Die Regi­on als „Was­ser­schwamm“ – Wie muss Ober­fran­ken auf den Kli­ma­wan­del reagieren?

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Pro­jekt an der Hoch­schu­le Hof gestartet

Der Kli­ma­wan­del und sei­ne oft ver­hee­ren­den Fol­gen sind welt­weit all­ge­gen­wär­tig. Ein Pro­jekt an der Hoch­schu­le Hof wid­met sich im kom­men­den Jahr nun den kon­kre­ten Fol­gen für den länd­li­chen Raum in der Regi­on Ober­fran­ken. Die For­scher des Insti­tuts für Was­ser- und Ener­gie­ma­nage­ment (iwe) möch­ten ein Kon­zept für regio­na­le Kli­ma­an­pas­sung ent­wickeln, das durch die Ein­bin­dung digi­ta­ler Ele­men­te unter ande­rem Trocken­pe­ri­oden und Stark­re­gen im Was­ser­ma­nage­ment aus­glei­chen kann – ein bis­lang ein­ma­li­ges Projekt.

„Smart Spon­ge Regi­on (SPO­RE)“ – zu Deutsch: „Intel­li­gen­te Schwamm­re­gi­on“ – ist der Titel des Anfang Mai gestar­te­ten Pilot­pro­jek­tes, das bis Ende Okto­ber 2023 abge­schlos­sen sein soll. Der Name ist dabei Pro­gramm: Wie ein Schwamm soll die Regi­on zukünf­tig mit ihren Was­ser­res­sour­cen umge­hen und so die Grund­la­ge dafür legen, dass ein Aus­gleich zwi­schen Trocken­heits­pe­ri­oden und den zuneh­men­den Stark­re­gen­er­eig­nis­sen erfol­gen kann.

Siche­rung der Grund­la­gen für Mensch und Tier

Dr. Stephan Wagner, Projektleiter

Dr. Ste­phan Wag­ner, Projektleiter

„Wir möch­ten her­aus­fin­den, wel­chen Anpas­sungs­be­darf an den Kli­ma­wan­del es bei uns gibt – im Hin­blick auf Land- und Forst­wirt­schaft, aber auch mit Blick auf die Was­ser­wirt­schaft für Sied­lun­gen“, erläu­tert Pro­jekt­lei­ter Dr. Ste­phan Wag­ner das Ziel der For­schen­den. Unter ande­rem zusam­men mit Kom­mu­nen und Unter­neh­men sol­len anhand regio­na­ler Pro­gno­sen für die Kli­ma­ver­än­de­rung Lösun­gen erar­bei­tet wer­den, um öko­lo­gi­sche Grund­funk­tio­nen und einen nach­hal­ti­gen Umgang mit Was­ser­res­sour­cen sicher­zu­stel­len. „Letzt­lich geht es dabei am Ende um nichts weni­ger als die Siche­rung der wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung in der Regi­on und um den Erhalt der Lebens­qua­li­tät für Mensch und Tier“, so Dr. Wag­ner weiter.

Detail­lier­te Unter­su­chung des länd­li­chen Raums

Das Kon­zept der „Schwamm­re­gi­on“ fußt dabei auf einer syste­ma­ti­schen Unter­su­chung der not­wen­di­gen Kli­ma­wan­del­an­pas­sung des länd­li­chen Raums und sei­ner urba­nen Zentren.

„Ober­fran­ken wird auch zukünf­tig mit trock­ne­ren Som­mern mit kur­zen inten­si­ven Nie­der­schlä­gen kon­fron­tiert. Das führt z.B. zu Trocken­stress der Bäu­me und es kommt ver­mehrt zum Wald­ster­ben bei­spiels­wei­se durch Bor­ken­kä­fer­be­fall. Wei­te­re Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels kön­nen auch Über­flu­tun­gen infol­ge von Stark­re­gen­er­eig­nis­sen, die Absen­kung des Grund­was­ser­spie­gels, Ern­te­aus­fall, Wald­ster­ben sowie Wald- und Flä­chen­brän­den infol­ge lang­an­hal­ten­der Trocken­heit sein“ so Dr. Ste­phan Wag­ner. Unbe­kannt sei bis­her, wie stark die Regi­on davon betrof­fen sein wer­de und wo dem­nach Anpas­sungs­maß­nah­men beson­ders not­wen­dig sind. „Für die Regi­on Ober­fran­ken sol­len im Pro­jekt SPO­RE des­halb zunächst die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels auf den Was­ser­haus­halt klein­städ­ti­scher Struk­tu­ren sowie land­wirt­schaft­lich genutz­ter Flä­chen und Wäl­der ermit­telt wer­den. Für die am schwer­sten betrof­fe­nen Berei­che wer­den weg­wei­sen­de und regio­na­le Lösun­gen für Anpas­sungs­maß­nah­men ent­wickelt. Dazu zäh­len z.B. die Wie­der­vern­äs­sung von Wäl­dern, die Gestal­tung was­ser­re­si­li­en­ter Neu­bau­sied­lun­gen und die Wie­der­ver­wer­tung von Abwas­ser zur Bewäs­se­rung“, so Wagner.

Digi­ta­li­sie­rung für eine bes­se­re Vernetzung

„Unser Vor­ha­ben ist in die­ser Form bis­lang ein­ma­lig – auch, da bis­lang meist die Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels auf Küsten­re­gio­nen oder urba­ne Regio­nen unter­sucht wur­den“, freut sich auch Prof. Gün­ter Mül­ler-Czy­gan, der die Lei­tung des Pro­jek­tes ab Juli über­neh­men wird. Der Stif­tungs­pro­fes­sor beleuch­tet an der Hoch­schu­le Hof im Rah­men vie­ler Pro­jek­te die fort­schrei­ten­de Digi­ta­li­sie­rung der Was­ser­wirt­schaft, die auch in Bezug auf den Kli­ma­wan­del von Vor­teil sein dürf­te: „Die kli­ma­ti­sche Ver­än­de­rung ist bereits heu­te zum Teil nicht mehr zu stop­pen. Dar­um bedarf es intel­li­gen­ter und moder­ner Lösun­gen, um sei­ne Fol­gen für die Mensch­heit so erträg­lich wie mög­lich zu machen. Die Digi­ta­li­sie­rung schafft Ver­net­zung und ver­sorgt uns mit vie­len und schnel­len Infor­ma­tio­nen, die wir nüt­zen kön­nen“, so Prof. Mül­ler-Czy­gan. So soll der Ein­bau digi­ta­ler Ele­men­te in das Was­ser­ma­nage­ment dazu füh­ren, die „Schwamm­funk­ti­on“ zu einer best­mög­li­chen Nut­zung der Was­ser­res­sour­cen zu stärken.

Ent­wick­lung drei­er kon­kre­ter Pilotvorhaben

Das Pro­jekt selbst glie­dert sich in zwei Pha­sen. In Pha­se eins ent­wickelt die Hoch­schu­le Hof das Kon­zept der Schwamm­re­gi­on und ermit­telt den Bedarf an Anpas­sungs­maß­nah­men an den Kli­ma­wan­del. Das hei­mi­sche Kom­pe­tenz­netz­werk Was­ser und Ener­gie e.V., das auch die Pro­jekt­idee ent­wickel­te, unter­stützt die For­schen­den beim Auf­bau des Netz­werks und bei der Bedarfs­er­mitt­lung durch die Orga­ni­sa­ti­on und Durch­füh­rung von Wis­sens­trans­fer-Work­shops. In der Pha­se zwei wer­den dann fünf Pro­jekt­ideen als Pilot­vor­ha­ben von Hoch­schu­le und ihren Part­nern erar­bei­tet. Drei der Pilot­vor­ha­ben sol­len so weit ent­wickelt wer­den, dass eine Umset­zung im Anschluss an das Pro­jekt SPO­RE mach­bar wird.

För­de­rung

Die für die Rea­li­sie­rung des For­schungs­pro­jek­tes erfor­der­li­chen För­der­mit­tel wur­den bei der Wilo Stif­tung und bei der Hoch­schu­le Hof erfolg­reich bean­tragt. Neben dem Kom­pe­tenz­netz­werk Was­ser und Ener­gie e.V. aus Hof unter­stützt auch die Fern­was­ser­ver­sor­gung Kro­nach das Projekt.