Irgend­was mit dada – das „Gol­den Deutsch Trio“ in Ebermannstadt

"Golden Deutsch Trio" im GFS in Ebermannstadt
"Golden Deutsch Trio" im GFS in Ebermannstadt

„Lite­ra­tur­kon­zert“ in der Aula des GFS

Alles ist im Umbruch. Es herrscht gro­ße sozia­le Ungleich­heit. Die Zeit rast dahin. Über­bor­den­de Tech­ni­sie­rung beein­flusst den All­tag: die einen sind fas­zi­niert, ande­re beun­ru­higt: Wo soll das alles noch hinführen?

Eine Beschrei­bung gegen­wär­ti­ger Zustän­de? Nicht unbe­dingt – Vor etwa hun­dert Jah­ren fühl­ten vie­le Men­schen ähn­lich wie heu­te: ver­lo­ren in der Anony­mi­tät, über­for­dert von maschi­nel­len Ver­än­de­run­gen, bedroht von Armut – aber auch begei­stert von neu­en Möglichkeiten.

Nie­der­schlag fan­den die­se Emp­fin­dun­gen in der Kunst, in einer Epo­che, die uns heu­te v.a. unter dem Begriff des Expres­sio­nis­mus ver­traut ist. Mit einer Viel­zahl von lite­ra­ri­schen Wer­ken aus die­ser Zeit – den 10er und 20er Jah­ren des letz­ten Jahr­hun­derts – wur­de am Don­ners­tag, dem 19.1., das Publi­kum des „Gol­den Deutsch Tri­os“ in der Aula des GFS bekannt gemacht – und dies auf durch­aus spek­ta­ku­lä­re Weise.

Kein mono­to­nes Rezi­tie­ren von Gedich­ten stand auf dem Pro­gramm, son­dern die musi­ka­li­sche Umset­zung der Tex­te durch Gesang und Instru­men­te in einer erstaun­lich ein­fa­chen, aber umso ein­drucks­vol­le­ren und immer wie­der vari­ie­ren­den Kulisse.

In höchst pro­fes­sio­nel­ler Wei­se agier­ten die Musi­ker (anders als der Name der Grup­pe es ver­mu­ten lässt, waren es min­de­stens vier Män­ner, teil­wei­se sogar fünf) auf der Büh­ne und begei­ster­ten mit Sound- und Licht­ef­fek­ten, was den Zuschau­ern ein umfas­sen­des, ein­dring­li­ches Erle­ben der Gedich­te und ihrer Aus­sa­gen ermöglichte.

Nahe­zu neben­bei erfuhr man durch eine Stim­me aus dem Off noch eini­ges Wis­sens­wer­te über die die gar nicht so „gol­de­nen Zwan­zi­ger“- über die unter­schied­li­chen Ent­wick­lun­gen vom Expres­sio­nis­mus, zum Futu­ris­mus, bis hin zum Dadaismus.

Das I‑Tüpfelchen für die anwe­sen­den Ober­stu­fen-Schü­ler, für die die Lite­ra­tur der Jahr­hun­dert­wen­de auf dem Lehr­plan steht und denen so auf unter­halt­sa­me Wei­se Abitur­stoff näher­ge­bracht wurde.

Zum Aus­gang des Abends galt es dann noch eine Wie­der­ent­deckung der beson­de­ren Art publik zu machen: Wer hät­te gedacht, dass ein Fran­ke aus Tie­fen­see­bach – Ort­mund Raum­schüs­sel – zum Zir­kel der ganz Gro­ßen des Dada­is­mus, wie Kurt Schwit­ters oder Hugo Ball, gehör­te, und es schaff­te, die Künst­ler­pro­mi­nenz in die abge­le­ge­ne Frän­ki­sche Schweiz zu locken. Völ­lig zu Unrecht ist er heu­te nahe­zu vergessen.

Mit der Auf­füh­rung sei­nes fast schon ver­schol­len geglaub­ten Haupt­werks nahm der Abend, der bei den Zuschau­ern, die gekom­men waren, gro­ße Begei­ste­rung aus­lö­ste, sei­nen wür­di­gen Abschluss.

Dem Ver­ein der Freun­de des Gym­na­si­ums ein herz­li­ches Dan­ke­schön für die freund­li­che Unterstützung.