Hei­mat­kun­de am Sonn­tag: Die Stempfermühle

Symbolbild Heimatkunde

„Bam­ber­gisch, katho­lisch, im Land­ge­richt Pot­ten­stein, mit 8 Bewoh­nern. Sie liegt unter­halb Göß­wein­stein an der Wie­sent in einer roman­ti­schen Gegend, und hat die Merk­wür­dig­keit, dass sie nicht vom Flus­se, son­dern von drei aus dem Berg her­vor­bre­chen­den star­ken Quel­len getrie­ben wird“, berich­te­te der Rei­se­schrift­stel­ler Josef Hel­ler in sei­nem berühm­ten Rei­se­füh­rer „Mug­gen­dorf und sei­ne Umge­bun­gen oder die frän­ki­sche Schweiz“ von 1829. 30 Jah­re spä­ter bau­te die Markt­ge­mein­de Göß­wein­stein hier ihr erstes Was­ser­werk, mit dem sie das Trink­was­ser hin­auf nach Göß­wein­stein transportierte.

Die Stempfermühle auf einer Postkarte von 1901 (Poststempel). Auf der Postkarte ist noch das alte Gebäude aus 16. Jahrhundert zu sehen. Repro: Reinhard Löwisch

Die Stemp­fer­müh­le auf einer Post­kar­te von 1901 (Post­stem­pel). Auf der Post­kar­te ist noch das alte Gebäu­de aus 16. Jahr­hun­dert zu sehen. Repro: Rein­hard Löwisch

Seit über 500 Jah­ren gibt es die Stemp­fer­müh­le nun schon, frü­her als Ölmüh­le, spä­ter als Getrei­de­müh­le und heu­te, wie vie­le ande­re Müh­len auch, als belieb­te Aus­flugs­gast­stät­te mit Bier­gar­ten und seit 1900 auch mit Boots­ver­leih. Sie war die berühm­te­ste aller Stu­den­ten­knei­pen in der Frän­ki­schen Schweiz mein­te der Hei­mat­schrift­stel­ler August Sieg­hardt. Vik­tor von Schef­fel war einer der zahl­rei­chen pro­mi­nen­ten Gäste. Auf der Post­kar­te ist noch die alte Stemp­fer­müh­le aus 16. Jahr­hun­dert zu sehen. Das Haus wur­de im April 1945 ein Raub der Flam­men, als die Ame­ri­ka­ner bei ihrem Durch­marsch durch die Frän­ki­sche Schweiz hier von einer Hand­voll ver­blen­de­ter Nazis aus Pot­ten­stein beschos­sen wur­den. Die Ame­ri­ka­ner schos­sen zurück und leg­ten das Anwe­sen in Schutt und Asche. Vier Jah­re spä­ter wur­de die heu­ti­ge Stemp­fer­müh­le aufgebaut.

4 Antworten

  1. Brendel Armin sagt:

    Hal­lo,
    woher wis­sen Sie, dass die­se ver­blen­de­ten Nazis aus Pot­ten­stein kamen.
    Die­ser Satz bringt grund­los die Stadt Pot­ten­stein in Misskredit.
    Nur zur Erin­ne­rung, im sogen. 3.Reich waren sämt­li­che Beam­te, Schul­mei­ster und öffent­li­che Per­so­nen etc. bei den Nazis.
    Armin Bren­del aus Gößweinstein

  2. L. Preusch sagt:

    Nur zur Erin­ne­rung, Herr Bren­del, damit es nicht in Ver­ges­sen­heit gerät:

    In Pot­ten­stein war eine Ein­heit der Waf­fen-SS sta­tio­niert, um das dor­ti­ge KZ Außen­la­ger zu bewa­chen. Deren Kom­man­do­füh­rer wird nach dem Krieg auf­grund zahl­rei­cher Mor­de hingerichtet.
    Die Zwangs­ar­bei­ter hat­ten u. a. die Teu­fels­höh­le zu erschlie­ssen und einen Stau­see, heu­te bekannt als Schön­grund­see aus­zu­he­ben. Der See soll­te damals den Sol­da­ten als Was­se­rü­bungs­platz dienen.
    Unter­ge­bracht waren die Gefan­ge­nen in der Mager-Scheu­ne, sprich der Scheu­ne der Brauerei.
    In Pot­ten­stein war bis zur Umbe­nen­nung 2001 eine Stra­ße nach dem SS-Grup­pen­füh­rer Hans Brand, dem Initia­tor des KZ-Außen­la­gers benannt.

  3. Thomas Weichert sagt:

    @L.Preusch Sie betrei­ben hier­mit Geschichts­ver­dre­hung. In Pot­ten­stein am Ber­nitz war kei­ne Ein­hait der Waf­fen-SS sta­tio­niert, son­dern die Karst­wehr. SS-Ober­sturm­band­füh­rer und Teu­fels­höh­len­ent­decker war auch nicht Chef die­ser SS-Karst­wehr und wur­de auch nicht hin­ge­rich­tet. Ihm wur­de im Ent­na­zi­fi­zie­rungs­fer­fah­ren in Nürn­berg nicht die ger­in­ste Schuld zur Last gelegt. Zwangs­ar­bei­ter des KZ-Flos­sen­bürg haben auch weder den heu­ti­gen Schön­grund­see aus­ge­ho­ben, noch die Teu­fels­höh­le mit erschlos­sen, die schon vor 100 Jah­ren erschlos­sen wur­de, als es das Drit­te Reich noch gar nicht gab. Ich habe mich aus­führ­lich mit der gan­zen The­ma­tik beschäftigt.

  4. Thomas Weichert sagt:

    Kom­man­deur der SS-Karst­wehr war auch nie Hans Brand sondern: 

    SS-Ober­sturm­bann­füh­rer Karl Marx (August 1944 bis 5. Dezem­ber 1944)
    SS-Sturm­bann­füh­rer Wer­ner Hahn (5. Dezem­ber 1944 bis 10. Febru­ar 1945)
    SS-Ober­füh­rer Adolf Wag­ner (10. Febru­ar 1945 bis 8. Mai 1945)

    Quar­tier­mei­ster war SS-Haupt­sturm­füh­rer Nor­bert Engel