Neu­er Stadt­wer­ke-Stand­ort in Bay­reuth: Sie­ger des Archi­tek­ten­wett­be­werbs ste­hen fest

Der Sieger-Entwurf © h2m-Architekten
Der Sieger-Entwurf © h2m-Architekten

Die Stadt­wer­ke Bay­reuth wol­len ihren Fir­men­sitz in die Edu­ard-Bay­er­lein-Stra­ße ver­la­gern. Ein Archi­tek­ten­wett­be­werb soll­te Auf­schluss dar­über geben, wie das Gebäu­de aus­se­hen soll. Nun prä­sen­tie­ren die Stadt­wer­ke die Ergebnisse.

Dr. Roland Dietrich, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke Bayreuth

Dr. Roland Diet­rich, kauf­män­ni­scher Lei­ter der Stadt­wer­ke Bayreuth

Die Stadt­wer­ke Bay­reuth haben Gro­ßes vor: Bereits im ver­gan­ge­nen Jahr gab das Unter­neh­men bekannt, man wol­le den Haupt­sitz von der Bir­ken­stra­ße auf das Gelän­de des Stadt­bus­ver­kehrs in der Edu­ard-Bay­er­lein-Stra­ße ver­la­gern. Sowohl Auf­sichts­rat als auch der Stadt­rat haben die­sem Vor­ha­ben bereits zuge­stimmt. Vor­an­ge­gan­gen war ein umfang­rei­ches Pro­jekt, das die ver­schie­de­nen Optio­nen der Stadt­wer­ke Bay­reuth ana­ly­siert hat und bereits im Jahr 2018 begann. „Aus­gangs­punkt ist unser 50 Jah­re altes Gebäu­de in der Bir­ken­stra­ße, das in die­ser Form nicht mehr zukunfts­fä­hig ist“, sagt Dr. Roland Diet­rich, kauf­män­ni­scher Lei­ter der Stadt­wer­ke Bay­reuth. „Bau­lich gese­hen steht uns das Was­ser hier bis zum Hals.“ Mit­hil­fe exter­ner Exper­ten kri­stal­li­sier­te sich her­aus, dass ein Neu­bau in der Edu­ard-Bay­er­lein-Stra­ße die wirt­schaft­lich und betrieb­lich beste Lösung ist. „Sowohl die Moder­ni­sie­rung im Bestand, als auch ein Neu­bau in der Bir­ken­stra­ße oder auf der grü­nen Wie­se sind durchgefallen.“

Wie das neue Zuhau­se der Stadt­wer­ke aus­se­hen soll, ist jetzt greif­ba­rer als im ver­gan­ge­nen Jahr. In der Zwi­schen­zeit hat das Unter­neh­men näm­lich einen Archi­tek­ten­wett­be­werb durch­ge­führt. Im Herbst 2021 ging es los: Die Ent­schei­dung hat letzt­lich die­ses Früh­jahr ein Preis­ge­richt getrof­fen, dar­un­ter sechs soge­nann­te Fach­preis­rich­ter, alle­samt Archi­tek­ten, und fünf Sach­preis­rich­ter – dar­un­ter Ober­bür­ger­mei­ster Tho­mas Ebers­ber­ger und Stadt­wer­ke-Geschäfts­füh­rer Jür­gen Bay­er. Grund­la­ge der Ent­schei­dung waren vor­her defi­nier­te Kri­te­ri­en. „Zum einen gibt es natür­lich bau­recht­li­che Vor­ga­ben, die wir erfül­len müs­sen. Zum ande­ren haben wir defi­niert, was uns beson­ders wich­tig ist – alle die­se Kri­te­ri­en haben wir den Wett­be­werbs­teil­neh­mern im Vor­hin­ein zukom­men las­sen.“ Span­nend sei es gewe­sen: Zuerst wur­den aus 15 Arbei­ten fünf aus­ge­wählt. Im Anschluss hat die Jury zwei Preis­trä­ger gekürt. Platz eins geht an das Büro Ger­ber Archi­tek­ten aus Dort­mund, den zwei­ten Platz belegt der Ent­wurf des Büros H2M aus München.

„Kern­kri­te­ri­en sind für uns Funk­tio­na­li­tät, Wirt­schaft­lich­keit, Nach­hal­tig­keit und die städ­te­bau­li­che Ein­bin­dung“, erklärt Dr. Roland Diet­rich. Und wir sind froh, dass wir zwei Ent­wür­fe haben, die die­se Kri­te­ri­en in sehr wei­ten Tei­len erfül­len. Augen­schein­li­cher Unter­schied: Der erste Sie­ger erhält im Gegen­satz zum Zweit­plat­zier­ten das bestehen­de Schalt­haus – es wür­de ent­kernt und die Tech­nik für die not­wen­di­ge Strom­ver­tei­lung an ande­rer Stel­le unter­ge­bracht. Das Gebäu­de wie­der­um wür­de zum sozia­len Herz des Unter­neh­mens, wo Bespre­chun­gen statt­fin­den und die Mit­ar­bei­ter zusam­men­kom­men kön­nen. Alle ande­ren Gebäu­de wie Werk­statt, Büro­ge­bäu­de, Lager und Park­haus ori­en­tie­ren sich an der Aus­rich­tung des Schalt­hau­ses und grei­fen in ihrer klein­tei­li­gen Struk­tur die umge­ben­de Bebau­ung auf. „Das ist ein klei­ner Vor­teil die­ses Ent­wurfs, dass wir hier Ver­än­de­run­gen ver­mut­lich leich­ter und gün­sti­ger umset­zen kön­nen als beim zwei­ten Sie­ger“, sagt Dr. Diet­rich. „Fest steht aber, bei­de Arbei­ten funk­tio­nie­ren, andern­falls wären sie bei der Jury durch­ge­fal­len.“ In Bezug auf die Nach­hal­tig­keit punk­tet der Ent­wurf von Ger­ber Archi­tek­ten nicht nur durch den Erhalt des Schalt­hau­ses, son­dern auch durch den Ein­satz einer Holz-Beton-Hybrid-Bau­wei­se – außer­dem sieht er den Ein­satz von PV-Anla­gen vor.

Der zweit­plat­zier­te Ent­wurf gestal­tet ein S‑förmiges Gebäu­de. „Das wirkt etwas wuch­ti­ger, wür­de aber dem Prin­zip fol­gen, dass wir alle tat­säch­lich unter einem Dach arbei­ten kön­nen. Außer­dem gibt es eine groß­zü­gi­ge Grün­flä­che zur Edu­ard-Bay­er­lein-Stra­ße hin, die sowohl für unse­re Mit­ar­bei­ter als auch für unse­re Kun­den und Besu­cher sehr ein­la­dend wäre“, erklärt Dr. Roland Diet­rich. Bei der Nach­hal­tig­keit arbei­tet der Ent­wurf mit begrün­ten Dächern, einer Pho­to­vol­ta­ik­an­la­ge und einer Brett­schicht­holz­kon­struk­ti­on, die ab den Ober­ge­schos­sen zum Ein­satz käme.

Ober­bür­ger­mei­ster und Jury-Mit­glied Tho­mas Ebers­ber­ger ist zufrie­den mit den Ergeb­nis­sen des Wett­be­werbs: „Dass die Stadt­wer­ke Bay­reuth sich bau­lich fit machen müs­sen für die Zukunft, ist voll­kom­men klar. Bei­de Ent­wür­fe sind reiz­voll und kön­nen vor allem funk­tio­nie­ren. Es hat sich gelohnt, dass sich die Stadt­wer­ke in den ver­gan­ge­nen Jah­ren so viel Arbeit gemacht haben, schließ­lich muss­ten sehr vie­le Din­ge berück­sich­tigt wer­den: Wie vie­le Men­schen arbei­ten künf­tig bei den Stadt­wer­ken? Wie vie­le Park­plät­ze braucht das Unter­neh­men? Wie kön­nen Büros, Lager und Werk­stät­ten unter einen Hut gebracht wer­den, ohne dass sie den Stadt­bus­ver­kehr auf dem Gelän­de stö­ren? Das Pro­jekt­team hat auf hun­der­te Fra­gen Ant­wor­ten gefun­den. Damit ist mei­ner Mei­nung nach schon jetzt der Grund­stein für die lei­stungs­fä­hi­ge Zukunft unse­rer Stadt­wer­ke gelegt.“

Wel­cher der bei­den Ent­wür­fe letzt­lich zum Tra­gen kommt, ist aller­dings noch nicht ent­schie­den. „Wir ver­han­deln mit bei­den Büros schon bald über einen Gene­ral­pla­ner­ver­trag“, sagt Dr. Roland Diet­rich. „Sobald es ein Ergeb­nis gibt, fließt auch dies in eine fina­le Bewer­tung anhand einer Matrix ein.“ Ent­schei­dend sind dann Punk­te wie bei­spiels­wei­se das Abschnei­den beim Archi­tek­ten­wett­be­werb, die Höhe des Gesamt­ho­no­rars sowie die Pro­jekt­orga­ni­sa­ti­on und Kapa­zi­täts­be­reit­stel­lung sei­tens der Büros. Wesent­lich ist eben­falls, inwie­fern ein Ent­wurf die gewünsch­te Nach­hal­tig­keits­zer­ti­fi­zie­rung erreicht. „Als Ener­gie­ver­sor­ger wis­sen wir um unse­re Vor­bild­funk­ti­on und wol­len daher eine Zer­ti­fi­zie­rung nach den Maß­stä­ben der Deut­schen Gesell­schaft für nach­hal­ti­ges Bau­en errei­chen“, betont Dr. Dietrich.

Im Herbst wol­len die Stadt­wer­ke Bay­reuth ihre Ent­schei­dung prä­sen­tie­ren, damit noch im Jahr 2025 mit dem Umzug begon­nen wer­den kön­ne. „Wir lie­gen immer noch voll im Zeit­plan, das spricht für unse­re Arbeit und die des von uns beauf­trag­ten Pro­jekt­steue­rers.“ Ob es bei den geschätz­ten 50 Mil­lio­nen Euro blei­be, ste­he indes noch nicht fest. „Die Kosten­schät­zung beruht auf gro­ben Struk­tu­ren und Bau­ko­sten­in­di­zes“, sagt Dr. Roland Diet­rich. „Die Bau­ko­sten­stei­ge­run­gen der ver­gan­ge­nen Jah­re sind zwar bereits ein­ge­preist, nicht aber die Ent­wick­lun­gen, die durch den Krieg in der Ukrai­ne ent­stan­den sind.“

In jedem Fall brau­chen die Stadt­wer­ke Bay­reuth viel Geld. Geld, das sie durch den Ver­kauf und die Ent­wick­lung eige­ner Grund­stücke in wei­ten Tei­len erlö­sen wol­len. Ein erster Schritt war der Ver­kauf des ehe­ma­li­gen Lagers in der Spitz­weg­stra­ße. Auch die Flä­che Am Sen­del­bach, die die Stadt­wer­ke als Park­platz nut­zen, möch­te das Unter­neh­men ent­wickeln. Und nicht zuletzt das Gelän­de des heu­ti­gen Fir­men­sit­zes in der Bir­ken­stra­ße. „Letz­te­res kön­nen wir aber erst ange­hen, wenn wir das Grund­stück räu­men. Aktu­ell haben wir die Edu­ard-Bay­er­lein-Stra­ße und die bau­recht­li­chen Vor­aus­set­zun­gen im Fokus.“

In den kom­men­den bei­den Wochen laden die Stadt­wer­ke Bay­reuth die Öffent­lich­keit ein, sich die Aus­stel­lung anzusehen:

  • Wo? Bir­ken­stra­ße 2; Bit­te an der Info anmelden
  • Wann? 11. bis 22. Juli
  • Mo. bis Do. 8–16 Uhr; Fr. 8–13 Uhr