Bam­ber­ger „Zen­tral­stel­le Cyber­crime Bay­ern“ ist ein Erfolgsmodell

Symbolbild IT Security

Mehr als 63.800 Ermitt­lungs­ver­fah­ren – Justiz­mi­ni­ster Eisen­reich: „Bay­ern hat früh­zei­tig die Struk­tu­ren für eine moder­ne Straf­ver­fol­gung geschaf­fen. Die ZCB genießt im In- und Aus­land höch­stes Ansehen.“

„Schlag gegen Ring von Cyber­be­trü­gern“, „Betrei­ber von Fake­shops auf­ge­deckt“, „Ankla­ge gegen Dark­net-Dro­gen­dea­ler“: Seit 2015 ermit­telt die „Zen­tral­stel­le Cyber­crime Bay­ern“ bei der Gene­ral­staats­an­walt­schaft Bam­berg mit gro­ßem Erfolg in der digi­ta­len Welt. Bay­erns Justiz­mi­ni­ster Georg Eisen­reich: „Kri­mi­nel­le haben ihre Metho­den an das digi­ta­le Zeit­al­ter ange­passt. Sie ver­la­gern den Han­del mit gestoh­le­nen Daten und ver­bo­te­nen Waren wie Dro­gen oder Kin­der­por­no­gra­fie zuneh­mend ins Inter­net. 75 % der Inter­net­nut­zer sind laut einer aktu­el­len reprä­sen­ta­ti­ven Umfra­ge der Bit­kom von Cyber­kri­mi­na­li­tät betrof­fen. Bay­ern hat die Zei­chen der Zeit früh erkannt und die Struk­tu­ren für eine moder­ne Straf­ver­fol­gung geschaf­fen. Seit ihrer Grün­dung im Jahr 2015 hat die ZCB unter Füh­rung des erfah­re­nen Lei­ten­den Ober­staats­an­walts Lukas Knorr bereits mehr als 63.800 Ver­fah­ren eingeleitet.“

Pres­se­kon­fe­renz: Erfolgs­mo­dell Zen­tral­stel­le Cyber­crime Bay­ern (ZCB)

Die Spe­zi­al­fel­der der ZCB und ihre Ermittlungserfolge

  • Cyber­tra­ding: Fal­sche Bör­sen­bro­ker ködern ihre Opfer im Netz mit angeb­lich hohen Gewin­nen und Geheim­sy­ste­men – und neh­men ihnen Mil­li­ar­den ab. Seit 2019 bün­delt die baye­ri­sche Justiz die­se Fäl­le an der Schnitt­stel­le von Cyber­crime und Wirt­schafts­kri­mi­na­li­tät bei der ZCB. Zwei Beispiele:
  • Im Novem­ber 2022 konn­te die Spe­zi­al­ein­heit gemein­sam mit ver­schie­de­nen Behör­den aus Bay­ern und Sach­sen u. a. in Nord­ma­ze­do­ni­en und Geor­gi­en ein kri­mi­nel­les Netz­werk zer­schla­gen, das in den ver­gan­ge­nen Jah­ren welt­weit durch Cyber­be­trug einen Mil­li­ar­den­scha­den ver­ur­sacht haben soll.
  • Im Früh­jahr 2020 wur­den u. a. in Ser­bi­en fünf Tat­ver­däch­ti­ge und in Bul­ga­ri­en vier Tat­ver­däch­ti­ge fest­ge­nom­men und zahl­rei­che Objek­te durch­sucht. Die Täter sol­len tau­sen­de Anle­ger aus Euro­pa um mehr als 100 Mil­lio­nen Euro betro­gen haben. Gegen die Täter, die aus Bul­ga­ri­en nach Deutsch­land aus­ge­lie­fert wur­den, sind Frei­heits­stra­fen von bis zu 4 Jah­ren 6 Mona­ten ver­hängt worden.

Mini­ster Eisen­reich: „Zahl­rei­che Ver­fah­ren wur­den ein­ge­lei­tet, Täter im In- und Aus­land fest­ge­nom­men und ver­ur­teilt. Der ZCB gelingt es dabei immer häu­fi­ger, gemein­sam mit ihren inter­na­tio­na­len Part­nern kri­mi­nel­les Ver­mö­gen im Aus­land sichern und nach Deutsch­land über­füh­ren zu las­sen – egal ob es um Geld oder um Luxus­au­to­mo­bi­le geht.“

  • Sexu­el­ler Kin­des­miss­brauch und Kin­der­por­no­gra­fie: Im Herbst 2019 hat die ZCB Ankla­ge gegen einen Mann aus Würz­burg erho­ben, der Jun­gen im Alter von bis zu sechs Jah­ren, teils hoch­gra­dig gei­stig und kör­per­lich beein­träch­tigt, sexu­ell miss­braucht hat­te. Der Täter wur­de zu elf Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Mit den Ermitt­lungs­er­geb­nis­sen konn­ten 53 wei­te­re Ver­däch­ti­ge welt­weit ermit­telt wer­den. Eisen­reich: „2020 habe ich inner­halb der ZCB das ‘Zen­trum zur Bekämp­fung von Kin­der­por­no­gra­fie und sexu­el­lem Miss­brauch von Kin­dern im Inter­net‘ (ZKI) gegrün­det. An der Spit­ze des ZKI steht mit Ober­staats­an­walt Tho­mas Goger, dem stell­ver­tre­ten­den Lei­ter der ZCB, ein erfah­re­ner und inter­na­tio­nal bestens ver­netz­ter Straf­ver­fol­ger. Allein im Jahr 2022 wur­den beim ZKI mehr als 6.500 Ver­fah­ren gegen bekann­te und unbe­kann­te Täter neu ein­ge­lei­tet. Wer Kin­der sexu­ell miss­braucht, kann sich in Bay­ern nie­mals sicher fühlen.“
  • Cyber­an­grif­fe: Bun­des­wei­te Ermitt­lun­gen der ZCB führ­ten 2021 zur Fest­nah­me eines Com­pu­ter­be­trü­gers, der durch das „Hack­ing“ von Online-Kon­ten knapp 1,4 Mil­lio­nen Euro erbeu­te­te. Der Täter wur­de zu sechs Jah­ren Frei­heits­stra­fe verurteilt.
  • Bekämp­fung von Fake-Shops: 2016 konn­ten Ermitt­le­rin­nen und Ermitt­ler der ZCB einen Fake-Shop-Betrei­ber in Spa­ni­en ver­haf­ten. Der Betrü­ger hat­te in mehr als tau­send Fäl­len hoch­wer­ti­ge Elek­tro­ar­ti­kel im Inter­net ver­kauft, die bezahlt, aber nie gelie­fert wur­den. Das Urteil: Mehr als fünf Jah­re Haft. Eisen­reich: „Der Online-Han­del boomt wei­ter. Die ZCB wird des­halb den Kampf gegen Fake­shops verstärken.“

Die Bilanz in Zahlen

  • 2022 wur­den bei der ZCB ins­ge­samt 15.781 Ver­fah­ren gegen bekann­te und unbe­kann­te Täter erfasst; eine Stei­ge­rung um rund 13 % gegen­über 2021. Im Grün­dungs­jahr 2015 gab es 502 Verfahren.
  • Hier­von sind im Jahr 2022 ins­ge­samt 6.591 Ver­fah­ren gegen bekann­te und unbe­kann­te Täter auf das ZKI entfallen.

Per­so­nel­le Auf­stel­lung und (inter-)nationale Vernetzung

  • Per­so­nel­le Auf­stel­lung: Das ZCB-Team wur­de 2022 von 18 auf 22 Spe­zi­al­staats­an­wäl­tin­nen und ‑staats­an­wäl­ten ver­grö­ßert. Die Ermitt­ler wer­den zudem von vier IT-Foren­si­kern unterstützt.
  • Dau­er­haf­te Betei­li­gung der ZCB am Natio­na­len Cyber­ab­wehr-Zen­trum: Die ZCB betei­ligt sich als einer der bei­den Ver­tre­ter der Län­der­staats­an­walt­schaf­ten am Natio­na­len Cyber­ab­wehr-Zen­trum. Ziel ist eine ver­stärk­te Ver­net­zung mit den auf Bun­des­ebe­ne für Prä­ven­ti­on und Bekämp­fung von Cyber­crime zustän­di­gen Behör­den. Zudem ist die ZCB Mit­glied der „Cyber­ab­wehr Bayern“.
  • Die ZCB pflegt enge Bezie­hun­gen zu Inter­pol und ent­sen­det regel­mä­ßig Staats­an­wäl­tin­nen und Staats­an­wäl­te an das Inter­pol-Gene­ral­se­kre­ta­ri­at in Lyon und an den Inter­pol Glo­bal Com­plex for Inno­va­ti­on in Sin­ga­pur. Mini­ster Eisen­reich: „Kri­mi­na­li­tät macht vor Län­der­gren­zen nicht Halt. Des­halb ver­net­zen sich auch unse­re Straf­ver­fol­ger.“ Ermitt­ler der ZCB waren u. a. in den USA, in Frank­reich, Groß­bri­tan­ni­en, Öster­reich, in der Schweiz, in Est­land, in den Nie­der­lan­den, in Polen, Geor­gi­en, Alba­ni­en, Ser­bi­en, Koso­vo, Bul­ga­ri­en, Nord­ma­ze­do­ni­en, Kroa­ti­en, Mon­te­ne­gro, Isra­el, Rumä­ni­en, Ägyp­ten, Indi­en, Sin­ga­pur, in der Tür­kei und auf den Phil­ip­pi­nen im Einsatz.

Digi­ta­le Ermittlungsbefugnisse

Von gro­ßer Wich­tig­keit für die Ermitt­lungs­ar­beit der Straf­ver­fol­ger sind die gesetz­li­chen Ermitt­lungs­be­fug­nis­se. Justiz­mi­ni­ster Eisen­reich setzt sich des­halb mit Nach­druck für die Wie­der­be­le­bung der Ver­kehrs­da­ten­spei­che­rung ein. Eisen­reich: „Bei schwe­ren Straf­ta­ten wie dem sexu­el­len Miss­brauch von Kin­dern brau­chen unse­re Ermitt­ler zeit­lich befri­ste­ten Zugriff auf die IP-Adres­sen. Auch bei der Ver­fol­gung von Ter­ro­ri­sten und Waf­fen­schie­bern sind IP-Adres­sen in man­chen Fäl­len die wich­tig­ste oder sogar die ein­zi­ge Spur. Um unse­re Ermitt­ler zu unter­stüt­zen, haben wir ver­gan­ge­nen Novem­ber eine Initia­ti­ve in den Bun­des­rat ein­ge­bracht, um die vom EuGH in sei­nem Urteil vom 20. Sep­tem­ber 2022 benann­ten Spiel­räu­me zur Spei­che­rung von IP-Adres­sen zeit­nah zu nutzen.

Bei den Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern der ZCB bedank­te sich der Mini­ster Eisen­reich herz­lich: „Die ZCB genießt im In- und Aus­land höch­stes Anse­hen. Unser Ziel ist es, dass sich die Men­schen in der digi­ta­len Welt sicher füh­len. Herz­li­chen Dank für Ihren auch per­sön­lich sehr for­dern­den Einsatz.“