1. Ober­frän­ki­sches IHK-Ener­gie­fo­rum über Aus­we­ge aus der Energiekostenfalle

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„Quo vadis, Strompreise?“

Wer als gewerb­li­cher Abneh­mer für 2023 neue Ver­trä­ge über die Ver­sor­gung mit Strom oder Gas abschlie­ßen möch­te, muss das Zehn­fa­che von dem bezah­len, was im Mit­tel der letz­ten Jah­re üblich war: bis zu 500 Euro pro MWh Strom anstatt 40 Euro, ca. 200 Euro pro MWh Erd­gas gegen­über 15 bis 20 Euro. Wohin soll das noch füh­ren, fra­gen sich Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer eben­so wie Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher. Der Titel für das erste Ober­frän­ki­sche Ener­gie­fo­rum, das die IHK für Ober­fran­ken Bay­reuth aus­rich­te­te, war schnell gefun­den: Anhand der Fra­ge „Quo vadis, Strom­prei­se?“ infor­mier­te die IHK über Zusam­men­hän­ge und zeig­te Hand­lungs­al­ter­na­ti­ven auf.

IHK-Präsident Dr. Michael Waasner (M.) begrüßte als Referenten Wolfgang Böhm (li.), Geschäftsführer der Energieagentur Oberfranken, und Patrick Selzam (re.) vom Fraunhofer Institut für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik zum 1. Oberfränkischen IHK-Energieforum. Foto: Thorsten Ochs / ochsenfoto.de

IHK-Prä­si­dent Dr. Micha­el Waas­ner (M.) begrüß­te als Refe­ren­ten Wolf­gang Böhm (li.), Geschäfts­füh­rer der Ener­gie­agen­tur Ober­fran­ken, und Patrick Selzam (re.) vom Fraun­ho­fer Insti­tut für Ener­gie­wirt­schaft und Ener­gie­sy­stem­tech­nik zum 1. Ober­frän­ki­schen IHK-Ener­gie­fo­rum. Foto: Thor­sten Ochs / och​sen​fo​to​.de

„In Fol­ge des rus­si­schen Angriffs auf die Ukrai­ne durch­lei­det die deut­sche Wirt­schaft die schlimm­ste Ener­gie­kri­se seit Jahr­zehn­ten. Dra­ma­tisch ist, dass die extre­men Ener­gie­preis­stei­ge­run­gen die Unter­neh­men in ihrer gesam­ten Brei­te tref­fen“, sag­te IHK-Prä­si­dent Dr. Micha­el Waas­ner. Ins­ge­samt sei die Auf­trags­la­ge noch so, dass die Indu­strie in den kom­men­den Mona­ten zu einer wich­ti­gen Stüt­ze der Kon­junk­tur wer­den kön­ne. „Wir Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer ste­hen bereit unse­ren Bei­trag zu lei­sten, sofern es der Poli­tik jetzt und unmit­tel­bar gelingt bezahl­ba­re Ener­gie­prei­se zu schaf­fen und Pla­nungs­si­cher­heit her­zu­stel­len“, so Dr. Waas­ner. Lang­fri­sti­ge Per­spek­ti­ven auch für die Indu­strie müss­ten erhal­ten blei­ben, eben­so wie bestehen­de Kapa­zi­tä­ten für die Ener­gie­er­zeu­gung – fos­sil, rege­ne­ra­tiv und auch nukle­ar. Auch müss­ten Geneh­mi­gungs­ver­fah­ren für neue Wind­rä­der und Solar­an­la­gen dra­stisch beschleu­nigt wer­den, sonst wer­de der geplan­te Gas­preis­deckel eine Brücke in das Nirgendwo.

Die Kri­se wer­de kein „Super­tur­bo“ für die Ener­gie­wen­de, wenn es nicht gelin­ge, Preis­sprün­ge um den Fak­tor 10 aus­zu­schlie­ßen, sag­te Dr. Waas­ner und teil­te damit die Sor­ge von Andre­as Fischer vom Insti­tut der Deut­schen Wirt­schaft Köln e.V., der – online zuge­schal­tet – die 70 Unter­neh­me­rin­nen und Unter­neh­mer über Zusam­men­hän­ge auf dem Strom­markt aus über­ge­ord­ne­ter Per­spek­ti­ve infor­mier­te. „Die Ener­gie­ko­sten fres­sen der­zeit die Res­sour­cen auf, die es für die Trans­for­ma­ti­on braucht“, so sei­ne Befürch­tung. Immer­hin: Von einem weit­rei­chen­den, groß­flä­chi­gen Black­out geht Fischer nicht aus.

Patrick Selzam vom Fraun­ho­fer Insti­tut für Ener­gie­wirt­schaft und Ener­gie­sy­stem­tech­nik in Kas­sel zeig­te anschlie­ßend ener­gie­tech­ni­sche Alter­na­ti­ven auf. Fle­xi­bi­li­tät lau­te eines der Gegen­mit­tel, mit denen sich die hohen Prei­se zumin­dest ein Stück weit abfe­dern lie­ßen. „Je fle­xi­bler der Strom­ver­brauch der Betrie­be, desto weni­ger muss für Strom bezahlt wer­den und desto gün­sti­ger kann die Ener­gie­wen­de umge­setzt wer­den“, so Selzams Fazit. Der Strom­preis am Spot­markt schwan­ke häu­fig inner­halb eines Tages – wer zur rich­ti­gen Zeit ein­kau­fe, kön­ne spa­ren. Die Eigen­strom­nut­zung mit erneu­er­ba­ren Ener­gien redu­zie­re die Strom­ko­sten zudem nachhaltig.

Wie die Ener­gie­agen­tur Ober­fran­ken in Kulm­bach Betrie­be rund um das The­ma Ener­gie berät, berich­te­te deren Geschäfts­füh­rer Wolf­gang Böhm. Den aktu­el­len Bela­stun­gen zum Trotz: Mit­tel- und lang­fri­stig sei der beschleu­nig­te Aus­bau der Erneu­er­ba­ren und die mög­lichst voll­stän­di­ge Ver­drän­gung fos­si­ler Ener­gien der ein­zi­ge Aus­weg aus der Ener­gie- und Kli­ma­kri­se. Kurz­fri­stig gel­te es, Bür­ger und Unter­neh­men zu ent­la­sten und Ener­gie ein­zu­spa­ren. Der erste Schritt dort­hin: „Wenn ich etwas spa­ren will, muss ich wis­sen, wann und wo ich wie viel ver­brau­che“, so Böhm – dann wer­den spä­te­re Ein­spa­run­gen mess­bar und eine Erfolgs­kon­trol­le möglich.