Start der Urlaubs­sai­son trifft auf feh­len­des Hotel­per­so­nal im Kreis Kulmbach

„Zahl der offe­nen Stel­len in Coro­na-Zeit um 54 Pro­zent gestiegen“

Hotel­le­rie am Limit: Zu Beginn der Haupt­rei­se­zeit fehlt in vie­len Hotels und Wirts­häu­sern im Kreis Kulm­bach das nöti­ge Per­so­nal. „Rezep­tio­ni­stin­nen, Köche, Bar­kee­per, Ser­vice- und Rei­ni­gungs­kräf­te wer­den hän­de­rin­gend gesucht. Ohne sie kann die Bran­che in der wich­tig­sten Sai­son des Jah­res nicht durch­star­ten“, sagt Micha­el Grundl von der Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten. Die NGG ver­weist auf eine Sta­ti­stik der Bun­des­agen­tur für Arbeit. Danach zähl­te das Beher­ber­gungs­ge­wer­be im Land­kreis Kulm­bach Ende Juni 20 offe­ne Stel­len – 25 Pro­zent mehr als vor genau einem Jahr und 54 Pro­zent mehr als Mit­te 2019, also vor Beginn der Corona-Pandemie.

„Für vie­le Hote­liers ist es aktu­ell ein­fa­cher, Gäste zu fin­den als Mit­ar­bei­ter. Denn in der Fol­ge von Lock­downs und Kurz­ar­beit haben etli­che Beschäf­tig­te ihre Bran­che ver­las­sen. Es kommt jetzt dar­auf an, Fach­leu­te mit guten Kon­di­tio­nen zu locken, um für die stei­gen­de Nach­fra­ge nach Urlaubs- und Geschäfts­rei­sen gewapp­net zu sein“, so NGG-Geschäfts­füh­rer Grundl.

Ein ent­schei­den­der Punkt sei die Bezah­lung. Hier habe sich bereits eini­ges getan: Mit dem neu­en Tarif­ver­trag, den die Gewerk­schaft mit dem Deut­schen Hotel- und Gast­stät­ten­ver­band (Deho­ga) aus­ge­han­delt hat, stei­gen die Ein­kom­men in Bay­ern in die­sem und näch­stem Jahr um ins­ge­samt bis zu 27 Pro­zent. Eine gelern­te Köchin mit drei Jah­ren Berufs­er­fah­rung kommt aktu­ell auf einen Stun­den­lohn von 15,68 Euro. „Wich­tig ist, dass sich die Unter­neh­men an den Tarif­ver­trag hal­ten. Beschäf­tig­te, die in einem tarif­ge­bun­de­nen Betrieb arbei­ten, haben nicht nur beim Lohn die bes­se­ren Kar­ten. Auch in punc­to Arbeits­be­din­gun­gen sind sie im Vor­teil“, betont Grundl.

Gleich­wohl sei hier „viel Luft nach oben“. Hotel­an­ge­stell­te arbei­te­ten oft dann, wenn ande­re frei haben – nachts, am Wochen­en­de oder an Fei­er­ta­gen. Das gehe zula­sten von Fami­lie und Frei­zeit. „Arbeits­zei­ten müs­sen im Sin­ne der Beschäf­tig­ten orga­ni­siert wer­den“, for­dert Grundl. Fle­xi­bi­li­tät dür­fe kei­ne Ein­bahn­stra­ße nur für die Fir­men sein.

Der Gewerk­schaf­ter mahnt die Ein­hal­tung des Arbeits­zeit­ge­set­zes an: „Auf die vor­han­de­nen Kräf­te kommt eine hohe Mehr­be­la­stung zu. Aber die gesetz­li­chen Vor­schrif­ten, die die Mit­ar­bei­ten­den schüt­zen, dür­fen nicht unter­lau­fen wer­den. Dabei las­sen sie genü­gend Spiel­räu­me, um Auf­trags­spit­zen abzu­fe­dern. Ein Her­um­ex­pe­ri­men­tie­ren am Arbeits­zeit­ge­setz, wie es die FDP in den Ber­li­ner Koali­ti­ons­ver­trag hin­ein­ver­han­delt hat, ist nicht der rich­ti­ge Weg.“ Dar­über hin­aus ermög­li­che der in Bay­ern gel­ten­de Man­tel­ta­rif­ver­trag für das Gast­ge­wer­be ein hohes Maß an Flexibilität.

Für die Beher­ber­gungs­bran­che im Land­kreis Kulm­bach rech­net Grundl mit einer hohen Aus­la­stung für die kom­men­den Mona­te: „Nach fast zwei­ein­halb Jah­ren Coro­na machen vie­le Men­schen zum ersten Mal wie­der rich­tig Urlaub. Der Tou­ris­mus im eige­nen Land steht dabei hoch im Kurs – gera­de in Bay­ern. Hin­zu kom­men die Geschäfts­rei­sen­den. Und auch man­che ver­scho­be­ne Geburts­tags- oder Hoch­zeits­fei­er wird nach­ge­holt.“ Damit die Plä­ne der Gäste nicht an feh­len­dem Per­so­nal schei­ter­ten, müs­se die Bran­che für die Beschäf­tig­ten attrak­ti­ver wer­den, ist Grundl über­zeugt. Das gelin­ge nur, indem sich Löh­ne und Arbeits­be­din­gun­gen verbesserten.

„Zwar ist klar, dass damit gera­de für klei­ne­re Betrie­be die Per­so­nal­ko­sten stei­gen“, räumt der Gewerk­schaf­ter ein. Aber anders sei­en kei­ne Men­schen mehr für den Job im Gast­ge­wer­be zu gewin­nen. Es kom­me dar­auf an, dass jetzt auch die Kun­den Ver­ständ­nis zeig­ten. „Für ein sau­be­res Hotel­zim­mer und einen guten Ser­vice soll­te man bereit sein, etwas mehr aus­zu­ge­ben. Das gilt auch im Restau­rant. Ein Schnit­zel für neun Euro ist heu­te nicht mehr mach­bar“, so Grundl.