicht­lich zusam­men­ge­fasst und kön­nen als pdf-Datei zu jedem Arzt/​jeder Ärz­tin mit­ge­nom­men wer­den. Am Kopf­schmerz­re­gi­ster der DMKG teil­neh­men­de Kopf­schmerz­pra­xen und ‑zen­tren kön­nen die App-Daten ihrer Pati­en­ten und Pati­en­tin­nen jeder­zeit tages­ak­tu­ell in einem spe­zia­li­sier­ten Web­por­tal ein­se­hen und pro­fi­tie­ren von wei­te­ren Clu­ster­kopf­schmerz-spe­zi­fi­schen Infor­ma­tio­nen, z.B. Fra­ge­bö­gen und einem Epi­so­den­ka­len­der. Zudem wird mit den ein­ge­ge­be­nen Daten (nach Anony­mi­sie­rung) die Kopf­schmerz­for­schung in Deutsch­land unterstützt.

Hoch­schu­le Hof von Anfang an beteiligt
Die neue App wird durch die Hoch­schu­le Hof imple­men­tiert, die an dem Pro­jekt bereits seit Anbe­ginn betei­ligt ist: „Letzt­lich basiert das Kopf­schmerz­re­gi­ster inhalt­lich und tech­nisch auf den Vor­ar­bei­ten, die wir seit 2011 mit dem Migrä­ne-Radar und den dar­auf­fol­gen­den Pro­jek­ten erle­digt haben. Wir führ­ten dann von 2017 bis 2018 ein bür­ger­wis­sen­schaft­li­ches För­der­pro­jekt zum Clu­ster­kopf­schmerz durch, des­sen wis­sen­schaft­li­ches Ergeb­nis eine Ver­öf­fent­li­chung zur Medi­ka­men­ten­wirk­sam­keit bei den Betrof­fe­nen war. Ins­be­son­de­re wur­den Wir­kungs­un­ter­schie­de zwi­schen Rau­chern und Nicht­rau­chern ermit­telt, da vie­le Clu­ster­kopf­schmerz-Betrof­fe­ne aktu­el­le oder ehe­ma­li­ge Rau­cher sind (https://link.springer.com/epdf/10.1186/s12883-021–02195‑8)“, berich­tet Prof. Dr. Jörg Scheidt vom Insti­tut für Infor­ma­ti­ons­sy­ste­me der Hoch­schu­le Hof (iisys).
Ab 2018 wur­de dann unter Lei­tung von Prof. Dr. Jörg Scheidt und Prof. Dr. Bea­trix Weber sowie unter Betei­li­gung der aus der Hoch­schu­le Hof aus­ge­grün­de­ten smart­ly­tic GmbH das bun­des­wei­te Kopf­schmerz­re­gi­ster tech­nisch umge­setzt. Es wird seit die­sem Zeit­punkt erfolg­reich durch die smart­ly­tic GmbH tech­nisch admi­ni­striert, wäh­rend die medi­zi­ni­sche Kon­zep­ti­on und der Betrieb bei der Deut­schen Migrä­ne- und Kopf­schmerz­ge­sell­schaft (DMKG) lie­gen. „Die Hoch­schu­le Hof hat die recht­li­chen Fra­ge­stel­lun­gen des Daten­schut­zes und der Durch­füh­rung der Stu­di­en kon­zi­piert und in den Betrieb der DMKG über­ge­ben“, ergänzt Prof. Dr. Bea­trix Weber. Ins­be­son­de­re die Nach­hal­tig­keit steht bei die­sem Pro­jekt im Mit­tel­punkt: „Das Regi­ster ist aus­ge­legt auf einen lang­jäh­ri­gen Betrieb und auf eine Viel­zahl von wis­sen­schaft­li­chen Aus­wer­tun­gen, wel­che in erster Linie durch die DMKG umge­setzt wer­den. Es ist also nicht – wie ande­re For­schungs­pro­jek­te – zeit­lich befri­stet“, so Prof. Scheidt.

Ein­fach nutz­bar und kostenlos
Bei Jakob Ter­haag, dem Gene­ral­se­kre­tär des Bun­des­ver­bands der Clu­ster­kopf­schmerz­Selbst­hil­fe-Grup­pen CSG e.V., sorgt die neue App bereits jetzt für Begei­ste­rung: „Die App ist ein­fach zu nut­zen und per­fekt auf die Bedürf­nis­se der Betrof­fe­nen zuge­schnit­ten.“ Die DMKG Clu­ster-App ist kosten­los und wer­be­frei in den App-Stores erhältlich.
Wis­sen­schaft­li­che Ansprech­part­ne­rin: PD Dr. Ruth Ruschew­eyh, ruth.​ruscheweyh@​med.​uni-​muenchen.​de
Wei­te­re Infor­ma­tio­nen: www​.kopf​schmerz​re​gi​ster​.de
E‑Mail: kopfschmerzregister@​dmkg.​de