Eine kir­gi­si­sche Dele­ga­ti­on infor­mier­te sich in Pot­ten­stein und Bet­zen­stein über die Länd­li­che Entwicklung

_Eine kirgisische Delegation besuchte jetzt Pottenstein und Betzenstein und informierte sich über die Ländliche Entwicklung November 2022
Eine hochrangige Delegation aus der zentralasiatischen Republik Kirgisistan besuchte auf Einladung der CSU nahen Hanns-Seidel-Stiftung nun Pottenstein und Betzenstein. Auf dem Skywalk in Pottenstein sind zu sehen: (Zweiter von links) Landrat Bayshbek Astanakulov, (Vierter von links) Michael Breitenfelder, (Fünfter von links) Lothar Winkler, (Sechtser von links) Bürgermeister Stefan Frühbeißer, (Siebter von links) Dr. Max Georg Meier (Projektleiter Zentralasien von der Hanns-Seidel-Stiftung) und Parlamentsabgeordneter Maksatbek Sarbagyshev (Zweiter von rechts). Text + Foto: Thomas Weichert

Hoch­ran­gi­ger Besuch aus Kir­gi­si­stan in der Frän­ki­schen Schweiz

von Tho­mas Weichert

Erst kamen die Chi­ne­sen, jetzt die Kir­gi­sen. Aktu­ell weilt eine hoch­ran­gi­ge Dele­ga­ti­on aus der zen­tral­asia­ti­schen Repu­blik Kir­gi­si­stan auf Ein­la­dung der CSU nahen Hanns-Sei­del-Stif­tung in der Frän­ki­schen Schweiz und stat­te­te nun Pot­ten­stein und Bet­zen­stein einen zwei­tä­gi­gen Infor­ma­ti­ons­be­such zum Aus­tausch über die Länd­li­che Ent­wick­lung in der Regi­on ab.

Emp­fan­gen wur­de die kir­gi­si­sche Dele­ga­ti­on, dar­un­ter drei Abge­ord­ne­te des natio­na­len kir­gi­si­schen Par­la­ments und der Land­rat des Land­krei­ses Tong, der in Kir­gi­si­stan Pilot­land­kreis der Hanns-Sei­del-Stif­tung für die länd­li­che Ent­wick­lung ist, von den Bür­ger­mei­stern Ste­fan Früh­bei­ßer (CWU/UWV) und Claus Mey­er (FW) sowie vom Lei­ter des Amtes für Länd­li­che Ent­wick­lung Lothar Wink­ler und dem Pro­jekt­ma­na­ger Micha­el Brei­ten­fel­der vom Wirt­schafts­band A 9 – Frän­ki­sche Schweiz.

Pot­ten­stein mit sei­ner Erleb­nis­mei­le ist ein bay­ern­wei­tes Aus­hän­ge­schild nicht nur in Sachen Tou­ris­mus, son­dern auch für das erste bay­ern­wei­te Gemeind­ent­wick­lungs­kon­zept, das 2011 als Pilot­pro­jekt gestar­tet wur­de, sowie für das vom dama­li­gen Peg­nit­zer Bür­ger­mei­ster Man­fred Thümm­ler 2006 ins Leben geru­fe­ne Wirt­schafts­band A 9 – Frän­ki­sche Schweiz, wel­ches der erste inter­kom­mu­na­le Zusam­men­schluss von 18 Gemein­den im Rah­men des Inte­grier­ten Länd­li­chen Ent­wick­lungs­kon­zepts war.

Bei­des sind also Vor­zei­ge­mo­del­le, für die sich ins­be­son­de­re auch Kom­mu­nen aus Asi­en inter­es­sie­ren. Die ehe­ma­li­ge Sowjet­re­pu­blik Kir­gi­si­stan mit ihren rund 6,6 Mil­lio­nen Ein­woh­nern, die im Nor­den an Kasach­stan, im Osten an Chi­na, im Süden an Tadschi­ki­stan und im Westen an Usbe­ki­stan angrenzt, ist seit 1991 ein unab­hän­gi­ger Staat mit einem ähn­li­chem Ver­wal­tungs­auf­bau wie der Frei­staat Bayern.

Ins­be­son­de­re inter­es­sier­ten sich die Dele­ga­ti­ons­teil­neh­mer aus dem zen­tral­asia­ti­schen Land für das Modell der Länd­li­chen Ent­wick­lung in Bay­ern und wie die­ses auf das Part­ner­land Kir­gi­si­stan über­tra­gen wer­den kann. Im Ein­zel­nen ging es bei den Gesprä­chen im Pot­ten­stei­ner Rat­haus um die länd­li­che Infra­struk­tur, den Breit­band­aus­bau, die Flur­be­rei­ni­gung, die loka­le Wirt­schafts­för­de­rung, die För­de­rung von Orga­ni­sa­tio­nen und Ver­ei­nen und die Stär­kung der länd­li­chen Gemeinschaft.

Beson­de­rer Wert wird auch auf den Wis­sens­trans­fer zwi­schen Bay­ern und Kir­gi­si­stan gelegt, wie der Pro­jekt­lei­ter für Zen­tral­asi­en, Max Georg Mei­er erläu­ter­te, der in der kir­gi­si­schen Haupt­stadt Bischek seit 20 Jah­ren ein Regio­nal­bü­ro der Hanns-Sei­del-Stif­tung unterhält.

Der Land­rat des Land­krei­ses Tong, der flä­chen­mä­ßig etwa so groß ist wie ganz Ober­fran­ken ist, Baysh­bek Ast­ana­ku­l­ov, zeig­te sich im Inter­view beein­druckt von den gewach­se­nen Struk­tu­ren nach den Besu­chen der land­wirt­schaft­li­chen Lehr­an­stalt in Bay­reuth, der Teu­fels­höh­le, dem Erleb­nis­fel­sen und dem Bet­zen­stei­ner Scheu­nen­vier­tel mit Sanie­rung von Fach­werk­ge­bäu­den und Stadt­mau­er. In der Teu­fels­höh­le kam er sich fast wie in sei­ner Hei­mat vor, die auch vie­le Höh­len hat, aller­dings noch kei­ne erschlos­se­ne für Tou­ri­sten. „Ich habe sehr vie­le Ansatz­punk­te hier gese­hen“, erklär­te Ast­ana­ku­l­ov. Beson­ders beein­druckt habe ihn die Arbeit des ALE und die Koope­ra­ti­on der Gemein­den mit akti­ver Bür­ger­be­tei­li­gung. Es sei von gro­ßer Bedeu­tung, dass die­se Koope­ra­tio­nen durch demo­kra­ti­sche Ent­schei­dungs­fin­dun­gen erfol­gen. „Was ich über­all sehe ist deut­sche Qua­li­tät und Ord­nung“, sagt der Land­rat aus dem Regie­rungs­be­zirk Osch im Nord­osten des Alaigebirges.

Beson­ders beein­druckt zeig­te er sich von den Dorf­er­neue­rungs­pro­jek­ten in Pot­ten­stein und den drei­zehn Schwer­punkt­maß­nah­men der ILE. Für sei­ne Hei­mat will er die aus sei­ner Sicht wich­tig­sten Maß­nah­men aus­wäh­len und damit anfan­gen, die­se dort im Klei­nen umzu­set­zen – soweit er die­se in sei­nem Land­kreis mit den vor­han­de­nen Res­sour­cen selbst umset­zen kön­ne. Mög­lich­kei­ten müss­ten aber auch auf Repu­blik­ebe­ne geprüft und wahr­ge­nom­men wer­den, so Land­rat Ast­ana­ku­l­ov. Daher sei es beson­ders wich­tig, dass auch drei Par­la­ments­ab­ge­ord­ne­te der Dele­ga­ti­on ange­hö­ren, eben­so wie der Abtei­lungs­lei­ter des kir­gi­si­schen Kata­stro­phen­schutz­mi­ni­ste­ri­ums und wei­te­re hoch­ran­gi­ge Regierungsvertreter.

Für Bür­ger­mei­ster Früh­bei­ßer ist es immer eine beson­de­re Situa­ti­on, Gäste aus ent­fern­ten Län­dern zu Besuch zu haben. Inter­es­sant fin­det der Pot­ten­stei­ner Stadt­chef, wie kom­mu­na­le Fra­gen bis über die Finan­zie­rung in die­sen Län­dern gehand­habt wer­den. 2018 war er selbst in Chi­na zu Gast. Es sei inter­es­sant, zu erfah­ren, dass die Umstän­de und Gege­ben­hei­ten im Nach­bar­land grund­le­gend anders sei­en. „Wir füh­len uns geehrt, dass immer wie­der Pot­ten­stein von unter­schied­li­chen Län­dern als Muster­bei­spiel für die Länd­li­che Ent­wick­lung aus­ge­wählt wird und sich die Ent­schei­dungs­trä­ger die­ser Län­der bei uns infor­mie­ren und bera­ten las­sen“, sag­te Frühbeißer.