Bam­berg: Erl­wein-Quar­tier erhält Zuspruch

Die Rea­li­tät aner­ken­nen und neu­en Stadt­teil ent­wickeln – die­se grü­ne Idee samt Home­page kom­men gut an

Über posi­ti­ve Reso­nanz für ihren Vor­schlag, das Schlacht­hof­ge­län­de zu einem „Erl­wein-Quar­tier“ zu ent­wickeln, freut sich die Stadt­rats­frak­ti­on Grü­nes Bam­berg. Vor knapp einer Woche ging der Inter­net-Auf­tritt www​.erl​wein​-quar​tier​.de online, den die Grü­nen als Platt­form und Bei­trag zur Dis­kus­si­on um die Zukunft des Schlacht­hofs ver­stan­den wis­sen wol­len. Bekannt­lich steht des­sen Betrieb in Fra­ge und kann auch auf­grund schlech­ter wirt­schaft­li­cher Ergeb­nis­se nicht mehr so wei­ter­lau­fen wie bisher.

Die Grü­nen erken­nen die Rea­li­tät, dass der Schlacht­hof kei­ne wirt­schaft­li­che Zukunft hat, an. Statt­des­sen soll auf dem Are­al ein so genann­tes „Urba­nes Gebiet“ geplant wer­den, das ein Neben­ein­an­der von Woh­nen, Arbei­ten, Frei­zeit, kul­tu­rel­len und sozia­len Ein­rich­tun­gen erlaubt. „Vie­le posi­ti­ve Rück­mel­dun­gen aus der Zivil­ge­sell­schaft haben wir hier­zu bekom­men“, resü­miert Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der Chri­sti­an Hader die ersten Tage nach dem Start der Home­page. Teil­wei­se sind die­se als Bei­trä­ge und Kom­men­ta­re auf der Home­page öffent­lich zu lesen. Aber auch aus der Bam­ber­ger Wirt­schaft, die viel­fach über Gewer­be­flä­chen­man­gel klagt, kam Zuspruch. „Wir haben Rück­mel­dun­gen von Betrie­ben erhal­ten, die sich an dem Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess betei­li­gen wol­len. Nicht zuletzt für den Erhalt von

Arbeits­plät­zen ist das ein sehr gutes Signal, und wir wol­len unse­re hei­mi­sche Wirt­schaft hier best­mög­lich unter­stüt­zen.“ Indes­sen bekräf­tigt Haders Kol­le­gin Ulri­ke Sän­ger die grü­ne Posi­ti­on nach der jüng­sten Sit­zung des Auf­sichts­rats der Schlacht­hof GmbH, in dem sie ihre Frak­ti­on ver­tritt. „Ein indu­stri­el­ler Groß­schlacht­hof unter der Füh­rung der Fir­ma Tön­nies kommt für uns nicht in Fra­ge“, stellt Sän­ger ein­deu­tig fest. Sie hat sich im Auf­sichts­rat auch erfolg­reich gegen eine Über­nah­me durch Tön­nies aus­ge­spro­chen. Der Ein­fluss des Kon­zerns ist laut Sän­ger und Hader jedoch schon jetzt der­art bestim­mend gewor­den, dass die Schlacht­hof GmbH weit von einem lokal oder regio­nal ori­en­tier­ten Betrieb ent­fernt ist.

Erschwe­rend hin­zu kommt aus ihrer Sicht, dass es rund um die Fir­ma Tön­nies immer wie­der Skan­da­le wie die jüng­sten Vor­wür­fe vom 23.06.22 gibt (vgl. https://​www​.tages​schau​.de/​i​n​v​e​s​t​i​g​a​t​i​v​/​p​a​n​o​r​a​m​a​/​w​u​r​s​t​p​r​o​d​u​k​t​e​-​s​e​p​a​r​a​t​o​r​e​n​f​l​e​i​s​c​h​-​1​0​1​.​h​tml). Für die Grü­nen ist des­halb auch klar, dass für den Schlacht­hof kein wei­te­res Steu­er­geld ver­wen­det wer­den darf. „Es ist nicht die Auf­ga­be der Bam­ber­ge­rin­nen und Bam­ber­ger, die Fir­ma Tön­nies mit Steu­er­mit­teln zu sub­ven­tio­nie­ren“, so Hader.

Das Ende des Schlacht­hofs in der jet­zi­gen Form müs­se dabei kei­nes­wegs zwangs­läu­fig das Ende von Nutz­tier-Schlach­tung im Raum Bam­berg bedeu­ten, beto­nen Hader und Sän­ger. Krea­ti­ve Lösungs­vor­schlä­ge wur­den auch hier in die grü­ner­seits initi­ier­te Debat­te ein­ge­bracht: etwa ein genos­sen­schaft­li­cher Betrieb ansäs­si­ger Metz­ge­rei­en und Bau­ern­hö­fe, oder ein Zweck­ver­band aus Stadt und Land­kreis, wofür dann auch Stand­or­te in der länd­li­chen Regi­on und somit näher an den Erzeu­gern ange­bracht wären. „Nur wenn wir uns von Tön­nies los­lö­sen, kön­nen regio­na­le Model­le in den Vor­der­grund tre­ten“, sind Sän­ger und Hader überzeugt.