Kulm­ba­cher Postil­li­on wirbt für Lan­des­aus­stel­lung 2022 in Ansbach

EKU-Wer­be­fi­gur reprä­sen­tiert Ober­fran­ken – Wil­hel­mi­nes Dra­che aus San­s­pa­reil wird in Ans­bach gezeigt

Vor weni­gen Tagen wur­de die Baye­ri­sche Lan­des­aus­stel­lung „Typisch Fran­ken?“ in Ans­bach eröff­net, der frü­he­ren Resi­denz­stadt des Mark­graft­ums Bran­den­burg-Ans­bach. Zahl­rei­che sehr bemer­kens­wer­te Expo­na­te beleuch­ten, was das Beson­de­re an Fran­ken ist oder sein soll, was Fran­ken aus­macht und was es prägt. Bis zum 6. Novem­ber 2022 wer­den in der Aus­stel­lung im barocken Oran­ge­rie­ge­bäu­de im mark­gräf­li­chen Hof­gar­ten auch Stücke aus Kulm­bach und San­s­pa­reil gezeigt.

Kulmbacher Postillion Landesausstellung Ansbach 2022

Das Kam­pa­gnen­mo­tiv für die Lan­des­aus­stel­lung „Typisch Fran­ken?“, die bis zum 6. Novem­ber 2022 in Ans­bach zu sehen ist, zeigt den von Albrecht Dürer gestal­te­ten Buch­sta­ben F ver­ziert mit drei Figu­ren, die die Fran­ken reprä­sen­tie­ren sol­len. Der EKU-Postil­li­on steht für Ober­fran­ken, Els­beth Tucher für Mit­tel­fran­ken und eine Frau in Och­sen­fur­ter Tracht für Unter­fran­ken. Foto: Haus der Baye­ri­schen Geschichte

Die Wer­be­kam­pa­gne für die Lan­des­aus­stel­lung nutzt mit einem gro­ßen Schmuck­buch­sta­ben „F“ und dem Mot­to „Typisch Fran­ken“ einen seit über 100 Jah­ren bekann­ten Wer­be­trä­ger aus Kulm­bach als Sym­bol für Ober­fran­ken: Den Postil­li­on der EKU-Braue­rei. Ent­wor­fen wur­de das Pla­kat von der Peter Schmidt Group aus München.

Der EKU-Postil­li­on sym­bo­li­siert mit zwei wei­te­ren Figu­ren die drei frän­ki­schen Regie­rungs­be­zir­ke. Der Kulm­ba­cher Post­fah­rer steht für Ober­fran­ken. Mit­tel­fran­ken wird durch das von Albrecht Dürer geschaf­fe­ne Por­trät der Nürn­ber­ge­rin Els­beth Tucher (1473 – 1517) reprä­sen­tiert, Unter­fran­ken durch eine Dame in Och­sen­fur­ter Festtagstracht.

Kulmbacher Postillion Landesausstellung Ansbach 2022

Auf Mil­lio­nen von Gegen­stän­den, wie hier einem Kulm­ba­cher Bier­krug von etwa 1930, war der EKU-Postil­li­on zwi­schen 1910 und dem Ende des 20. Jahr­hun­derts abge­bil­det. Sein Bekannt­heits­grad ließ ihn zu einem her­aus­ra­gen­den Sym­bol für das Bier­land Ober­fran­ken wer­den, das heu­te die Baye­ri­sche Lan­des­aus­stel­lung 2022 bewirbt. Foto: Peil

In der Lan­des­aus­stel­lung wird gezeigt, was Fran­ken aus­macht und prägt. Den Machern vom Haus der Baye­ri­schen Geschich­te geht es dabei auch um Kli­schees und Typi­sie­run­gen, die aber kri­tisch hin­ter­fragt wer­den. Es soll die kul­tu­rel­le und sozia­le wie auch regio­na­le Viel­falt Fran­kens dar­ge­stellt wer­den, die seit Jahr­hun­der­ten das Land an Main und Reg­nitz prägt.

Die Figur des sit­zen­den trin­ken­den Postil­li­ons für das Pla­kat ent­stammt einem Email­wer­be­schild aus dem ersten Vier­tel des 20. Jahr­hun­derts der Mar­ke EKU. Die­se Kurz­form ent­stand aus dem Namen „Erste Kulm­ba­cher Acti­en-Export­bier Braue­rei“. Das Motiv ver­deut­licht, dass Fran­ken – spe­zi­ell Ober­fran­ken – auch ein Bier­land ist. Kulm­bach galt seit der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts als das wohl wich­tig­ste Zen­trum des Frän­ki­schen Bier­ex­ports. Kulm­ba­cher Bier wur­de bereits seit den 1870er Jah­ren in wei­te Tei­le Deutsch­lands und in meh­re­re Staa­ten Euro­pas ver­sandt. Mit dabei war seit etwa 1910 für die Erste Kulm­ba­cher Akti­en­braue­rei der vom Leip­zi­ger Maler Emil Block (1884–1966) ent­wor­fe­ne Postil­li­on, der auf Bier­deckeln, Eti­ket­ten, Krü­gen und Glä­sern bald welt­weit zu fin­den war.

Kulmbacher Postillion Landesausstellung Ansbach 2022

Auf dem Kata­log zur Lan­des­aus­stel­lung „Typisch Fran­ken?“, auf Fah­nen, Wer­be­ar­ti­keln aller Art, in Bus­sen, Bah­nen, online und in Print­me­di­en wirbt der EKU-Postil­lon als Ver­tre­ter Ober­fran­kens als Bier­land. Bis 06. Novem­ber 2022 ist die Aus­stel­lung in Ans­bach in der Oran­ge­rie und der Kir­che St. Gum­ber­tus zu sehen. Foto: Haus der Baye­ri­schen Geschichte

Ganz im Sin­ne des Aus­stel­lungs­mot­tos drängt sich hier die Fra­ge auf, inwie­fern die­ser bier­trin­ken­de Post­dienst­lei­ster typisch für Fran­ken ist. „Zu den Begrif­fen, die häu­fig mit Fran­ken ver­bun­den wer­den, zählt ein­deu­tig das Bier, auch wenn es regio­nal sehr unter­schied­lich ist. Inso­fern lag es ein­fach nahe, eine bier­trin­ken­de Figur zu ver­wen­den“, begrün­det die Pres­se­spre­che­rin des Hau­ses der Baye­ri­schen Geschich­te Dr. Andrea Rüth die Wahl des EKU-Postil­li­ons als Plakatmotiv.

In kon­tem­pla­ti­ver Kon­zen­tra­ti­on schaut der sit­zen­de Postil­li­on in einen Maß­krug mit geöff­ne­tem Zinn­deckel. Des­sen Füll­stand ist nicht zu erken­nen, er könn­te aber durch­aus ein wesent­li­cher Grund für den nach­denk­li­chen Blick des Man­nes sein. Bloch hat hier eine Figur im Drei­vier­tel­pro­fi in typi­scher Berufs­tracht eines könig­lich Baye­ri­schen Post­kut­schen­fah­rers geschaf­fen mit blau­er Uni­form­jacke mit sil­ber­nen Knöp­fen, dar­un­ter eine rote Weste, eben­falls mit zwei sil­ber­nen Knopf­rei­hen, mit wei­ßer Hose sowie einem schwar­zen Zylin­der mit wei­ßem Hut­band und fron­tal sit­zen­der Kokar­de. Eine weiß­blaue Bin­de ziert den lin­ken Ober­arm. An einer weiß­blau­en Schnur hängt ihm über sei­ner rech­ten Schul­ter das sym­bol­träch­ti­ge Post­horn an der lin­ken Hüft­sei­te. Der von Bloch ins Zen­trum des Bil­des gesetz­te erho­be­ne lin­ke Zei­ge­fin­ger lässt auf eine Erkennt­nis schlie­ßen, die der Postil­li­on dem Betrach­ter im Moment des Genus­ses Kulm­ba­cher Biers ver­mit­teln möch­te. Die Figur wur­de in die­ser Aus­füh­rung ab 1910 als Wer­be­trä­ger der EKU ver­wen­det. In den 1930er Jah­ren trat noch eine wei­te­re Ver­si­on in Fron­tal­an­sicht sit­zend auf.

In der Aus­stel­lung ist der Postil­li­on nicht als hem­mungs­lo­ser Trin­ker dar­ge­stellt, son­dern als ein Genie­ßer und Ver­tre­ter der oft beschwo­re­nen guten alten Zeit, der Jahr­zehn­te wäh­ren­den Frie­dens­pe­ri­ode vor 1914. Es ist nicht bekannt, ob er eine Pau­se wäh­rend der Arbeit oder bereits Fei­er­abend bei einem Bier macht. In den mei­sten Dar­stel­lun­gen auf Wer­be­trä­gern der Braue­rei war er mit zwei Rüben oder wei­ßen Ret­ti­chen zu sehen, was auf eine Brot­zeit hin­deu­ten könn­te. Pla­kattech­ni­sche Anfor­de­run­gen führ­ten laut Mit­tei­lung des Hau­ses der Baye­ri­schen Geschich­te zu einem Ver­lust des den Bier­ge­nuss beglei­ten­den Wur­zel­ge­mü­ses in der aktu­el­len Darstellung.

„Das Wer­be­schild fin­det sich im Bestand des Hau­ses der Baye­ri­schen Geschich­te und ist in Ans­bach in der Anfangs­ab­tei­lung zu sehen. „, erläu­tert Rüth. Der könig­lich Baye­ri­sche Postil­li­on der EKU sei auch ein ein­deu­ti­ger Ver­tre­ter Bay­erns, sei­ne weiß-blau­en Ele­men­te sei­en unübersehbar.

Kulmbacher Postillion Landesausstellung Ansbach 2022

Der im Stil des Roko­ko geform­te Dra­chen von 1745 zier­te einst einen Pavil­lon im Fel­sen­gar­ten von San­s­pa­reil. Er über­dau­er­te in der Samm­lung der Gra­fen von Giech aus Thur­n­au und ist heu­te in Besitz der Fami­lie Hil­ler von Gaert­rin­gen. Foto: Alex­an­der Matthes

Der Postil­li­on ist nicht das ein­zi­ge Expo­nat aus dem Land­kreis Kulm­bach, das sei­nen Weg in die Lan­des­aus­stel­lung gefun­den hat. „Aus dem Fel­sen­gar­ten San­s­pa­reil nahe Bay­reuth stammt ein chi­ne­si­scher Dra­che aus der Zeit um 1745, der in der Abtei­lung 1 prä­sen­tiert wird“, heisst es von Sei­ten des Hau­ses der Baye­ri­schen Geschich­te. Die­ses beson­de­re Expo­nat schmück­te einst einen Pavil­lon des Mark­gra­fen­paa­res Wil­hel­mi­ne und Fried­rich über der Aeo­lus­grot­te im Fel­sen­gar­ten in San­s­pa­reil bei Thur­n­au. Die mehr­fach gewun­de­ne Dar­stel­lung des chi­ne­si­schen Glücks­brin­gers ent­sprach ganz dem Geschmack des Roko­ko. Auf einem Kup­fer­stich von Johann Georg Köp­pel von 1793 ist besag­ter Pavil­lon in San­s­pa­reil mit dem Dra­chen als Wet­ter­fah­ne dar­ge­stellt. Der Dra­che stammt aus der Samm­lung der Gra­fen von Giech aus Schloss Thur­n­au, in der er seit etwa 1830 auf­taucht. Das aus Blech gefer­tig­te Fabel­tier wur­de von der Fami­lie Hil­ler von Gaert­rin­gen zur Ver­fü­gung gestellt. Nicht zuletzt die­se bei­de Objek­te aus Kulm­bach und Thur­n­au loh­nen einen Aus­flug nach Ans­bach in eine Aus­stel­lung, in der sich alle Fran­ken auf die eine oder ande­re Wei­se wie­der­fin­den kön­nen. Es wäre eine gute Gele­gen­heit, das 9‑Eu­ro-Ticket auszuprobieren.

Infor­ma­tio­nen zur Landesausstellung

Baye­ri­sche Lan­des­aus­stel­lung 2022 „Typisch Franken?“

25. Mai – 6. Novem­ber 2022

Die Aus­stel­lung wird in der Oran­ge­rie sowie in der Stadt­kir­che St. Gum­ber­tus gezeigt

Oran­ge­rie Ans­bach, Pro­me­na­de 33, 91522 Ansbach

St. Gum­ber­tus, Johann-Seba­sti­an-Bach-Platz 5, 91522 Ansbach

Ver­an­stal­ter: Haus der Baye­ri­schen Geschich­te, Stadt Ans­bach und Baye­ri­sche Ver­wal­tung der staat­li­chen Schlös­ser, Gär­ten und Seen

Ein­tritts­prei­se

Erwach­se­ne: 12,00 €

Ermä­ßigt: 10,00 € (z. B. Senio­ren, Schwer­be­hin­der­te, Grup­pen ab 15 Personen)

Ein­tritt frei: Kin­der und Jugend­li­che bis 18 Jah­re, Schü­ler im Klas­sen­ver­band und Stu­die­ren­de bis 30 Jahre

http://​www​.hdbg​.de/​t​y​p​i​s​c​h​f​r​a​n​ken