ADFC und Radent­scheid Erlan­gen: Voerst kei­ne Zusam­men­ar­beit mit Stadt

ADFC Erlan­gen und Radent­scheid Erlan­gen stel­len Zusam­men­ar­beit mit Stadt vor­erst ein

CSU und SPD beu­gen sich im April dem Druck der Kli­nik­di­rek­ti­on und beschlie­ßen mit den Stim­men der FDP, ent­ge­gen der Emp­feh­lung von Ver­wal­tung und Umwelt- , Ver­kehrs- und Pla­nungs­bei­rat, die Minimallösung.

Die Uni­ver­si­täts­stra­ße, in der schon seit Jah­ren der Rad­ver­kehr die vor­herr­schen­de Ver­kehrs­art ist, wird nur im Bereich zwi­schen Huge­not­ten­platz und Fahr­stra­ße als Fahr­rad­stra­ße aus­ge­wie­sen. CSU und SPD bre­chen somit ihr Wort aus der Febru­ar-UVPA Sit­zung, dass die Aus­wei­sung der gesam­ten Uni­ver­si­täts­stra­ße als Fahr­rad­stra­ße unstrit­tig sei.

Lei­der ist die­ser Beschluss ein fata­les Zei­chen für die Mit­ar­bei­ten­den in der Stadt­ver­wal­tung. Es fehlt anschei­nend der Rück­halt, wenn sich Stadt­rat und Ober­bür­ger­mei­ster – ober­ster Chef der Ver­wal­tung – gegen die Pla­nun­gen der eige­nen Mit­ar­bei­ten­den stel­len, obwohl die­se Pla­nun­gen genau im Sin­ne der zuvor vom Stadt­rat beschlos­se­nen Zie­le ange­fer­tigt wur­den. Unter­schwel­lig wer­den hier­durch auto­ge­rech­te Pla­nun­gen moti­viert. Der Beschluss sug­ge­riert näm­lich, dass auf die­sem Wege inter­ne Wider­stän­de und zer­mür­ben­de nach­ge­la­ger­te poli­ti­sche Dis­kus­sio­nen ver­mie­den wer­den können.

Der Ver­lust von zwei sehr enga­gier­ten Stadt­pla­nern in der Ver­wal­tung hat die Abar­bei­tung vie­ler The­men in den letz­ten Mona­ten bereits spür­bar ausgebremst.

Die Ein­ar­bei­tung neu­er Planer*innen kostet wert­vol­le Zeit, wel­che für die Umset­zung einer erfolg­rei­chen Mobi­li­täts­wen­de in Erlan­gen vor­erst fehlt. Für die­ses Jahr ver­spro­che­ne Maß­nah­men, wie z.B. die Ein­rich­tung von Schul­stra­ßen, wel­che der Ver­kehrs­si­cher­heit von Schüler*innen die­nen, sol­len 2022 nicht mehr umge­setzt wer­den. Ob der Zukunfts­plan Fahr­rad­stadt wie ver­ein­bart abge­ar­bei­tet wer­den kann, bleibt daher stark zu bezweifeln.

Nach die­sem Beschluss ist die Ver­trau­ens­ba­sis für eine wei­te­re Zusam­men­ar­beit mit der Stadt für uns aktu­ell nicht mehr gege­ben. Wir haben nicht das Gefühl, dass ehren­amt­li­cher Auf­wand und Ertrag noch in einem gesun­den Ver­hält­nis zuein­an­der ste­hen. Die Stadt scheint den Zeit­auf­wand auf Sei­ten der Ehren­amt­li­chen nicht zu schätzen.

Der ADFC und die BI Radent­scheid wer­den aus die­sen Grün­den bis zu den Som­mer­fe­ri­en ihre Zusam­men­ar­beit mit der Stadt ein­stel­len, um zu über­le­gen, ob und wie eine wei­te­re ver­trau­ens­vol­le Zusam­men­ar­beit noch zu gestal­ten ist. In unse­re Über­le­gun­gen zur wei­te­ren Zusam­men­ar­beit las­sen wir natür­lich auch alle Signa­le ein­flie­ßen, die von Sei­ten der Stadt oder der Poli­tik kom­men sollten.

Gera­de ange­sichts der anste­hen­den Rezer­ti­fi­zie­rung der Stadt als fahr­rad­freund­li­che Kom­mu­ne gehen wir davon aus, dass der Auf­bau einer Ver­trau­ens­ba­sis im Inter­es­se aller Sei­ten ist.

Kon­kret heißt das nach über 30 Jah­ren kei­ne Teil­nah­me mehr an der AG Rad­ver­kehr und der Aus­stieg aus der erst jüngst gebil­de­ten Stake­hol­der­Grup­pe für den Kli­ma-Auf­bruch. Die im Rah­men des Bür­ger­be­geh­rens „Erlan­gen, tritt in die Peda­le!“ – Radent­scheid für eine lebens­wer­te Stadt gesam­mel­ten Unter­schrif­ten wer­den nicht ver­nich­tet und wei­ter­hin aufbewahrt.

Wir sind ange­tre­ten, um uns ehren­amt­lich für ein siche­res Mit­ein­an­der im Ver­kehr, eine Ver­bes­se­rung der Rad­in­fra­struk­tur und eine kli­ma­neu­tra­le Mobi­li­tät in Erlan­gen ein­zu­set­zen. Dabei haben wir stets alle Bür­ge­rin­nen und Bür­ger die­ser Stadt im Blick. Wir mer­ken an die­ser Stel­le aber, dass Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen nur laut und deut­lich kom­mu­ni­ziert wer­den müs­sen, um sich durch­zu­set­zen. Dem kön­nen wir nichts entgegensetzen.

Unser ehren­amt­li­ches Enga­ge­ment wird durch die 180°-Wende des Stadt­rats im Fal­le der Uni­ver­si­täts­stra­ße ad absur­dum geführt. Wenn bereits eine recht ein­fach umzu­set­zen­de Maß­nah­me wie die­se, zer­re­det und auf­ge­weicht wird, muss ange­zwei­felt wer­den, dass die Stadt Erlan­gen ihre ambi­tio­nier­ten Zie­le, vor 2030 kli­ma­neu­tral zu wer­den und eine ech­te Mobi­li­täts­wen­de umzu­set­zen, errei­chen wird.

Klaus Hel­gert, Kreis­vor­sit­zen­der des ADFC Erlan­gen, ergänzt: “Alle dafür erfor­der­li­chen Maß­nah­men sind mitt­ler­wei­le bekannt. Jede Bür­ge­rin, jeder Bür­ger, kann sie in der Grund­la­gen­stu­die Kli­ma­not­stand, im Ver­kehrs­ent­wick­lungs- und Mobi­li­täts­plan 2030 und im Zukunfts­plan Fahr­rad­stadt nach­le­sen. Nun gilt es, die­se Maß­nah­men auch kon­se­quent umzu­set­zen! Es darf kei­ne Zeit mehr durch wei­te­re unsin­ni­ge Dis­kus­sio­nen und das Ver­har­ren im Klein-Klein ver­schwen­det werden.”

Über den ADFC

Der All­ge­mei­ne Deut­sche Fahr­rad-Club e.V. (ADFC) ist mit bun­des­weit mehr als 200.000 Mit­glie­dern, davon mehr als 30.000 in Bay­ern, die größ­te Inter­es­sen­ver­tre­tung der Rad­fah­re­rin­nen und Rad­fah­rer in Deutsch­land und welt­weit. Er berät in allen Fra­gen rund ums Fahr­rad: Recht, Tech­nik und Tou­ris­mus. Poli­tisch enga­giert sich der ADFC auf regio­na­ler, natio­na­ler und inter­na­tio­na­ler Ebe­ne für die kon­se­quen­te För­de­rung des Radverkehrs.

Über den Radent­scheid Erlangen 

Der Radent­scheid Erlan­gen ist ein Bür­ger­be­geh­ren einer frei­en Bür­ger­initia­ti­ve, die an kei­ne poli­ti­sche Par­tei andockt. Mit dem Radent­scheid set­zen wir uns für eine bes­se­re Fahr­rad-Infra­struk­tur in Erlan­gen ein. Wir wol­len, dass Men­schen jeden Alters und unab­hän­gig von Geschlecht und Fit­ness ger­ne und sicher Rad fahren.