Krieg in der Ukrai­ne wirft auch Sicher­heits­fra­gen in Bam­berg auf

Auf dem Dach der Luitpoldschule ist noch eine Sirenenanlage montiert, allerdings nicht mehr einsatzbereit. © Stadtarchiv Bamberg, Jürgen Schraudner
Auf dem Dach der Luitpoldschule ist noch eine Sirenenanlage montiert, allerdings nicht mehr einsatzbereit. © Stadtarchiv Bamberg, Jürgen Schraudner

Wo gibt es Schutz­räu­me in Bam­berg? Wie wird alar­miert? Die wich­tig­sten Fra­gen und Antworten.

Der Krieg in der Ukrai­ne lässt die Men­schen in Euro­pa in Gedan­ken 33 Jah­re zurück­fal­len – in die Zeit vor der Wie­der­ver­ei­ni­gung, als die Welt in West und Ost getrennt war und sich bei­de Sei­ten belau­er­ten. Plötz­lich stel­len sich im Her­zen des Kon­ti­nents wie­der Fra­gen der Sicher­heit, über die sich kei­ner mehr Gedan­ken machen woll­te. Auch in der Stadt Bam­berg tau­chen die­se zwangs­läu­fig auf. Hier gibt es die wesent­li­chen Ant­wor­ten darauf.

Gibt es in Bam­berg noch Schutz­räu­me, die im Ernst­fall genutzt wer­den können?

In der Stadt Bam­berg sind aktu­ell etwa 5400 Schutz­plät­ze (von ehe­mals 11.000) vor­han­den – trotz der erheb­li­chen Ein­spar­maß­nah­men des Bun­des in den ver­gan­ge­nen gut 20 Jah­ren. Als Fol­ge der jahr­zehn­te­lan­gen Ein­spa­run­gen und feh­len­den Inve­sti­tio­nen muss aller­dings der tech­ni­sche Zustand der Anla­gen zumin­dest teil­wei­se kri­tisch hin­ter­fragt wer­den. Zusätz­lich wür­den auch Tief­ga­ra­gen, über denen Gebäu­de ste­hen, und Kel­ler in Wohn­häu­sern für einen gewis­sen Schutz sorgen.

Wo sind die Schutz­räu­me zu finden?

Fol­gen­de Schutz­räu­me gibt es nach aktu­el­lem Stand in der Stadt Bamberg:

  • Mehr­zweck­an­la­ge Maga­zin­stra­ße (425 Plätze)
  • Mehr­zweck­an­la­ge Ber­li­ner Ring (1.951 Plätze)
  • Mehr­zweck­an­la­ge Trim­berg­stra­ße (1.596 Plätze)
  • Mehr­zweck­an­la­ge Wei­den­damm (317 Plätze)
  • Mehr­zweck­an­la­ge Bir­ken­gra­ben (419 Plätze)
  • Mehr­zweck­an­la­ge Sutrist­ra­ße (248 Plätze)
  • Schutz­raum Wie­land­stol­len (455 Plätze)

Wird es bei die­ser Aus­stat­tung bleiben?

Der Krieg in der Ukrai­ne zwingt Euro­pa und auch Deutsch­land zu einer Neu­be­wer­tung der Sicher­heits­la­ge und der künf­ti­gen Aus­rich­tung auch des Bevöl­ke­rungs­schut­zes. „Neben ver­stärk­ten Inve­sti­tio­nen in die Ein­satz­be­reit­schaft der Bun­des­wehr müs­sen aus kom­mu­na­ler Sicht auch zwin­gend wie­der erheb­li­che Inve­sti­tio­nen in den Zivil­schutz getä­tigt wer­den“, erklärt Sicher­heits­re­fe­rent Chri­sti­an Hin­ter­stein. Das Ziel müs­se es sein, wie­der mehr Schutz­mög­lich­kei­ten in Deutsch­land und auch in Bam­berg zu schaffen

Gibt es noch aku­sti­sche Warn­an­la­gen im Stadtgebiet?

Im Bam­ber­ger Stadt­ge­biet exi­stie­ren aktu­ell kei­ne Sire­nen­an­la­gen zur War­nung der Bevöl­ke­rung. Die ehe­mals vor­han­de­nen Sire­nen in Bam­berg waren aus­schließ­lich für die Bevöl­ke­rungs­war­nung auf Bun­des­ko­sten errich­tet und betrie­ben wor­den. Die­se Anla­gen wur­den Anfang der 1990er-Jah­re auf­grund der dama­li­gen Neu­be­wer­tung der Sicher­heits­la­ge nach Ende des „Kal­ten Krie­ges“ auf Kosten des Bun­des abge­baut. Auf der Luit­pold­schu­le blieb noch eine Sire­nen­an­la­ge zurück, um bei einem Stör­fall im Flüs­sig­gas­la­ger des Spit­zen­last­heiz­kraft­wer­kes in der Cobur­ger Stra­ße die Bevöl­ke­rung war­nen zu kön­nen. Als die­ses Lager auf­ge­las­sen wur­de, wur­de die Sire­ne in der Fol­ge nicht wei­ter benö­tigt und ist mitt­ler­wei­le außer Betrieb.

Sind neue Warn­sy­ste­me angedacht?

Die städ­ti­sche Ver­wal­tung erar­bei­tet der­zeit einen Vor­schlag, wie wie­der eine flä­chen­decken­de Bevöl­ke­rungs­war­nung im Stadt­ge­biet auf­ge­baut wer­den kann. Dabei han­delt es sich um eine Zeit- und Maß­nah­men­pla­nung mit einer ersten Kosten­schät­zung. Sie soll als Grund­la­ge für die Anmel­dung von Haus­halts­mit­teln die­nen. Chri­sti­an Hin­ter­stein erklärt: „Die Stark­re­gen­kat­stro­phe in der Regi­on um Ahr­wei­ler ver­gan­ge­nes Jahr hat die Bedeu­tung einer Warn­in­fra­struk­tur deut­lich auf­ge­zeigt.“ Gleich­zei­tig betont er jedoch, dass im Stadt­ge­biet die Not­fall­alar­mie­rung der Ein­satz­kräf­te von Feu­er­wehr und Ret­tungs­dien­sten bis­lang immer sehr gut funk­tio­nie­re – unab­hän­gig von Sirenenanlagen.

Gibt es einen Ersatz für die Alar­mie­rung durch Sirenen?

Auch ohne Sire­nen­an­la­gen kön­nen zügig sehr vie­le Men­schen in Bam­berg im Ernst­fall erreicht wer­den. Eine lücken­lo­se War­nung ist mit den der­zeit zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­teln aber nicht her­zu­stel­len, aller­dings kön­nen dies auch Sire­nen nicht garan­tie­ren (Stich­wor­te: Iso­lier­glas­schei­ben, Kopf­hö­rer, taub­stum­me Men­schen). Als Sire­nen­er­satz kön­nen in der Stadt Bam­berg der­zeit sechs mobi­le Warn­an­la­gen ein­ge­setzt wer­den – dazu wer­den vier Feu­er­wehr­fahr­zeu­ge mit Durch­sa­ge­ver­stär­ker und Außen­laut­spre­cher genutzt und zwei wei­te­re Fahr­zeu­ge, auf die Laut­spre­cher­an­la­gen mon­tiert wer­den kön­nen (eine Anla­ge ist defekt und wird gera­de neu angeschafft).

Wie wer­den die Men­schen dar­über hin­aus alarmiert?

Es wer­den ver­schie­de­ne digi­ta­le Platt­for­men und Medi­en im Kata­stro­phen­fall für die rasche Wei­ter­ver­brei­tung der Infor­ma­tio­nen genutzt – und zwar:

  • Ver­öf­fent­li­chun­gen auf den städ­ti­schen Platt­for­men im Inter­net (Social­me­dia-Kanä­le, Home­page der Stadt Bamberg)
  • Eil­nach­rich­ten in den loka­len Medi­en (Inter­net-Por­ta­le, Rund­funk, Fernsehen)
  • (amt­li­che) Gefah­ren­durch­sa­gen im Rund­funk und Fern­se­hen über die Ein­satz­zen­tra­len der Polizei
  • Hin­wei­se über das modu­la­re Warn­sy­stem des Bun­des (MOWAS vS/​E), das aktu­ell die staat­li­che Warn­App Nina und wei­te­re pri­va­te Warn­Apps mit Warn­mel­dun­gen belie­fert. Nach den Pla­nun­gen des Bun­des sol­len über MOWAS in Zukunft auch wei­te­re Ver­brei­tungs­we­ge erschlos­sen wer­den (digi­ta­le Wer­be­ta­feln, DAB+-Radios, Navi­ga­ti­ons­ge­rä­te, Ver­kehrs­in­for­ma­ti­ons­sy­ste­me, In-Car-Com­pu­ter­sy­ste­me, Smar­te Later­nen, auf Wunsch Smart Home etc.).