Impf­zen­trum Coburg schließt

Dr. Bernd Iwan, Martin Stingl, Alexander Herr, Willy Rebhan, Martin Mittag und Sebastian Straubel beim Abschiedsbesuch im gemeinsamen Impfzentrum von Stadt und Landkreis Coburg.
Dr. Bernd Iwan, Martin Stingl, Alexander Herr, Willy Rebhan, Martin Mittag und Sebastian Straubel beim Abschiedsbesuch im gemeinsamen Impfzentrum von Stadt und Landkreis Coburg. © LRA Coburg / Berthold Köhler

Ein Erfolgs­ge­schich­te geht zu Ende

„Nicht so viel reden, lie­ber schnel­ler imp­fen!“ Sät­ze wie die­ser von einer 100 Jah­re alten Dame in einem Senio­ren­heim sind es, die Dr. Bernd Iwan, dem stell­ver­tre­ten­den ärzt­li­chen Lei­ter des Baye­ri­schen Impf­zen­trums Coburg, ewig in Erin­ne­rung blei­ben wer­den. Fast auf den Tag genau zwei Jah­re nach sei­ner Eröff­nung wird das gemein­sam vom Land­kreis und der Stadt getra­ge­ne Impf­zen­trum am Frei­tag, 30. Dezem­ber, sei­nen Betrieb ein­stel­len. „Eine Erfolgs­ge­schich­te“, wie es Land­rat Seba­sti­an Straubel for­mu­liert, geht damit zu Ende. Auf rund 160.000 ver­ab­reich­te Impf­do­sen wird man bis zum kom­men­den Frei­tag ins­ge­samt wohl kommen.

Mar­tin Stingl, orga­ni­sa­to­ri­scher Lei­ter des Impf­zen­trums, muss fast schon lachen, wenn er sich an die Start­pha­se im ehe­ma­li­gen Witz­manns­ber­ger Frei­zeit­zen­trum erin­nert: „Außer kei­ner Com­pu­ter­aus­stat­tung hat­ten wir gar nichts.“ Aber die Bevöl­ke­rung scharr­te mit den Hufen, wie sich der Land­rat erin­nert. Zwar sei die Unsi­cher­heit in der Hoch­pha­se der Coro­na-Pan­de­mie groß gewe­sen – der Wunsch nach einer Imp­fung aber eben­so. Das führ­te dazu, dass das Impf­zen­trum bei sei­ner Eröff­nung kurz nach Weih­nach­ten 2020 von 0 auf 100 star­ten muss­te. „Das Heim­fah­ren“, erin­nert sich Mar­tin Stingl, „hat sich für uns Mit­ar­bei­ter in den ersten Tagen gar nicht gelohnt.“ Also habe man im Schlaf­sack dro­ben im pro­vi­so­ri­schen Büro­trakt genächtigt.

Das Impf­zen­trum Coburg war von Anfang eines der Vor­zei­ge-Impf­zen­tren in Bay­ern. Es lag zwi­schen­zeit­lich sogar lan­des­weit an der Spit­ze, was die Zahl der täg­li­chen Imp­fun­gen anging. Der Spit­zen­wert lag bei 1295 an einem Tag. Die Grün­de für die­se Erfolgs­ge­schich­te sind viel­schich­tig, aber im Rück­blick durch­aus greif­bar. Die enge Zusam­men­ar­beit zwi­schen der Stadt und dem Land­kreis war für Mar­tin Stingl „genau der rich­ti­ge Weg“. Das bestä­tigt Land­rat Seba­sti­an Straubel, aus­drück­lich auch im Namen von Coburgs Ober­bür­ger­mei­ster Domi­nik Sau­er­teig: „Wir haben alle gemein­sam, auch mit unse­ren Haus­ärz­ten und den Ver­bän­den der Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen, eine enor­me Lei­stung vollbracht.“
In der Orga­ni­sa­ti­on und beim täg­li­chen Feil­schen um jede Impf­do­sis mehr hat Mar­tin Stingl aber noch eine ande­re Sache gehol­fen: „Unser kur­zer Draht nach Mün­chen war extremst segens­reich.“ Mar­tin Mit­tag war dort in schwie­ri­gen Zei­ten das Sprach­rohr fürs Cobur­ger Impf­zen­trum an den Schalt­stel­len in der Lan­des­haupt­stadt. „Wir kön­nen sagen, dass wir in den ver­gan­ge­nen bei­den Jah­ren viel für die Regi­on bewegt haben“, sagt der Landtagsabgeordnete.

Inzwi­schen ist es ruhig im Impf­zen­trum gewor­den. Alex­an­der Herr vom Ver­wal­tungs­team hat­te kurz vor Weih­nach­ten rund 250 Imp­fun­gen in der Monats-Sta­ti­stik ste­hen. Zum Ver­gleich: Im Dezem­ber 2021 waren es 17.000 Imp­fun­gen. Was sei­ne Kol­le­gen in die­ser Hoch-Zeit des Impf­be­triebs sie­ben Tage die Woche mit Öff­nungs­zei­ten von 7.30 bis 22 Uhr glei­stet haben, nötigt Mar­tin Stingl höch­sten Respekt ab: „Da haben unse­re Mit­ar­bei­ter extrem viel auf sich genom­men.“ Und dabei ein Kunst­stück geschafft, wie es Dr. Bernd Iwan als Impf-Arzt im Dau­er­be­trieb erzählt: „Von der Hek­tik, die außen­rum geherrscht hat, haben wir in der Impf­ka­bi­ne nichts mitbekommen.“

Und es wur­de ja nicht zur in Witz­manns­berg sowie mit Impf-Teams in Senio­ren­hei­men – und spä­ter in den Cobur­ger Außen­stel­len (erst alte BGS-Hal­le, dann Anger-Hal­le) – geimpft. Mar­tin Stingl gibt zu, am Anfang beim Ein­satz der Impf­bus­se skep­tisch gewe­sen zu sein. Doch die Men­ge der Men­schen, die vom mobi­len Ange­bot Gebrauch gemacht haben, spre­che für sich, sagt der Impf­zen­trums-Lei­ter. Ein Hot-Spot in der Nach­fra­ge an Imp­fun­gen war Neu­stadt. War­um das so war? Dr. Bernd Iwan zuckt mit den Schul­tern und sagt: „War­um so vie­le Men­schen in Neu­stadt zum Imp­fen gekom­men sind und in Coburg nicht, wird mir ein Rät­sel bleiben.“

Der Plan für die letz­ten Tage des Baye­ri­schen Impf­zen­trums steht. „Am Frei­tag, 13.59 Uhr“, wird das Ver­wal­tungs­team laut Mar­tin Stingl die letz­te Imp­fung ein­bu­chen. Danach soll ein Teil der Beleg­schaft über das Jah­res­en­de hin­aus die Abwick­lung und Ver­käu­fe von Tei­len des Impf­zen­trums-Inven­tars über­neh­men. Am 31. Janu­ar wird das Gebäu­de der Gemein­de Ahorn als Eigen­tü­mer zurückgegeben.

Die Imp­fun­gen gegen das Coro­na-Virus wer­den dann Haus- und Fach­ärz­te sowie zuge­las­se­ne Apo­the­ken über­neh­men. Orga­ni­sa­to­risch wer­de das in der Anfangs­pha­se sicher nicht ganz ein­fach, ver­mu­tet Dr. Bernd Iwan. Haupt­säch­lich des­halb, weil die Vak­zi­ne der­zeit nur in Dosen zu zehn Injek­tio­nen aus­ge­lie­fert wer­den. Da wer­de es wohl feste Tage für Samm­el­imp­fun­gen in den Arzt­pra­xen und Apo­the­ken brau­chen, ver­mu­tet der stell­ver­tre­ten­de ärzt­li­che Lei­ter des Impfzentrums.

Infos zum Impfzentrum

Das Team

Die Lei­tung des Impf­zen­trums Coburg hat­ten Mar­tin Stingl, Alex­an­der Herr, Wil­ly Reb­han (alle Ver­wal­tung) sowie Dr. Jens Stü­ber und Dr. Bernd Iwan (bei­de medi­zi­ni­scher Bereich).

Let­ze Impfungen

Freie Impf­ter­mi­ne ohne Vor­anmel­dung gibt es noch am Mitt­woch (10 bis 15.45 Uhr), Don­ners­tag (10 bis 15.45 Uhr) und Frei­tag (10 bis 14 Uhr).

Zita­te

Hier wur­de gear­bei­tet, wie man es sich als Arbeit­ge­ber nicht bes­ser wün­schen kann.

Mar­tin Stingl
Lei­ter des Impfzentrums

Das Impf­zen­trum war ein wich­ti­ger Bau­stein im Kampf gegen das Corona-Virus.

Seba­sti­an Straubel
Cobur­ger Landrat

Wir haben in unse­rer Regi­on zum Glück vie­le Men­schen, die anpacken, wenn es eine Kri­se gibt.

Mar­tin Mittag
Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter

Zah­len

145 Mit­ar­bei­ter waren in der Hoch-Zeit der Coro­na-Pan­de­mie im Baye­ri­schen Impf­zen­trum Coburg beschäf­tigt: 80 Ver­wal­tungs­kräf­te, 20 Bun­des­wehr-Sol­da­ten, 20 medi­zi­ni­sche Fach­an­ge­stell­te und 25 Ärzte.