Land­kreis Lich­ten­fels: „Streu­obst­wie­sen wich­tig für Biodiversität“

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Gut getarnt - Man muss schon genau hinschauen, wenn Ameisen einen Kirschbaum rauf- und runterkrabbeln. Ob sie so der Specht findet? Ein kleines Detail im „Kosmos Obstwiese“. Foto: Umweltstation Weismain, Michael Stromer.

Beim letz­ten Umwelt­tipp ging es um den Wert der alten Obst­sor­ten, also um das Obst an sich. Im Fol­gen­den soll anhand von ein paar Tier­ar­ten etwas näher hin­ge­schaut wer­den, war­um Obst­wie­sen eigent­lich so ein berei­chern­der Bestand­teil unse­rer Land­schaft sind – Stich­wort Bio­di­ver­si­tät. Das erläu­tert der Kreis­fach­be­ra­ter für Gar­ten­bau, Micha­el Stromer:

„Jedes Kind kennt Amei­sen. Wir fin­den sie nicht son­der­lich toll, wenn sie durch den Gar­ten, über die Gar­ten­mö­bel, geschwei­ge denn durch den Kel­ler oder durch die Woh­nung krab­beln. Aber im Natur­haus­halt ist ihr Wert unschätz­bar und faszinierend.

Amei­sen kom­men nie allei­ne vor. Bis zu 600.000 Tier­chen bil­den einen Amei­sen­hau­fen. Eine Amei­se kann das 30fache ihres Gewichts tra­gen. Auf der Streu­obst­wie­se küm­mern sie sich mit ums Auf­räu­men. Sie sam­meln und ver­bau­en alles Mög­li­che; ande­re Insek­ten – auch Kada­ver – die­nen ihnen als Spei­se. Amei­sen ste­hen dann wie­der­um auf dem Spei­se­plan ande­rer Tiere.

Der Wen­de­hals bei­spiels­wei­se, ein wich­ti­ger Specht-Vogel der Streu­obst­wie­sen, ernährt sich haupt­säch­lich von Amei­sen; vor allem von den Wie­sen-Amei­sen. Die fin­det er am besten in Streu­obst­wie­sen. Die­se haben im Ver­gleich zu einer rei­nen Wirt­schafts­wie­se eine lücki­ge­re Gras­nar­be, zum Bei­spiel an den Wur­zel­an­läu­fen der Bäume.

Der Wen­de­hals kommt bes­ser an die Amei­sen ran. Der Rück­gang der Streu­obst­be­stän­de in Deutsch­land hat­te auch einen Rück­gang der Wen­de­häl­se zur Kon­se­quenz. Auch inter­es­sant: Die Rote Wald­amei­se wird vom Wen­de­hals gemie­den. Viel­leicht hat sie zu viel Ameisensäure?

Blei­ben wir bei den Spech­ten. Mit ihrem Schna­bel, auch Specht­mei­ßel genannt, hau­en sie auf das Holz ein. Mal wol­len sie damit an Insek­ten­ei­er und Maden kom­men, mal eine Nist­höh­le zim­mern, mal ihr Revier mar­kie­ren und ganz ein­fach der Lieb­sten impo­nie­ren. Dass sie dabei nicht Kopf­weh bekom­men, liegt an den „Stoß­dämp­fern“, den kräf­ti­gen Mus­keln am Hin­ter­kopf und an der gerin­gen Flüs­sig­keit um das Specht-Hirn herum.
Der weit­aus häu­fig­ste Specht bei uns ist der Bunt­specht. Wei­te­re sind der Mit­tel­specht, der Klein­specht, der Drei­ze­hen­specht, der Schwarz­specht, der Grün­specht und der Weißrückenspecht.

Obst­wie­sen sind für sie ein Eldo­ra­do. Hier fin­den sie vie­le Ast­lö­cher und Insek­ten. Der Wen­de­hals wie­der­um haut sich selbst kei­ne Nist­höh­len ins Holz, son­dern er ist auf die Vor­ar­beit sei­ner Kol­le­gen, vor allem des Bunt­spech­tes, ange­wie­sen. Auch vie­le wei­te­re Tier­ar­ten wis­sen die Specht­höh­len zu schät­zen: ande­re höh­len­brü­ten­de Vögel wie Mei­sen, Klei­ber und Star, Klein­säu­ger wie der Her­me­lin und wei­te­re Mar­der­ar­ten, Insek­ten wie Wes­pen und Hor­nis­sen und Fledermäuse.

In Deutsch­land ste­hen alle Fle­der­maus­ar­ten auf der Roten Liste. So wie wir Men­schen heu­te leben, bau­en und wirt­schaf­ten, ist ihr Lebens­raum sehr stark ein­ge­schränkt. Obst­wie­sen mit alten Bäu­men, mit schup­pi­ger Rin­de und knor­ri­gen Ästen und einem rie­si­gen Fut­ter­an­ge­bot sind dabei ihre Refugien.

Des­halb: Obst­wie­sen pflan­zen und pfle­gen, unge­spritz­tes, regio­nal erzeug­tes Obst kau­fen und ver­ar­bei­ten ist Umwelt- und Kli­ma­schutz, ist gesund und ein Genuss.“