Blick über den Zaun: „Betrei­ber­wech­sel im Impf­zen­trum Röthen­bach“ – Die Mal­te­ser zie­hen Bilanz!

Betreiberwechsel Impfzentrum Röthenbach Malteser 2022
Das Team der Malteser verabschiedet sich Ende Juni aus dem Impfzentrum Röthenbach. Foto: Mark Lavery / Malteser

Betrei­ber­wech­sel im Impfzentrum

Fast 150 000 Imp­fun­gen in Röthen­bach: Die Mal­te­ser zie­hen Bilanz

Wenn die Mal­te­ser am 30. Juni aus dem Impf­zen­trum Röthen­bach zie­hen, dann wird dies mit einer gehö­ri­gen Por­ti­on Weh­mut pas­sie­ren. „Wir sind und waren ger­ne hier – und wären eben­so ger­ne auch noch geblie­ben“, sagt Mal­te­ser-Pro­jekt­lei­ter Roland Schiff­mann. Der Haupt­grund: „In der all­ge­mei­nen Hilf­lo­sig­keit der Pan­de­mie waren wir im Impf­zen­trum sozu­sa­gen der Gegen­part: Wir konn­ten den Men­schen hel­fen! Das hat das gan­ze Team unheim­lich stark gemacht und Tag für Tag moti­viert“, betont Schiff­mann. Ab 1. Juli wird es nun einen Betrei­ber­wech­sel geben. Das Land­rats­amt Nürn­ber­ger Land muss­te den Betrieb des Impf­zen­trums (IZ) neu aus­schrei­ben und dem wirt­schaft­lich­sten Ange­bot den Zuschlag erteilen.

Die Fak­ten

Was bei allen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern des Impf­zen­trums Röthen­bach blei­ben wird, ist der stol­ze Blick auf die Arbeit der zurück­lie­gen­den 19 Mona­te: Im Impf­zen­trum sowie über die mobi­len Teams wur­den rund 148 000 Imp­fun­gen ver­ab­reicht. Ins­ge­samt waren bei den Mal­te­sern über 200 ver­schie­de­ne Per­so­nen beschäf­tigt. In den Hoch­zei­ten des Imp­fens sorg­ten über 100 Mit­ar­bei­ten­de gleich­zei­tig in Röthen­bach dafür, dass die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger mit Impf­stoff ver­sorgt wur­den. Den Tages­re­kord ver­zeich­ne­ten die Mal­te­ser am Kar­sams­tag 2021 mit 744 Imp­fun­gen. „Das war gleich­zei­tig auch unser erster gro­ßer Auf­re­ger, weil an die­sem Tag die Feu­er­wehr den Ver­kehr vor dem Impf­zen­trum regeln muss­te“, erin­nert sich der Ver­wal­tungs­lei­ter der Ein­rich­tung, Micha­el Klei­der. Der­zeit arbei­ten noch 41 Per­so­nen im IZ.

Die Emo­tio­nen

Der Blick zurück ist für die Mal­te­ser aber mehr als blo­ße Fak­ten und Zah­len. „Die vie­len emo­tio­na­len Momen­te haben natür­lich auch uns Mit­ar­bei­ter tief berührt“, sagt Klei­der. Und deren gab es vie­le: Die Freu­den­trä­nen der ersten hoch­be­tag­ten Senio­rin­nen und Senio­ren in den ersten Wochen der Impf­kam­pa­gne, dass sie den ersehn­ten Schutz gegen eine CoronaInfektion bekom­men haben. Trä­nen der Wut hin­ge­gen gab es am Anfang bei vie­len Impf­wil­li­gen, die wegen der Prio­ri­sie­rung eben noch nicht geimpft wer­den durf­ten. „Die­se stän­di­gen Debat­ten mit Leu­ten, die plötz­lich vor uns stan­den, haben auch bei unse­rem Per­so­nal tie­fe Spu­ren hin­ter­las­sen“, blickt Klei­der zurück. Ein wun­der­ba­rer Moment war für das Team in Röthen­bach, als die ersten Kin­der zum Imp­fen kamen. „Die Kin­der waren in aller Regel und ent­ge­gen allen Befürch­tun­gen bestens drauf. Die­se pure Lebens­freu­de hat ange­steckt. Das sind die Augen­blicke, wo Du weißt, war­um Du die­sen Job machst“, unter­streicht Kleider.

Die Zusam­men­ar­beit

Die „vie­len dank­ba­ren Rück­mel­dun­gen der Geimpf­ten“ sind auch für Dr. Chri­sti­an Stock, stell­ver­tre­ten­der Bezirks­ge­schäfts­füh­rer der Mal­te­ser in Nürn­berg und ver­ant­wort­lich für den Betrieb des IZ, der Grund dafür, war­um sich die Mal­te­ser jeder­zeit wie­der enga­gie­ren wür­den. Allein des­halb fällt Stocks Bilanz der 19 Mona­te in Röthen­bach posi­tiv aus. „Und dann haben mich das Enga­ge­ment und die Fle­xi­bi­li­tät der Mit­ar­bei­ten­den beein­druckt. Die­ses Team war unser Erfolg.“ Froh ist Stock auch dar­über, dass die Zusam­men­ar­beit aller Betei­lig­ten stets von einem „guten und har­mo­ni­schen Mit­ein­an­der“ geprägt gewe­sen sei: mit den Kom­mu­nen, dem Land­rats­amt, dem Land­kreis – und nicht zuletzt mit dem Koope­ra­ti­ons­part­ner vom Baye­ri­schen Roten Kreuz (BRK), der abwech­selnd den Betrieb der Außen­stel­len in Hers­bruck und Alt­dorf über­nom­men hat­te und bis zuletzt auch mit mobi­len Teams im Land­kreis unter­wegs war. Mar­kus Deyh­le vom BRK-Kreis­ver­band Nürn­ber­ger Land spielt die­sen Ball zurück: „Hier waren zwei star­ke Part­ner unter­wegs, die sich her­vor­ra­gend ergänzt haben. Uns hat die Zusam­men­ar­beit mit den Mal­te­sern sehr viel Spaß gemacht.“

Die Pro­ble­me

Pro­jekt­lei­ter Roland Schiff­mann will aber nicht ver­schwei­gen, dass in den mehr als ein­ein­halb Jah­ren in Röthen­bach auch nicht alles rund lief. „Am schlimm­sten waren für uns die­se stän­di­gen Auf und Abs. Ein Bei­spiel: Zuerst muss­ten wir die­sen unge­heu­ren Run auf das Impf­zen­trum in ordent­li­che Bah­nen len­ken. Und jetzt zum Schluss war das Impf­zen­trum nahe­zu leer. Dazu kam die feh­len­de Klar­heit für uns Ver­ant­wort­li­che und die Mit­ar­bei­ter: Immer wie­der änder­ten sich die Vor­ga­ben der Lan­des- und Bun­des­po­li­tik, auf die wir teils inner­halb von Tagen reagie­ren muss­ten. Den Ärger der Leu­te haben dann wir abbe­kom­men“, so Schiffmann.

Mit gro­ßem Bedau­ern denkt Schiff­mann an die Vor­fäl­le von Anfang die­ses Jah­res zurück, als zwei Mit­ar­bei­te­rin­nen des IZ Impf­zer­ti­fi­ka­te gefälscht hat­ten. „Wir haben sofort reagiert, die Poli­zei ein­ge­schal­tet, unse­re Abläu­fe geprüft – trotz­dem sind das Stör­feu­er, die wir nicht gebraucht hätten.“

Die Zukunft

Die Mal­te­ser haben in der größ­ten Pan­de­mie der jün­ge­ren Geschich­te im Auf­trag des Land­rats­amts im Dezem­ber 2020 im Nürn­ber­ger Land nahe­zu aus dem Stand ein Impf­zen­trum auf­ge­baut und erfolg­reich betrie­ben. Ab 1. Juli sind nun ande­re dran. Geschäfts­füh­rer Chri­sti­an Stock: „Wir wün­schen unse­rem Nach­fol­ger und dem Land­rats­amt für den wei­te­ren Betrieb alles Gute!“