Mit Herz­druck­mas­sa­ge Leben ret­ten: Kli­ni­kum-Chef­arzt zeigt Forch­hei­mer Schü­lern wie es rich­tig geht

Zwei Schülerinnen der Adalbert-Stifter-Schule üben die Herzdruckmassage
Zwei Schülerinnen der Adalbert-Stifter-Schule üben die Herzdruckmassage. (Foto: Klinikum Forchheim-Fränkische Schweiz)

Forch­heim 18. Juli 2022 – Dr. med. Ulrich von Hint­zen­stern, Chef­arzt der Abtei­lung für Anäs­the­sie und Inten­siv­me­di­zin am Kli­ni­kum Forch­heim-Frän­ki­sche Schweiz, hat eine Mis­si­on: Er möch­te Schü­ler in die Lage ver­set­zen, in Not­si­tua­tio­nen rich­tig zu reagie­ren und eine Herz­druck­mas­sa­ge durch­zu­füh­ren – und damit Lebens­ret­ter zu wer­den. An der Adal­bert-Stif­ter-Mit­tel­schu­le erklär­te er den rund 120 Schü­lern aus der 7. und 8. Jahr­gangs­stu­fe, was ein Herz-Kreis­lauf­still­stand ist, was dabei im Kör­per pas­siert und was man als Erst­hel­fer tun kann.

Anschlie­ßend durf­ten die Schü­ler paar­wei­se eine Herz­druck­mas­sa­ge an Wie­der­be­le­bungs­pup­pen üben. Das Pro­jekt wur­de 2017 vom Rota­ry Club Forch­heim initi­iert, der auch die Wie­der­be­le­bungs­pup­pen zum Üben gespen­det hat.

In etwa 90.000 Fäl­len pro Jahr ster­ben Men­schen am plötz­li­chen Herz­tod in Deutsch­land. Lei­der füh­ren hier­zu­lan­de nur 15 Pro­zent der Bevöl­ke­rung eine Herz­druck­mas­sa­ge durch, im Ver­gleich zu 65 Pro­zent in Nor­we­gen und 60 Pro­zent in Schwe­den, wo die Not­fall­ver­sor­gung ein Unter­richts­fach ist. In Deutsch­land ist Erste-Hil­fe nicht Teil des Unter­richts. Daher hat Ulrich von Hint­zen­stern es sich zur Auf­ga­be gemacht in Forch­hei­mer Schu­len eine ein­stün­di­ge Ein­füh­rung in die Herz­druck­mas­sa­ge mit Übungs­mög­lich­kei­ten zu geben. Im Juli fand der drit­te Durch­gang mit jeweils zwei Klas­sen an der Adal­bert-Stif­ter-Mit­tel­schu­le statt nach zwei Jah­ren Corona-Zwangspause.

War­um ist schnel­les Han­deln erforderlich?

Bei einem Herz-Kreis­lauf­still­stand begin­nen die Zel­len im Kör­per auf­grund von Sau­er­stoff­man­gel unter­schied­lich schnell abzu­ster­ben: Ner­ven­zel­len im Gehirn begin­nen schon nach vier Minu­ten ohne Sau­er­stoff abzu­ster­ben. Der Herz­mus­kel nimmt erst nach 20 Minu­ten einen dau­er­haf­ten Scha­den. Die Über­le­bens­wahr­schein­lich­keit sinkt pro Minu­te um zehn Pro­zent, wenn kei­ne Wie­der­be­le­bungs­ver­su­che unter­nom­men wer­den. Der Ret­tungs­wa­gen trifft aber im Durch­schnitt frü­he­stens zehn Minu­ten nach dem Anruf unter 112 ein, das heißt, dass dem rich­ti­gen Han­deln des Erst­hel­fers gro­ße Bedeu­tung zukommt.

Was musst Du tun? Prüfen-Rufen-Drücken!

Ulrich von Hint­zen­stern erläu­tert: „Zuerst muss man prü­fen, ob die Per­son noch bei Bewusst­sein ist – Ist sie kon­takt­fä­hig? Atmet sie? Dann muss man den Not­ruf unter 112 wäh­len oder eine Per­son in der Nähe dar­um bit­ten. Und schließ­lich beginnt man mit der Herz­druck­mas­sa­ge.“ Beim Not­ruf soll­te der Anru­fer die fünf Ws beant­wor­ten bzw. berück­sich­ti­gen: Wo ist das Ereig­nis? Wer ruft an? Was ist gesche­hen? Wie vie­le Betrof­fe­ne? ..Und War­ten auf Rückfragen!

Der rich­ti­ge Rhythmus

Für die Herz­druck­mas­sa­ge drücken die Schü­ler kraft­voll die Mit­te des Brust­kor­bes der Wie­der­be­le­bungs­pup­pen mit einer Geschwin­dig­keit von 100 Mal pro Minu­te. Um sich die­se Geschwin­dig­keit ein­zu­prä­gen, schallt „Stay­in‘ Ali­ve“ von den Bee Gees aus dem Laut­spre­cher. Die­ser Song hat die 100 Takt­schlä­ge pro Minu­te, die für die Mas­sa­ge not­wen­dig sind. Von einer Mund-zu-Mund Beatmung rät Ulrich von Hint­zen­stern ab: „Die aller wenig­sten Men­schen kön­nen die­se Metho­de effek­tiv anwen­den. Die kon­ti­nu­ier­li­che Herz­druck­mas­sa­ge bis zum Ein­tref­fen von Sani­tä­tern ist entscheidend.“

Gefahr einer Corona-Infektion?

Der Anäs­the­sist und Not­fall­me­di­zi­ner beru­higt. Die Erste-Hil­fe-Maß­nah­men kön­nen auch wäh­rend der Pan­de­mie weit­ge­hend sicher durch­ge­führt wer­den. Bei Über­prü­fung der Atmung soll auf Atem­be­we­gun­gen geach­tet wer­den, aber die Atem­we­ge nicht geöff­net wer­den und Abstand zu Mund und Nase gehal­ten wer­den. Tan­ja Schnei­der, die Erste-Hil­fe-Beauf­trag­te an der Schu­le, sagt: „Ich bin sehr dank­bar, dass Dr. Ulrich von Hint­zen­stern sich die Zeit nimmt für unse­re Schüler!“

Mehr Infor­ma­tio­nen unter https://​www​.schue​ler​ret​ten​le​ben​.de/